Süddeutsche Zeitung - 10.08.2019

(avery) #1
Es mag Zufall sein, aber das Außerge-
wöhnliche findet sich in den unteren Rei-
hen, für die man sich bücken muss in der
„Bücherzelle“ von Geltow in Branden-
burg. In Augenhöhe steht das Erwartba-
re. Drei mal John Grisham, Buchclub-Re-
zepte zum Zubereiten von Gemüse. Am
Rande Zufallsfunde, die von vergange-
ner Zeit zeugen, was sich an ihrer Gestal-
tung und dem Geleitwort vom „National-
rat der Nationalen Front der DDR“ erken-
nen lässt. „Praktikus“ heißt ein Buch
aus dem Jahr 1980, VEB Fachbuchverlag
Leipzig: Im Vorwort steht, dass „überall
in unserer Deutschen Demokratischen
Republik die Werktätigen im sozialisti-
schen Wettbewerb an der Erfüllung und
Überbietung der Volkswirtschaftspläne
schaffen“. Es ist eine Anleitung zur hand-
werklichen Selbsthilfe. Aus gleicher Zeit
das fein gestaltete Kompendium zur
„Farbgestaltung“. Geltow liegt hinter
Potsdam wie eine Pforte zum Havelland,
dahinter öffnet sich der Schwielowsee.
Mit Ortsmotiven bemalt, steht die „Bü-
cherzelle“ wie ein Schmuckstück an der
viel befahrenen B 1: Eine Frau hält an,
sucht schnell fette Bücher aus, „man
nimmt immer zu viel“. Aber der Winter
komme bald. Unten finde sie Schätze, Ro-
mane wie „Der Derwisch und der Tod“
von Meša Selimović, auf die man selten
stößt. jens schneider

In Karlsruhe lassen sich ausrangierte Ti-
telohne schlechtes Gewissen entsor-
gen, in einem der 27 öffentlichen Bü-
cherschränke. Andere freuen sich über
das kostenlose Angebot, etwa eine älte-
re Frau auf dem Werderplatz in der Süd-
stadt. Als sie die Sicherheitsglastür wie-
der zuschiebt, sagt sie zu dem Kind im
Buggy etwas auf Russisch. Fünf russi-
sche Werke stehen drin, vier englisch-
sprachige und jeweils ein polnischer
und ein französischer Titel.
In der Südstadt leben Migranten und
Künstlerinnen, alte Menschen und jun-
ge, die Mischung spiegelt sich im Bücher-
schrank-Sortiment: Das reicht von Han-
na Kralls Shoah-Erzählung „Herzkönig“
über Leonie Ossowskis „Die große Flat-
ter“, Bert Brechts „Einakter und Frag-
mente“ bis zu Jeffrey Eugenides Trans-
gender-Buch „Middelsex“. Angelique-
Romane oder Thriller von Ken Follett
gibt es aber natürlich und obendrein die
komplette Ausgabe von Meyers 24-bän-
digem Taschenbuch-Lexikon.
Vielleicht hat dieser Bücherschrank
ja einen Paten, der nachts heimlich Sim-
mel und Konsalik aussortiert. Es ist der
erste Bücherschrank, den die Initiatorin
Cornelia Holsten im Jahr 2010 im Stadt-
gebiet aufgestellt hat. Auf dem Werder-
platz, zwischen Döner-Imbiss, Bioladen
und der Sozialpädagogischen Alternati-
ve e. V. scheint ihre Idee wunderbar zu
funktionieren. carmela thiele

Stau am Bücherregal. Donnerstag gegen
drei, Nordbad, liebenswert bourgeoises
Schwabing. Es wird sehr entspannt beim
Entlangradeln kurz angehalten und auf
dem Sattel balancierend die Schiebetür
aufgemacht, gekramt, geblättert. Eine
Schülerin, ein Herr im Freizeitdress, eine
Frau mit Lunchpaket. Ein älteres Ehepaar
kommt kaum mehr an den ineinander ver-
keilten Fahrrädern vorbei, aber der Halt
hier ist offensichtlich fester Programm-
punkt ihres Nachmittags. Sie räumt noch
ein bisschen, er setzte sich nebenan auf
ein Bänkchen, und schlägt das erste Buch
auf mit einer Lust in der Mine, als führe er
mit dem Messer durch ein gut durchwach-
senes Steak. Mmmmh, ein Buch!
Was gibt es denn hier Gutes? Kurz
selbst die Nase ins Regal stecken, in den
feinen Geruch von gelbem Papier: Da ist
ausreichend Triviales, viel Kanon: Fonta-
ne, Brecht, Tolstoi, Pessoa. Und die 1960
mit dem Leninpreis ausgezeichnete Feier
der Kollektivierung der Landwirtschaft
„Neuland unterm Pflug“ von Michal Scho-
lochow. Was ganz was Feines, so etwas be-
kommt man ja hier im Süden selten zu se-
hen. Erster Satz: „Die Erde quoll in der Re-
genfeuchte, und wenn der Wind die Wol-
ken auseinander schob, wärmte sie sich
wohlig in der hellen Sommersonne und
dampfte.“ marie schmidt

In Germerode, gleich neben dem Dorfla-
den, steht eine gelb-grüne Telefonzelle
mit der Aufschrift „Lesen gefährdet die
Dummheit“. In Städten gibt es oft in je-
dem Viertel öffentliche Bücherschränke.
Auf dem Land sind sie rarer. Germerode
liegt am nordhessischen Meißner, wo die
Brüder Grimm einst nach dem Ursprung
der Frau-Holle-Legende suchten. Ein
hübscher Fachwerk-Ort, nicht einmal
1000 Einwohnern, gelegen jwd, wie man
in Berlin sagt. Janz weit draußen.
Ein Großstadt-Schnösel könnte mei-
nen, dass sich in den zwei schmalen Rega-
len, gezimmert von heimischen Ehren-
amtlichen, ältliche Langweiligkeiten fin-
den. Pustekuchen. Klar, da steht Uta Da-
nella neben Pearl S. Buck und einem Ta-
schenbuch von Hera Lind. Darunter drei
fein gebundene Biografien preußischer
Prinzessinnen, bestens erhalten, viel-
leicht niemals gelesen. Aber man kann
sich auch „Rückkehr nach Reims“ auslei-
hen, den Roman des französischen Philo-
sophen Didier Eribon, hierzulande er-
schienen 2016. Das Buch, man siehts, wur-
de gelesen. So wie die prächtige Vorkriegs-
ausgabe von Ben Hur, noch in Sütterlin-
Schrift. DieZahl der Dumpfbacken auf
dem Land ist selbstverständlich nicht grö-
ßer als in den Metropolen. Dafür gibt es
jwd oft weniger Kinder. Man sieht es. In
der Telefonzelle stehen gerade einmal
vier Jugendbücher. susanne höll

In der Neustadt betrinken sich jede Nacht
die Suchenden und zwar so lange, bis sie
in den Zufällen ihres Lebens so etwas wie
einen Zusammenhang sehen, vielleicht so-
gar einen Sinn, den dann aber doppelt. Ih-
nen allen möge der Zufall respektive die
Fügung erspart bleiben, beim Nach-Hau-
se-Stolpern an der Bio-Kompanie „Grün-
tal“ zu halten. Das Sortiment der verwit-
terten Buchkästen ist noch spärlicher als
jenes des Ladens und es braucht schon die
verschwenderische Neugier der Betrunke-
nen, um daran überhaupt Aufmerksam-
keit zu verlieren. „Merde happens“ – näm-
lich neben der Broschüre des Mädchenge-
sundheitszentrums „Medea“.
Im anderen Kasten liegen die Erinne-
rungen Will Quadfliegs und ein Faltblatt
über Heraklion. Literarisch gibt es hier ge-
genwärtig nicht viel zu holen, aber das
Wort DICHTER wird in dieser Gegend wie
gesagt eh meist als Komparativ gebraucht
und für Betrunkene wie für Dresdner gilt,
dass sie ohnehin lieber in der Erinnerung
versinken. Vielleicht an Kästner, der ein
paar Straßen weiter wohnte, aber nie sol-
chen Schund besessen geschweige denn
abgeladen hat. Vielleicht aber auch an Har-
ry Mulisch, der einen Dresden-Roman
schrieb, als die Stadt auch äußerlich ka-
putt war. Darin findet sich ein wunderbar
Satz: „Dresden, sagte er und spürte den
Geschmack von Silber im Mund.“ So ist es
noch immer. cornelius pollmer

Was macht das mit einer Halbmillionen-
stadt, wenn sie jahrhundertelang ohne
geisteswissenschaftliche Fakultät aus-
kommen muss? Es war ja nicht immer so.
Nürnberg, das war das Intellektuellen-
Nest der Renaissance, Dürer, Pirckhei-
mer, Conrad Celtis. Später kamen Hegel
und Ludwig Feuerbach in die Stadt. Dann
war irgendwann Schluss. Die Universität
ausgelagert nach Altdorf, wo Student Wal-
lenstein sein Unwesen trieb. Später zog
die Uni nach Erlangen weiter. Nürnberg
wurde Geistesprovinz. Ein Absturz.
Was das macht aus einer Stadt? Wo-
möglich sieht man’s am Bücherkasten auf
dem Kaulbachplatz. Da steht das übliche
Zeug, Gaby Hauptmann und Erich von Dä-
niken. In den hinteren Reihen aber be-
kommt man den Eindruck, als würde da
einer gezielt Gegengift in die Wunde der
Stadt träufeln. Warum nicht den gesam-
ten Dürrenmatt unters Volk bringen, jede
Woche einen neuen Band, gut versteckt,
fast wie Samisdat? Der gesammelte Käst-
ner, offenbar gelesen. Oder Götz Alys „Die
restlose Erfassung. Volkszählen, Identifi-
zieren, Aussondern im Nationalsozialis-
mus“, aus dem Rotbuch-Verlag. Der Brief-
wechsel von Hannah Arendt und Karl Jas-
pers. Und kürzlich: Karl Philipp Moritz,
sein „Anton Reiser“ in dieser großartig
edierten Beck-Ausgabe. Der Geist lebt wei-
ter – in Nürnberg! olaf przybilla


Karlsruhe


Geltow


Die Bude sieht schon etwas abgekämpft
aus. Sie steht im „Prinzessinnengarten“
in Berlin-Kreuzberg, einem urbanen Ge-
müsegarten. Hier kann man aufs Schöns-
te unter Bäumen trinken oder in einer
Holzbaracke namens „Wurmcafé“ alte Bü-
cher gegen noch ältere eintauschen. Hier
lehnt sich der Ratgeber „Hamster“ an
„Koksblonde Bräute“ von Franz Schulz,
daneben „Bethlehem ist überall“, geklaut
aus der örtlichen Stadtbibliothek. Wer
sich fragt, was für Werke die Kreuzberger
der Nachwelt überlassen und warum,
wird auf eine Zeitreise geschickt. Sie be-
ginnt bei den stark zerlesenen „Studien
über die durch H-Stück-Bau der Mem-
bran ausgezeichneten Gattungen Micro-
spora, Binuclearia, Ulotrichopsis und Tri-
bonema“. Lucia Wichmann hat ihre Dis-
sertation 1937 eingereicht, nicht ohne Hin-
weis, sie sei „arischer Abstammung und
evangelischen Glaubens“. Gezeichnet von
der Zeit und ohne Buchrücken hat „Schick-
sal auf der Straße“ von Fred Blitz ins
„Wurmcafé“ gefunden. In dem Kriminal-
roman von 1941 wird ein kindsmörderi-
scher Uhrmacher der Todesstrafe zuge-
führt, „im Namen des Volkes“. Nur unwe-
sentlich fröhlicher geht es im „Programm
für die Bildungs- und Erziehungsarbeit
im Kindergarten“ zu, herausgegeben vom
Ministerrat der DDR. Dann vielleicht doch
lieber „Vampire auf Schloss Zahnfleisch“.
Schöner lesen kann man jedenfalls nir-
gendwo. constanze von bullion


Ein einsames Regal auf einem Kirch-
platz in Hamburg, Stadtteil Hoheluft-
Ost, zwischen Eimsbüttel und Eppen-
dorf, steht da wie ein verschrammtes
Ausrufezeichen. Dunkles Holz, Glas vor
den Fächern, falls es mal regnet, aber
seit zwei Sommern ist die frühere Metro-
pole des Dauerregens knallheiß. Gegen-
über sind ein italienisches Restaurant,
eine Vergolderei und eine Immobilien-
agentur. An einem schwülen Sonntag
kümmert sich kein Mensch um diese
Sammlung, aber sie ist gut bestückt, be-
stimmt sind es hundert Bücher. In der
oberen Reihe Titel wie „Pferdehandel“
und „Die unendliche Geschichte“, dane-
ben „Antiautoritäre Erziehung“, weiter
rechts „Das MBA-Studium“, „Handbuch
für die Familie“, „Eine gefangene Liebe“.
Darunter: „Der Medicus“, der neuere
Ratgeber „Unser Baby“ und „September-
rosen“. Außerdem die Wälzer „Der Scha-
kal“ und „Die Arche“, noch eine Etage tie-
fer schmiegt sich „Felix und das liebe
Geld“ an „Zurück aus Afrika“. Da wären
auch noch ein Hamburg-Buch von 1976
sowie „Karriere Inside: Consulting“,
„Fünfzig Jahre Karl-May-Gesellschaft“
oder „Vogelfrei“. Irgendwann wird si-
cher wieder jemand zugreifen. Aber
doch nicht an einem so schönen Ham-
burger Abend. peter burghardt

Tobias Zeising betreibt den Blog „lesestun-
den.de“ und als IT-Spezialist hat der 37-Jäh-
rige auch Sinn für die Infrastruktur, die nö-
tig ist, damit Leser und Bücher zusammen-
kommen. Vor zwei Jahren hat er die App
„BuchschrankFinder“ und eine Karte aller
öffentlichen Bücherschränke im deutsch-
sprachigen Raum entwickelt.


SZ: In Ihrem Blog sieht man, dass Sie bei
sich zu Hause all Ihre Bücher nach Far-
ben sortiert haben. Das funktioniert?
Tobias Zeising: Ja, in der Erinnerung ver-
binde ich bestimmte Titel mit bestimmten
Farben. Außerdem liebe ich nicht nur gute
Literatur, sondern auch schöne Bücher.
Wie sind Sie auf die Idee mit der App ge-
kommen?


Vor zwei Jahren wurde bei mir am Wohn-
ort in Grafing bei München ein öffentli-
cher Bücherschrank aufgestellt. Das hat
mich sofort fasziniert, weil ich die Möglich-
keit des anonymen Bücherteilens gut
finde. Sie passt in unsere Sharing-Gesell-

schaft und ist auch Teil der Community-
Philosophie. Als ich im Netz nachsehen
wollte, wo es weitere Schränke gibt, wurde
ich enttäuscht. Es gab kaum Informatio-
nen. Und da ich auch Softwareentwickler
bin...
Was leistet die App?
Verbunden mit GPS kann man über das
Smartphone ganz leicht Büchertausch-
schränke in der Nähe finden, außerdem er-
hält man Informationen zum jeweiligen
Schrank mit Öffnungszeiten, Kontakt und
Link. Man kann auch Bücherschränke, die
man neu entdeckt hat, hinzufügen – so ent-
steht eine Karte mit allen Schränken im
deutschsprachigen Raum.
Wie viele Schränke gibt es augenblick-
lich in ganz Deutschland?

Moment...es sind genau 3242. Aber das än-
dert sich schnell. Bücherschränke boomen
jedenfalls. Sie passen einfach gut in die
Zeit. Auch in anderen Ländern in Europa
und weltweit greift die Idee um sich. Doch
die meisten Bücherschränke dürfte es ver-
mutlich noch immer in Deutschland ge-
ben...
... im Land der Dichter und Denker also.
Na ja, am besten laufen nach meiner
Beobachtung noch immer diese Roman-
zen, in denen es auf der letzten Seite so oft
heißt: „Und in dieser Nacht wurde sie seine
Frau.“
Was läuft gar nicht in den öffentlichen
Bücherschränken?
Alte Reisebücher zum Beispiel. Alte Bild-
bände – und Konsalik, davon gibt es ein-

fach schon genug in Deutschland. Verallge-
meinern kann man das aber nicht, weil im
Prinzip jeder Schrank für sich eine eigene
Bücheridentität besitzt. Auch als Markt-
platz. Deshalb macht es ja auch so viel
Spaß, an verschiedenen Orten nach klei-
nen Schmuckstücken zu suchen. Auch das
macht Bücherschränke ja so erfolgreich:
Sie reizen die Sammelleidenschaft und die
Lust am Suchen, aber andererseits kann
man dort auch gut Bücher loswerden, ohne
dass die auf dem Müll landen. So haben al-
le etwas davon. Sharing eben. Und ganz an-
onym. Außerdem sehr einfach und unkom-
pliziert, sozusagen to go.
Gibt es eine Zeit, in der die Nachfrage be-
sonders groß ist?
Für Bücherschränke ist in der Urlaubszeit

am meisten los. Als jetzt in Bayern die Feri-
en anfingen, sind die Schränke, die ich in
meinem Umfeld kenne, regelrecht geplün-
dert worden. Lesestoff für den Pool.
Kleine Buchhandlungen darben und
Stadtteilbibliotheken schließen: Sind
die Bücherschränke Konkurrenz?
Ich glaube das nicht. Der Buchhändler hat
doch ein ganz anderes Sortiment, tadellos
neue Bücher, Stammpublikum – und Ex-
pertise. Da kann ein Bücherschrank kaum
mithalten. Ich glaube, es geht da um ver-
schiedene Zielgruppen. Allerdings: Meis-
tens sind es Frauen, die Bücherschränke
abklappern. Das ist aber auch im Buchhan-
del so. Und was das Bloggen über Bücher
angeht: Zu 90 Prozent ist es weiblich.
interview: gerhard matzig

München


Germerode


An manchen Morgen steht schon vor acht
ein Auto im Halteverbot vor dem Bücher-
schrank, der Fahrer vertieft in das literari-
sche Angebot. Ältere Damen sortieren
aus, junge Studenten nehmen mit, Ob-
dachlose bedienen sich, Managertypen be-
sorgen sich Urlaubsliteratur, vom Umzug
Geplagte wuchten taschenweise Lesestoff
hinein. Selten ist Platz, fast immer auch
die zweite Reihe im Regal besetzt: Frank-
furt, Stadt der kritischen Theorie und der
Buchmesse, ist auch die Stadt der Bücher-
schränke. 73 dieser meist rostbraunen
Metallkästen mit Glastüren gibt es im
Stadtgebiet, mit öffentlichen Geldern ge-
fördert, gepflegt von Paten, die nach dem
Rechten schauen. Wenige Bücher bleiben
lange in den Schränken, manche nur weni-
ge Stunden. Bei Martin-Suter-Romanen
aus dem eigenen Bestand verwundert das
nicht, bei Alexis de Tocquevilles „Über die
Demokratie in Amerika“ schon eher, und
bei einem sehr alten und schlechten Koch-
buchbuch über italienische Küche doch
sehr. Jeder Besuch am Bücherschrank ist
lehrreich, legt Vergessenes nahe und lädt
zum Lesen von Klassikern ein. Max
Frischs „Mein Name sei Gantenbein“ soll
es an diesem Sommertag sein. Oder doch,
zum eigenen Fortkommen: „Easy zum
Ziel – Wie man zum mentalen Gewinner
wird“? jan willmroth


Dresden


Nürnberg


Buch „to go“:InDeutschland gibt es 3242 „offene Bücherschränke“, und es werden immer mehr. Das Bücher-Teilen passt in unsere Zeit


Berlin


Hamburg


Lesen und


lesen lassen


In öffentlichen „Bücherschränken“ wechselt


Gedrucktes angenehm anonym


den Besitzer. Was erzählen


die Schränke über ihre Standorte?


Eine Spurensuche


„Und in dieser Nacht wurde sie seine Frau“


Romanzen ja, aber Konsalik schwächelt: Der Buchblogger und Softwareentwickler Tobias Zeising hat sich eine App ausgedacht, um Bücher orten zu können


Frankfurt


BuchbloggerTobias
Zeisingsagt: „Der Ort,
an dem ich viel lese, ist
profan: die S-Bahn.“
Weil er dem „Bewegtbild“
zunehmend den Rücken
kehrt, greift er auch
daheim zum Buch.
Manchmal stammt es
aus Bücherschränken.

DEFGH Nr. 184, Samstag/Sonntag, 10./11. August 2019 FEUILLETON 17


ILLUSTRATION: STEFAN DIMITROV
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