Süddeutsche Zeitung - 13.08.2019

(nextflipdebug5) #1

Meinung


DieCDU war lange allzu sehr


westlich dominiert. Dafür zahlt


sie jetzt den Preis im Osten 4


Panorama


Vor einem Jahr stürzte in Genua


eine Autobahnbrücke ein.


Was ist seitdem passiert? 8


Feuilleton


BöseHippies hinterm Hügel:


Quentin Tarantinos neuer


Film kommt ins Kino 9


Wissen


Magersucht kann neben


psychischen auch genetische


Ursachen haben 14


Wirtschaft


Inder Abgasaffäre bei Audi


setzen die Ermittler


auf einen Kronzeugen 16


Medien, TV-/Radioprogramm 27,


Forum & Leserbriefe 13


Kino · Theater im Lokalteil


Rätsel 27


Traueranzeigen 19


Berlin–Hersteller von Einwegverpackun-
gen, Zigarettenfiltern und feuchten Tü-
chern aus Kunststoff sollen die Kosten der
Stadtreinigung mitbezahlen. Dies kündig-
te Bundesumweltministerin Svenja Schul-
ze (SPD) am Montag in Berlin an. Bisher
tragen die Steuerzahler die Aufwendun-
gen der Abfallwirtschaftsbetriebe. Diejeni-
gen, die den Plastikmüll produzierten,
müssten die Kosten für dessen Beseiti-
gung anteilig übernehmen, das schaffe
mehr Gerechtigkeit, sagte Schulze. Der Prä-
sident des Verbandes kommunaler Unter-
nehmen (VKU), der Mainzer Oberbürger-
meister Michael Ebling (SPD), bezeichnete
die angekündigte Bezahlpflicht als „not-
wendigen Paradigmenwechsel“.
Erst im Juni hatte die EU ihre Kunststoff-
richtlinie beschlossen. Sie verpflichtet die

Mitgliedstaaten, Hersteller von Wegwerf-
Plastikprodukten an den Entsorgungskos-
ten zu beteiligen. Wie viel die Unterneh-
men genau zahlen müssen, wird sich laut
Ebling daran bemessen, wie viel die kom-
munalen Abfallbetriebe für Reinigung,
Sammlung, Transport, Behandlung, aber
auch für Personal und Sensibilisierungs-
programme ausgeben. Je nach Lage, Orts-
größe oder Jahreszeit kann das stark variie-
ren. Eine Studie des Instituts für Abfall-
und Abwasserwirtschaft soll darüber in et-
wa einem Jahr Klarheit schaffen. Erst
wenn man verlässliche Zahlen habe, könne
man Angaben über Höhe und Art der Abga-
ben machen, so Ebling. Spätestens 2021
soll laut Schulze ein Gesetz stehen.
Schulze und Ebling kritisierten eine zu-
nehmende „Wegwerfmentalität“ der Ver-

braucher. „Der Trend zu mehr Wegwerfar-
tikeln führt in manchen Städten zu einer re-
gelrechten Müllflut“, sagte Schulze. Nach
Angaben des VKU finden sich immer mehr
To-go-Becher und Einwegbehälter aus
Plastik in den Abfalleimern der Kommu-
nen, aber auch auf den Straßen und in den
Grünanlagen. Sie machten mittlerweile et-
wa zwei Drittel des eingesammelten Mülls
aus, sagte Ebling. Auch die Zigarettenfil-
ter, die aus Plastik bestehen und mit Niko-
tin belastet sind, seien ein großes Problem.
Von der Änderung verspricht sich Schul-
ze langfristig ein Umdenken bei den Unter-
nehmen. „Ich glaube, wir werden in Zu-
kunft mehr Alternativen sehen“, sagte sie.
Dass anfallende Kosten dann auch an Kon-
sumenten weitergegeben und Wegwerf-
Produkte so teurer würden, sorgt laut

Schulze für mehr Gerechtigkeit nach dem
Verursacherprinzip.
Die Umweltministerin warnte auch vor
Mülltüten aus sogenanntem Bioplastik. Sie
seien oft eine „Mogelpackung“ und entge-
gen dem Versprechen nicht kompostier-
bar. Eine EU-weite Regelung fehle. Schulze
kündigte an, Plastiktüten verbieten zu wol-
len. Eine freiwillige Selbstverpflichtung rei-
che nicht mehr aus. Der Naturschutzbund
Deutschland begrüßte die Initiative, mach-
te aber deutlich, dass erst eine gesetzliche
Abgabe auf alle Einwegtaschen, unabhän-
gig vom Material, aus der „Kunststoffkri-
se“ helfen könne. Der Handelsverband
Deutschland nannte die Ankündigung der
Ministerin angesichts des geringen Anteils
von Tüten am Plastikmüll „reine Symbol-
politik“. ekaterina kel  Seite 4

Guatemala-Stadt– Derkonservative Poli-
tiker Alejandro Giammattei wird neuer Prä-
sident Guatemalas. Das Wahlamt erklärte
ihn per vorläufigem Ergebnis zum Sieger
der Stichwahl gegen die frühere Präsiden-
tengattin Sandra Torres, die für die Sozial-
demokraten angetreten war. Giammattei
steht dem Militär und der extremen Rech-
ten nahe. dpa  Seiten 4 und 7

Berlin– Der britische Essenslieferdienst
Deliveroo stellt sein Deutschlandgeschäft
ein. Das Unternehmen wolle verstärkt an-
dere Märkte in den Fokus nehmen – ande-
re europäische Länder sowie die Asien-Pa-
zifik-Region. Das Geschäft in Deutschland
werde noch im August eingestellt. Delive-
roo habe dafür gesorgt, dass Fahrer, Res-
taurants und Mitarbeiter „angemessene“
Vergütungs- und Kulanzpakete erhielten,
hieß es. dpa  Wirtschaft

München– Die britische Brexit-Politik
führt zu einer Abwanderung von Wissen-
schaftlern nach Deutschland. Dies legen
Zahlen der Humboldt-Stiftung nahe, die
Stipendien und Preise an Forscher vergibt,
die in Deutschland arbeiten wollen. Man er-
warte für dieses Jahr ein Fünftel mehr Be-
werbungen im Vergleich zur Vor-Brexit-
Zeit, erklärte die Stiftung. rpr  Seite 2

TV-Programm
vom13. bis 19. August 2019

In fernen Zeiten, in denen die meisten Pro-
dukte nichtjederzeit bestellbar waren,
markierte die Ankunft des Ikea-Katalogs
so etwas wie das Ende des Sommers. Ver-
lässlich lag er in den letzten Wochen des
Augusts im Briefkasten, mit einer klaren
Botschaft: Die Tage werden kürzer und
kälter, nun wird es Zeit, es sich gemütlich
zu machen und eventuell das schwedi-
sche Möbelhaus aufzusuchen. Man blät-
terte sich so durch, aha, das Klippan-Sofa
wird jetzt mit neuen Bezügen angeboten,
na so was, das Expedit-Regal ist ver-
schwunden, und manchmal, hihi, wurde
es sogar leicht lustig, zum Beispiel als der
Armleuchter „Söder“ im Sortiment auf-
tauchte. „Söder“ gibt es immer noch, ist
aber inzwischen eine formschöne Hänge-
leuchte geworden und billiger.
Auch den Ikea-Katalog gibt es immer
noch, kommende Woche erscheint der
neue, und trotzdem hat sich etwas geän-
dert: Auf dem Cover wird ein neues Ikea-

Logo prangen, das vor allem besser in den
digitalen Vertriebskanälen funktionieren
soll. Man habe, erklärt das Unternehmen,
das Logo „aktualisiert“, um ein „schärfe-
res digitales Erscheinungsbild“ zu ermög-
lichen. Ein Jahr wurde an der „Aktualisie-
rung“ getüftelt. Aber man muss genau
hinsehen, um sie zu erkennen: Das gelbe
Oval ist rundlicher, die blauen Buchsta-
ben sind etwas größer, die Serifen wur-
den reduziert und das Markenrechtssym-
bol in das Logo eingebaut. Es sind recht
homöopathische Handgriffe.
Lohnt es wirklich den Aufwand, um
damit beispielsweise weltweit sämtliche
Filialen umzurüsten? Was kann die Mini-
Markenveränderung bewirken? Dieses
Redesign sei nicht nur „vorsichtig, son-

dern ängstlich“, ätzte bereits ein Rezen-
sent in der KunstzeitschriftArt.
Möglicherweise ist die Angst ange-
bracht. Ein altes Logo durch ein komplett
neues zu ersetzen, ist wie beim Friseur
nach einem radikalen Haarschnitt zu ver-
langen: Kann echt schiefgehen und ist so
schnell nicht reparabel. Der Ölkonzern BP
ersetzte 2000 sein grün-gelbes Wappen
durch eine ähnlich gestaltete Sonne, die
„Wärme, Licht und Natur suggerieren“
sollte. Als 2010 im Golf von Mexiko der
Brand einer Ölplattform des Konzerns zu
einer Umweltkatastrophe führte, wurde
das mit in schmierigem Rohöl versinken-
den BP-Sonnen illustriert. Auch in der
Taktik von McDonalds, zunehmend das
bekannte gelb-rote Logo durch ein grü-

nes zu ersetzen, sehen manche Experten
einen wenig glaubwürdigen Versuch, sich
einen nachhaltigen Anstrich geben zu
wollen.
Dabei können Marken, die mit eher ne-
gativen Emotionen verbunden seien, die-
se Emotionen tatsächlich nur mit einer
„bewusst wahrnehmbaren“ Veränderung
„löschen“, sagt Gabriele Naderer vom In-
stitut für Marktpsychologie Mannheim.
Gelungen hält sie das bei dem Autoher-
steller Opel, der mit neuem Logo und gro-
ßer Kampagne einen Neuanfang hinbe-
kommen habe. In dieser Logo-Logik sind
die minimalen Maßnahmen von Ikea al-
lerdings folgerichtig. Bei einer gut einge-
führten Marke, sagt Naderer, sollten die
Veränderungen „unterschwellig bleiben“,
also bewusst kaum erkennbar sein. Der
Konzern selbst erklärt auf Anfrage, weite-
re Veränderungen in näherer Zukunft sei-
en nicht geplant. Die aktuelle ist die erste
seit 1983. mareen linnartz

von christoph giesen

Peking– Die anhaltenden Proteste gegen
die Regierung in Hongkong haben am Mon-
tag den Flughafen der chinesischen Son-
derverwaltungszone lahmgelegt. Vorüber-
gehend musste der Flugverkehr an einem
der größten Drehkreuze Asiens eingestellt
werden, da Tausende Demonstranten die
Abflugs- und Ankunftshalle besetzt hiel-
ten. Das Abfertigen war nicht mehr mög-
lich. Fluggesellschaften wie etwa Lufthan-
sa strichen daher ihre Flüge von Frankfurt
und München nach Hongkong.
Bei den friedlichen Protesten skandier-
ten die in Schwarz gekleideten Demons-
tranten Slogans gegen Polizeigewalt und
verteilten Flugblätter an die Passagiere. Et-
liche der Demonstranten trugen weiße Ver-
bände, sie erinnerten damit an eine Frau,

die bei einer Demonstration von einem
Gummigeschoss der Polizei schwer im Ge-
sicht verletzt worden war und nun um ihr
Augenlicht bangt.
Zeitgleich zu den Protesten am Flugha-
fen veröffentlichte das ParteiblattGlobal
Timesein Video, das Einheiten der Polizei
mit gepanzerten Fahrzeugen in Shenzhen,
der chinesischen Nachbarstadt Hong-
kongs, zeigt. Die Polizei bereitet sich dem-
nach auf eine Übung vor. Ein ähnliches Ma-
növer mit Tausenden Polizisten hatte es in
Shenzhen bereits in den vergangenen Wo-
chen gegeben.
In Peking erklärte am Montag ein Spre-
cher der für Hongkong und Macau zustän-
digen Behörde, die Demonstranten hätten
in den vergangenen Tagen „häufig extrem
gefährliche Werkzeuge eingesetzt, um die
Polizei anzugreifen“. Dabei handle es sich

um schwere Verbrechen, bei denen
„Sprösslinge des Terrorismus“ aufkeim-
ten. „Hongkong steht am Scheideweg“, sag-
te der Sprecher. Wem die Zukunft der
Stadt am Herzen liege, müsse aller Gewalt
und allen gewalttätigen Personen eine Ab-
sage erteilen.
Um das zu erreichen, erhöht die Regie-
rung in Peking auch den Druck auf Unter-
nehmen in der Stadt. Der Chef der Hong-
konger Fluggesellschaft Cathay Pacific
kündigte etwa am Montag in einem inter-
nen Memo „disziplinarische Konsequen-
zen“ für Mitarbeiter an, die sich an „illega-
len Protesten“ beteiligen.
Am Wochenende war es in der Finanz-
metropole erneut zu heftigen Zusammen-
stößen zwischen Demonstranten und der
Polizei gekommen. Die Einsatzkräfte setz-
ten Schlagstöcke und Gummigeschosse

ein. Tränengas wurde auf den Straßen der
Stadt und erstmals auch im Inneren eines
U-Bahnhofs eingesetzt. Gewaltbereite De-
monstranten warfen Steine. Hongkongs
Polizei berichtete, dass es auch in ihren Rei-
hen Verletzte gegeben habe, unter ande-
rem durch Laserpointer und einen Molo-
towcocktail.
Die Proteste in der ehemaligen briti-
schen Kronkolonie hatten sich vor gut zwei
Monaten an Plänen der Regierung für ein
Gesetz zur Auslieferung von Beschuldig-
ten an die Volksrepublik China entzündet.
Anfang Juli hatte Hongkongs Regierungs-
chefin Carrie Lam zwar den Entwurf für tot
erklärt, dennoch weiten sich die Proteste
stetig aus. Mittlerweile fordern die De-
monstranten den Rücktritt Lams, der sie ei-
ne zu große Nähe zur Führung in Peking
vorwerfen.  Seiten 4 und 7

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HEUTE


Die SZ gibt es als App
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phone: sz.de/zeitungsapp

Lieferdienst Deliveroo


verlässt Deutschland


Berlin –Bundeswirtschaftsminister Peter
Altmaier (CDU) nennt den Vorschlag von
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD),
den Solidaritätszuschlag von 2021 an nur
für rund 90 Prozent der Bürger abzuschaf-
fen und die Spitzenverdiener weiter zu be-
lasten, „längst nicht ausreichend“. Wichtig
sei, „jetzt schon den weiteren Pfad dafür
festzuschreiben, dass der Soli in der kom-
menden Legislatur komplett und für alle
abgeschafft wird“, sagte er derSüddeut-
schen Zeitung. Dies sei „vor allem für die
Entlastung von kleinen und mittelständi-
schen Unternehmen entscheidend“. Fi-
nanzminister Scholz hatte am Montag da-
gegen betont, dass es „gerecht“ sei, „dass
wir die unverändert bestehenden Aufga-
ben zur Finanzierung der deutschen Ein-
heit dann von denjenigen tragen lassen,
die das allergrößte Einkommen haben“. Ei-
ne komplette Abschaffung für die Zukunft
im Gesetz festzuschreiben, sei nicht ge-
plant, sagte seine Sprecherin. Aus Wirt-
schaft und FDP gab es harte Kritik am Vor-
schlag des Finanzministers. Sollte Scholz
nicht mindestens einen Pfad zur vollständi-
gen Streichung des Solis aufzeigen, werde
man vor dem Bundesverfassungsgericht
klagen, drohte FDP-Chef Christian Lind-
ner.klu, rike  Seite 4, Wirtschaft

Im Tagesverlauf zunehmende Schauer-
und Gewitterneigung von Norden. Im Süd-
westen auch mal längere sonnige Abschnit-
te. Temperaturen von 15 bis 24 Grad. Mä-
ßiger bis frischer Wind aus wechselnden
Richtungen.  Seite 13 und Bayern

Logo-Logik


Ikeaverändert sein Firmenzeichen – und fast keiner merkt es


Protest legt Flughafen in Hongkong lahm


Wieder demonstrierten Tausende in der Metropole gegen Pekings Einfluss. Wegen der Blockade


werden sämtliche Flüge gestrichen. Die chinesische Regierung warnt vor „Terrorismus“


Xetra Schluss
11680 Punkte

N.Y. Schluss
25896 Punkte

22 Uhr
1,1212 US-$

Hersteller von Einwegverpackungen sollen zahlen


Umweltministerin Schulze will Firmen, die Wegwerf-Plastik produzieren, an den Kosten der Entsorgung beteiligen


Giammattei wird


Präsident Guatemalas


Brexit lässt


Forscher abwandern


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Verbunden:Weiße Pflaster kleben auf ihren Augen, bepinselt mit roter Farbe. Damit erinnern die Demonstranten in Hongkong an einen Zwischenfall am Wochenende:
Eine Frau soll durch ein Polizeigeschoss ihr Augenlicht verloren haben. Auch am Montag protestierten Tausende gegen Chinas Einfluss. FOTO: T. PETER/REUTERS

FOTO: DPA

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Nordkorea in Berlin: Die Posse um das „City Hostel“ Die Seite Drei


Union will Soli


ganz abschaffen


Scholz’ Vorschläge gehen


Altmaier nicht weit genug


(SZ) Wenn Björn Höcke auf ostdeutschen


Plätzen über all die Verderbnis spricht, wel-


che das System über unser gutes deut-


sches Volk gebracht habe, dann ruft er


gern beschwörend: Es fühle sich schon wie-


der an wie in der DDR, „dafür haben wir


nicht die friedliche Revolution gemacht“.


Hier zeigt sich das ganze Genie des AfD-


Flügelmannes: Er hat im November 1989


eigentlich weit drüben im Westen die


Schulbank gedrückt, als 17-Jähriger in Neu-


wied am Rhein, und doch in der DDR per-


sönlich die Kommunisten gestürzt. In der


Theologie nennt man das Bilokation, die


Gabe, an zwei Orten gleichzeitig zu sein.


Wer weiß, ob ohne Höcke nicht Erich Ho-

necker heute noch mehrstündige Monolo-


ge vor dem ZK der SED halten würde. Björn


Höckes Rolle beim Mauerbau 1961 dage-


gen liegt eher im Dunkeln; er selbst hat lan-


ge bestritten, je von der Mauer gehört zu


haben, die er dann 1989 einriss. Viele Men-


schen wissen gar nicht, dass Björn Höcke


auch schon 1953 beim Volksaufstand in


Ostberlin dabei war, wenngleich nicht


ganz klar ist, auf welcher Seite. Zehn Jahre


zuvor traf er bei der Panzerschlacht von


Kursk zu spät ein, um die deutsche Nieder-


lage abzuwenden, wie es ihm 1914 bei Tan-


nenberg noch gelungen war. Auf Höcke


soll auch einer der staatsmännischsten Sät-


ze Wilhelms II. zurückgehen: Das Parla-


ment sei nichts als ein Reichsaffenhaus. Ja,


die Reichseinigung von 1871 selbst wäre oh-


ne Björn Höcke gar nicht denkbar, nur auf-


grund seiner Bescheidenheit sagt er nicht:


Wir haben damals das Reich gemacht. Da-


bei wäre sein markanter Kopf leicht auf


dem berühmten Gemälde „Die Proklamie-


rung des deutschen Kaiserreichs“ im Ver-


sailler Spiegelsaal zu erkennen, würde ihn


nicht leider zur Gänze die massige Gestalt


Otto von Bismarcks verdecken, der sich


mal wieder vorgedrängelt hatte. So ist das


immer: Diejenigen, die sich aufopfern für


ihr Volk und die ganze Arbeit machen, wer-


den von denen da oben beiseitegeschoben.


Als die schon damals lästigen Demokra-

ten 1848 das erste Mal eine politisch kor-


rekte Meinungsdiktatur errichten wollten,


gehörte Björn Höcke zu den Beratern des


Kartätschenprinzen, der die Sache nach gu-


ter preußischer Art regelte. Als die Gefahr


vorüber war, nahm Höcke den Besiegten ih-


re schwarz-rot-goldene Fahne ab, die er


heute so gern vorzeigt. Aber sein Wirken


zum Wohle des Vaterlandes geht noch viel


weiter in unsere ruhmreiche Geschichte zu-


rück. Im Mittelalter erfand er das Kom-


mando „Rolle, roll, roll“, mit dem die Blech-


büchsenarmee sich auf den Feind warf.


Und kein anderer als Höcke war es, der be-


reits 216 v. Chr. bei Cannae den nach Umvol-


kung trachtenden Semiten entgegentrat.


Leider hat die Mainstream-Presse seine


Heldentaten auf dem Schlachtfeld gegen


Hannibal einfach verschwiegen und die


Wahrheit verdreht. Heute glaubt jeder, der


Karthager habe die Schlacht gewonnen


und nicht Björn Höcke.


DAS WETTER



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