Die Welt - 13.08.2019

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Installierte Heizungsanlagen in Deutschland


*nicht berücksichtigt: ca. �,� Millionen Solarthermie-Anlagen, Quelle: BDH Köln

Zentrale Wärmeerzeuger ���� in Millionen Stück* (Schätzung)


Gas-Kessel
(Heizwert)
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Öl-Kessel
(Heizwert)
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Wärme-
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Biomasse-
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Verbraucherpreis für leichtes Heizöl


Quelle: Statista /Statistisches Bundesamt

Im Durchschnitt in Cent pro Liter



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CO- Einsparpotenziale im Gebäudebestand


Quelle: BDH

 

Angaben in Millionen Tonnen CO


Klimaschutzplan
der Bundesregierung
�� % CO-Einsparung

Effizienz und
erneuerbare
Energien
Modernisierung
von �� Mio.
Heizungen

Absenkung des
Wärmebedarfs
Dämmung
und Fenster

Einsparung über:





























Verkaufte Heizungsanlagen seit ����


Quelle: BDH Köln

Anteil am Absatz von Wärmeerzeugern in Prozent Öl-Heiz-
wertkessel

Öl-Brenn-
wertkessel

alle anderen
Anlagetypen

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D


ie deutsche Heizungsindus-
trie reagiert positiv auf die
Vorschläge der CDU-Vorsit-
zenden Annegret Kramp-
Karrenbauer, steuerliche Anreize für Ef-
fizienzinvestitionen im Gebäude einzu-
führen. „Wir fordern seit Langem at-
traktive und unbürokratische Anreize
für Investoren“, sagte Andreas Lücke,
Hauptgeschäftsführer des Bundesver-
bandes der Deutschen Heizungsindus-
trie (BDH).

VON DANIEL WETZEL

Allerdings beurteilt der BDH den zu-
sätzlichen Vorschlag einer Abwrackprä-
mie für Ölheizungen zurückhaltender.
„Steuerliche Anreize sind technologie-
offene Förderungen, eine Abwrackprä-
mie hingegen nicht“, sagte Lücke. Sollte
die Politik aber tatsächlich eine Ab-
wrackprämie vorsehen, so müssten
nach Meinung des BDH nicht nur Ölhei-
zungen, sondern auch veraltete Gashei-
zungen einbezogen werden: „Es gibt
sehr viel mehr ineffiziente veraltete
Gaskessel als alte Heizölkessel.“
Kramp-Karrenbauer hatte in einem
Gastbeitrag für WELT AM SONNTAG
eine klimapolitische „Entlastungsoffen-
sive“ in Aussicht gestellt: „Dazu gehö-
ren unter anderem eine steuerliche Sa-
nierungsförderung und eine Abwrack-
prämie für Ölheizungen.“
„Wir haben immer gesagt, dass wir
steuerliche Anreize für das beste Instru-
ment halten, den Sanierungsstau im
Heizungskeller aufzulösen“, sagte Lü-

cke. Wenn die Politik jetzt zusätzlich
eine Abwrackprämie ausschütten wolle,
„dann muss es richtig gemacht werden“.
So befürchtet etwa das installierende
Handwerk, dass die Ankündigung der
CDU-Vorsitzenden erst einmal zu At-
tentismus, also Investitionszurückhal-
tung führt. „Wir haben erlebt, dass die
Politik die Möglichkeit einer Abwrack-
prämie immer mal wieder thematisiert,
aber nie konsequent umgesetzt hat“, er-
klärte Frank Ebisch, Sprecher des Zen-
tralverbands Sanitär Heizung Klima
(ZVSHK): „Das hat bei den modernisie-
rungswilligen Anlagenbesitzern ver-
ständlicherweise eher dazu geführt, den
Heizungstausch gar nicht vorzunehmen
und abzuwarten.“
Hersteller und Handwerk sind sich
zudem darüber einig, dass eine Ab-
wrackprämie deutlich weiter gefasst
sein sollte: „Eine reine Fixierung auf

den Energieträger Öl ergibt dabei kei-
nen Sinn“, sagte Ebisch. „Es sollte eine
Abwrackprämie für alte Heizungen
sein“, erklärte auch BDH-Chef Lücke:
„Es gibt sehr viel mehr ineffiziente alte
Heizwertgaskessel als alte Ölkessel.“
Gleichwohl herrscht in der Branche
auch Einigkeit, dass die Politik den
Klimaschutz im Gebäudebereich drin-
gend anschieben muss. So macht die
Raumwärme und Warmwasserbereit-
stellung fast ein Drittel des gesamten
deutschen Energieverbrauchs aus.
VVVon den 20,7 Millionen Wärmeerzeu-on den 20,7 Millionen Wärmeerzeu-
gern im Gebäudebestand ist aber
mehr als die Hälfte der „Heizwertge-
räte“ nicht mehr auf dem neuesten
technischen Stand. Das Potenzial für
Energie- und CO 2 -Einsparung ist ent-
sprechend groß.
Fraglich ist aber, ob das politisch ge-
wwwünschte Aus für den Ölkessel wirklichünschte Aus für den Ölkessel wirklich
den schnellsten Klimaschutzeffekt
bringt. Zwar ist es richtig, dass jede vierte
Heizung in Deutschland eine Ölheizung

ringt. Zwar ist es richtig, dass jede vierte
eizung in Deutschland eine Ölheizung

ringt. Zwar ist es richtig, dass jede vierte


ist und dass von den 5,5 Millionen Anla-
gen 4,8 Millionen nicht auf dem neuesten
Stand der Brennwerttechnik sind. Doch
richtig ist auch, dass viele Ölheizungen
im ländlichen oder kleinstädtischen Be-
reich installiert sind, wo es vielfach ein-
fffach keine Gas- oder Fernwärmeleitun-ach keine Gas- oder Fernwärmeleitun-
gen gibt. Hier stellt sich die Frage, durch
was die abgewrackten Ölheizungen ei-
gentlich ersetzt werden sollen. Nach An-
gaben des Instituts für Wärme und Oel-
technik (IWO) in Hamburg liegt
„mindestens die Hälfte der Ölheizungen

echnik (IWO) in Hamburg liegt
mindestens die Hälfte der Ölheizungen

echnik (IWO) in Hamburg liegt


jenseits der Gasnetze“.


„Holzpelletanlagen können sicherlich
einige der alten Ölheizungen ersetzen,
längst aber nicht alle“, gab Lücke zu be-
denken. Der Geschäftsführer des Deut-
schen Energieholz- und Pellet-Verban-
des (DEPV), Martin Bentele, hält einen
größeren Beitrag der Pellettechnik aber
für möglich: „Deutschland hat das mei-
ste Holz in Europa“, sagte er WELT.
„Gerade jetzt haben wir einen Anreiz,
das Holz aus dem Wald zu holen, um es
dem Borkenkäfer zu entreißen.“
Ebenfalls können Wärmepumpen alte
Ölheizungen ersetzen, allerdings setzt
dies vielfach umfangreiche Sanierungs-
maßnahmen an der Gebäudehülle vor-
aus, so Lücke. Die Kosten dafür könnten
mehrere Zehntausend Euro betragen.
Das dürfte nicht wenige Investoren ab-
schrecken, Bestandsgebäude mit Wär-
mepumpen nachzurüsten. Ganz wichtig
sei es, im Falle einer Abwrackprämie
nicht nur den Heizkessel zu ersetzen,
sondern die gesamte Heizungsanlage zu
optimieren, damit die Effizienzpoten-
ziale und CO 2 -Minderungspotenziale
wirklich gehoben werden.
Angesichts der Unzulänglichkeiten
im Einzelnen plädiert der Bundesver-
band der Energie- und Wasserwirt-
schaft (BDEW) für ein Mosaik aus ver-
schiedenen Technologien: Wenn mehr
als die Hälfte aller Ölheizungen „im gas-
berohrten Gebiet“ liege, bedeute dies
immerhin, „dass mindestens 2,1 Millio-
nen dieser Gebäude schnell und unkom-
pliziert mit einer Gasheizung moderni-
siert werden könnten, weitere 510.
Gebäude ließen sich ans Fernwärme-

netz anschließen“, sagte BDEW-Haupt-
geschäftsführer Stefan Kapferer. Allein
dadurch ließen sich bereits 14 Millionen
Tonnen CO 2 jährlich einsparen.
Die Bundesregierung hatte sich in ih-
rem „Klimaschutzplan 2050“ das Ziel ge-
setzt, bis zum Jahr 2030 im Gebäudebe-
stand 40 Prozent CO 2 zu sparen. Die
Emissionen müssten demnach von 119
Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid auf
7 2 Millionen Tonnen gesenkt werden.
Dieses Ziel könne erreicht werden, wenn
ein Drittel der CO 2 -Menge durch Dämm-
maßnahmen erbracht wird, zwei Drittel
durch Effizienzsteigerungen und erneu-
erbare Energien, heißt es beim Industrie-
verband BDH. Dazu müsse aber das Mo-
dernisierungstempo von derzeit rund
5 80.000 Heizungen auf eine Million An-
lagen pro Jahr gesteigert werden.
Um die nötigen Anreize zu setzen,
wünscht sich der BDH, dass bei einer
Investition von 12.000 Euro in eine
neue Heizung etwa 4000 Euro über drei
Jahre hinweg von der Steuerschuld ab-
setzbar sein sollten. Demgegenüber sei
es wenig zielführend, Heizöl über eine
„CO 2 -Steuer“ teurer zu machen, glaubt
Industrievertreter Lücke: „Nach der
Weltwirtschaftskrise von 2008 hatten
wir 50 Prozent Preiserhöhung beim
Brennstoff, aber deshalb wurde kein
einziger Kessel ausgetauscht.“ Die Ver-
treter der Heizölbranche machen gel-
tend, dass der Brennstoff ohnehin nicht
so belastend sei, wie Umweltpolitiker
oft glauben machen wollen.
Als Hybridheizung, kombiniert mit er-
neuerbaren Energien, ließen sich die Kli-
maziele bis 2030 auch erreichen, ohne
die Ölheizungen komplett aus dem Sy-
stem zu reißen, rechnet das Hamburger
Institut für Wärme und Oeltechnik
(IWO) vor. Schon heute seien rund
910.000 Solaranlagen, fast ein Drittel
des Bestandes, mit einer Ölheizung kom-
biniert. Schon der Ersatz eines alten Öl-
heizgeräts durch ein modernes Ölbrenn-
wertgerätkönne den Energieverbrauch
um 32 Prozent senken. Kommt dann
noch die Kombination mit Solarthermie
oder Fotovoltaik hinzu sowie langfristig
die Beimischung synthetischer, klima-
neutraler Brennstoffe, seien die Klima-
ziele bis 2050 auch erreichbar.
„Gerade im ländlichen Raum gibt es
in vielen Fällen zum Einbau einer effi-
zienten Ölbrennwertheizung, insbeson-
dere als Hybridheizung in Kombination
mit erneuerbaren Energien, keine tech-
nisch sinnvolle oder bezahlbare Alter-
native“, sagt Adrian Willig, Geschäfts-
führer des Instituts für Wärme und Oel-
technik (IWO). Auch deswegen sollten
Programme zum Austausch alter Heiz-
kessel nachhaltig, dauerhaft und tech-
nologieoffen gestaltet werden.
Die Sorge des Heizöllobbyisten ist
berechtigt: Noch wird auch der Aus-
tausch einer alten Ölheizung durch eine
moderne Ölbrennwertheizung durch
die KfW finanziell gefördert. Die Oppo-
sition im Bundestag fordert schon die
Abschaffung der Beihilfe: „Natürlich ist
die Einzelmaßnahme richtig, klima-
schädliche Ölheizungen durch eine Ab-
wrackprämie auszuwechseln“, so Lo-
renz Gösta Beutin, energie- und klima-
politischer Sprecher der Linken: „Es
muss dann aber auch Schluss sein mit
der finanziellen Förderung von Ölhei-
zungen, die beim Einbau neuer Ölanla-
gen noch immer in Millionenhöhe jähr-
lich gewährt wird.“

WWWenn abwracken, dann richtigenn abwracken, dann richtig


CDU-Chefin


Kramp-Karrenbauer


bringt den Austausch


von Ölheizungen


ins Gespräch. Die


Branche hingegen


fordert Anreize für


alle alten Anlagen


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13.08.19 Dienstag, 13. August 2019DWBE-HP



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DIE WELT DIENSTAG,13.AUGUST2019 SEITE 9 *


WIRTSCHAFT


AMS will Finanzinvestoren bei


Übernahme überbieten Seite 12


Osram


TUI


Verkauf von


Spezialanbietern


Im Zuge der Neustrukturierung
seines Pauschalreisegeschäfts ver-
kauft der weltgrößte Reisekonzern
TUI seine Spezialanbieter Berge &
Meer und Boomerang Reisen. Der
Verkauf für rund 100 Millionen Euro
an die Hamburger Beteiligungs-
gesellschaft Genui sei am Montag
vereinbart worden, teilte die TUI
mit. Die beiden Veranstalter hätten
eine andere strategische Ausrich-
tung und andere Geschäftsmodelle
als die TUI, sagte TUI-Vorstands-
chef Fritz Joussen. Beide Veranstal-
ter hätten kaum Synergien mit den
übrigen Geschäftsfeldern der TUI.
Zugleich verringere der Konzern
mit dem Verkauf seine Abhängigkeit
vom traditionellen Veranstalter-
geschäft. TUI setzt verstärkt auf
eigene Hotels, Kreuzfahrten und
Dienstleistungen.

MOBILFUNK


Unternehmen starten


Login-Dienst


Die führenden deutschen Mobil-
funk-Unternehmen steigen in den
Wettstreit der Login-Plattformen
ein. Die Deutsche Telekom, Vodafo-
ne und Telefónica starteten am
Montag den Dienst Mobile Connect,
der eine Anmeldung im Netz per
Mobilfunknummer ohne E-Mail
oder Passwort ermöglicht. Das Log-
in-Verfahren nutzt die persönliche
Handynummer, um die Anwender
bei Internet-Einkäufen oder An-
meldungen in Online-Portalen ein-
deutig zu identifizieren. Mobile
Connect könne künftig auch digitale
Behördengänge ermöglichen. Der
Dienst startet mit einer Koope-
ration mit der 2017 gegründeten
Identitätsplattform Verimi.

IRAN


Deutscher Handel


halbiert sich


Der deutsche Handel mit dem Iran
hat sich im ersten Halbjahr wegen
der von den USA angedrohten Sank-
tionen nahezu halbiert. Die Exporte
in die Islamische Republik brachen
von Januar bis Juni um 48,3 Prozent
auf rund 678 Millionen Euro ein,
wie aus Berechnungen des Statisti-
schen Bundesamtes hervorgeht.
Ähnlich sieht es bei den Importen
aus dem Iran aus: Diese fielen in
den ersten sechs Monaten um 43,
Prozent auf knapp 110 Millionen
Euro. „Dass der Handel zwischen
dem Iran und Deutschland so mas-
siv eingebrochen ist, verwundert
leider nicht“, erklärte der Bundes-
verband Großhandel, Außenhandel,
Dienstleistungen (BGA) dazu.
„Deutsche Unternehmen sehen sich
gezwungen, zwischen ihren Markt-
aktivitäten im Iran und in den USA
zu wählen. Da ist klar, welcher
Markt bevorzugt gewählt wird.“

SÜDKOREA/JAPAN


Nächste Stufe


im Handelsstreit


Südkorea schlägt im Handelsstreit
mit Japan zurück und wird den
östlichen Nachbarn von seiner so-
genannten weißen Liste bevorzugter
Handelspartner streichen. Die Maß-
nahme trete Anfang September in
Kraft, teilte das südkoreanische
Handelsministerium mit. Künftig
werden südkoreanische Exporte
nach Japan damit strengeren Re-
gularien und möglicherweise länge-
ren Genehmigungsprozeduren un-
terliegen. Am 2. August hatte Japan
seinerseits entschieden, Südkorea
von seiner „weißen Liste“ bevor-
zugter Handelspartner zu nehmen.
Japan hatte den Beschluss damit
begründet, dass das gegenseitige
Vertrauen untergraben sei. Hinter-
grund des Handelsstreits ist ein
Disput über die Entschädigung
koreanischer Zwangsarbeiter wäh-
rend Japans Kolonialherrschaft.

KOMPAKT


S


tarke Schultern sollen mehr tra-
gen als die schwachen. Nach die-
sem Grundsatz ist die deutsche
Einkommensteuer konzipiert. Gutver-
diener zahlen dank der Progression im
Steuertarif einen höheren Anteil ihrer
Einkünfte an den Fiskus als die weniger
gut situierten Haushalte.

VON DOROTHEA SIEMS

Die Umverteilungswirkung ist
enorm: So haben die einkommens-
stärksten 3,6 Prozent der Bürger 2018
30 Prozent zum gesamten Einkommen-
steueraufkommen inklusive Solidari-
tätszuschlag beigetragen, wie das Insti-
tut der deutschen Wirtschaft berechnet
hat. Diese Gruppe der Top-Steuerzahler
entspricht in etwa dem Personenkreis,
der von der angekündigten Soli-Entlas-
tung komplett ausgenommen wird. Für
einen kinderlosen Single gilt dies ab ei-
ner Einkommensschwelle von 109.
Euro Bruttojahreseinkommen.

Der von Bundesfinanzminister Olaf
Scholz (SPD) vorgelegte Entwurf sieht
vor, dass für 90 Prozent der bisherigen
Soli-Zahler die Sonderabgabe 2021 abge-
schafft wird. Für weitere 6,5 Prozent
der bisherigen Finanziers gilt eine „Mil-
derungszone“: Sie werden gestaffelt
nach dem Einkommen etwas entlastet
und zahlen also nicht mehr den vollen
Soli von 5,5 Prozent auf die Einkom-
mensteuerschuld. Obwohl Scholz mit
seinem Plan neun von zehn Zahlern in
die Soli-Abgabenfreiheit entlässt, behält
er dennoch auch in Zukunft etwa die
Hälfte des Soli-Aufkommens. Denn die-
jenigen, die mit dem Gesetz nicht oder
nur wenig entlastet werden, tragen die-
se 50 Prozent der Gesamtlast weiter.
Die Teilabschaffung der vor einem
Vierteljahrhundert zur Finanzierung
des Aufschwungs Ost eingeführten Son-
derabgabe soll laut Scholz „ein erster
Schritt“ sein. Allerdings ist völlig offen,
ob jemals ein zweiter folgt. Denn zu-
mindest die Sozialdemokraten lehnen

einen solchen Schritt ab. Und auch die
Union wollte bei den gescheiterten Ko-
alitionsverhandlungen mit Grünen und
FDP keine gänzliche Soli-Abschaffung,
wie sie die Liberalen damals verlangt
hatten. Inzwischen fordern aber auch
CDU und CSU eine Entlastung aller So-
li-Zahler. Fraglich ist zudem, ob die
Teilabschaffung verfassungskonform
ist, da der Zuschlag einst ausdrücklich
als zeitlich befristete Sonderabgabe ein-
geführt wurde. Ende des Jahres läuft
der Solidarpakt II zur Förderung des
Ostens aus. Damit entfällt nach Ein-
schätzung vieler Juristen die Grundlage
für den Soli. Die Wirtschaft moniert,
dass auch viele Unternehmen von der
Entlastung ausgenommen sind. Der
Zentralverband des Deutschen Hand-
werks sprach von einer „Zwei-Klassen-
Entlastung“, die wirtschaftlich erfolg-
reiche Betriebe benachteilige. Für den
CDU-Wirtschaftsrat ist der Scholz-Plan
ein „schwerer Wortbruch gegenüber
Leistungsträgern“.

„Schwerer Wortbruch gegenüber Leistungsträgern“


Zehn Prozent der Soli-Zahler tragen bisher die Hälfte der Gesamtlast. Finanzminister Olaf Scholz will sie weiter zur Kasse bitten


MonatsbruttoSoli ���� in Euro % Soli ���� in Euro %

Die Reichen zahlen weiterDie Reichen zahlen weiter


Quelle: Deutsches Steuerzahler-Institut (DSI)Quelle: Deutsches Steuerzahler-Institut (DSI)

Solidaritätszuschlag für einen Single ohne Kinder, Solidaritätszuschlag für einen Single ohne Kinder, Monatswerte gerundet











 



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WIRTSCHAFTSREDAKTION: TELEFON: 030 – 2591 71830|FAX: 030 – 2591 71870|E-MAIL: [email protected]|INTERNET: WELT.DE/WIRTSCHAFT


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