Hamburger Morgenpost - 18.08.2019

(Elle) #1

Sonntag, 18. August 2019^3


ZITAT DES TAGES

Ich habe keine Angst gespürt. Ich habe ein Maisfeld gesehen und gehofft,

eine einigermaßen sanfte Landung zu machen.
Der russischePilot Damir Jussupow,der einen A321 der Ural Airlines in einem Maisfeldnotlandete–und 74Passagiere rettete.

Lkwkw-Maut fürdas Klima
BERLIN-UnionsfraktionsvizeAnd-
reas Jung(CDU) bringt zurVerbes-
serung desKlimaschutzes ei ne Lkw-
Maut ins Spiel. „Ich plädierefür ei ne
Lkw-Maut ab 3,5Tonne nund aufal-
len Straßen, bei der das Handwerk
weiter außenvor bl eibt“, so Jung in
der „FrankfurterAllgemeinenSonn-
tagszeitung“.

Dänen: Trumpscherzt
KOPENHAGEN-US-Medien berichte-
tenamVortag, US-PräsidentDonald
Trumphabe überlegt, Grönlandzu
kaufen .Jetzt gab es eine deutliche
Reaktionaus Dänemark, zu dem die
autonomeInsel politisch gehört. „Es
musssich um einen Aprilscherzhan-
deln“,sagteder frühereMinisterprä-
sident LarsLøkkeRasmussen.

Maasinder Arktis
OTTAWA-Außenminister Heiko
Maas hatbei einemBesu ch in der
kanadischen Arktis dazu aufgerufen,
denFolgen derKlimakrise mehrAuf-
merksamkei tzuschenken. DieErd-
erhitzung macht sich in der Arktis
am deutlichsten bemerkbar.

VerhinderterLobbyist

BERLIN-Die Bundes regierung hat
dem Ex-Außenminister Sigmar Gab-
riel (SPD)die Berufung in denAuf-
sichtsrat einesgroßen polnischen
Konzerns untersagt, geht lautta-
gesschau.de aus einer Antwort auf
dieAnfrage des Linken-Abgeordne-
tenLoren zGöstaBeutin hervor.

NEWS


Weil kritisiert SPD-Suche

HANNOVER-Niedersachsen sMinis-
terpräsidentStephanWeil ha tim
Deutschlandfunk dasVerfahren zur
Wahl eines SPD-Chefs kritisiert:„Op-
timal ist dasganz bestimmt nicht.“
Simone Langeund Alexander Ah-
rens,Bürgermeistervon Flensburg
undBautzen, präsentiertengestern
ihreBewerbung.

Anmerkungen undKommentare
zu unsererPolitik-Berichterstattung
bitte an folgende E-Mail:
[email protected]

Foto: Hauke-Christian Dittrich/d

pppa

Foto: Wolf

gggan

gggKumm/d

pppa

Die„Grace 1 “indenGewäs-
sernvonGibraltar.ImStreit
umdeniranischenTankerha-
bendieUSAinletzterSekun-
deeineFreigabegestoppt.

BERLIN-DiewochenlangeFestsetzung
des iranischenTankers„Grace1“vor
Gibraltarwarvölkerrechtswidrig.
DieBeschlagnahmung des Schiffes
am 4.Juli durchbritische Marine-
kommandos in derStraßevonGibral-
tarfinde „keineRechtsgrundlageim
Seevölkerrecht“, heißtesineinem
Gutachten desWissenschaftlichen
Dienstes des Bundestages, das dem

RedaktionsNetzwerkDeutschland
vorliegt.
DieUntersuchungimAuftragder
Linken-Bundestagsfraktion kommt
zu dem Schluss, dassdie Durchset-
zungvonEU-Sanktionennicht über
internationalemRechtsteht undso-
mit auch dievonder Bundesregie-
runggetrageneBegründung derbriti-
schenRegierung für dieFestsetzung

nichtrechtenswar.
Am Donnerstag hatten dieBehör-
denvonGibraltar dieBeschlagnah-
mung des Schiffesmit mehr als zwei
MillionenTonneniranischenRohöls
aufgehoben.
Ein US-Bundesgericht ordnetedie
Beschlagnahmung des Öls an. Das
US-Justizministerium sprichtvon
VerstößengegenSanktionen.

Gutachten:Tanker-Beschlagnahmung falsch


Wissenschafftlicher Dienst desBundestages rügtLondons„völkerrechtswidrigesVorgehe n“


AKK über Maaßen: Maß ist voll!


Parteichefindenktüber Rauswurfdes Rechtsauslegers nach–doch CDUreagiert empört


BERLIN-CDU-Chefin Annegret
Kramp-Karrenbauer hatEx-
SchlapphutHans-GeorgMaa-
ßen und seinerechtskonserva-
tive„Werte-Union“ frontal an-
gegriffen. In einem Interview
mit derFunke-Mediengruppe
dachteAKK sogar über einen
RauswurfMaaßens nach. „Es
gibt ausgutemGrund hohe
Hürden, jemanden aus einer
Parteiauszuschließen. Aber
ich sehe beiHerrnMaaßen
keine Haltung, die ihn mit der
CDUnoch wirklichverbin-
det“,sagtesie.Sieverglich die
Splittergruppe „Werte-Union“
mit derTea-Party-Bewegung
in den USA, die mit ihrerradi-

kalen Agenda dieRepublika-
ner dominiert hat–und so den
Aufstieg DonaldTrumps er-
möglichte. „Das wirddie CDU,
daswerdeich alsVorsitzende
nicht zulassen. Es ist dasgute
Recht jedes Mitglieds, seine
Meinung zu äußern. DerVer-
such aber,eine gänzlich ande-
re Partei zuschaffen, stößtauf
meinen allerhärtestenWider-
stand.“ Maaßenreagiertege-
lassen: „Es ist mir ein Rätsel,
werihrdazugeratenhat,sol-
che Gedankenspiele zuformu-
lieren“,sagteer.
Kritikkamaus dem Osten.
Sachsens CDU-Chef Michael
Kretschmersagtein „BamS“:

„Das ist derfalscheWeg.Bei
aller berechtigtenKritik an
Hans-GeorgMaaßen–wir
schließen niemanden aus der
CDUaus, nurweil er unbe-
quem ist.“ Errate„zuGelas-
senheitimUmgang“.
UndCDU-Generalsekretär
Paul Ziemiak bestritt, dass
AKK denAusschlussMaaßens
geordert habe. „Klarstellung:
@AKKfordertkeinenPartei-
ausschlussvon #Maaßen. In
der @CDUalsVolksparteider
Mittemitüber 400 000 Mit-
gliedernwerden unterschied-
licheMeinungenvertreten –
und das ist auchgutso“,soZie-
miak viaTwitter.

Hans-GeorgMaaßen, ehemaliger
Verfassungsschutz-Chef,steht für
extremrechte Positionen in der CDU.

Foto:RobertMichael/dpa

Fotos: Ma

rcos Moreno/AP

/dpa (2)

POLITIK


KOMMENTAR


Parrtteiausschluss


So machtman


ausMaaßen


einenMärttyyyrrer


Parteiausschlussverfahren
gegenProminentescha-
den derPartei und helfen
dem Abweichler.Das ist
bei der SPD undThiloSar-
razin so,eswarbeider
AfDfDund Björn Höckeder
Fall. Es wirdauch bei der
CDUund Hans-Georg
Maaßen so laufen. CDU-
Chefin AnnegretKramp-
Karrenbauer hatjetztlaut
über einenParteiaus-
schlussMaaßens nachge-
dacht. Daswarmindes-
tens ungeschickt, doch
AKK hateinen Hang zu
solchenPatzern. Man den-
kean ihrSinnieren über
dieMeinungsfreiheit im
Internet.
„Ich sehe beiHerrn Maa-
ßenkeine Haltung, die ihn
mit der CDUnoch wirk-
lichverbindet“, begründet
sie.Sieattackiert auch die
Splittergruppe „Werte-
Union“, der Maaßen ange-
hört–diesewolle wie die
„TeaParty“ in den USA
die CDUkomplettum-
krempeln. Das stimmt.
Maaßen hateinen Plan: Er
will eine neuekonservati-
veMehrheit schaffen. Ein
schwarz-blaues Bündnis
zwischen CDUund AfDfD
ist sein politisches Ziel.
Dieses Zielverfolgteer
bereits während seiner
Beamtenkarriere, als er
2015 die damaligeAfDfD-
ChefinFraukePetry be-
riet. Maaßen spricht auf
CDU-Wahlkampfveran-
staltungen inSachsenvon
der AfDfDals „gärigem Hau-
fen“(ein Gauland-Begriff)
undschließtein Bündnis
nur für denMoment aus.
Die AfDfDfeiert ihn. Mit
Parteiausschlussverfahren
am Hals würde er zum
Märtyrer.Das würde in
Sachsen vielesverkompli-
zieren–und
auch AKK
schaden.

JAN
STERNBERG
politik@
mopo.de

Volksverrttreter und

Millionenverdiener

Immer mehr Nebentätigkeiten bei Bundestagsabgeordneten: Bislang zusammen mindestens


16 Millionen Euroalleininder laufendenLegislaturperiode. Jeder vierteAbgeo rdnete betroffffen


BERLIN-Ein Vortraghier,einwe-
nig „Beratung“dort: Die
Volksvertreterhaben seit
Herbst 2017durchNebentätig-
keiten zusammen mindestens
16 Millionen Euroeingenom-
men.Mehr als jeder vierte im
Bundestag geht inzwischen
einem bezahlten Nebenjob
nach.Darunterauchprominen-
te Politiker.

BeiderFDP arbeiten 53Prozent
der Abgeordneten nebenher.In
der CSU sind es immerhin noch
46 Prozent (CDU: 34), am sel-
tenstenpassiert das bei den Grü-
nen. Dortkonzentrieren sich 85
Prozent der Abgeordneten aus-
schließlich auf ihreHauptaufga-
be,hateineUntersuchungdes
„Spiegel“ und derTransparenz-
initiative abgeordneten-
watch.de ergeben. Insgesamt
arbeiten 20 2Abgeordnete
nebbbenbbbeiii.DDDasentttspriiichhhttt 222888
Prozent.IndervorigenWahlpe-

riodewarenesnoch 22 Prozent.
„DieVerquickung zwischen
Politik undWirtschaftist grund-
sätzlich einProblem“,sagteAb-
geordnetenwatch-Sprecherin
Léa Briand demRedaktions-
NetzwerkDeutschland(RND).
„Wir müssen endlich darüber
diskutieren, ob Lobbyjobsvon
Abgeordneten und Seitenwech-
sel in dieWirtschaftnichtver-
botengehören“,fordert sie.
Ähnlichesgelteauchfür hoch-
rangigeMitarbeitervonAbge-
ordneten, die inBereiche der
Wirtschaftwechselten, die sie
vorher politisch bearbeitet hät-
ten.
ZudenTopverdienernim
Bundestaggehört nominell der
Steuerberater und CSU-Abge-
ordneteSebastianBrehm. Er hat
EinkünfteausMandatenineiner
Gesamthöhevonmindestens
13 83 500 Euroangegeben. So viel
wiiiekkkeiiinanddderer.AAAllllllerdddiiings:AAAllls
Selbstständigeristerverpfflllich-

tet, seinen beziehungsweise den
BruttoumsatzseinesUnterneh-
mens anzugeben. Brehmsagt,
der meisteUmsatzwerde durch
seine Mitarbeiter erwirtschaf-
tet. „Eine unabhängigeMan-
datsausübung istgarantiert,“ so
der CSU-Politiker,dadie Man-
datemitseinerBundestagstätig-
keit nicht inVerbindung stün-
den.
Zuden prominenterenTop-
verdienern im Bundestaggehö-
renbeispielsweisePeterRam-
sauer (CSU). Der ehemalige
Verkehrsminister erhielt in die-
ser Legislaturperiode alleine als
„Strategieberater“ mehrals
300 000 Euro.Vonwem, ist un-
klar.Nach den aktuellenVerhal-
tensregeln dürfteBundestags-
präsidentWolfgang Schäuble
(CDU)vondenAbgeordneten
verlangen,wenigstens die Bran-
che ihrer anonymisiertenVer-
tttragspartttneroffffffenzulllegen,um
mögliche Interessenkonfflllikte

zu erkennen. Laut„Spiegel“pas-
siert das bisher aber nicht. Bri-
and: „Wenn Abgeordnetedie
GeldgebervonMillionensum-
menverschweigen können, ist
das skandalös. Der Bundestag
mussumgehendwirksame
Transparenzpffllichten beschlie-
ßen.“
BeiEx-Gesundheitsministe-
rin Ulla Schmidt (SPD) istwe-
nigstens die Branche bekannt.
Sieerhielt in knapp zweiJahren
mindestens 12 0000 Eurofür
ihren Verwaltungsratsposten
beim Schweizer Pharmakon-
zernSiegfriedHoldingAG.
DieBezügeals Abgeordneter
in Höhevon1 00 83 Euro(brut-
to)sind fürEx-VizekanzlerSig-
mar Gabriel (SPD)fast nurZu-
brot: Seine „publizistische Tä-
tigkeit“ beimHoltzbrinck-Ver-
lag (unter anderem „Die Zeit“)
wirdmit einem monatlichenBe-
tttragzwiiischhhen 111555000000000 unddd 333000000000000
Eurovergütet.

SebastianBrehm( 47 ,CSU),gebo-
reninNürnberg,istSteuerberater
undbeschäftigt 25 Mitarbeiter.Er
erwirtschafteteseitBeginnderLe-
gislaturperiode 1383500 Euro.

Hans-GeorgvonderMarwitz( 58 ,
CDU)istinHeidelberggeboren.
DerWahlkreisdesLandwirtsistin
Brandenburg.Nebeneinnahmen:
mindestens 1223500 Euro.

Carl-JuliusCronenberg( 57 ,FDP)
istinArnsberg(NRW)geboren.
EristGeschäftsführermehrerer
Unternehmen.Verdienst:mindes-
tens 1106500 Euro.

Hans-Georg


vonderMarrwwwitz


Carl-Julius


Cronenberg


Sebastian


Brehm


1106500 Euro^11223500 Euro 11338833550000 EEuurroo


Fotos: Mich

ael Kappeler

,Patrick Pleul

,,,Fabian Sommer

/dpa; sankai/iStock
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