Die Welt Kompakt - 13.08.2019

(Barré) #1

Weise die Erfolge verbucht wer-
den. Das schöne Spiel darf nicht
zu kurz kommen.


Ihr Nachfolger als dänischer
Nationaltrainer, der Norweger
Hareide, lässt einen anderen
Stil spielen. Wie sind Sie mit
Ihrem Erbe zufrieden?
Die dänische Mannschaft hat Er-
folg, hat lange nicht verloren,
häufig Remis gespielt. Das
spricht für sie, sie ist für jeden
Gegner ein undankbarer Gegner.
Ich hoffe und bin zuversichtlich,
dass sie sich für die EM qualifi-
ziert. Denn es werden vier Spiele
in Kopenhagen ausgetragen. Für
die Fans in meiner Heimat wären
dies Festtage.


Als Trainer haben Sie die 4-3-3-
Grundordnung bevorzugt. Ihr
Idealsystem, um Offensive zu
gestalten?
Das System ist nicht so wichtig,
da habe ich auch Kompromisse
gemacht, mal mit zwei offensi-
ven Außenverteidigern operiert,
wodurch die Flügelstürmer nach
innen rückten. Entscheidend ist
die Art, wie man versucht, in den
Angriff und zu Chancen zu kom-
men.


Kommt Jürgen Klopp mit sei-
nem Leitfaden Ihrer Perfektion
nahe? Entspricht die Vorge-
hensweise von Liverpool Ihrem
Ideal?
Sicherlich, Liverpool hat mit fas-
zinierendem Angriffsfußball die
Champions League gewonnen.
Doch auch Manchester City und
Tottenham haben mich verzückt.


Und ganz gewiss auch Ihr
Ex-Klub aus Amsterdam?
Ajax hat nicht nur mich, sondern
jeden Fußball-Liebhaber begeis-
tert. Mit schwungvollen Auftrit-
ten, mit beherzten Partien, mit
jungen Einzelkönnern, die uner-
schrocken ohne Scheu und
Angst in die Duelle mit den Gro-
ßen der Branche gegangen sind.
Es war der Fußball, den ich ger-
ne sehe. Schade, dass sie nun
wichtige Akteure ziehen lassen
mussten. So souverän kann Ajax
nicht jedes Jahr agieren. Doch
was den Verein schon immer
ausgezeichnet hat: Sie haben ei-
ne gute Philosophie, sie haben
ein gutes Scouting, eine gute
Auswahl von Spielern wie auch
Trainern. Ajax steht für Kon-
stanz, dies würde ich anderen
Klubs auch wünschen.

Zur Bundesliga: Wie bewerten
Sie die Transferoffensive in
Dortmund?
Borussia hat sich noch mehr als
der Rivale der Bayern positio-
niert, einen sehr breiten Kader
von Klasse und Individualität.
Sie folgen auch einer Spielphilo-
sophie, haben mit Brandt, Schulz
und Hazard die passenden Spie-
lertypen geholt, technisch ver-
sierte und schnelle Akteure. Ge-
nau die richtige Wahl, nachdem
sie im Vorjahr mit Delaney ein
stabilisierendes Element und
mit Witsel einen Prototypen für
die Spielkontrolle verpflichtet
hatten.

Kann die Rückholaktion von
Mats Hummels gut gehen?

Manchmal klappt so etwas nicht,
doch dies kann funktionieren.
Hummels ist ein Topspieler, er
ist clever und mit reichlich Er-
fahrung ausgestattet.

Was trauen Sie Leverkusen mit
dem Holländer Peter Bosz zu?
Einiges, ich schätze Bosz, habe
auch seine Arbeit in Dortmund
nicht so negativ gesehen wie
manch ein Beobachter. Bayer hat
eine gute Struktur, mit Simon
Rolfes neben Rudi Völler nun im
Management an Kompetenz
noch gewonnen. Der Kader ist
hochwertig mit exzellenten Posi-
tionsspielern besetzt.

Was halten Sie von Leipzig?
Von dem RB-Projekt, das nun
von einem Trainertalent wie
Julian Nagelsmann veredelt
werden soll?
Ich bin gespannt. Leipzig be-
kommt immer bessere Qualitäts-
spieler. Nagelsmann ist für mich
der Repräsentant der neuen Trai-
ner-Generation. Einer, den ich
schätze, einer, der neue Ideen
einbringt. Ich habe viele Spiele
von Hoffenheim gesehen, dabei
immer mit Neugier und Interesse
seine Einfälle registriert. Gut fin-
de ich, dass Nagelsmann seine
Teams Fußball spielen lässt. Pro-
duktiv könnte sein, dass er erfah-
rene Leute wie Ralf Rangnick an
seiner Seite hat, mit denen er
sich beraten und diskutieren
kann. Als junger Coach muss er
noch lernen, am besten im Aus-
tausch in einem Team.

Trainer werden immer schneller
entlassen in jüngster Vergangen-
heit. Klubs trennen sich selbst
von erfolgreichen Männern wie
Dieter Hecking, Bruno Labbadia
oder Markus Anfang. Ihr Kollege
Robin Dutt hat jüngst die Domi-
nanz der Vorgesetzten betont
und von einem „Managerspiel“
gesprochen. Wie beurteilen Sie
die Rolle der Trainer?
Dutt liegt richtig. Größerer Ein-
fluss und zunehmende Machtfül-
le bei den Managern lassen sich
nicht wegdiskutieren. Manager
planen auf lange Sicht, Trainer
denken – und müssen dies auch
tun – eher kurzfristig, auf den Er-
folg zielend. Früher waren die
Trainer ausschlaggebend in der
Einkaufspolitik, heute sind es
eher die Manager, die entschei-
den, welche Spieler geholt wer-
den, mit denen die Trainer dann
arbeiten müssen. Daher ist es
wichtig, dass der Klub eine ent-
sprechende Philosophie hat und
danach handelt. Somit sollte
auch ein äquivalenter Coach ge-
holt werden, ein Typ, der zur
grundlegenden Spielweise passt.

Schlussfrage: Der 1. FC Köln ist
erneut aufgestiegen. Trauen Sie
Ihrem Ex-Klub den Klassener-
halt zu?
Ich hoffe, dass er es schafft und
nicht wieder zu der Fahrstuhl-
mannschaft wird wie zuletzt.
AAAuf jeden Fall werde ich mich imuf jeden Fall werde ich mich im
Kölner Stadion bald mal blicken
lassen.

GETTY IMAGES

/DEAN MOUHTAROPOULOS

DI E W E LI E W E LI E W E LT KOMPAKTT KOMPAKT DIENSTAG, 13. AUGUST 2019 SPORT 29


D


er Schaden. Der Spott.
In den sozialen Netz-
werken wird schnell zu-
sammengeführt, was das
Sprichwort beschreibt. Und so
ist Bayern Münchens Sportdi-
rektor Hasan Salihamidzic end-
gültig zur Zielscheibe für Hohn
und Häme geworden. Unterhal-
tung auf Kosten des Rekord-
meisters hat in der Öffentlich-
keit schon immer passabel funk-
tioniert. Und am Montag erhiel-
ten die Kritiker neue Nahrung.

VON LUTZ WÖCKENER

„Meiner Meinung nach konn-
te jeder sehen, was wir mit Ajax
erreicht haben. Und was mein
Anteil daran war. Wenn dann
nicht der Verein vorbeikommt,
bei dem ich das perfekte Gefühl
habe, dann eben nicht“, sagtet
Hakim Ziyech im „Allge-
meen Dagblad“. Der
marokkanische Of-
fffensivspieler bezogensivspieler bezog
sich damit auf das
VVVerhalten dererhalten der
Bayern im Wer-
ben um seinen
WWWechsel. Der Te-echsel. Der Te-
nor: Die Anfrage
aus München habe
vorgelegen, das Inte-
resse warfauf beiden
Seiten vorhanden,
doch die Bayern-
VVVerantwortlichenerantwortlichen
hätten so lange
gezögert, dass er
nun lieber seinen
VVVertrag bei Ajaxertrag bei Ajax
Amsterdam verlän-
gert habe.
Die Zeiten, als die Bayern
auf dem Transfermarkt allen-
fffalls Real, Barcelona und Man-alls Real, Barcelona und Man-
chester United fürchten muss-
ten, liegen noch nicht lange zu-
rück. Wollten die Bayern einen
Profi haben, dann wurde dieser
in der Regel gekauft. Das war
fffast so einfach wie ein Fax abzu-ast so einfach wie ein Fax abzu-
schicken. Doch der Fußball hat
sich verändert, ist globaler und
schneller geworden. Dass Oli-
garchen und Investoren, mitun-
ter ganze Staaten durch ihre fi-
nanziellen Zuwendungen das
Geschäft aus den Angeln geho-
ben haben, ist hinlänglich be-
kannt. Auch in München be-
kommen sie nun leidvoll mit,
dass Geld und Strahlkraft längst
keine bajuwarische Exklusivität
mehr sind.
Ziyech galt als Top-Kandidat
auf die Lücke, die Wunschspie-
ler Leroy Sané aufgrund seiner
VVVerletzung zumindest nichterletzung zumindest nicht
kurzfristig schließen kann. Die
VVVerpflichtung des deutschenerpflichtung des deutschen
Nationalspielers von Manches-
ter City war nach wochenlangen
VVVerhandlungen noch nicht er-erhandlungen noch nicht er-

reicht worden. Den Bayern, so
scheint es, ist etwas Elementa-
res abhanden gekommen.
Ziyechs Einblicke zeigen die
Bayern als zaudernden Ver-
handlungspartner, der nicht
genug Zeit und Überzeugung
investierte, um den vermeintli-
chen Wunschspieler zu ver-
pflichten. Das ist subjektiv,
möglicherweise auch einem
verletzten Stolz des Spielers
geschuldet. Die Worte des ma-
rokkanischen Nationalspielers
hätten auch nicht das Gewicht,
würden sie nicht einen
vorherrschenden Eindruck be-
stätigen.
Die Transferperiode ist bis-
lang eine lange Reihe von Plei-
ten und Pannen, vielleicht auch
Pech. Die Abgänge von Franck
Ribery, Arjen Robben, Rafinha,
James Rodriguez und Mats
Hummels haben ein
Ungleichgewicht be-
wirkt, das nun nur
noch quantitativ
ausgeglichen
werden kann.
Als Sofortmaß-
nahme wurde
der bereits aus-
sortierte Jerome
Boateng zurück in
den Konkurrenz-
kampf kompli-
mentiert, am
Montag folgte
ein weiterer
Schritt aus der
Not heraus.
Das Foto der
Zugänge kann
bislang als Nah-
aufnahme geschos-
sen werden, wenn Lucas
Hernandez und Benjamin Pa-
vard Jann-Fiete Arp in die Mitte
nehmen. „Wenn Sie wüssten,
was wir alles schon sicher ha-
ben für die neue Saison“, hatte
Uli Hoeneß im Februar voll-
mundig ersten Zweiflern und
Grantlern entgegengehalten. Er
wird dabei allerdings kaum Ivan
Perisic im Hinterkopf gehabt
haben.
Der Kroate ist mittlerweile 30
Jahre alt und soll nun für knapp
fffünf Millionen Euro von Interünf Millionen Euro von Inter
Mailand ausgeliehen werden,
inklusive Kaufoption für 20
Milllionen Euro. Er wäre der 18.
Feldspieler im immer noch zu
schmalen Kader.
KKKurz bevor die neuen Kolle-urz bevor die neuen Kolle-
gen Montag zum Pokalspiel in
Cottbus (bei Redaktionsschluss
nicht beendet)antraten, absol-
vierte er den Medizincheck in
München. Perisic statt Ziyech
statt Sané? Als Kommentar
drängt sich da ein anderes be-
rühmtes Hoeneß-Zitat auf: „Das
war es noch nicht.“ Kann es
doch nicht. Oder etwa doch?

„Dann eben nicht“ – Ziyech


sagt Bayern ab, Perisic kommt


Der FC Bayern verpasst erneut einen Transfer.
Stattdessen gelingt nur ein kleiner Wurf

PA/IPP

/ITALY PHOTO PRESS;

GETTY IMAGES

/DEAN MOUHTAROPOULOS

Morten Olsen war nach 15 Jahren
der dienstälteste Nationaltrainer
seiner Heimat. Mitte November
2015 trat er zurück

Hakim Ziyech

IIIvan Perisicvan Perisic
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