Focus - 16.08.2019

(Sean Pound) #1
TITEL

Fotos: Sonja Och für FOCUS-Magazin, Science Photo Library (5), A1PIX (2), Uniklinikum Saarland

FOCUS 34/2019 77

M


eist bricht die Krankheit zwischen
dem 20. und dem 30. Lebensjahr
aus, etwa einer von 2000 Deutschen ist
betroffen. Die Hornhaut verformt sich
konisch (kegelförmig, s. Foto unten). Die
Ursache dafür ist unbekannt. Gene spielen
nur bei einem Teil der Fälle eine Rolle,
möglicherweise fördert eine mechanische
Belastung – etwa starkes Reiben der
Augen – das Fortschreiten. Die Hornhaut
ist der frontale Abschluss des Augapfels
und damit für die Lichtbrechung zustän-
dig. Betroffene sehen oft sehr verzerrt und
sind blendempfindlich (oben). In einem
frühen Stadium helfen Brillen und Kon-
taktlinsen. Auch diese Krankheit kann
minimalinvasiv behandelt werden. Drohte
Patienten lange als letztes Mittel eine
Hornhauttransplantation, setzen Augen-
chirurgen heute mithilfe des Femtosekun-
denlasers zunächst Ringsegmente oder
Ringe ein, die die Hornhaut stabilisieren
und so die Sehfähigkeit verbessern. Müs-
sen Ärzte doch eine Hornhauttransplan-
tation durchführen, greifen sie auf Spen-
derhornhäute zurück. Diese organisiert die
Deutsche Gesellschaft für Gewebetrans-
plantation, eine von mehreren Kliniken
getragene Institution. Im Jahr 2018 ver-
mittelte sie nahezu 3700 Augenhornhäu-
te zwischen verstorbenen Spendern und
Patienten. n

S


ie ist die häufigste Erblindungsursache
im höheren Alter, zwei Millionen Men-
schen in Deutschland leiden daran. Betrof-
fen von dem schleichenden Funktionsver-
lust ist jener Teil der Netzhaut namens
Makula, in dem sich der Punkt des
schärfsten Sehens befindet (Foto unten).
Die Makula hat einen Durchmesser von
1,5 Millimetern. Folglich ist das Zentrum des
Gesichtsfelds beim Geradeausblicken als
Erstes betroffen (Foto oben). Man unter-
scheidet zwischen trockener und feuchter
Makuladegeneration. Bei der weitaus
häufigeren, aber langsamer voranschrei-
tenden trockenen Form gibt es bislang
keine Behandlung, um die Krankheit zu
heilen. Forschungen bestätigen bei der
feuchten Makuladegeneration eine Wirk-
samkeit von Medikamenten, die intravi-
treal, also in den Glaskörper des Auges,
injiziert werden. Da es vor allem darum
geht, Gefäße zurückzudrängen, die zur
Makula sprießen, handelt es sich vorwie-
gend um Wachstumshemmer. Auch Laser
werden eingesetzt. Neben genetischen
Faktoren, dem Alter, einigen seltenen Ver-
giftungen und Grundkrankheiten gilt
Rauchen als ein wesentlicher Risikofaktor.
Sehtests auf Makuladegeneration präsen-
tieren meist Gitterraster. Nimmt jemand
die geraden Linien als gewölbt wahr, kann
das ein Hinweis auf die Erkrankung sein. n

Retinopathie


D


ie diabetische Retinopathie ist die
häufigste Erblindungsursache bei
Menschen im mittleren Alter. Typ-1-Dia-
betiker erkranken häufiger als Menschen,
die unter „Altersdiabetes“ leiden. Als Folge
der Stoffwechselstörung verschließen sich
Blutgefäße im Auge, gleichzeitig tritt Blut
aus, wodurch die Netzhaut, das Nerven-
geflecht im Augeninneren, Schaden
nimmt (Foto unten, oben ein typischer
Gesichtsfeldausfall). Mit präzisen Laser-
behandlungen vernarben Augenchirurgen
die bereits geschädigten Teile der Netz-
haut. Dadurch reduziert sich der Gesamt-
sauerstoffbedarf der Netzhaut, und die
gesunden Areale haben wieder mehr
Sauerstoff zur Verfügung. Einige Medika-
mente sind eine weitere Behandlungs-
option. Mittels moderner Instrumente
können hauchdünne Kanülen minimal-
invasiv ins Auge eingeführt werden. Mög-
lich ist auch der Einsatz winziger Implan-
tate, die die Wirkstoffe kontinuierlich
freigeben, sodass weniger Injektionen
nötig sind. Kommt es zu starken Einblu-
tungen in den fast vollständig aus Wasser
bestehenden Glaskörper des Auges, wird
dieser häufig entfernt. Heilbar ist die
diabetische Retinopathie nicht. Als beste
Vorsorge wie auch als beste Therapie gilt,
den Blutzucker unter Kontrolle zu halten
beziehungsweise ihn zu senken. n

Gefäße verschließen sich
Ein hoher Blutzuckerspiegel
setzt der Netzhaut zu

Keratokonus


Die Hornhaut wölbt sich
... und wird dünner. Die Seh-
schärfe nimmt langsam ab

Makuladegeneration


Das Sehzentrum degeneriert
Vor allem mit dem Alter wächst
die Erkrankungsgefahr

Vier Krankheiten, die das Augenlicht schwächen

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