Runner's World

(Jacob Rumans) #1

82 RUNNERSWORLD.DE • 7 / 2014


bleibt ein Marathon der Mitte, ge-
tragen von 14000 Marathonläufern,
6000 Staffelläufern und einem Pu-
blikum, das seinesgleichen sucht.
Unglaubliche 800000 Zuschauer
sollen offiziellen Angaben zufolge an
der Strecke mitgefiebert und -gefei-
ert haben. Viel mehr sind es an son-
nigen Tagen in Berlin auch nicht.
★ ★ ★
Siegfried Lindemann wollte eigent-
lich selbst laufen, jetzt steht er im
Publikum an den Landungsbrücken
in zweiter Reihe und wartet darauf,
dass seine Tochter vorbeiläuft. Eine
Erkältung verhinderte den 15. Ma-
rathon des Hamburger Wiederho-
lungstäters aus Osnabrück. Den
Grund für seine Treue liefert der
64-jährige Ex-Hamburger hanse-
atisch schnörkellos: „Hamburg ist
einfach der schönste Marathon!“ So
sehen es viele, nicht zuletzt aufgrund
des attraktiven Rundkurses, bei dem
alle wichtigen Sehenswürdigkeiten
der Stadt passiert werden.
Michael Schobert aus Nürnberg
ist Novize in Hamburg mit einem
klaren Ziel im Gepäck: Marathon in
3:30 Stunden. Trotz aller Ambitionen
und Konzentration aufs Ziel bleibt
auch ihm die tolle Stimmung nicht
verborgen: „Es gibt keinen Kilome-


FOTOS:NORBERT WILHELMI

01 Katharina Heinig lief mit
2:33:56 Stunden persönliche
Bestzeit. Damit blieb sie vier
Sekunden unter der B-Norm
für die Marathon-EM in Zürich

02 Marathonchef Frank Thaleiser
klatscht im Ziel den schnells-
ten deutschen Läufer, Julian
Flügel, nach seinem tollen
Marathondebüt ab

03 Der Amateur Yuki Kawauchi
verfehlte mit 2:09:36 Stunden
nur knapp seine Bestzeit. Der
japanische Publikumsliebling
lief in die Top Ten – trotz Jetlag

Platz, doch man erinnert sich im
Feld gern an den emotionalen Start
auf Hamburgs sündiger Meile zurück.
★ ★ ★
Für Julian Flügel war es nicht nur
der erste Hamburg-Marathon, son-
dern der erste Versuch über die Kö-
nigsdisziplin überhaupt. Und der
glückte: Nach 2:15:39 Stunden über-
querte der 28-jährige Vizemeister
über 10000 Meter als 14. die Ziel-
linie. Damit verfehlte er zwar die
Norm für die Europameisterschaft
Mitte August in Zürich um läppische
neun Sekunden, doch sein vielver-
sprechendes Debüt lässt für die Zu-

ter, an dem man nicht angefeuert
wird. Das positiv verrückte Publi-
kum ist der Wahnsinn!“ Zudem lobt
der 37-Jährige den Start an den Mes-
sehallen: „Durch die breiten Straßen
kann man vom Start weg im Renn-
tempo laufen.“ Erst letztes Jahr hat
man den Start von der Reeperbahn
ans Messegelände verlegt. Das schafft

01

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03

RUNNER’S
WORLD
ZEUGNIS

ORGANISATION
Tadellos! Das
großräumige und
wettergeschützte
Messegelände ist
perfekt per S- und
U-Bahn zu errei-
chen und der ideale
Startpunkt. Der
Ablauf war rei-
bungslos, 14 Star-
tergruppen ver-
hinderten Stau auf
der Strecke.

ATMOSPHÄRE
Das Hamburger
Publikum ist eine
Klasse für sich. Nur
die etwas frischen
Temperaturen und
vereinzelte Regen-
tropfen dämpften
die Stimmung der
800000 Zuschauer
ein bisschen.

STRECKE
Wunderschöner
Rundkurs, vorbei
an allen bedeuten-
den Sehenswürdig-
keiten der Stadt:
Reeperbahn, Elb-
philharmonie in der
Hafencity, Jung-
fernstieg, Alster.
Weitgehend flach,
asphaltiert und
bestzeitentauglich.

PREIS/LEISTUNG
2012 wurden die
Preise von 72 auf
faire56Euroge-
senkt; Spätbucher
müssen 76 Euro
zahlen. Dafür gibt’s
die üblichen Leis-
tungen: Pasta-
Party, Strecken-
bands, ausreichend
Wasser- und Ver-
pflegungsstationen.

kunft hoffen. Noch erfreulicher aus
deutscher Sicht war das Ergebnis
von Katharina Heinig, die im fünf-
ten Marathon die fünfte persönliche
Bestzeit aufstellte und mit 2:33:56
Stunden die EM-B-Norm erfüllte.
Der Streckenrekord war zu kei-
nem Zeitpunkt in Gefahr, dafür blies
der Wind etwas zu frisch durch die
Straßen der Stadt. Trotzdem zeigen
die Ergebnisse von Shumi Dechasa
(2:06:43 Stunden) und Georgina
Rono (2:26:47 Stunden), dass Ham-
burg bei den Siegerzeiten den Ver-
gleich mit den ganz schnellen Mara-
thons nicht zu scheuen braucht.
Und im nächsten Jahr feiert der
Hamburg-Marathon seinen 30. Ge-
burtstag – hoffentlich mit sonnigem
Jubiläumswetter. Aber so perfekt,
wie die Veranstaltung in diesem Jahr
organisiert war, dürfte da eigentlich
nichts schiefgehen.

MARATHON•HAMBURG
Startgeld56 bis 76 Euro/Infoswww.haspa-marathon-hamburg.de/Termin 201526. April/Bildergaleriewww.runnersworld.de/hamburg

ZIELLINIE
Im Fokus

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