Die Welt - 13.08.2019

(nextflipdebug5) #1
Anna Mierzejewska,27 Jah-
re alt, ist bekennende Fe-
ministin, was in Polen zu-
mindest eine Auffälligkeit
ist. Dass sie in ihrem
Alter die Chefredak-
tion übernommen
hat, hat viele in der
Branche erstaunt –
vor allem sie selbst.
Sie ist Absolventin
einer angesehenen
polnischen Journa-
listenschule. Das
Magazin möchte sie
völlig umkrempeln

Zur Person


In dem konservativen und religiösen Land führt nun eine


junge Feministin das Männermagazin. Und öffnet es


auch für Frauen und Schwule


D


er große Busbahnhof in
WWWarschaus Westen istarschaus Westen ist
schon etwas in die Jahre
gekommen. Der Putz
bröckelt vom Eingangs-
gebäude, einige Fenster sind notdürf-
tig mit Tüchern zugehangen. Der
Asphalt ist an etlichen Stellen aufge-
rissen, und ohnehin ist die gesamte
Nachbarschaft alles andere als einla-
dend. Seit Jahren werden in den Be-
hörden Pläne diskutiert, den alten
Bahnhof aufzuhübschen und das Vier-
tel attraktiver zu machen. Passiert ist
bisher wenig. Gegenüber jedoch wur-
de ein modernes Bürohaus hochgezo-
gen, das „West Station“. Mit seiner
Glasfassade passt es zwar nicht in die
Nachbarschaft. Dafür aber spiegelt es
den Willen zur Veränderung – nach
außen und innen.

VON PHILIPP FRITZ
AUS WARSCHAU

AAAusgerechnet in einer Redaktion inusgerechnet in einer Redaktion in
diesem Gebäude in diesem abgeschie-
denen Stadtteil Warschaus nämlich
wird gerade eine Weltmarke neu er-
fffunden: der „Playboy“. Vor einigenunden: der „Playboy“. Vor einigen
WWWochen erst bekam die polnische Aus-ochen erst bekam die polnische Aus-
gabe des Männermagazins – bekannt
fffür barbusige Frauen auf seinem Co-ür barbusige Frauen auf seinem Co-
ver – eine neue Chefredakteurin.
Anna Mierzejewska ist 27 Jahre alt
und eine bekennende Feministin. Sie
will das Heft für hetero- und homose-
xuelle Frauen öffnen und das Verhält-
nis zwischen den Geschlechtern neu
verhandeln. Nackte Brüstehat sie so-
fffort vom Cover verbannt.ort vom Cover verbannt.
1 953 gründete der Amerikaner Hugh
Hefner den „Playboy“. Das dazugehö-
rige Unternehmen Playboy Enterpri-
ses ließ in seiner Hochphase in etli-
chen Ländern Lizenzausgaben mit
dem berühmten Hasen-Logo in ver-
schiedenen Sprachen rausgeben. Das
ist lange her, Hefner ist tot, und die
Zeiten sind andere. Der Hase wurde
zumindest in Polen verworfen. Wer
sich heute nackte Frauenkörper anse-
hen möchte, braucht lediglich einen
Internetzugang. Viel Geld für ein
Hochglanzmagazin muss niemand
mehr ausgeben. Weltweit ging auch
die Auflage des „Playboy“ zurück. In
Polen liegt sie monatlich derzeit bei
2 4.000 Exemplaren.
Mierzejewska soll nun eine Neuaus-
richtung wagen – in einem Land, in
dem viele Männer Vaterschaftsurlaub
als Eingeständnis von Schwäche emp-
fffinden und sich für ihren Sportwageninden und sich für ihren Sportwagen
nicht gerade schämen. Die Rollenbil-
der sind klassisch und Männer gern
männlich. Entsprechend verständnis-
los fallen viele Reaktionen auf die ers-
ten beiden Ausgaben aus, die Mierze-
jewska verantwortet. So schrieb ihr
ein langjähriger Leser etwa, dass das
Magazin in seiner jetzigen Form an
„politische Agitation neomarxisti-
scher Strömung“ erinnere und dann
auch noch in Verbindung mit einer
„„„Vermarktung widerwärtiger sexuellerVermarktung widerwärtiger sexueller
AAAbweichungen“.bweichungen“.
Zeilen wie diese erinnern an die
Rhetorik der nationalkonservativen
Regierungspartei Recht und Gerech-
tigkeit (PiS), die seit 2015 in Polen mit
absoluter Mehrheit regiert. Immer
wieder fallen ihre Mitglieder mit
schrillen homophoben Aussagen auf,

sprechen von einer „LGBT-Ideologie“,
die polnische Kinder bedrohe; ein re-
gierungsnahes Magazin legte kürzlich
einer seiner Ausgaben Aufkleber mit
der Aufschrift „LGBT-freie Zone“ bei.
In dieser politisch aufgeheizten
Stimmung kam es im Juli dieses Jahres
zu mehreren gewalttätigen Übergrif-
fffen auf Teilnehmer eines Pride-Mar-en auf Teilnehmer eines Pride-Mar-
sches für sexuelle Vielfalt in der ost-
polnischen Stadt Bialystok. Der Vor-
fffall machte auch international Schlag-all machte auch international Schlag-
zeilen. Die PiS propagiert zudem ein
traditionelles Familienbild und möch-
te Abtreibungen nur in extremen Aus-
nahmen zulassen. Polen verfügt be-
reits über eines der strengsten Abtrei-
bungsgesetze in Europa.
Mierzejewska hat all das im Hinter-
kopf und empfindet es deswegen als
umso wichtiger, dass sie mit dem neu-
en „Playboy“ für Selbstbestimmung
und sexuelle Freiheit steht. Dabei

lässt sie sich nicht beirren. Kritik
nimmt sie sportlich, nicht nur die von
Anhängern der PiS, sondern auch sol-
che von Frauen, die ihr vorwerfen,
VVVerrat am Feminismus zu üben, weilerrat am Feminismus zu üben, weil
sie angeblich einer chauvinistischen
Männermarke Akzeptanz verleihe.
„Ich kriege schließlich auch lobende
Zuschriften“, sagt sie, nach eigener
AAAussage selbst langjährige „Playboy“-ussage selbst langjährige „Playboy“-
Leserin, trotzig. Sie schiebt ihren
XXL-Kaffeebecher von einer Hand in
die andere. Sie hat nur wenig Zeit,
schließlich stecke sie augenblicklich in
der Produktion ihrer dritten Ausgabe.
Die Chefredakteurin sitzt in einem
Konferenzraum in der polnischen
Zentrale der Marquard Media Gruppe
im Glashaus gegenüber vom Busbahn-
hof. Das Schweizer Medienunterneh-
men gibt hier gleich mehrere Life-
style-Magazine raus, unter anderem
auch das bekannte „Esquire“. Mierze-

jewska war bereits im Verlag beschäf-
tigt, bevor sie ihre aktuelle Stelle an-
trat. „Ich hatte großen Respekt vor
der Position. Ich dachte, ich sei zu
jung dafür“, erzählt sie.
Das Angebot habe sie dann aber zu
sehr gereizt, als dass sie es hätte ab-
lehnen können. Immerhin habe sie
jetzt die Chance, Frauen abzubilden,
wie sie wirklich sind. In ihrer ersten
AAAusgabe etwa zeigte sie die schwange-usgabe etwa zeigte sie die schwange-
re Schauspielerin Michalina Olszans-
ka-Rozbicka, in der zweiten geben
Frauen Interviews zu Themen wie
weibliche Sexualitätoder berichten
von ihrer Karriere als Boxerin.
Dass das berühmte Cover-Girl nun
nicht mehr Brust zeigt, ist also nicht
die einzige Veränderung. Die neue
Schrift oberhalb des „Playboy“-Logos
steht gleichsam für einen polnischen
Kinoklassiker wie auch für den päda-
gogischen Anspruch des Magazins:
„Seks. Misja“, zu Deutsch „Sexmissi-
on“. Sexualität ist eben auch weib-
lich, das sollen polnische Männer und
die Regierungspartei verstehen. Da-
mit sie das tun, werden die „Play-
boy“-typischen Männerthemen ab
jetzt eben aus einer weiblichen Per-
spektive erzählt.
Gänzlich hat Mierzejewska dann
aber doch nicht mit der alten Männer-
marke gebrochen. Beiträge über Autos
sind weiterhin drin, beim Durchblät-
tern findet sich Werbung für Grillzu-
behör und Drohnen, und es gibt pro
AAAusgabe mindestens zwei Fotostre-usgabe mindestens zwei Fotostre-
cken mit Models, wie aktuell mit der
in Berlin lebenden Polin Nicole Gre-
gorczuk, oder Prominenten – und ja,
auch nackte Haut, ein Model zeigt gar
Brust. Aber das steht eben nicht mehr
im Vordergrund. Auch hält Mierze-
jewska nicht an jeder Idee fest. Die
Witze zum Beispiel hat sie nach Be-
schwerden von Lesern wieder ins Heft
genommen. „Es sind doch nur Witze“,
sagt sie schulterzuckend.
Dieser Spagat verärgert sowohl un-
ffflexible Männer als auch lexible Männer als auch Feministin-
nen, denen die Abbildung weiblicher
Körper grundsätzlich missfällt. Pral-
len hier ein alter und ein neuer Femi-
nismus aufeinander? Mierzejewska
verweigert sich diesen Begriffen. „Alle
Feministinnen haben gemeinsame
Ziele“, sagt sie. „Das sind Gleichbe-
rechtigung und Gleichstellung.“
Ob es genug Leser gibt, die davon
angesprochen werden und die sich
zwischen jenen Empörungsenden be-
fffinden, lässt sich nach zwei Ausgabeninden, lässt sich nach zwei Ausgaben
nicht sagen. Tatsächlich aber setzt
Mierzejewska einen Kurs fort, den der
„Playboy“ bereits genommen hatte:
Das Magazin gilt seit jeher als ästhe-
tisch anspruchsvoll, nicht als bloßes
Sexheft. In Polen wurden vor der Ägi-
de der neuen Chefin bereits lange Aus-
landsreportagen oder Interviews pu-
bliziert.
Es ist indes Mierzejewska, die dem
„Playboy“ endgültig die Aura des An-
rüchigen nimmt. Niemand soll sich
mehr schämen müssen, das Magazin
in einem Café oder der Straßenbahn
zu lesen – egal ob Mann oder Frau.
Noch sieht man in Warschau keine
Menschen mit dem „Playboy“ unter
den Arm geklemmt durch die Straßen
oder über die Plätze spazieren. Verste-
cken muss sich nun aber gewiss nie-
mand mehr.

Notwendige Recherche: Unser Autor Philipp Fritz liest im Café die neueste Ausgabe des „Playboy“


PHILLIP FRITZ (2)

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13.08.19 Dienstag, 13. August 2019DWBE-HP



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DIE WELT DIENSTAG,13.AUGUST2019 POLITIK 7


F


red Trump junior war groß und
blond, ein Foto zeigt einen gut
aussehenden jungen Mann am
WWWasser, in einem weißen T-Shirt, lä-asser, in einem weißen T-Shirt, lä-
chelnd, mit einer kessen Tolle. Er galt
als fröhlich, sportlich, von Freunden
umgeben. Einer, der das Leben liebte,
auf dem Campus seiner Universität als
ein solcher bekannt war, als einer, der
Sportwagen fuhr, Boote steuerte und
sich schon einmal am örtlichen Flug-
hafen ein Flugzeug auslieh.

VON DANIEL FRIEDRICH STURM
AUS WASHINGTON

AAAber Fred Trump junior, genanntber Fred Trump junior, genannt
Freddy, wurde nicht alt. Der älteste
Bruder des heutigen amerikanischen
Präsidenten starb am 26. September
1 981 in einem Krankenhaus im New
YYYorker Stadtteil Queens im Alter vonorker Stadtteil Queens im Alter von
4 2 Jahren. Offizielle Todesursache:
Herzinfarkt.
Fred Trump junior war viele Jahre
zuvor dem Alkohol verfallen, ein
schwerer Trinker, dessen Leben sich
zusehends verdüsterte. Sein Lebens-
traum, nämlich Pilot zu werden, zer-
schlug sich. Vor allem aber: Sowohl
VVVater ater Fred Trump seniorals auch der
jüngere Bruder Donald drängten ihn,

das zweitälteste von fünf Kindern und
den ältesten Sohn, in das Familienun-
ternehmen einzusteigen. Gegen sei-
nen Willen.
Nun wird es stets Spekulation blei-
ben, inwieweit dieser Druck zu Fred
juniors Alkoholismus führte und ob er
am Ende seinen frühen Tod ausgelöst
hat. Umso bemerkenswerter ist, wie
sehr Sucht und Tod seines Bruders
den heutigen Präsidenten Donald
Trump umtreiben. Und dass er über
dieses Thema sogar mit der ihm ver-
hassten „Washington Post“ redet.
Über den Verlust seines Bruders
zeige Donald Trump ein ungewöhnli-
ches Gefühl, nämlich Reue, über-
schreibt die „Post“ ihren langen Text
über Fred Trump junior. Der Präsident
hat schon mehrfach seinen Kampf ge-
gen Drogenmissbrauch und Alkohol-
sucht mit dem Schicksal seines Bru-
ders begründet. Donald Trump rührt
keinen Alkohol an, trinkt stattdessen
lieber Cola light.
„Ich bedaure, ihn unter Druck ge-
setzt zu haben“, sagt der Präsident
nun über die Beziehung zu seinem äl-
testen Bruder. Fred junior habe nie
das Familienunternehmen führen wol-
len, „das war einfach nicht sein Ding“.
Trump gesteht ein, gemeinsam mit

seinem Vater einen „doppelten
Druck“ auf Fred ausgeübt zu haben, so
sagt er es jetzt der „Washington Post“.
Fred Trump junior wird immer wie-
der als Gegenteil seines Bruders ge-
schildert: eher ein Mann der leisen Tö-
ne, lustig, scherzend. Donald Trump
selbst sagte einmal im Sender CNN,
sein Bruder sei „ein viel netterer Typ“
als er gewesen.
In einem vornehmen Haus in einem
Viertel von Queens namens Jamaica
wuchsen die fünf Trump-Geschwister
auf: Maryanne, Fred junior, Elizabeth,
Donald und Robert. Als Fred das El-
ternhaus verließ, um zur Uni zu ge-
hen, war Donald zehn Jahre alt.
Das Uni-Leben gefiel Fred junior, er
trat einer Studentenverbindung na-
mens Sigma Alpha Mu bei, suchte die
Unabhängigkeit von seinem herrsch-
süchtigen Vater. Kommilitonen und
Freunde beschreiben ihn noch heute
als freundlich, fröhlich, als eine Art
Sonnenschein. Allgemeiner Tenor, im-
mer wieder: Fred junior war ganz an-
ders als Donald. Im Jahr 1962 heiratete
er Linda Lee Clapp, eine Flugbegleite-
rin. Mit der Freiheit über den Wolken
hatte es Fred junior. Er wollte unbe-
dingt Pilot werden, bei der damaligen
Fluggesellschaft TWA, einem Unter-

nehmen mit Weltruf. Im Jahr 1964 be-
gann er die Pilotenschule, flog als Co-
Pilot. Drei Piloten, mit denen Fred
Trump junior flog, beschreiben ein
halbes Jahrhundert später seinen zu-
nehmenden Alkoholismus.
Annamaria Forcier, eine Freundin
und Nachbarin, führt seine Sucht auf
den Druck zurück, in die Immobilien-
fffirma der Trumps einzusteigen – stattirma der Trumps einzusteigen – statt
den Lebenstraum Pilot zu verwirkli-
chen. Forcier berichtet, wie Donald
seinen Bruder angebrüllt und ein ge-
meinsames Abendessen Türen knal-
lend verlassen habe. Trump sagt heu-
te, er wisse nicht, ob sie gestritten hät-
ten. Er habe Fred junior die Arbeit in
dem Unternehmen schmackhaft ma-
chen wollen. Erfolglos.
Fred junior hingegen versuchte sein
eigenes berufliches Glück, eher erfolg-
los, bis er 1966 dann doch begann, für
das Familienunternehmen zu arbei-
ten. Doch dort galt sein Bruder Donald
längst als der starke Mann. Immer
mehr verfiel Fred junior dem Alkohol.
Hätte er nur damals schon von der
Existenz der Anonymen Alkoholiker
gewusst, macht sich ein damaliger
Freund aus dem Studium noch heute
VVVorwürfe. Fred junior trank weiter, lagorwürfe. Fred junior trank weiter, lag
im Krankenhaus, wurde schwermütig,

ließ sich scheiden. Donald hingegen
übernahm 1971 offiziell die Führung
des Konzerns, den er kurz darauf in
Trump Organization umbenennen
sollte. Nach dem Tod von Fred junior
1 981 fürchtete sein jüngerer Bruder,
selbst der Alkoholsucht zu verfallen,
und mied seitdem jeden Drink.
WWWenn er mit dem Trinken begonnenenn er mit dem Trinken begonnen
hätte, sagt Donald Trump der „Washing-
ton Post“, dann sei es gut möglich, dass
er dieses Interview gar nicht geben könn-
te. Die Botschaft: Wer weiß, ob ich dann
üüüberhaupt noch leben würde? Trotz allerberhaupt noch leben würde? Trotz aller
Angst vor dem Alkohol erwarb Trump
2 011 ein Weingut in Virginia, das heute
seinen Namen trägt. Die Weine werden
unter anderem im „Trump Hotel“ in der
Hauptstadt Washington angeboten.

Fred Trump senior, der Patriarch,
starb 1999, also 18 Jahre nach seinem
gleichnamigen Sohn. Es folgte ein ju-
ristischer Kampf zwischen der Familie
und der von Fred Trump junior. Des-
sen Sohn Fred Trump III erhielt zwar
Zahlungen der Familie Trump, unter
anderem für seinen schwer kranken
Sohn William. Der aber verklagte im
Jahr 2000 diverse Familienmitglieder,
fffühlte sich um seine rechtlichen An-ühlte sich um seine rechtlichen An-
sprüche gebracht. Donald Trump und
sein Bruder Robert verwiesen auf ihre
Zahlungen „aus der Güte unseres Her-
zens“. Man schloss einen Vergleich.
Der Tod seines Bruders, sagte Do-
nald Trump schon wenige Jahr später,
habe sein Leben stark beeinflusst. In
einem CBS-Interview 1990 sagte er,
vielleicht sei es die Schuld von ihm
selbst und seinem Vater gewesen,
Fred junior in das Unternehmen zu
drängen, wo er dies doch nicht gewollt
habe. Heute, sagt der amerikanische
Präsident, verstehe er „viel, viel bes-
ser“, was damals geschehen sei. Er
versteht seinen Kampf gegen die Ab-
hängigkeit von Alkohol und Drogen
als die Lektion, die er gelernt habe. Er
wisse nicht, ob er das auf diese Weise
täte, „hätte ich nicht die Erfahrung
mit Fred gemacht“.

TTTrumps Familiengeheimnis um den frühen Tod seines Brudersrumps Familiengeheimnis um den frühen Tod seines Bruders


Der US-Präsident spricht in einem Interview über Fred Junior, der alkoholabhängig war – und lässt dabei ungewohnte Selbstkritik erkennen


ICH BEDAURE,


IHN UNTER DRUCK


GESETZT ZU HABEN


DONALD TRUMP über seinen Bruder

,,


Polens „Playboy“


wird jetzt seriös


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