Hamburger Morgenpost - 18.08.2019

(Elle) #1
gleichsweise gut. Al lein schon,
weil er seitJahrzehnten umge-
baut wirdund es nicht mehr so
viele der fürTrockenheit anfäl-
ligenFichten gibt.
„Aber Sorgenmache nwir uns
jetzt um die Buche“,sagt Jan
Muntendorfvon der Schutzge-
meinschaftDeuts cherWald.
„IhreKronen sind lichterge-
worden, die Blättersind kleiner
und sie wirft begrünteÄsteab.“
Damit hättenForstwissen-
schaftler überhaupt nichtge-
rechnet. Denn im Zeichen des
Klimawandels wirdseit Jahren
auf die Buchegesetzt.Munten-
dorf: „Man fragt sich dann,wel-
che Baumart wir überhaupt
noch pffllanzen sollen.“
DurchTrockenheit,Borken-
käfer und Brände sind allein in
den vergangenen zweiJahren
110000 HektarWald zers tört
worden.Landwirtschaftsminis-
terinJulia Klöckner will daher
nun Nothilfe-Mittelzur Verfü-
gung stellen. „Das ist drama-
tisch,waswirhaben.Inden80er
Jahren habenwirüberdasWald-
sterbengere det. Jetzt stirbt er in
Teilen ab“,sagtesie gege nüber
dem Deutschlandfunk. Für Sep-

tember istein nationalerWald-
Gipfelanberaumt.
Dem BUNDgeht das alles
nicht schnellgenug. „DerWald-
umbaupass iert im Schnecken-
tempo“,sagt Nicola Uhlevon
derUmwelt-und Natursc hutz-
organisation. „Es solltejetzt auf
keinenFall Geld dafürgeben,
dassWaldbesitzer einfach so
weitermachen wie bisher.“Bei-
spielsweise hält der BUNDgar
nichts davon, dass totesHolz
mit staatlicherFinanzspritze

aus den Wälderngeholt wird.
Durch dasAufräumenwerde
Boden zers tört und dieFeuch-
tigkeit könne auch schlechter
gehaltenwerd en.
Geld sollteesnur für dasAuf-
forstenvon heimischen Bäumen
geben –und eben nicht fürFich-
tenoderExotenwie Douglasie
undRoteiche.Zudemfordert
der BUND,dassviel mehrRehe
geschossen werd en. Uhle:
„Sonst könnenSieden Rehen
auch gleich die Geldscheine zu

fressengeben.“ Denn esgebe
viel zu vieleRehe imWald und
die würden die Setzlingeweg-
fressen. Ziel müsse es sein, na-
turnahe Laubmischwälder zu
bekommen.Nadelbäume soll-
tennur noch in kleiner Zahl bei-
gemischtwerd en.
Genau das sehen vieleWald-
besitzer aber kritisch. Denn mit
schnellwachsendemHolz wie
Fichtenverd ienen sie am meis-
tenGeld. Laubbäume hingegen
wachsen viel langsamer,ma-
chen Möbelbau vielteurer und
eignen sich auch für vielesgar
nicht. Die Schutzgemeinschaft
DeutscherWald warnt davor,
denKritikern des rigorosen
Waldumbaus jetztreine Profit-
gier vorzuwerf en.Muntendorf:
„DerBUNDsiehtnurdieÖkolo-
gie. Das ist zu einseitig.“
So seiHolz einganz wichtiger
Baustoff, we il es CO 2 binde.Und
daher sei es wichtig, diesen Bau-
stoffauch in ausreichender
Mengezuerhalten. Somit könne
man aufNadelholzgarnicht
verzichten. „Es wächst schnell,
ist nicht soteuer und vielseitig
einsetzbar.“Etwafür den Bau
vonBrücken, Häusern, Möbeln,

Spanplatten undPapier.Laub-
holz sei dafür vielwenigerge-
eignet und eswachse auch viel
langsamer.Wenn nunkeine Na-
delhölzer mehr angebautwür-
den, dann hätte das nur zurFol-
ge,dassdie Holzindustrie sich
das Material ausRussland und
Skandinavien hole,und dort sei
dieBewirtschaftungderWälder
nun nichtgera de nachhaltig.
Muntendorf: „Wir brauchen
weiterhin vielHolz im Bau. Es
bindetCO 2 und ist damit ein
wertvoller und viel ökologi-
schererWerkstoffals et wa Be-
ton.“

streitenüber denrichtigen Weg


und Trockenheit setzen den Bäumen extrem zu, doch hilftdas Milliardenprogramm des Bundes wirklich?


DerWald-
umbau

passiert
leider

nur im
Schnecken-
tempo.
Nicola Uhle, BUND

Sonntag, 18. August 2019 9


Landwirtschaffttsministerin Julia
Klöckner: „Es ist dramatisch.“

Waldschützer Jan Muntendorf
macht sich Sorgen.

Mit Hund in Hamburg


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Den Wald retten: Experten


Heiße trockene Sommer.Brän-
de,Stürmeund Schadstoffe in
derLuft.Der Wald ächzt unter
demKlimawandel. Selbst die
stoische Deutsche Eichereicht
mit ihren tiefenWurzelnteil-
weise nicht mehr an das drin-
gend benötigteWasser. Undin
denFichten-Monokulturen wü-
tenSchädlingewie derBorken-
käfer und richten Schäden in gi-
gantischer Höhe an.

Doch hilftdas Milliardenpro-
grammvonBundeslandwirt-
schaftsministerinJuliaKlöck-
ner (CDU)dem Wald wirklich?
Umweltschutz-Organisationen
wieder BUNDsind da skep-
tisch.Sieforde rn gezielteHilfen
für diejenigenWaldbesitzer, die
ihre„Forst- Plantagen“ zu ech-
tenWäldern umbauen.
WerinHamburgwohnt, für
den istWald da sNiendorferGe-
hege, derDuvenstedter Brook
oder der Klövensteen. Da
kommteinem dieVorstellung,
dassman sichineinemWald
auch wirklichverlaufenkönnte,

komisch vor. Doches gibtin
Deutschland natürlich Wälder
mitganz anderenAusmaßen.
Ein Dritteldes Landes ist bewal-
det. Hamburghat nur sechs Pro-
zent Wald (4398Hektar),
Schleswig-Holsteinzehn Pro-
zent (157025Hektar).
Weil es hier imNorden nicht
ganz so heiß undtrockenwar
wieinanderenRegionen,geht
es dem Hamburger Wald ver-

UMWELT Schädlinge


SANDRA SCHÄFER
[email protected]

8 HAMBURG


Fotos: dpa(3), Quandt, obs

Der deutscheWald ist in Not.
Vorallem Borkenkäfer,
Trockenheit und Stürme
setzen den Bäumen zu.
Fichten-Monokulturen sind
besonders anfällig.
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