Der Tagesspiegel - 18.08.2019

(Axel Boer) #1

„AnsichtsKATER: Warum Bildung auf meine
Kosten geht“ vom 10. August
Die Bildungs- und Wissenschaftspolitik
Deutschlands ist das Ergebnis jahrzehn-
telanger Versäumnisse, auf die alle natio-
nalen und internationalen Studien im-
mer wieder verwiesen haben. Das depri-
mierende Defizit an Kenntnissen und
Konzepten der verantwortlichen Politi-
ker/innen, verbunden mit dem Desinte-
resse an diesem Thema, mit dem sich lei-
der immer noch kein Wahlkampf führen
und schon gar nicht gewinnen lässt,
zieht sich leider durch alle Parteien und
lässt keine Besserung erwarten. Die Er-
fahrung als Vater dreier erwachsener
Kinder bestätigt diese Schlussfolgerung.
Ferner kann ich mich in meiner fast
40jährigen Berufserfahrung als Hoch-
schullehrer an kein Zitat eines für Bil-
dung oder Wissenschaft verantwortli-
chen Politikers oder einer Politikerin er-
innern, das a) meine berufliche Situation
in Forschung und Lehre realitätsnah be-
schrieben oder b) in irgendeiner Form
auch nur eine glaubwürdige Perspektive
aufgezeigt hat. Begleitet wurde die unbe-
friedigende Situation durch das regelmä-
ßige Wiederholen – insbesondere vor
Wahlen – von Phrasen wie „Das Gehirn
unserer Kinder ist der Rohstoff unseres
Landes“ oder „Bildung ist die Zukunft
unseres Landes“, dem niemals entspre-
chende Taten folgten, sondern durch die


o. a. Mängel das Gegenteil bewirkt
wurde. Das offen diskutierte Defizit von
etwa 40 Mrd Euro für den Ausbau der
Schulen zeigt die Problematik eindeutig
auf. Leider ist es nicht nur das materielle
Defizit. Es ist die lähmende intellektu-
elle Verarmung der Bildungs- und Wis-
senschaftspolitik.

— Prof. Dr. H. Martens a.D., Berlin

***
„Pflichtvergessen“ vom 8. August
Fast jeder kennt das: Man ist im Ausland
und beherrscht die Landessprache nicht.
Kann aber für das Notwendigste sorgen.
Das reicht allerdings nicht, um dem Un-
terricht folgen zu können. Schüler in sol-
cher Situation bewegen sich wie im Ne-
bel, der sich vielleicht ab und zu einmal
lichtet. Sprachkompetenzen wie Hören,
Sprechen und Verstehen können sich
hier nur schwer weiterentwickeln und
mit der mangelnden Kommunikationsfä-
higkeit bleibt der Erwerb von Wissen
auf der Strecke. Es ist eben nicht so, dass
der Zweitspracherwerb bei allen Kin-
dern von selber gelingt. Da hilft nur ein
fundierter Sprachförderunterricht, am
besten zusätzlich oder parallel zum
Deutschunterricht. Das sind wir den
Schülern und ihrer Zukunft schuldig.

— Charlotte Lewerich, Berlin-Mitte

„Bundestagsabgeordnete flogen 2018
deutlich mehr“ online am 10. August
DievonMinisterMaas angegebenen
300000 km Flugstrecke seitAmtsüber-
nahmeergabendamals schonca. 7,5x
„around theworld“– aufSteuerzahlerkos-
ten. Während zivile Fluggesellschaften
ihre Existenzerwirtschaftenmüssen,
wird derEinsatzder Flugbereitschaft–
inzwischen zueinerAirline herangewach-
sen– mit Steuergeldern finanziert. Un-
sere ehemaligenRegierungenhaben
nichtannähernd so vieleStaatsbesuche
perFlugzeugunternommen. Nicht zuver-
gessen, dass dieseFlüge mit einem um-
weltverschmutzendenTransportmittel
erfolgen, dasenormeKosten verursacht:
Kerosin, Inspektionenpro Flugstunde,
Personalaufwandetc.Man kann nur Un-
verständnis übereine derartige Nichtbe-
achtungderuns Bürgern vonder Politik
aufgezwungenen spar- undumweltscho-
nendenRegelungen zumAusdruck brin-
gen, auchinAnbetrachtteilweiserArmut
inunseremLand.Und nun auchnoch ein
Anwachsen derLangstreckenflotte für
insgesamt 1,2Mrd.Euro.

— Klaus Harder, Buchholz

VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG
„Wenn Waffen sprechen“ vom 9. August
Asiatische Historikerschätzen,dass bei
einerFortsetzungdes Kriegs gegen Japan
biszu400000 Asiatenin den noch be-
setztenLändern anKrieg,Seuche, Hun-
gersnot,medizinischen Versuchenanle-
bendigenOpfern sowie zunehmendauch
Kannibalismusmonatlich verstorbenwä-
ren.Das Gleichsetzen vonerfolgreichen
kriegsbeendigendenMaßnahmen(die
Atomangriffe aufHiroshima undNaga-
saki) mit kriegsbeginnenden Attacken
(Polen,PearlHarbor,Belgrad, Rotter-
dam)ist politisch-korrekteHeuchelei.
DerZweck imAugust 1945 heiligte die
gewaltsamen Mittel, wieman in China,
Korea,Vietnam, Indonesienund
sonstwo in Südostasienüberall leicht er-
fahren kann. DieAtomangriffewaren „be-
dauerlich,aber notwendig“. DemBefehl
zumAtomangriff stimmtensämtliche zi-
vilenund militärischen Berater Trumans
zu.Erwar mit Churchill abgesprochen.
JedenAugust wird inDeutschlandin al-
lenMedien nurder 200000 japanischen
Opfergedacht.Wann wirdauch einmal
andie20Millionen Opferdes japani-
schenHolocaust inAsien erinnert?Wa-
rumunterstützt man dasjapanische
„Nur-Opfer“-Narrativund ignoriertdas
krasse Manko einerehrlichen Vergangen-
heitsbewältigungdes mörderischen Ag-
gressionskrieges?

— Robert S. Mackay, Berlin

***
FREIFAHRTEN
„Am Zug“ vom 13. August
Wenn Sie fragen, ob nicht auch Polizis-
ten gratis fahren sollten, so sei der Hin-
weis erlaubt: Vollzugsbedienstete der
Bundespolizei erhalten bereits heute –
ganz unbürokratisch – Freifahrten in al-
len Zügen des Fern- und Nahverkehrs
(einschließlich S-Bahn), wenn sie in Uni-
form unterwegs sind. Die Freifahrt gilt
in der 2. Klasse ohne Anspruch auf ei-
nen Sitzplatz. Für Angehörige aller Lan-
despolizeien gilt dieses Recht ebenfalls
bundesweit für eine Freifahrt 2. Klasse
in ICE- und IC-Zügen sowie in allen Nah-
verkehrszügen außerhalb von Verkehrs-
verbünden. Diese Regeln sind gültig für
dienstliche sowie private Reisen. Inso-
fern richten sich die Fragen eher an die
Deutsche Bahn denn an die Bundeswehr
oder Frau Kramp-Karrenbauer.

— Heiko Rottmann-Großner,
Berlin-Friedrichshain

***
LESEVERGNÜGEN
„Ein Richtiger“ vom 14. August
Alleindie Formulierungen „architektoni-
schesDuckmäusertum“, „bewährteAnla-
gedrittelung Sex&Drugs& Rock’nRoll“,
„Delinquentenstuhl“,„konfrontativsit-
zen“,„der andere musste arbeiten“,„in
einerGemütsverfassungdes antizipieren-
denReichtums“, „mitseinem Sozialpres-
tigenichtvereinbaren können“, einLotto-
gewinn= ein „nichtnormatives,alsokriti-
schesLebensereignis“und die Erkennt-
nis,dass „das Glück vor dem Gelderfun-
den“wurde sowie dieErfindungdes
„Glückskommunismus“ machen dieLek-
türe zu einem Lesevergnügen. Zeitungs-
lektüre muss alsonichttrocken sein.

— Hans-Dieter Schabram,
Berlin-Hermsdorf

***
UMZÄUNT
„Handelsschranken“ vom 14. August
Wiekann man dennernsthaftZäune um
Stadtparksmit den Grenzanlagen des
DDR-Regimes vergleichen?Geht gar
nicht.Aber espasst zuBerlin. Zuge-
müllte Parks,indenenman ungestörtzu
jederTages-und Nachtzeitdem Alkohol
frönenund Drogenerwerbenund konsu-
mierenkann, sindeben irgendwie hipp
undzeugenvonder grenzenlosen Berli-
nerFreiheit.In Londonwerden fastalle
Parks undSpielplätze nachSonnenunter-
gangabgeschlossen und gereinigt. Die
sinddannauchsupersauberund gepflegt
undals Park zu gebrauchen und nichtvol-
lerMüll,Spritzen undKondome. Aber
manbraucht gar nicht nachLondon zu
schauen,sondern nurin den BritzerGar-
ten,einemParadebeispielfür einengelun-
genen Park. Nur eben nicht cool genug,
weilnicht vermülltund ohne Dealer.

— David Bank, Berlin-Mitte

„Fall Langsdorff: Druck auf Marine wächst“
vom 12. August
Ichmöchte mich für den Artikelvon
GeorgIsmar zurerstenLangsdorff-Bio-
grafie(ersch.am5.August) und zu die-
semStück bedanken. In diesemZusam-
menhangsei anSebastian Haffner erin-
nert,der inseiner „Geschichte eines
Deutschen“ feststellte:„Einer ganzen
deutschen Generationist damalsein seeli-
schesOrgan entfernt worden:ein Organ,
...,unddas sichje nachdemals Gewissen,
Vernunft, ... Moraloder Gottesfurchtäu-
ßert.Eineganze Generationhatdamals
gelernt– ...,daßes ohnediesen Ballast
geht.“Esist Kapitän Hans Langsdorffzu
danken,dass erdieser Umkehrdesmora-
lischenImperativsnicht erlag,sondern
imFalleder „GrafSpee“ nach seinemGe-
wissen undseiner Urteilskraft imGeist
derHumanität entschied. Eswird
höchste Zeit,dass die Bundeswehr,insbe-
sonderedie Marine,Hans Langsdorffan-
gemessen ehrt unddie Büste desTodes-
richters Admiral Johannesson ausder Ma-
rineschuleMürwik entfernt.


— Gerhard-Peter Schulz,
Berlin-Wilmersdorf

„Abrüstung ist Geschichte. Die USA
steigen auch formal aus dem INF-Vertrag
mit Russland aus ...“ vom 3. August
Erneut stellte nun Europa seine deso-
late Orientierungslosigkeit unter Be-
weis. Denn während es sich gerade in
Panik versetzen lässt und die ganze
Welt aus hypermoralischem Eifer von
der Utopie einer angeblich möglichen
Klimarettung überzeugen will,
rutscht dieseErdeklammheimlichin
eineweitaus realere und tatsächlich
menschengemachte Gefahr hinein.
DieAufhebungdesINF-Vertrages
lässt jetzteinen globalen WorstCase
wahrscheinlicherwerden als alleKli-
mamodellezusammengenommen. Si-
cher,die bloße Existenz einessolchen
Abkommens zurVerringerungder ato-
maren Waffen ist ebensowenig eine
Garantie fürden Weltfrieden wiees
Windkraftanlagen, Dieselverbote und
Solarpanelsfür dasWeltklima sind.
Dennoch,im Gegensatz zumKlima-
wandelhatder Mensch inder Tatei-
nendirekten undkonkreten Einfluss
aufden berüchtigten„roten Knopf“.
Immerhinfolgteauf dieRatifizierung
1987 durch den Russen Gorbatschow
undden US-republikanischen
CowboyRonald Reagan einePhase
deratomaren Abrüstung und somit
einegroße historische Chance derAn-
näherungvonOst und West.
Europa steht rat- und hilfloser da
als vor dem INF-Vertrag und fragt
sich, was nun noch geschehen muss,
um die Chance auf ein Friedensbünd-
nis zwischen Russland und den USA
im Geiste Europas zu erlangen. Wahr-
scheinlicher ist jedoch, dass vorher
die Erde verglüht – sei es durch das
Klima oder atomar.

— Martin Hartmann, Babenhausen

***

„Warum Tönnies und Kubicki unrecht
haben“ vom 7. August
HerrKubickihatrecht, wennereinen
Zusammenhangzwischen demvon
Menschen verursachtenKlimawandel
unddem Wachstum derWeltbevölke-
rungherstellt. Erhataber unrecht,
wenn erbetont, dassdahinter dieei-
gentliche Emissionskatastropheinder
westlichenWeltundinden Schwellen-
länderninverantwortungsloser
Weise aus dem politischenBlick-und
Handlungsfeld verschwindet.

— Fred Hagemeister, Berlin-Westend

„Weltklimarat warnt vor Nahrungs-
knappheit“ vom 9. August
Wir können uns weltweit jede Maß-
nahme ersparen, wenn nicht gleich-
zeitig das Problem der Bevölkerungs-
explosion gelöst wird. Dem Weltkli-
marat fehlt leider (wie auch allen Poli-
tikern in Deutschland) der Mut zu sa-
gen, dass das Wachstum der Erdbevöl-
kerung dringend gestoppt werden
muss. Dann löst sich nicht nur beim
Klimaproblem vieles von selbst.
1960: 3 Mrd ./2000: 6 Mrd. /2015:
7,5 Mrd. Zurzeit weltweit jährliche
Zunahme: 86 Millionen, das heißt ca.
alle elf Jahre eine Milliarde mehr
Menschen! Das hält keine Erde aus.
Dasbedeutetsteigender Ressour-
cenverbrauchaufallen Gebieten,stei-
gender Ausstoß vonklimaschädlichen
Gasen,nichtnur vonCO 2 (eskann gar
nichtso viel CO 2 eingespartwerden
wiejährlich 86 Millionen mehrMen-
schenneu produzieren!),unkontrol-
lierte Vermüllung mit gleichzeitiger
Überfischung derMeere,noch mehr
(Regen-)Waldabholzung undRaub-
baufür neuesAckerland unddadurch
drastischsteigendeProbleme beider
Welternährung.
Die zügellos wachsenden Mega-Me-
tropolen in Afrika, Asien und in Tei-
len Lateinamerikas sind jetzt schon

nicht mehr in der Lage, eine gesi-
cherte hygienische Wasserversor-
gung aufrechtzuerhalten. Dort wird
heute schon das Wasser rationiert.
Und das hat nichts mit „Klima“ zu
tun, sondern mit dem Zusammen-
bruch der Infrastruktur aufgrund des
rasanten Bevölkerungswachstums
und der damit einhergehenden unkon-
trollierten Landflucht.
Um im größeren Maße CO 2 zu bin-
den, müsste auch in Deutschland
eine massive Aufforstung erfolgen.
Wir sind bereits jetzt eines der dicht
besiedeltsten Länderder Erde.Den
Politikern empfehleich dringend, die
„Grenzen desWachstums“ des Club
of Rome zu lesen,Zitate:„Unsere
Erdeist nichtunendlich!Je mehrsich
diemenschlicheAktivität derirdi-
schenKapazität nähert,umsounlösba-
rerwerden dieSchwierigkeiten.Die
menschlicheGesellschaftwilldas
abernichterkennen ...Das offensichtli-
cheZiel desWeltsystemsist es,immer
nochmehr Menschenzu erzeugen. ...
Wiraber wissen, dassdie Gesellschaft
beiweiterer Verfolgungdieses Ziels
andieendgültigen Grenzenfür das
Wachstum aufder Erdestoßen wird."
Von daherbenötigen wirals Erstesei-
nen„Bevölkerungs-bzw. Wachstums-
gipfel“ und keinen Klimagipfel.

— Dr. Roland Berens, Verl

***
„Wenn der Norden brennt. Feuer wie
jetzt in Sibirien wären vermeidbar. ...“
vom 9. August
Während wiruns überFeinheiten der
Fahrradwegmarkierungen oder
E-Scooter-Park-(nicht Stolper)Plätze
feinsinnige Gedanken machen,
qualmtes inriesigen Waldgebieten Si-
biriensaufgrund vonunkontrollierten
Feuern,die aus dem Weltraumzuse-
hensind.Ein sinnvoller Beitrag zum
Umweltschutz wäre es,Freiwillige
dorthinzu entsenden:Friedensdienst
stattKriegsdienst. Unddie Bundes-
wehrkönnte ihre Einsatzbereitschaft
demonstrieren,indem sie umgerüs-
tete Tank- undBombenflugzeuge den
russischenFeuerwehrkräften zur
Seite stellt. Das ist Außenpolitik,
dientdem Frieden, der Umweltund
denMenschen dort wiehier. Eswäre
endlicheinmal nicht „vielRauch um
Nichts“.
Redetnicht so viel, tutetwas!

— Dr. Thomas W. Fengler, Berlin

„Die Soli-Mission“ vom 12. August
DieSoli-Mission vonHerrnScholz ver-
halfmirzu einem Déjà-Vu Erlebnis. An-
fangder 90erJahre konnten sichdie Steu-
erzahlereiner massiven Entlastung bei
ihrenZinseinkünftenerfreuen.Alleinste-
hendekonnten DM6000, Verheiratete
DM12000 jährlichsteuerfreivereinnah-
men.Indes währte die Freude hierüber
nichtlange, da dieFreibeträge ab 1999
sukzessive bisaufdie heutigenWerte von
801bzw. 1602Euroabgebautwurden.
FürDurchschnittsverdiener ist dasmitt-
lerweile ausreichend,da die Sparerseit
derFinanzkriseeinfachkeine Zinsen
mehrbekommen. DiePolitikerhaben da-
malsjedoch bewiesen, dass ihrenhehren
Argumenten, harterarbeitetes Einkom-
mennicht zweimal zubesteuern, dieSteu-
erfluchteinzudämmen sowieden Büro-
kratieaufwand für dieFinanzämter zuver-
ringern, nicht zu trauen ist.
Davon abgesehen, erscheintesschon
gespenstisch, wenn Politikerim Rahmen
desgeplantenAbbaus einer 30-jährigen
steuerlichen Sonderbelastung nunmehr


von einerSteuerentlastung faseln. Istun-
serNettoeinkommen in demSinne schon
einestaatlicheSubvention?WennHerr
Scholzder Ansicht ist,dass dieoberen
zehnProzentder Einkommensbezieher,
dienach seineneigenen Statistiken mehr
als50Prozent des gesamten Einkommen-
steueraufkommenszahlen,stärker belas-
tet werden müssen, muss erden Mutha-
ben,den allgemeinen Steuertarif entspre-
chendanzupassen. Beidieser Gelegen-
heitkönnte erdannauchgleich die soge-
nannte kalte Progression abbauen,die in
erheblichem UmfangVerdiener der Mit-
telschichtschröpft.
Eswürdemichnichtwundern,wenn
derSolidaritätszuschlagnachderKriegsfi-
nanzierungimIrak(1991/1992), Auf-
bau-Ost(ab1995)alsbaldfürdieBekämp-
fungdesKlimawandelserhobenwerden
soll.DieFreibeträgekönntenzukünftigan-
handdesindividuellenCO 2 -Ausstoßes
derSteuerpflichtigenundseinerFamilien-
angehörigenerrechnetwerden.

— Olaf Dudzus, Potsdam

„Viele finden keine Nachfolger. 3500 Ein-
wohner, zwei Landärzte ...“ vom 10. August
Hier wird auf die neue Förderung für Me-
dizinstudierende hingewiesen, die das
Land Brandenburg vergibt, wenn sie
oder er sich entscheidet, nach dem Stu-
dium für einige Zeit auf dem Lande zu
praktizieren. Leider hat diese großzü-
gige Fördermöglichkeit einen Haken. Im
Land Brandenburg gibt es keine Universi-
tät, die Mediziner ausbildet (außer einer
kleinen Privatuni in Neuruppin). Es kön-
nen sich also nur Studierende bewerben,
die nicht in Brandenburg studieren. Und
die Förderrichtlinien sehen vor, dass nur
Studierende gefördert werden, die in

Deutschland studieren. Alle anderen,
also deutsche Studierende, die im Aus-
land studieren, werden ausdrücklich aus-
geschlossen. Die Frage ist auch, wie dies
mit Europarecht konform geht, werden
doch überall in der Europäischen Union
deutsche Studierende ausgebildet, die
hier keinen Studienplatz gefunden ha-
ben. Dem Numerus clausus sei Dank.
Entscheidend ist, dass mit dieser
Richtlinie Studierende diskriminiert
werden, die den steinigen Weg über ein
Auslandsstudium gehen, dafür erhebli-
che finanzielle Mittel aufwenden und
großen persönlichen Einsatz leisten,
um dann zu erfahren, dass ihr Heimat-

land sie bei der Vergabe von Stipendien
leider nicht berücksichtigen kann, ob-
wohl sie sich gerne in der Heimat beruf-
lich niederlassen wollten.
Eigentlich soll doch mit der Förde-
rung erreicht werden, dass dringend be-
nötigte Landärztinnen und Landärzte ge-
wonnen werden? Und warum werden
dann Landeskinder von dieser Möglich-
keit ausgeschlossen?
Nachfragen bei der KVBB und beim
Sozialministerium ergaben leider keine
Erklärung, warum das so ist, noch wel-
cher Zweck damit erfüllt werden soll.

— Norbert John, Potsdam

„Funkloch Deutschland. Die Mobilfunkrie-
sen werben mit schnellem Internet. Jeder-
zeit verfügbar. Doch das Handynetz hat
mehr Lücken als bekannt. Wie kann das
sein?“ vom 11. August
Vor wenigen Tagen sindmeine Frau und
ichaus Finnlandheimgekehrt. Dort ha-
benwir, umNachrichten zu hören,wäh-
rend derAutofahrt(!) desÖfteren Radio
übermobilesInternet gehört.Und,oh
Wunder(wasdort übrigensnur Deutsche
alssolches wahrnehmen): DieVerbin-
dungist nichtein einzigesMalabgeris-
sen!Auchbeim Chatten oder Telefonie-
renist esuns nichtgelungen,nur ein ein-
zigesFunklochzu finden, egal wieweit
dienächste menschliche Behausung ge-
radeentferntwar.
Finnland ist inetwa so groß wie
Deutschland, hatabernur 5,5 Millionen
Einwohner.DerAufwand füreine flä-
chendeckendeVersorgungist alsopro
Kunde statistischgesehenrund 14 Malso
groß wie inder Bundesrepublik. Trotz-
demkostetmobilesSurfen dort nureinen
Bruchteil! JederFinne „verbraucht“im
Monatdurchschnittlich weit über50 GB
mobilesDatenvolumen.Und erbekommt
sie– problemlos,überall!
InDeutschlanddagegen labernPoliti-
kerweiterden Unsinn von der„letzten
Milchkanne“,den ihnenvermutlich die
Mobilfunkkonzerneund derenBerater

vorformulierthaben. Dankdieser Ah-
nungslosigkeitder Regierendenkönnen
Netzbetreiber ihren Kunden hierzulande
fürunterirdische LeistunghorrendeTa-
rife aufs Auge drücken.Gleichzeitig
schwadronieren dieselbenPolitikerda-
von, mit 5Gwürden in Kürze Autos auf
unseren Straßen gesteuert.Wenn die
Netzabdeckungdannimmer noch auf

demStandist wie– ichzitiere IhrenArti-
kel–in Senegal oderMarokko,dann hat
dasfürMobilfunkkunden zumindest ei-
nenVorteil:Man könnte dieFunklöcher
endlichmit bloßemAuge sehen:anall
denmodernen Autos, diedann mittenauf
unseren Straßen einfachliegen bleiben.

— Frank Pollack, Halle (Saale)

ANGEZETTELT


AUF DIESER SEITE MONTAGGESUND DIENSTAGLERNEN MITTWOCHBEZIRKE DONNERSTAGHELFEN FREITAGFAMILIE SONNABENDKINDERSEITE SONNTAGLESERMEINUNG


Angemessene Ehrung


Intellektuelle Verarmung EFKURZ & BÜNDIG


Null Flugscham


Misstraue dem Finanzminister


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Mit Kindermund,gesehen und fotografiert im Prenzlauer Berg von Laura Stein.


Was die Welt aus den Angeln hebt


CDADRESSE


Flächendeckend verbunden


Keine Chance für Landeskinder


16 DER TAGESSPIEGEL LESER MEINUNG NR. 23 918 / SONNTAG, 18. AUGUST 2019


Soweit die Funkwellenreichen oder nicht. Foto: Ottmar Winter
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