Süddeutsche Zeitung - 13.08.2019

(nextflipdebug5) #1
von klaus ott

S


olche Sätze finden sich sonst nicht in
einer Anklage. Der Beschuldigte Hen-
ning L., steht da sinngemäß, sei auf-

richtig und ehrlich. Und das ist längst nicht


das einzige Lob. Das klingt höchst unge-


wöhnlich, ist bei näherem Hinsehen aber


leicht nachvollziehbar. L. war Leiter des


Bereichs Abgasnachbehandlung bei Audi,


der das interne Kürzel N/EA-631 trägt. Der


Techniker hat nach Erkenntnissen der


Staatsanwaltschaft München II jahrelang


mitgemacht bei der Manipulation von Die-


sel-Fahrzeugen und ist deshalb einer von


vier Angeschuldigten, die nach dem Willen


der Ermittler in der Abgasaffäre bei der In-


golstädter Volkswagen-Tochter Audi vor


Gericht kommen sollen.


Der Bereichsleiter L. hat schließlich

aber etwas getan, was in dieser Form sonst


niemand bei Audi machte. Er hat von dem


Augenblick an umfassend ausgepackt, als


die Strafverfolger im März 2017 mit einem


Durchsuchungsbeschluss bei ihm auf-


tauchten. Er hat in vielen Vernehmungen


viele Einblicke in die Abgründe bei Audi


ermöglicht. L. ist ein sogenannter Kronzeu-


ge. Von ihm erhofft sich die Staatsanwalt-


schaft bei dem absehbaren Prozess gegen


Ex-Vorstandschef Rupert Stadler, der alle


Vorwürfe bestreitet, und weitere Ange-


schuldigte wertvolle Aussagen vor Gericht.


Aussagen im Sinne der Anklage.


L. hat den Ermittlern beispielsweise

erzählt, was bei Audi geschehen sei, nach-


dem US-Behörden am 18. September 2015


die Abgasmanipulationen bei Volkswagen


enthüllt hatten. Audi habe anschließend


noch etliche Monate lang versucht, die eige-


ne Verwicklung in die Affäre in den USA zu


vertuschen. Audi habe nicht verstanden,


dass das Vertrauen der US-Behörden in


das Unternehmen und dessen Fahrzeuge


völlig erschüttert war. Die für die Abgasrei-


nigung zuständigen Techniker in Ingol-


stadt hätten die Behörden in Übersee hin-


gehalten, bis das schließlich nicht mehr


funktioniert habe. Bis zum 18. Mai 2016.


Erst dann habe man den US-Behörden


alles vollständig offengelegt. Aufgrund der


Ergebnisse interner Untersuchungen wäre


Audi aber schon bei einem Termin in


Übersee am 17. Dezember 2015 in der Lage


gewesen, reinen Tisch zu machen.


Im Kreise seiner Kollegen will der Leiter

von N/EA-631 frühzeitig dazu aufgefor-


dert haben, die Hosen herunterzulassen.


Doch die Vorgabe von einem der Chefs für


die Abgasreinigung bei Diesel-Fahrzeugen


habe gelautet, man solle sich etwas aus-


denken. Sprich, die Behörden hinhalten.


Wie die systematische Vertuschung dann


abgelaufen sei, das hat L. den deutschen


Ermittlern im Detail erzählt, mit drasti-


schen Worten: Die Audi-Techniker hätten


den Behörden in Übersee unvollständige,


geschönte Unterlagen vorgelegt. Das sei


eine Salamitaktik gewesen. Man habe


gehofft, dass sich die US-Behörden mit


oberflächlichen Darstellungen begnügen


würden. Die erste im November 2018


vorlegte Präsentation, mit der bestimmte


Vorgänge bei der Abgasreinigung erklärt


werden sollten, sei hanebüchen und Blöd-


sinn und eine Lügengeschichte gewesen.


L. beschrieb die Lage bei Audi als eher

chaotisch und von Panik geprägt. Natür-


lich habe man gewusst, dass nicht nur VW


manipuliert, sondern dass man selbst
Leichen im Keller habe. Aber bei Audi habe
man sich den Kollegen von Volkswagen in
Wolfsburg überlegen gefühlt; in dem Sin-
ne, dass es etwas weniger illegal sei, was in
Ingolstadt geschehe. Panik, Chaos, Hybris,
das war schon eine seltsame Mischung bei
Audi. Der Umgang mit der Abgasaffäre, so
hat es L. den Ermittlern erzählt, war ein ein-
ziges Desaster.
Der Chef von N/EA-631 hat auch,
offenbar ohne den damaligen Vorstands-
chef Stadler bewusst belasten zu wollen,
viel Entlarvendes über die Unternehmens-
führung erzählt. Nicht in dem Sinne, dass
Stadler angeordnet habe, die US-Behörden
zu belügen. Sondern in dem Sinne, dass
der Vorstandschef massiv angezählt gewe-
sen sei und viel zu spät agiert habe. Stadler
hatte in Rundschreiben an die Belegschaft
zwar wiederholt dazu aufgefordert, reinen
Tisch zu machen. Aber diejenigen Ingeni-
eure, die manipuliert hatten, waren unsi-
cher, ob das auch so gemeint war.

Eine Videokonferenz am 13. Mai 2016
sei entscheidend gewesen, sagte L. den
Ermittlern. Bei dieser Besprechung habe
Stadler ihn, L., und einen weiteren Techni-
ker angemahnt, jetzt wirklich alles offenzu-
legen. Sonst drohe Audi eine finanzielle
Katastrophe. L. berichtete bei seinen Ver-
nehmungen weiter, jetzt habe er nichts
mehr verstecken müssen. Das sei einer der
schwierigsten Tage in seinem Leben gewe-
sen. Ein noch schwierigerer Tag für den
Chef von N/EA-631 sollte dann am 18. Mai
2018 folgen. An jenem Tag, als Audi laut L.
nach vielen Monaten endlich aufhörte, die
US-Behörden weiter hinters Licht zu
führen. L. war nach eigenen Worten dafür
verantwortlich, zwei Folien mit den Num-
mern 37 und 39 vorzustellen. Die letztere
Folie sei dann die eigentliche Bombe gewe-
sen. Als er diese Folie präsentiert habe, sei
ein Raunen durch die Runde gegangen.
Das sei eine Testerkennung, habe ein
Mitarbeiter der kalifornischen Umweltbe-
hörde CARB dazwischen gerufen. Damit
sei die Bombe geplatzt und die Stimmung
ziemlich auf dem Tiefpunkt gewesen.
Testerkennung, das war das Stichwort.
Techniker von Audi und Volkswagen
hatten eine Software entwickelt, die er-
kannte, ob sich das Fahrzeug auf einem
Teststand befand. Oder auf der Straße. Auf
dem Teststand, bei den Messungen der Be-
hörden, funktionierte die Abgasreinigung
bestens. Auf der Straße hingegen wurden
die gesundheitsschädlichen Stickoxide oft
ungefiltert durch den Auspuff gejagt, was
Kosten sparte. Was aber illegal war, weil
die gesetzlichen Grenzwerte zum Schutz
von Mensch und Natur um ein Vielfaches
überschritten wurden.
L. erzählt den Ermittlern auch, wie seine
eigene Aufarbeitung der Abgasaffäre bei
Audi gelaufen sei. Er sei von der mit einer
internen Untersuchung beauftragten
Anwaltskanzlei Jones Day seit Novem-
ber 2015 mehrmals befragt worden. Der
letzte Termin habe im Juni 2016 stattgefun-
den, kurz nach der Ansage von Vorstands-
chef Stadler bei der erwähnten Videokonfe-
renz, alles offenzulegen. Der Termin im
Juni 2016 habe siebeneinhalb Stunden
gedauert. Es sei ihm vorgekommen wie
eine Beichte, erzählt L. den Staatsanwälten.
Alles sei von ihm abgefallen. Endlich habe
er die Wahrheit sagen dürfen.

München– Derlange Zeit denkwürdigste
Tag in der Abgasaffäre soll für den langjäh-
rigen Audi-Chef Rupert Stadler der 16. No-
vember 2015 gewesen sein. Zwei Monate
vorher waren im Mutterkonzern Volkswa-
gen die Manipulationen bei Millionen Die-
sel-Fahrzeugen aufgeflogen, und nun er-
wischte es auch noch Audi. Bei einer Vor-
standssitzung in der Zentrale in Ingolstadt
soll Ulrich Weiß, damals noch Chef der Die-
selmotoren-Entwicklung, über Verfehlun-
gen berichtet haben. Auch Audi habe bei
Fahrzeugen in den USA eine Abschaltein-
richtung für die Abgasreinigung, ein soge-
nanntesDefeat Device. „Verdammt“, will
Stadler gesagt haben. Weiß sei daraufhin
in Tränen ausgebrochen.
Ein weinender Manager, ein überrasch-
ter Vorstandschef, das ist Teil von Stadlers
Version der Affäre. So steht das in einer No-
tiz der Kanzlei Jones Day über ein Treffen
mit Stadler. Die Kanzlei war von der Kon-
zernmutter Volkswagen mit einer internen
Untersuchung der Abgasaffäre beauftragt
worden. Anwälte von Jones Day hatten dar-
aufhin neben vielen anderen Audi-Beschäf-
tigten auch den damaligen Vorstandschef
befragt, bei mehreren Terminen im Jahr


  1. Anschließend schrieben die Anwälte
    auf, was Stadler gesagt habe. In den Nieder-
    schriften lässt sich nachlesen, wie einer
    der führenden Köpfe des VW-Imperiums
    die zehn Jahre von Beginn der Manipulatio-
    nen bis zu deren Enthüllung durch US-Be-
    hörden im September 2015 und die folgen-
    den Monate erlebt haben will. In der Öffent-
    lichkeit hat Stadler weitgehend geschwie-
    gen, doch in diesen Niederschriften wird
    seine Sicht der Affäre deutlich.


Stadlers Verteidiger wollte sich auf SZ-
Anfrage nicht dazu äußern. In einer Nieder-
schrift heißt es, die Aufzeichnung sei Stad-
ler nicht gezeigt und von ihm auch nicht un-
terschrieben worden. Gleichwohl ist davon
auszugehen, dass Jones Day alles korrekt
notiert hat. Bis hin zum letzten Satz in ei-
nem 15-seitigen Memorandum über einen
Termin am 21. September 2016 in Stadlers
Büro in der Ingolstädter Audi-Zentrale.
Am Ende einer mehr als vier Stunden wäh-
renden Befragung wirkte Stadler ganz of-
fenkundig verbittert. Der Aufklärungspro-
zess bei Audi sei für ihn mit vielen persönli-
chen Enttäuschungen verbunden gewe-
sen, soll der damalige Audi-Chef gesagt ha-
ben. Und er soll über einen wiederholten
Vertrauensbruch ihm gegenüber geklagt
haben.
Den Beginn der Affäre will Stadler am


  1. September 2015 beim Golfen erlebt ha-
    ben; nachdem US-Behörden den VW-Be-
    trug enthüllt hatten. Anschließend will er
    seine Ingenieure wieder und wieder ge-
    fragt haben, ob es in den US-Autos von Au-
    di ein Defeat Device gebe. „Sind wir sau-
    ber?“ Die Antwort habe stets gelautet: Ja.
    Er habe keine Hinweise auf eine Abschalt-
    einrichtung bekommen und sei über-
    rascht, dass das nicht früher mitgeteilt wor-
    den sei. Nicht vor jenem 16. November
    2015, an dem der Diesel-Manager Weiß im
    Vorstand davon berichtet habe. Er habe
    nicht den Eindruck gehabt, dass Weiß zu-
    vor etwas verheimlicht oder gar gelogen ha-
    be. Weiß sei eine „ehrliche Haut“.
    Wer ehrlich war bei Audi und wer nicht,
    das wird wohl das Landgericht München II
    herausfinden müssen. Dort liegt die Be-
    trugs-Anklage gegen Stadler und weitere
    frühere Audi-Leute, die zu einem Prozess
    führen dürfte. Bei Stadler geht es um die
    Zeit ab September 2015 und 120 000 in Eu-


ropa als sauber verkaufte Fahrzeuge, die
manipuliert gewesen seien. Stadler bestrei-
tet den Betrugsvorwurf. Und überhaupt,
so steht es sinngemäß in den Jones-Day-
Notizen: Er habe nichts geahnt und nichts
gewusst. Wirklich nicht?
Immerhin hatte es bei Audi jahrelang,
bis hinauf in den Vorstand, Diskussionen
über das Wundermittel Ad Blue gegeben.
Das ist ein Gemisch aus künstlichem Harn-
stoff und Wasser, das gesundheitsschädli-
che Stickoxide neutralisiert. Bei Audi wur-
de wiederholt darüber gestritten, ob die

vorgesehenen Tankgrößen für Ad Blue aus-
reichten. Stadler will den Notizen von Jo-
nes Day zufolge nur mitbekommen haben,
dass es um die Belange der Autokäufer
gegangen sei. Die sollten es nicht nötig ha-
ben, zwischen den regulären Service-Ter-
minen in den Werkstätten selbst Ad Blue
nachzufüllen. Mehr sei da nicht gewesen,
so Stadler. Tatsächlich war da mehr. Um
den Kunden ein Nachtanken des Wunder-
mittelns zu ersparen, wurde die Abgas-
reinigung teilweise einfach abgeschaltet;
angeblich ohne Stadlers Wissen.
Als Audi und VW in der zweiten Hälfte
vergangenen Jahrzehnts in Nordamerika
mit dem Verkauf ihrer vermeintlichen
„Clean Diesel“ begannen, um diesen
Markt zu erobern, da soll das für Stadler
nur eines von mehreren tausend Themen
gewesen seien. Noch dazu in mitten einer
weltweiten Banken- und Finanzkrise, die
sich zu einer Wirtschaftskrise auswuchs.
Und von unlösbaren Problemen bei der Ab-
gasreinigung oder gar von einem Defeat
Device soll niemand im Unternehmen dem
Vorstandschef etwas gesagt haben. Stadler
will auf seine Leute vertraut und im Nach-
hinein frustriert gewesen sein, dass auch
er getäuscht worden sei.
Einer der Ingenieure, die jahrelang ma-
nipuliert hatten, hat das später Staatsan-
wälten so erklärt: Man habe den bösen Be-
griff Defeat Device nicht verwendet, weil
es geheißen habe, die Chefs wollten Lösun-
gen und keine Probleme. Die Techniker
hätten immer persönliche Konsequenzen
befürchtet, wenn sie keine vertretbaren

Lösungen angeboten hätten. War also ein
Klima der Angst die Ursache für die Abgas-
affäre bei Audi, ebenso wie bei Volkswagen
unter dem gefürchteten Vorstandschef
Martin Winterkorn? Gut möglich. Und für
die Atmosphäre im Unternehmen ist zual-
lererst der Vorstandschef verantwortlich.
Als die Abgasaffäre bei VW begann und
Winterkorn dort gehen musste, schrieb
Stadler der Audi-Belegschaft, „viele von
uns“ seien erschüttert, enttäuscht und be-
sorgt. „Das Gebot der Stunde lautet Trans-
parenz.“ Stadler kündigte eine rückhaltlo-
se Aufklärung an; sowie die nötigen Konse-
quenzen, auch personell. Gleichzeitig lobt
Stadler den Kollegen Winterkorn, seinen
Vorgänger als Audi-Vorstandschef, über al-
le Maßen. „Wir alle – und auch ich – haben
ihm viel zu verdanken. Mit seiner Begeiste-
rung für Technik und seiner beispiellosen
Liebe zum Detail hat er die Messlatte für
Qualität im Automobilbau sehr hoch ge-
legt.“ Der gerade auf Druck des Volkswa-
gen-Aufsichtsrats zurückgetretene Winter-
korn als Vorbild: Was für ein Signal an die
eigene Belegschaft bei Audi. klaus ott

Die Beichte des


Chefs von N/EA-


Ein Audi-Techniker hat den Ermittlern geschildert, wie die


US-Behörden bis zuletzt hingehalten und getäuscht wurden


Ahnungsloser


Vorstandschef


Anwälte haben Stadler befragt – und seine Version notiert


Alexander Everke, der Vorstandsvorsit-


zende des Halbleiterkonzerns AMS, will es


noch mal wissen. Er hat ein neues Über-


nahmeangebot für Osram vorgelegt. Das


hat die Aktie des Münchner Lampenher-


stellers am Montag zeitweise um fast


zehn Prozent steigen lassen. AMS und


Everke(FOTO: OH)hatte den zweiten Anlauf


am Sonntagabend gestartet. Für 38,


Euro je Aktie will das Unternehmen Os-


ram komplett übernehmen und die bei-


den Unternehmen zusammenschließen.


Die US-Finanzinvestoren Bain Capital


und Carlyle hatten 35 Euro je Osram-Ak-


tie geboten. Der Osram-Großaktionär


Allianz und die Schutzgemeinschaft der


Kapitalanleger (SdK) haben dieses Ange-


bot vergangene Woche jedoch als zu nied-


rig bewertet. AMS hatte sich schon Mitte


Juli nach einem unverbindlichen Angebot


wieder zurückgezogen, hat es sich jetzt


aber wieder anders überlegt. Die Österrei-


cher haben sich nach eigenen Angaben


eine Brückenfinanzierung von 4,2 Milliar-


den Euro gesichert.
Einen Teil davon will
AMS über die Ausgabe
von neuen Aktien
zurückzahlen. Dafür
soll das Kapital um 1,
Milliarden Euro er-
höht werden. Die AMS-
Aktie gab am Montag
deutlich nach. dpa

Jürg Zeltner, 52, Ex-Vorstand der UBS,
wird womöglich in den Aufsichtsrat der
Deutschen Bank einziehen. Ein Insider
bestätigte einen Bericht der Nachrichten-
agenturBloomberg, wonach Zeltner(FO-
TO: LAIF)den Posten von Richard Meddings
im Kontrollgremium übernehmen könn-
te. Die Berufung stehe kurz bevor. Warum
Meddings seinen Posten nun bereits wie-
der aufgibt, blieb unklar. Der frühere
Spitzenbanker war erst 2015 in den Auf-
sichtsrat berufen worden und führte zu-
letzt den Prüfungsausschuss. In jedem
Fall wird durch seinen Abgang ein Posten
für Zeltner frei. Der Schweizer war bis

Ende 2017 im Vorstand der Schweizer UBS
für die Vermögensverwaltung zuständig,
hatte die Großbank aber überraschend
verlassen. Seit Anfang 2018 führt er die
Luxemburger Privatbank KBL, die der
katarischen Herrscherfamilie Al-Thani
gehört. Zeltner dürfte damit eine Art Ge-
sandter der Familie Al-Thani sein, die mit
mindestens 6,1 Prozent an der Deutschen
Bank beteiligt ist und dort indirekt gro-
ßen Einfluss ausübt. Ihr Vertrauter im
Aufsichtsrat war zuletzt der Rechtsanwalt
Stefan Simon, der beim Umbau der Bank
überraschend ins Management gewech-
selt ist und nach Zustimmung der Finanz-
aufsicht die Vorstandsverantwortung für
Recht und die Beziehungen zu Aufsichts-
behörden verantworten wird. Seinen Pos-
ten im Aufsichtsrat hatte Dagmar Valcar-
cel übernommen, die nichts mit dem
Emirat zu tun hat. Die Kataris lassen sich
zudem beraten von Michele Faissola,
einem früheren Vertrauten von Ex-Deut-
sche-Bank-Chef Anshu Jain.
Die Berufung Zeltners ist auch vor dem
Hintergrund interessant, als dass Deut-
sche-Bank-Aufsichtsratschef seit länge-
rem mit einem Zusammenschluss von
Deutsche Bank und UBS liebäugelt und
dazu auch immer wieder Gespräche füh-
ren lässt. Zeltner ist bei der UBS nicht im
besten Einvernehmen gegangen, er kennt
das Haus aber gut: Von 2005 bis 2008 war
er Chef der UBS-Deutschland. mesc

Sung Yun Mo, Südkoreas Handelsminis-
ter, handelt: Die Regierung in Seoul kün-
digte an, Japan von einer „weißen Liste“
zu streichen, auf der Länder stehen, die in
den Genuss beschleunigter Exportverfah-
ren kommen. Sung(FOTO: AP)sagte, Japan
werde in eine neu geschaffene Handelska-
tegorie von Staaten aufgenommen, die
ihre Ausfuhrkontrollsysteme nicht im
Einklang mit den „internationalen Export-
kontrollgrundsätzen“ betrieben. Ein hoch-
rangiger Vertreter des südkoreanischen
Handelsministeriums ergänzte, dass Ja-
pan wegen unangemessener Handelsprak-
tiken als erstes Land in der neuen Gruppe
benannt worden sei. Die Beziehungen
beider Länder hatte sich eingetrübt. Hin-
tergrund ist ein Streit über Entschädigun-
gen aus der Zeit der japanischen Beset-
zung von 1910 bis 1945. Im Oktober ver-
pflichtete das Oberste Gericht in Südko-
rea japanische Firmen dazu, Entschädi-
gung an Südkoreaner zu zahlen, die da-
mals Zwangsarbeit leisten mussten.
Japan reagierte em-
pört und verwies auf
eine Einigung von


  1. Der Streit eska-
    lierte, als Japan dann
    die Belieferung süd-
    koreanischer Tech-
    Konzerne mit High-
    tech-Gütern be-
    schränkte.reuters


Raffaele Jerusalmi, 58, Chef der Mailän-
der Börse, hat interessante Monate hinter
sich, und das nicht nur wegen der italieni-
schen Regierung. Die Borsa Italiana ist in
diesem Jahr bislang der Handelsplatz mit
den meisten Börsengängen in Europa, das
dürfte Jerusalmi(FOTO: GETTY IMAGES)freuen.
Die Mailänder verzeichneten in diesem
Jahr 27 Prozent der europäischen Börsen-
gänge, wie aus Bloomberg-Daten hervor-
geht. 23 Börsengänge sind in Italien die-
ses Jahr angekündigt. Mehr als 91 Prozent
der Gesamterlöse wurden von einem einzi-
gen Unternehmen erzielt: dem Zahlungs-
abwickler Nexi, dessen Börsengang im
April mit 2,3 Milliarden Dollar voraus-
sichtlich der größte in Europa in diesem
Jahr war. Der Aufstieg Italiens an die Spit-
ze ist zum Teil auf die rückläufige Anzahl
an Börsendebüts in London zurückzu-
führen, der traditionell aktivsten Börse in
Europa. Britische Emissionen sind um
67 Prozent eingebrochen, was auf die
zunehmende Besorgnis über einen No-
Deal-Brexit zurückzu-
führen sein dürfte.
Bisher sind in diesem
Jahr 20 Unternehmen
in London an die Bör-
se gegangen, vergli-
chen mit 61 neuen
Notierungen zum
gleichen Zeitpunkt


  1. bloomberg


António Costa, 58, portugiesischer Premi-
erminister, hat den Energienotstand aus-
gerufen. Mitten in der Sommersaison
geht den Tankstellen im Urlaubsland
Portugal der Sprit aus. Die Fahrer von
Gefahrgutlastwagen sind am Montag zum
zweiten Mal innerhalb von vier Monaten
in einen unbefristeten Streik getreten. Sie
fordern unter anderem höhere Gehälter.
Die sozialistische Regierung Costa(FOTO: REU-
TERS)kündigte Rationierungen an. Pkw
dürfen nur noch 25 Liter und Lkw nur
noch 100 Liter tanken. Zudem wurden die
Transportunternehmen verpflichtet, wei-
ter mindestens 50 Prozent des Benzins an
die Tankstellen zu liefern, berichtet die
ZeitungDiário de Notícias. Militär, Ret-
tungskräfte wie der Zivildienst, Polizei
und Feuerwehr sowie Flughäfen und Hä-
fen sollten weiter zu 100 Prozent bedient
werden. Dennoch sind viele Tankstellen
bereits leergetankt: In den vergangenen
Tagen hatten sich portugiesischen Medi-
enberichten zufolge lange Schlangen vor
den Zapfsäulen gebil-
det. Besonders betrof-
fen sei die südliche
Region Algarve. Viele
Autofahrer seien von
dort ins nahe gelegene
Spanien gefahren, um
ihre Wagen zu tanken,
schreibt die spanische
El Mundo. dpa

Den Beginn des Skandals


will der damalige Audi-Chef


beim Golfen erlebt haben


Stadler lobte den gefürchteten


VW-Chef Winterkorn nach dessen
Rücktritt. Welch ein Signal

Bei Audi hieß es,


die Chefs wollten Lösungen


und keine Probleme


(^16) WIRTSCHAFT Dienstag, 13. August 2019, Nr. 186 DEFGH
Abgasaffäre bei AudiDieErmittler setzen auf einen Kronzeugen, der auch gegen den Ex-Vorstandschef aussagen soll
Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler wurde von der Staats-
anwaltschaft München wegen Betrugs in der Dieselaffäre
angeklagt. Stadler bestreitet die Vorwürfe. Nun erhofft sich die
Staatsanwaltschaft wertvolle Aussagen von einem Kronzeugen.
FOTOS: KRISZTIAN BOCSI/BLOOMBERG, ARNE DEDERT/DPA
Zweiter Anlauf Für die Scheichs zur Deutschen Bank Gestrichen Besser als die Briten Maximal 25 Liter
PERSONALIEN
Erst mit der Folie 39 platzte
die Bombe,viele Monate nach
Beginn der Abgasaffäre
Bödsinn, Lügengeschichte,
Panik, Chaos und Hybris, das
war die Lage in Ingolstadt

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