Frankfurter Allgemeine Zeitung - 13.08.2019

(WallPaper) #1

SEITE T 2·DIENSTAG, 13. AUGUST 2019·NR. 186 Technik und Motor FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


D


eutschelieben dieses Motoci-
clio Per Trasporto Persone, wie
es amtsitalienisch in den Zulas-
sungspapieren heißt. Die Zu-
neigung ist unerschütterlich, seit vielen
Jahren. Der Grund dafür liegt darin, dass
seine Aufgabe mit dem Transport von Per-
sonen nur unvollständig beschrie-
ben ist, andernfalls hätte das
Fahrzeug es schwer gegen die
geballte Konkurrenz aus Fern-
ost. Dieses Motociclio Per Tra-
sporto Persone transportiert in ers-
ter Linie Passione und Emozione und
mischt in den Alltag das Versprechen von
Leichtigkeit und Pistazieneis. Eine Vespa
GTS 300 bringt Farbe ins Leben, selbst in
der momentan so beliebten Lacksorte
Flüssigbeton-Mausgrau.
Seit Jahren ist die Nummer 1 der Her-
zen die Nummer 2 der Zulassungsstatisti-
ken in Deutschland. Unter allen Krafträ-
dern und -rollern belegt sie stets den
Rang hinter der großen GS, dem Ver-
kaufsschlager von BMW, und vor sämtli-
chen Motorrädern, die sonst noch auf
dem Markt sind. 5722 Stück waren es von
Januar bis Dezember 2018, Tendenz stei-
gend. Einen Motorroller, der so verehrt
wird, verändert man nicht mal eben radi-
kal. So töricht sind sie nicht in Pontedera.
Die äußerlichen Modifikationen des
Modells 2019 gegenüber der Vorgängerin
fallen überaus dezent aus. Kante vorn im
Blechkleid, Honigwabenmuster in den
seitlichen Kühlerverkleidungen, die Aus-
puffblende ein bisschen umgeformt,
schlankere Spiegel, eckigerer Plastikde-
ckel für die Variomatik, filigranere Finne
auf dem Kotflügel – das haben wir, ähm,
aus der Fachzeitschrift „Scooter & Sport“
abgeschrieben, die selbst eine geänderte
Hupen-Abdeckung nicht übersieht. Dass
die „Cravatta“ sich mit klareren Kontu-
ren jetzt über die gesamte Höhe des Front-
schilds erstreckt – so wie bei der kleine-
ren, jüngeren Primavera –, hätten auch
wir gemerkt. Die Krawattenverlängerung
ist der markanteste Eingriff ins Design
des Klassikers.
Es sei denn, man zählt die Ausstattung
der Lampe mit LED dazu. Der moderne
Scheinwerfer steht der GTS gut und ist
ein Riesenfortschritt fürs Sehen bei
Nacht und das Gesehenwerden am Tage.
Leuchtdioden zieren zudem das Heck so-
wie die seitlichen Positionslichter neben
den vorderen Blinkern. Allein für die Blin-
ker selbst verwendet Piaggio weiterhin
Glühbirnchen. Alles in allem sieht die
Vespa aus wie immer, bloß frischer.
Womit wir zum Wesentlichen kom-
men. Umfassend renoviert hat Piaggio
den 278-Kubik-Einzylinder, der nun den
Namen 300 hpe trägt. Das Kürzel steht für
High Performance Engine, was beeindru-
ckend klingt, aber auch ein wenig großspu-
rig anmutet angesichts einer Maximalleis-
tung von 17,5 kW (23,8 PS) und der Tatsa-
che, dass Motorräder inzwischen mit 200
PS unterwegs sind. Doch tatsächlich ist
diese Vespa die stärkste aller Zeiten, wie
die Italiener stolz hervorheben. Sie nah-
men sich Zylinderkopf, Ansaugwege, Mo-

torelektronik vor, bemühten sich, die in-
terne Reibung und den Verbrauch zu min-
dern, und verdoppelten die Länge der
Wartungsintervalle auf 10 000 Kilometer.
Bedeutsamer als die Steigerung der
Höchstleitung um zwölf Prozent er-
scheint der Drehmoment-Zuwachs, den
Piaggio mit 18 Prozent beziffert. Rotiert
die Kurbelwelle 5250 Mal in der Mi-
nute, stehen 26 Newtonmeter an,
und jedes einzelne davon gibt of-
fensichtlich sein Bestes. Zwi-
schenspurts und Überholvorgän-
ge erledigt die Vespa mit ihrem
quicklebendigen „hpe“ jetzt erstaunlich
souverän, macht auch um Tempo 80 bis
100 herum noch mal Druck. Erfreulich
die Laufruhe, die Kultiviertheit, das jeder-
zeit unaufdringliche Geräuschverhalten.
Antrittsstark lässt die neue GTS an der
Ampel die Automeute im Rückspiegel

schrumpfen, wobei sich unser Exemplar
beim Lossprinten mehrere Male die Merk-
würdigkeit eines kurzen Aussetzers er-
laubte. Ob das mit der womöglich übereif-
rig agierenden Antischlupfregelung zu
tun hatte, vermochten wir nicht zu ergrün-
den. Was den Verbrauch betrifft: 3,7 Liter
benötigte unser Grau-Import unter den
kraftraubenden Bedingungen des Berufs-
verkehrs mit Innenstadtgewühl und Auto-
bahngebolze bis Tacho 130.
Wendigkeit, solider Geradeauslauf, tap-
fere Federung, in der Dosierung stumpf
wirkende, jedoch fest zupackende Brems-
anlage, beste Sicht in den Rückspiegeln –
alles wie gehabt. Das gilt auch für den
nach wie vor zu kleinen Stauraum un-
term Sitz, in den nur sehr flach bauende
Helme hineinpassen, nicht aber gewöhnli-
che Jet- und schon gar keine Integralhel-
me. Start-Stop-System, automatische
Blinkerabschaltung, schlüsselloser Zünd-
schalter – Wünsche dieser Art erfüllt Piag-
gio selbst im Fall seiner neuen Spitzen-
kraft nicht, der 6715 Euro kostenden
GTS 300 Supertech, die wir bewegten.
Unterscheidungsmerkmal der Super-
tech zu den anderen Varianten ist das
4,3-Zoll-Farbdisplay im Cockpit plus
Smartphone-Verknüpfung und Datenaus-
tausch per Vespa-App. Schnickschnack?
Nein, empfehlenswert, wie wir finden, al-
lein schon deshalb, weil sich über die App
der Kartendienst Here aktivieren lässt
und das Vespa-Display unverzüglich
Navi-Hinweise anzeigt: super Tech.

Knallgelb kommt er ins Haus. Es ist nicht
das Gelb eines Porsche oder Lambor-
ghini, sondern ein sehr helles, das provo-
kativ ins Auge sticht. Lang hielt der Ef-
fekt aber nicht vor. Gleich nach dem ers-
ten Waldlauf gelangte Matsch in das Ober-
material, von nun an liefen wir in Gelb
mit schwarzen Einsprengseln, der schöne
Effekt war dahin. Die Rede ist vom Lauf-
schuh Kinabalu RC 2.0 des Herstellers
Scott. Der Name bezieht sich auf den
höchsten Bergs Malaysias, und man ver-
wechsle diesen Kinabalu nicht mit dem
im vergangenen Jahr vorgestellten Lauf-
schuh gleichen Namens. Die Beigabe RC
2.0 macht den Unterschied, und unseres
Erachtens hätte der Hersteller am besten
einen neuen Namen gewählt, denn mit
dem ursprünglichen Schuh hat der RC 2.0
nicht viel gemeinsam.
Er ist viel leichter, wiegt nur 255
Gramm und ist von der Sohle aus konstru-
iert, die auf den ersten Blick wenig profi-
liert ist. Aber Stollen sollen sicheren Halt
auch bei hohem Tempo bieten. An den
Seiten finden sich runde Stollen, dies brin-
ge mehr Stabilität, vor allem in Kurven,
heißt es. An der Ferse ist die Stollenpositi-
on umgedreht, um bergab ein besseres
Bremsen zu ermöglichen, und der Mittel-
fußbereich der Sohle ist fast glatt. Trotz-
dem bietet die Sohle guten Grip, sofern
der Untergrund nicht zu weich ist. Für
uns saß der Schuh gut. Wie beim Kinaba-
lu des Jahres 2018 überrascht der Vorfuß-

bereich mit großer Breite und viel Platz.
Hier wird nichts gequetscht, ein sehr ange-
nehmes Gefühl auch bei langem Tragen.
Trotz des geringen Gewichts gibt der
Schuh mit konventioneller Schnürung ei-
nen guten Schutz und bietet ordentliche
Passform. Die Sprengung beträgt nur
noch drei Millimeter, die Dämpfung wur-
de ebenfalls verringert.
Als Zwischensohle verwendet Scott sei-
nen kinetischen Schaum der Supertrac-
Modelle, sie fällt allerdings hier etwas
dünner aus. Der Kontakt zum Boden ist
insgesamt sehr ordentlich, man spürt den
Untergrund gut, und trotzdem wirkt der
neue Kinabalu sehr komfortabel. Beim
Waldlauf vermittelte er viel Sicherheit,
selbst bei schnellen Bergabläufen blieb
der Fuß fest im Schuh. Also insgesamt
ein flacher Laufschuh mit der Traktion ei-
nes Trailrunning-Schuhs, der Hersteller
spricht von einem Trailschuh, der auch
für Marathondistanzen geeignet sei.
Wie beim ersten Kinabalu bleibt der
Eindruck eines empfehlenswerten All-
rounders. Wie wir schon damals schrie-
ben: Nichts drückt oder stört, und der
Vorteil des Scott ist, dass er unprätentiös
Distanz hält zu den anderen Rivalen im
Schuhregal, die viel zu oft mit ihren Ex-
tremen hausieren gehen, besonders
leicht oder besonders schnell sein wollen
und dafür an anderer Stelle patzen. Der
Laufschuh Kinabalu RC 2.0 kostet in Han-
del 160 Euro. MICHAEL SPEHR

Am 10. Juli hatte der Airbus A380 einer
asiatischen Airline etwa sieben Stunden
lang einen völlig unauffälligen Flug absol-
viert. Die Reise sollte von Los Angeles
nach Seoul führen. Dann meldeten Senso-
ren ein Problem mit dem Öldruck an ei-
ner Turbine. Die Crew beschloss, vorsorg-
lich das Triebwerk abzustellen. Jetzt war
die Frage: Am nächsten geeigneten Air-
port eine Sicherheitslandung absolvieren
oder weiterfliegen? Die Piloten entschie-
den sich fürs Weiterfliegen. Mit drei lau-
fenden Turbinen erreichten sie vierein-
halb Stunden später ihr Ziel in Südkorea.
Sie handelten also anders, wie es etwa die
Crew eines Air-France-A380 bei der Si-
cherheitslandung nach einem geplatzten
Triebwerk im kanadischen Goose Bay im
Herbst 2017 getan hatte (FAZ vom 24. Ok-
tober 2017).
Die Crew eines A380 durfte legal mit
nur drei laufenden Turbinen weiterflie-
gen und den Flug fortsetzen. Allerdings
nur dann, wenn wie in diesem Fall das
Triebwerk vorsorglich abgestellt wurde.
Nicht aber, wenn es sich zerlegt oder ge-
brannt hat und deshalb womöglich Struk-
tur- oder Hydraulikschäden am Flugzeug
verursacht haben könnte. So war es im
Herbst 2017 beim A380 der Air France in
Kanada geschehen. Dann muss am nächs-
ten geeigneten Flughafen eine sogenann-
te Sicherheitslandung, die nichts mit ei-
ner Notlandung zu tun hat, vorgenom-
men werden.
Als Dreistrahler darf ein A380 aller-
dings nur nach genauen Vorschriften un-
terwegs sein. Denn neben den fliegeri-
schen drohen auch finanzielle Risiken.
Wenn ein Triebwerk im Flug vorsorglich
abgestellt wird, bleibt es nicht wirklich ste-
hen. Beim sogenannten Windmilling
dreht sich die Turbine durch den Fahrt-
wind quasi wie ein mitlaufender Propel-
ler. Falls hierbei keine Ölversorgung mög-
lich ist, besteht jedoch die Gefahr, dass
die Lager mangels ausreichender Schmie-

rung trockenlaufen. Darum darf ein sol-
cher Flug nur eine genau definierte Zeit
dauern. Dazu zählt man die Zeit vom Ab-
stellen des Triebwerks bis zur Landung.
Das dürfen beim A380 nicht mehr als sie-
ben Stunden sein. Sonst würde das Trieb-
werk im Wert eines zweistelligen Millio-
nenbetrags in Euro Schaden nehmen.
Fliegen könnte der A380 sogar mit nur
noch zwei laufenden Triebwerken. Bei
diesem Szenario sollte das Flugzeug aber
in höchstens vier Stunden einen Airport
mit einer von der Länge und Tragkraft ge-
eigneten Runway zur Sicherheitslandung
erreichen können. Und ein Airbus kann
zweimotorig nur deutlich tiefer fliegen
als mit vier laufenden Turbinen, damit er-
gibt sich eine wesentlich verringerte
Reichweite. Allerdings ist es extrem un-
wahrscheinlich, dass bei einem Reiseflug
gleich zwei Triebwerke ausfallen.
Dass der A380 relativ robust ist, be-
weist auch die Möglichkeit, ihn mit nur
drei laufenden Triebwerken etwa zu ei-
nem Überführungsflug starten zu kön-
nen. Das natürlich ohne Passagiere und ge-
ringer Zuladung. Dafür gibt die Checkliste
des A380 allerdings exakte Vorgaben. Ge-
startet werden darf nur, wenn die Runway
trocken oder nass ist, nicht aber schneebe-
deckt. Die maximale Seitenwindkompo-
nente, also die höchste zulässige Windstär-
ke genau von der Seite, liegt nur noch bei
zehn Knoten, umgerechnet etwa 18 km/h
Windgeschwindigkeit. Normal liegt sie
um ein Vielfaches höher. Abheben mit Rü-
ckenwind ist verboten. Noch präziser sind
die Vorgaben für den sogenannten Start-
lauf. Der A380 muss beim Dreimotoren-
start in fünf Metern Abstand parallel zur
Mittellinie der Runway ausgerichtet wer-
den und zwar auf der Seite, auf der beide
Turbinen laufen. Sind diese vom Herstel-
ler vorgegebenen Bedingungen alle er-
füllt, dürfen sowohl ein Airbus A380 als
auch ein kleinerer vierstrahliger A340 so-
gar ausnahmsweise als Dreistrahler in die
Luft gehen. JÜRGEN SCHELLING

Vier minus eins


Der Airbus A380 darf mit nur drei Triebwerken fliegen


Diese Idee klingt verwegen: Das seit
1978 durch den Abbau von jährlich rund
40 Millionen Tonnen Braunkohle ent-
standene „Hambacher Loch“ soll in Zu-
kunft eine Art gigantische Wasserbatte-
rie werden. Mit ihr soll überschüssiger
Wind- und Solarstrom gespeichert und
damit ein Nachteil dieser regenerativen
Techniken zur Stromgewinnung, Elektri-
zität nicht kontinuierlich zur Verfügung
zu stellen, ausgeglichen werden.
Der Betreiber des größten deutschen
Tagebaus im Rheinischen Revier bei Dü-
ren, die RWE Power AG, könnte, wie die
beiden Protagonisten dieser Speicher-
technik, die pensionierten Physikprofes-
soren Horst Schmidt-Böcking aus Frank-
furt und Gerhard Luther aus Saarbrü-
cken, meinen, damit ein Signal für die
Energiewende schaffen und ihr zum
Durchbruch verhelfen.
Dass es sich bei diesem Konzept nicht
um Phantastereien handelt, zeigen erfolg-
reiche Tests mit einer Beton-Hohlkugel
von fast drei Meter Durchmesser. Die
wurde von Wissenschaftlern Fraunho-
fer-Institut für Windenergie und Energie-
systemtechnik (IWES) in Kassel im No-
vember 2016 auf den Grund des Boden-
sees in rund 100 Meter Tiefe abgelassen.
Das hinter dem Ganzen steckende Prin-
zip, über das im April 2011 in dieser Zei-
tung erstmals berichtet wurde, ist ein-
fach: Mit „Überschussstrom“ wird mit
Hilfe einer in die Außenhülle eingebau-
ten Turbine die Kugel leer gepumpt. Soll
die gespeicherte Energie zu einem späte-
ren Zeitpunkt wieder genutzt werden,
öffnet man ein Ventil. Wasser strömt auf-
grund des in der Tiefe herrschenden Was-
serdrucks kraftvoll zurück in die Beton-
kugel und treibt Turbine und Generator
an.
Mit den Versuchen an der Bodensee-
Kugel ließen sich zahlreiche Details klä-
ren. Etwa, ob die Kugel überhaupt kom-
plett geleert werden kann, wie sich die
Druckänderungen auf das Material aus-
wirken und ob Luft zugeführt werden
muss, wenn das Wasser aus der Kugel ge-
pumpt werden soll. Das ist nicht notwen-
dig, stellten die Kasseler Forscher fest,
die zudem die hohe Effizienz der Wieder-

gewinnung ihres Konzepts belegten. Sie
erreicht demnach nahezu 90 Prozent,
während etwa beim Power-to-Gas-Ver-
fahren dieser Wert bei mageren 30 Pro-
zent liege. Bei diesem Speicherkonzept,
über das schon länger diskutiert wird,
wird mit erneuerbar gewonnenem elek-
trischen Strom ein Elektrolyseur betrie-
ben und der erzeugte Wasserstoff, bezie-
hungsweise das in einem weiteren Ar-
beitsschritt hergestellte Methan, ins Gas-
netz oder in große Erdkavernen einge-
speist.
Um das Hambacher Loch als Energie-
speicher zu nutzen, soll in die durch-
schnittlich 450 Meter tiefe Braunkohle-
grube mit einer Sohlenfläche von etwa

vier Quadratkilometern eine 100 bis 200
Meter hohe Betonkonstruktion mit ei-
nem möglichst großen Innenhohlraum
gestellt werden. Anschließend wird ge-
flutet. Damit der Baukörper dem auf
ihm lastenden Wasserdruck sicher wider-
steht, setzt man ihn aus mehreren Zel-
len zusammen. Am Boden des Betonbau-
werks sorgt ein Rohrsystem dafür, dass
die einzelnen Segmente miteinander ver-
bunden sind, und das Wasser so zu den
am tiefsten Punkt installierten Turbinen
strömen kann, die dafür sorgen, dass das
Wasser zügig aus dem Hohlkörper in
den umgebenden See gepumpt werden
kann – oder zur späteren Gewinnung
von Strom wieder zurückströmen kann.

Welches Speicherpotential mit einer
solchen Wasserbatterie möglich ist, ha-
ben die beiden Professoren überschlä-
gig berechnet: Bei einer Grundfläche
des Hohlkastens von vier Quadratkilo-
metern (1000 mal 4000 Meter) und ei-
ner Höhe von 100 Metern – bei einer
mittleren Tiefe (Wasseroberfläche des
Sees bis Mitte des Betonkörpers) von
400 Metern – beträgt die im Wasser ge-
speicherte potentielle Energie 300 Mil-
lionen Kilowattstunden (kWh). Bei 400
Meter Tiefe beträgt die potentielle Ener-
gie von einem Kubikmeter Wasser rund
eine kWh. Damit würden bei einem Zy-
klus mehr als 270 Gigawattstunden
(GWh) an elektrischer Energie gespei-
chert werden können, was etwa dem
Achtfachen dessen entspricht, was alle
klassischen deutschen Pumpspeicher-
kraftwerke speichern können.
Die Erfinder des Wasserbatterie-Kon-
zepts sehen daher im Hambacher Loch
die Chance für eine riesige Anlage zum
Speichern von Ökostrom durch das Um-
wandeln in potentielle Energie. Und sie
kalkulieren weiter: Bei einer Höhe des
Betonhohlkastens von 200 Metern betra-
ge die Speicherkapazität rund 480 GWh.
Ginge man noch einen Schritt weiter
und würde das Loch auf 1000 Meter ver-
tiefen und die Sohle auf zwei Kilometer
verbreitern (also acht Quadratkilometer
Fläche), ergäbe sich mit einem 300 Me-
ter hohen Hohlkasten eine Speicherka-
pazität von 4000 GWh. Bei 100 Füllzy-
klen im Jahr ließen sich mehr als 250
Milliarden kWh speichern, was der vier-
fachen Menge der derzeitigen Strompro-
duktion aus Hambach entspricht.
Die Kosten lägen je nach Ausbaugrö-
ße nach den Angaben der Professoren
zwischen einem und zwei Cent je Kilo-
wattstunde. Ihre Gespräche mit den Be-
tonbauern von Hochtief, die schon für
die im Bodensee abgesenkte Kugel zu-
ständig waren, hätten deren Interesse an
der Entwicklung eines solchen Großpro-
jekts gezeigt, wird berichtet. Doch seien
noch jede Menge Detailfragen zu klären,
etwa die, wo das Speicherwasser her-
kommen soll. GEORG KÜFFNER

Gelbe Herausforderung


Kinabalu RC 2.0 von Scott jetzt auch fürs Trailrunning


Grauer Star


Grau Materiaheißt die
abgebildete Farbe.
Außerdem steht die
Supertech in einem
fröhlichen Schwarz
Vulcano zur Wahl.

Die Wasserbatterie im Hambacher Loch


Visionärer Plan: Ein gigantischer Stromspeicher für überschüssigen Wind- und Solarstrom


Die geliebte Vespa GTS 300


istjetzt „High Performance“ und


„Supertech“. Zum Glück ist sie vor allem


immer noch eine Vespa. Fahrbericht.


Von Walter Wille


Speicherrohr

Speicherrohr

Wasserführendes Rohr
von und zum Obersee

Obersee

Füllmaterial

Quellen: Universität Frankfurt, Institut für Kernphysik; Hochtief AG. F.A.Z.-Grafik Kaiser

A B


Energiespeicherung im Hambacher Loch


VentilPumpe

Versorgungsgang

VentilTurbine

Betonhohlkörper werden mit überschüssigem
Wind- und Solarstrom leergepumpt,
die "Wasserbatterie" geladen. Das Niveau im
Speichersee steigt.

Zum Entladen öffnet man Ventile, das Wasser
strömt in die Behälter zurück und treibt mit dem in
der Tiefe herrschenden hohen Wasserdruck Turbinen
und Generatoren an. Der Wasserspiegel sinkt.

Leicht und gelb:
Laufschuh Kinabalu RC
2.0 von Scott Foto Hersteller

Auch drei Düsen könnten genügen:Airbus A380 der Fluglinie Emirates Foto Reuters

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