Die Welt - 13.08.2019

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zwei Drittel von rund 140 auf knapp 50
Millionen Euro. Bei der Muttergesell-
schaft TÜV Süd AG stand nach 22,4 Mil-
lionen Euro Gewinn 2017 nun ein Ver-
lust von 117,3 Millionen Euro.
Hauptursache für den Ergebnisein-
bruch sind die Belastungen und Vor-
sorgemaßnahmen für das Unglück bei
der Eisenerzmine der Bergbaugesell-
schaft Vale in der Nähe der Ortschaft
Brumadinho. Der TÜV-Süd-Vorstand
räumt offen ein, dass konkret noch
nicht absehbar ist, wie hoch die Scha-
denbelastung letztlich werden könnte.
VVVor allem die Haftungsrisiken aus denor allem die Haftungsrisiken aus den
Umweltschäden könnten noch nicht
beziffert werden.
Intern seien verschiedene Szenarien
diskutiert worden. Einzelheiten sollen
aaaber nicht preisgegeben werden. Wei-ber nicht preisgegeben werden. Wei-
tergehende Angaben zu den Schätzun-
gen hinsichtlich der finanziellen Aus-
wirkungen durch die Höhe und Fällig-
keit von Rückstellungen und Eventual-
schulden würden nicht gemacht, heißt
es, „um die Ergebnisse möglicher Ver-
fffahren und die Interessen des Konzernsahren und die Interessen des Konzerns
nicht zu beeinträchtigen“.
AAAuf den TÜV Süd könnten weitereuf den TÜV Süd könnten weitere
Klagen zurollen. „Es sind im Zusam-

menhang mit der im Jahr 2018 abgege-
benen Stabilitätsbescheinigung Kla-
gen eingereicht und angedroht wor-
den, in denen Schadenersatzforderun-
gen geltend gemacht werden“, heißt
es. Der Prüfkonzern verweist auf eine
Besonderheit im brasilianischen
Recht. „Wir erachten weitere Klagen
gegen TÜV Süd als wahrscheinlich,
insbesondere da mögliche Anspruchs-
grundlagen kein Verschulden, sondern
nur Kausalität voraussetzen.“ Die Hö-
he der bisher eingereichten Schaden-
ersatzklagen wird nicht beziffert.
Der TÜV Süd rüstet jedenfalls bei den
Anwälten auf. Im Konzern werden allein
3 3 Millionen Euro Rückstellungen für
Rechtsverteidigungs- und Beratungs-
kosten gebildet. Die gesamten sonstigen
RRRückstellungen steigen um 81,5 Millio-ückstellungen steigen um 81,5 Millio-
nen Euro auf 101,3 Millionen Euro über-
wiegend durch Vorsorgen für verschie-
dene Haftungsrisiken sowie für techni-
sche Beratungs- und Rechtskosten, die
als Folge des Unglücks in Brasilien für
die nächsten Jahre erwartet werden.
WWWomöglich bekommt der TÜV Südomöglich bekommt der TÜV Süd
aaaber einen Ausgleich durch seine Versi-ber einen Ausgleich durch seine Versi-
cherungen. Wörtlich heißt es im Ge-
schäftsbericht: „Ein möglicher Erstat-

V


or gut einem halben Jahr
brach der Staudamm einer
Eisenerzmine in Brasilien.
Schätzungsweise 300 Men-
schen kamen unter den ge-
waltigen Wasser- und Schlammmassen
ums Leben. Hinzu kommen Sachschä-
den und immense Umweltschäden. Jetzt
zeigen sich die ersten finanziellen Spu-
ren in der Bilanz des großen deutschen
Prüfkonzerns TÜV Süd, der eigentlich
fffür Sicherheit sorgen soll. Dessen Brasi-ür Sicherheit sorgen soll. Dessen Brasi-
lien-Tochter in São Paulo hatte nämlich
nur vier Monate vor der Katastrophe die
Stabilität des Damms bescheinigt.

VON GERHARD HEGMANN

Ohne jede eigene Mitteilung hat der
TÜV Süd jetzt klammheimlich seinen

hne jede eigene Mitteilung hat der
ÜV Süd jetzt klammheimlich seinen

hne jede eigene Mitteilung hat der


Geschäftsbericht für 2018 ins Internet
gestellt. In dem Dokument zeigen sich
erste Spuren, wie tief greifend die Fol-
gen des Unglücks für den TÜV Süd sind


  • und wie er sich womöglich aus der Af-
    fffäre ziehen könnte. äre ziehen könnte.
    WWWährend der Umsatz um drei Prozentährend der Umsatz um drei Prozent
    auf 2,5 Milliarden Euro zulegte, brach
    das Ergebnis drastisch ein. Der Jahres-
    überschuss des Konzerns sank um fast


tungsanspruch aus Versicherungsleistun-
gen konnte noch nicht erfasst werden.“
Zwischen den Zeilen deutet der
TÜV Süd an, wie er sich der Risiken
von Schadenersatzzahlungen aus dem
Dammbruch entledigen könnte – in-
dem er die Zahlungen an die Brasilien-
Tochter einstellt. Der Fortbestand der
Brasilien-Tochter TÜV SÜD Bureau
sowie deren direkter Gesellschafterin
TÜV SÜD SFDK Laboratório de Anál-
ise de Produtos Ltda., São Paulo, „ist
bedroht, falls diese Gesellschaften für
die Schäden aus dem Dammbruch
haftbar gemacht werden und keine zu-
sätzliche finanzielle Unterstützung
seitens der Gesellschafter erfolgen
wwwürde“, heißt es. Auch die Wirt-ürde“, heißt es. Auch die Wirt-
schaftsprüfer von KPMG verweisen in
ihrem Testat auf die Unsicherheit über
den Fortbestand der Brasilien-Töchter.
Deren Firmenwert hat der TÜV Süd
ohnehin komplett abgeschrieben. Eine
Pressekonferenz, bei der vom TÜV-
Süd-Vorstand die Jahresergebnisse er-
läutert werden, gibt es im Unterschied
zu den Vorjahren nicht. Diese Ent-
scheidung sei schon vor dem Brasilien-
Unglück getroffen worden, erklärte
ein Unternehmenssprecher.

Schätzungsweise 300 Menschen kamen
ums Leben, als der Staudamm einer
Eisenerzmine nahe Brumadinho brach

G

ETTY IMAGES

/ PEDRO VILELA

Fiasko für


TÜV-Süd


Prüfkonzern hatte die


Stabilität eines


gebrochenen Staudamms


in Brasilien bescheinigt.


Das kostet jetzt Millionen


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13.08.19 Dienstag, 13. August 2019DWBE-HP



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DIE WELT DIENSTAG,13.AUGUST2019 WIRTSCHAFT 11


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D


ie US Navy geht zurück ins
Analog-Zeitalter – zumindest
auf den Brücken ihrer mo-
dernsten Kriegsschiffe. Denn eine In-
novation der letzten Jahre, die in zivi-
len Fahrzeugen längst als selbstver-
ständlich gilt, hat sich als fatal erwie-
sen und wird nun ausgetauscht gegen
ältere Technik.

VON BENEDIKT FUEST

Das ist das Ergebnis einer neu vor-
gelegten Unfalluntersuchung, die sich
mit einer Kollision vor knapp zwei
Jahren beschäftigt: Am 21. August
2017 um fünf Uhr morgens herrscht
auf der Brücke des Zerstörers „USS
John S. McCain“komplette Konfusi-
on. Das Kriegsschiff der Arleigh-Bur-
ke-Klasse der US Navy ist in der Stra-
ße von Singapur Richtung Westen un-
terwegs und überholt gerade den
Tanker „Alnic MC“, als die Brücken-
wache die Kontrolle über die Steue-
rung des Zerstörers verliert.
Ruderkommandos werden gerufen,
aber nicht ausgeführt, zeitweise ist
den Offizieren nicht einmal klar, von
welchem Brücken-Arbeitsplatz aus
das Schiff gerade gesteuert wird. Die
„McCain“ bricht nach Backbord, also
nach links, aus und gerät in den Weg
des ungleich größeren Tankers. Der
rammt die „McCain“, zehn Seeleute
sterben an Bord des Kriegsschiffs, 48
weitere werden verletzt. Nun, knapp
zwei Jahre später, legt die zivile Un-
tersuchungsbehörde National Trans-
portation Safety Board den Unfallun-
tersuchungsbericht vor, das Ergebnis:
Die Offiziere und Mannschaften auf
der Brücke der „McCain“ waren von
den Touchscreens der modernen
Glas-Brücke der „McCain“ schlicht
überfordert. Denn auf der Brücke der
Arleigh-Burke-Lenkwaffenzerstörer
gibt es gleich mehrere Steuerstände,
und laut Unfallbericht war zum Zeit-
punkt des Unfalls nicht klar sichtbar,

von wo aus die Maschinen des Schiffs
mit Kommandos versorgt wurden.
Als Konsequenz aus dem Unfall
wird die US Navy nun so schnell wie
möglich die Touchscreen-Steuerung
der Schiffe wieder durch traditionel-
lere manuelle Schubkontrollen er-
setzen. Das berichtet die Fachpubli-
kation „USNI News“mit Berufung
auf Navy-Quellen. Damit folgen die
VVVerantwortlichen Forderungen auserantwortlichen Forderungen aus
der Flotte, die die neuen Touchs-
creen-Kontrollen als zu kompliziert
beschreiben. Der Unfallbericht des
NTSB zeigt genau auf, was auf der
Brücke der „McCain“ so katastro-
phal schiefgelaufen ist: Die Brücken-
crew war zum Zeitpunkt der Kollisi-
on bereits zu lange im Dienst und
übermüdet. Zudem hatten die Wach-
habenden einen eigentlich nur für
Notfälle gedachten direkten Steuer-
modus aktiviert, der Computerhilfen
deaktivierte.
Im Notmodus jedoch akzeptierten
die Systeme des Schiffes Steuerein-
gaben von jeder der drei Steuerkon-
solen auf der Brücke gleichzeitig. Als
dann während des Überholvorgangs
auf den Touchscreens der drei Steu-
erstände unterschiedliche Steuerbe-
fehle zur gleichen Zeit eingegeben
wurden, verloren die Offiziere auf
der Brücke komplett den Überblick
darüber, welchen Befehlen das Schiff
gerade folgte.
Als Konsequenz daraus sollen nun
wieder manuelle Schubhebel einge-
baut werden, die auf einen Blick er-
kennen lassen, welche Maschinen-
kommandos gerade anliegen. Zudem
sollen die Instrumenten- und Naviga-
tionsanzeigen auf der Brücke kom-
plett überarbeitet werden. Das AIS-
System war nicht in die Brückensy-
steme integriert, aber nur wenn das
der Fall ist, kann es vor drohenden
Kollisionen warnen. Bei zivilen
Frachtern ist eine solche Integratio-
nen bereits Standard.

US-Navy schafft Steuerung


per Touchscreen ab


Auslöser war Unfall der „USS John McCain“ mit Tanker


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