Süddeutsche Zeitung - 10.08.2019

(avery) #1
von sven lüüs

D


er Kunde ist schon ungedul-
dig, die Deadline längst ver-
strichen. Aber die Werbekam-
pagne ist gut, die die Marke-
ting-Mitarbeiterin dem Kun-
den gleich schicken wird. In der Mail muss
jetzt jedes Wort sitzen. Die schwierigste
Aufgabe dabei ist, sich für die Verspätung
zu entschuldigen. Das Schreiben sollte
nicht zu unterwürfig sein, aber gar nichts
sagen geht ja auch nicht. Gleich hat sie die
Formulierung. Plötzlich platzt der Kollege
herein, der in der Mittagspause einkaufen
war: „Hast du so etwas schon einmal gese-
hen?“, fragt er strahlend und kramt in der
Einkaufstüte.
Obwohl es immer mehr Großraumbü-
ros gibt und immer mehr Menschen im
Home-Office arbeiten, sitzen etwa 20 Pro-
zent der Arbeitnehmer in Deutschland
nach wie vor in einem Büro mit drei bis
fünf Kollegen. Das ergab eine Umfrage
der Jobbörse Indeed unter 1049 Arbeit-
nehmern im Jahr 2017. Lässt sich im Mehr-
personenbüro gut arbeiten? Nur, wenn die
richtigen Menschen zusammensitzen.
Im Büro gelte grundsätzlich: Je mehr
Menschen, desto größer sei die Ablen-
kung, sagt Wirtschaftspsychologe Dieter
Frey von der Ludwig-Maximilians-Univer-
sität in München. Wenn die Büronach-
barn nach und nach eintrudeln, wird jeder
erst einmal mit einem fünfminütigen
Small Talk begrüßt. Dann kommt beim Ar-
beiten mal ein Zwischenruf, wenn etwas
Witziges auf dem Bildschirm erscheint.
Wenn der angesprochene Arbeitneh-
mer zum Beispiel eine längere Mail
schreibt und sich darauf konzentrieren
muss, führe jede Unterbrechung von
mehr als ein paar Sekunden dazu, dass
der Schreibende im Durchschnitt drei bis
fünf Minuten brauche, um sich wieder
voll auf seinen Text zu konzentrieren, sagt
Stressforscher Tim Hagemann von der

Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld.
Das gelte auch für andere Situationen, in
denen man aus konzentriertem Arbeiten
herausgerissen wird. Ständig abgelenkt
zu werden, macht unzufrieden und führt
zu Stress: „Dann hat man abends das Ge-
fühl, den ganzen Tag gestrampelt zu ha-
ben, aber kaum vorwärts gekommen zu
sein“, sagt Hagemann.

Die Menschen, die andere am meisten
ablenken, sind diejenigen, die eigentlich
keine Lust haben zu arbeiten. „Manche
wollen nur bespaßt werden“, sagt Wirt-
schaftspsychologe Christian Fichter von
der Kalaidos-Fachhochschule in Zürich.
Diese seien auch besonders anfällig dafür,
von anderen aus der Arbeit herausgeris-
sen zu werden. Jegliche Ablenkung näh-
men sie gern an, nur um etwas anderes zu
tun, als zu arbeiten. Diese Menschen soll-
ten lieber allein arbeiten.
Für motivierte Angestellte kann das
Mehrpersonenbüro aber auch sehr ange-
nehm sein und eine produktive Arbeitsat-
mosphäre mit gezielter Ablenkung schaf-
fen. Dazu muss das Büro einen Rhythmus
aus Arbeit und Ablenkung entwickeln.
„Nur wenige Menschen können sich vier
Stunden am Stück konzentrieren“, sagt

Stressforscher Hagemann. 90 Minuten
lang arbeiten, dann einen kleinen Plausch
zu führen und dann weiterzuarbeiten, sei
eine gute Methode. Dazu müssen sich die
Menschen im Büro absprechen oder unter-
schwellige Signale zusenden. Das sollte
bei drei bis fünf Personen möglich sein.
Wenn hingegen im Großraumbüro zwei
Personen über das Wetter sprechen und
sich ein Kollege dadurch gestört fühlt,
kann es sein, dass die Plauderer das gar
nicht merken. Das kleinere Büro ist per-
sönlicher, die Bedürfnisse der einzelnen
Personen rücken in den Fokus.
Die Einzelpersonen und deren Eigenar-
ten lassen sich sogar in Modellen auswer-
ten. So könne es auch mit einem klaren Au-
ßenseiter eine relativ gute Gruppendyna-
mik geben, beschreibt der 1988 verstorbe-
ne Sozialpsychologe Fritz Heider. Wie
das? Wenn zwei harmonierende Kollegen
in einem Dreierbüro zu dem Dritten eine
schlechte Beziehung haben, sei das im-
mer noch eine recht gute Gruppendyna-
mik. Grund: Die Zwei finden sich immer,
etwa zum gemeinsamen Mittagessen.
Wenn sich hingegen eine Person aus
dem Team mit beiden Kollegen im Büro
versteht, die beiden untereinander aber
nicht, ist die Gruppendynamik schlecht.
Denn dann seien die Beziehungen in der
kleinen Gruppe ungeklärt. Warum? Zwei
der Kollegen im Büro würden ständig um
die Gunst des einen buhlen – und bei-
spielsweise fragen, ob er mit ihnen zum
Mittagessen geht. Heider folgert: Zwei
schlechte Beziehungen in einem Dreierbü-
ro sind besser als nur eine, solange geklärt
ist, wer Außenseiter ist.
Wenn Beziehungen kompliziert sind
und zwei Menschen auf der Arbeit stets
um die Gunst von einem konkurrieren, sei
das schlecht für die Produktivität, sagt
Fichter. Dann sei ein klarer Außenseiter
wohl das geringere Übel. Wirklich gute
Gruppendynamik entstehe so aber nicht.
Denn der Außenseiter fühlt sich unwohl.

Neben dem Arbeitsrhythmus und den per-
sönlichen Beziehungen hängt die Produk-
tivität im Mehrpersonenbüro auch davon
ab, ob dort Vielarbeiter oder präzise Arbei-
ter sitzen. Der Hersteller von Program-
men für das Talentmanagement Corner-
stone on demand und die Harvard Busi-
ness School unterteilten die Arbeitneh-
mer in drei Gruppen: Die Produktiven
schaffen viel, das Endprodukt ist aber
nicht besonders gut. Die Genauen haben
eine geringere Schlagzahl, die Qualität ih-
rer Arbeit ist dafür hoch. Die Generalisten
schaffen durchschnittlich viel und liefern
Arbeit in durchschnittlicher Qualität ab.

Am besten arbeiten die Menschen laut
der Studie, wenn Produktive und Genaue
in einem Büro sitzen. Die Generalisten hin-
gegen sollten getrennt davon in einer ho-
mogenen Gruppe sitzen. Produktive und
Genaue sollen sich gegenseitig anstecken,
das funktioniere. Wenn man aber zum Bei-
spiel einen Produktiven mit einem Gene-
ralisten zusammensetze, dann sei der Ge-
neralist anfällig dafür, sich von den Schwä-
chen des Produktiven anstecken zu las-
sen. Ganz nach dem Motto: „Den Namen
eines Kunden in der Mail falsch geschrie-
ben? Egal – das macht mein Kollege ja
auch ständig.“
Großraum ist im Trend, es gilt als kom-
munikativ. Und das Home-Office ist mo-
mentan sowieso überall im Gespräch. Füh-
rungskräftecoach Christiane Fruht hat
aber eine Idee, um das Mehrpersonenbü-
ro etwas moderner, etwas cooler, zu ma-
chen: Chefs könnten die Arbeitnehmer
regelmäßig zwischen den verschiedenen
Büros wechseln lassen. So lernt jeder Ar-
beitnehmer jeden anderen einmal ken-
nen, das könne zu neuen Ideen führen.

Die Menschen, die andere
ammeisten ablenken,
sind die, die keine Lust
haben zu arbeiten.

Ein Mittwochnachmittag in München.
ImT-Mobile-Store in der Innenstadt star-
ren zwei etwa zwölfjährige Jungs hoch-
konzentriert auf zwei iPhones und versu-
chen kleine Männchen durch eine bunte
Abenteuerwelt zu navigieren. Im Vodafo-
ne-Store nebenan strolcht ein nicht viel
jüngerer Technikinteressent von Handy
zu Handy und kontrolliert systematisch,
welche Spiele darauf installiert sind. Im
Apple-Store um die Ecke spielen zwei
Jungs parallel dasselbe Raserspiel auf
zwei Ausstellungs-Smartphones, ein et-
wa 14-Jähriger zeichnet auf einem Tablet
mit viel Detailliebe ein Auge und eine un-
gefähr Neunjährige startet gerade ein Ein-
horn-Spiel, nachdem sie alle Bilder, die
andere Kunden mit dem Tablet gemacht
haben, interessiert durchgesehen hat. El-
tern? Fehlanzeige.
Es sind Ferien. Und wer dieser Tage
sein Kind sucht, der findet es wahrschein-
lich nicht bei den Nachbarn, nicht im Hof
beim Basketballspielen und wohl auch
nicht am Fluss beim Staudammbauen. Er
findet es mit hoher Wahrscheinlichkeit in
irgendeinem Laden mit coolen neuen Ge-
räten. Bällebad war gestern, Handy-Shop
heißt das Kinderparadies von heute.
Statt aus einer wackeligen Plastikröhre
in ein Becken voll elektrostatisch mit
Staub bepelzten Plastikkugeln zu tau-
chen, stehen die Kinder nun bei Neon-
licht mit geneigten Nacken über den neu-
esten Gadgets, die sonst unerreichbar für
sie sind. Schließlich haben Mama und Pa-
pa gesagt, Handy darf man erst mit vier-
zehn. Oder man hat schon eins, aber das
ist das ausrangierte der Eltern, und das
kann echt mal gar nix.
Außerdem kann man mit fremden Ge-
räten tolle Sachen machen: die Sprache
auf Arabisch umstellen, Fotos von nichts-
ahnenden Kunden schießen und sich
über das Ergebnis ebenso schlapplachen
wie über das, was man kichernd als
Sprachmemo aufgenommen hat (haha,
Pups!). Und vor allem: auschecken, was
die neuen Dinger so können. Abgesehen
davon, dass die Verkäufer mit echten
Kunden beschäftigt sind, ist das wohl
auch der Grund, warum sie nichts sagen
und sich ihre Hoffentlich-machen-die-
nichts-kaputt-Blicke sparen, wenn die
Kids mit Chipskrümelfingern über die
Bildschirme schmieren und den mit Sel-
fie-Sticks und echten Kaufabsichten be-
packten Touristen im Weg stehen.
Schließlich sind die kleinen Fans von heu-
te die großen Käufer von morgen.
Es ist sozusagen eine Win-win-win-Si-
tuation: Die Läden haben ihre Besucher,
die Kinder ihren Spaß und die Eltern ihre
Ruhe. Letztere haben aber vor allem eins:
ihr Handy für sich. veronika wulf


Wenn deutsche Pauschaltouristen nach
Palma de Mallorca fliegen, um dort bei
Sonne und Sangria zu feiern, dürfte der
Hinweis überraschen, dass diese Art der
Freizeitbeschäftigung auch EZB-Präsi-
dent Mario Draghi Kopfschmerzen berei-
tet. Aber es ist tatsächlich so, schreibt die
Financial Timesam Freitag. Es bedarf al-
lerdings einiger einführender Worte, um
diese Kausalität zu erläutern.
Die EZB ist für die Preisstabilität zu-
ständig, daher richtet sie ihre Geldpolitik
an den Inflationsraten im Euroraum aus.
Die Messung der Teuerung obliegt den na-
tionalen Ämtern. Die EU-Behörde Euro-
stat führt die Ergebnisse zusammen und
gibt sie an die EZB weiter. Das Statistische
Bundesamt hat einen repräsentativen
und nach einem sogenannten Wägungs-
schema gewichteten Warenkorb defi-
niert, aus dem sich die Entwicklung der
Preise hierzulande ablesen lässt. Der ge-
schulte Blick ruht auf den Preisverände-
rungen Tausender Güter und Dienstleis-
tungen, darunter auch die von untergäri-

gem Bier und tiefgefrorenen Küchenkräu-
tern. Im Kern geht es darum, einen durch-
schnittlichen Warenkorb abzubilden, um
zu wissen, ob das Leben der Deutschen
teurer oder billiger wird. Hin und wieder
kommt es zu Anpassungen im Waren-
korb. Seit Anfang des Jahres bilden die
deutschen Statistiker beispielsweise saiso-
nale Preisschwankungen der Pauschalrei-
sen genauer ab. Diese Schwankungen
sind so stark, dass sie spürbaren Einfluss
auf den gesamten Verbraucherindex ha-
ben, gesteht das Statistische Bundesamt
ein, was den Bogen zur EZB schlägt.
Die deutsche Wirtschaft macht rund
ein Viertel des Bruttoinlandprodukts der
gesamten Euro-Zone aus, entsprechend
stark ist die Inflationsrate der Deutschen
in der europäischen Inflationsrate gewich-
tet. Und so kommt es, dass die Schwankun-
gen hierzulande auch die Eurostat-Ergeb-
nisse durcheinanderwirbeln. Vor der Revi-
sion der Messung der deutschen Preise
für Pauschalreisen notierte die Inflation
in der Euro-Zone bei 1,6 Prozent. Jetzt

sind es nur noch 1,5 Prozent, so dieFinan-
cial Times. Eine Differenz von 0,1 Prozent-
punkt, und das stört Draghi?
Ja, denn die EZB strebt knapp zwei Pro-
zent Inflation an, doch erreicht dieses Ziel
trotz lockerster Geldpolitik seit Jahren
nicht. Für die EZB geht es um die Ehre. Da
tut jeder Zehntelprozentpunkt nach un-
ten weh. Aber das Problem ist, dass die
Preise für deutsche Pauschalreisen auch
schnell steigen können. Wie soll Draghi
bei einem solchen Durcheinander ordent-
lich planen können? Allerdings täte der
EZB auch eine Portion Gelassenheit ganz
gut. Viele Ökonomen wissen, dass es illu-
sorisch ist, die Inflationsrate auf einen
Zehntelprozentpunkt zu messen, schon
wegen der Auf- und Abrundungen nach
dem Komma. Doch Draghi möchte die
Geldpolitik weiter lockern, um die Inflati-
on zu erhöhen. Viele Deutsche sehen das
kritisch. Vielleicht könnten sie es abwen-
den, indem sie noch häufiger Pauschalrei-
sen buchen – wenn die Preise damit dauer-
haft stiegen. markus zydra

Nürnberg– Prämiensparverträge, die
Kunden noch vor 20 Jahren bei Sparkas-
sen abschließen konnten, waren sehr lu-
krativ. Sie enthielten eine jährliche Prä-
mie, die sich mit der Zeit erhöhte. Bis auf
50 Prozent nach 15 Vertragsjahren. Zu lu-
krativ, findet die Sparkasse Nürnberg –
und kündigte in den letzten Wochen kur-
zerhand 21 000 solcher Verträge. In Zei-
ten der Null- und Minuszinspolitik der
Europäischen Zentralbank seien solche
Prämien nicht mehr marktgerecht, so die
Begründung der Sparkasse.
Doch es gibt Hoffnung für einen Teil
der 16 000 betroffenen Sparer: „Etliche
der Kündigungen sind rechtswidrig“,
sagt Niels Nauhauser von der Verbrau-
cherschutzzentrale Baden-Württem-
berg. Die Sparkasse Nürnberg hatte sich
in den Kündigungen auf ein Urteil des
Bundesgerichtshofs (BGH) berufen. Nach
dem Erreichen der höchsten Prämienstu-
fe, also nach 15 Jahren, sei eine Kündi-
gung rechtmäßig, urteilte der BGH im
Mai dieses Jahres. Es sei denn, im Vertrag
sei eine längere Laufzeit vereinbart wor-
den. Am vergangenen Donnerstag hat
der BGH das schriftliche Urteil veröffent-
licht. Aus diesem lasse sich ableiten, so
Nauhauser, dass Sparverträge mit einer
Laufzeit von mehr als 15 Jahren nicht
schon nach 15 Jahren gekündigt werden
könnten, nur weil die höchste Prämien-
stufe erreicht worden sei. Viele der gekün-
digten Verträge hatten Laufzeiten von
mehr als 15 Jahren „Soll die höchste Prä-
mie etwa vom 15. bis zum 25. Sparjahr be-
zahlt werden, ist das Kündigungsrecht
bis Ablauf des 25. Sparjahres ausgeschlos-
sen. Bei einer noch längeren Laufzeit ist
es natürlich bis Ablauf dieser Laufzeit
ausgeschlossen“, so der Nauhauser.
„Falls eine Bank aus Baden-Württem-
berg rechtswidrig kündigen sollte, wer-
den wir die betroffenen Verbraucher un-
terstützen und gerichtliche Schritte prü-
fen“, sagt Nauhauser. Die Erfahrung aus
einem ähnlichen Fall stimme ihn optimis-
tisch: 2013 hatte die Sparkasse Ulm ver-
sucht, Kunden zur Kündigung ihrer Spar-
verträge zu drängen. Nach dem Einschrei-
ten der Verbraucherzentrale verurteilte
sie ein Gericht dazu, einen Vergleich mit
den Kunden zu schließen. tobias bug


Berlin– Die deutsche Energiewende
gerät zunehmend ins Stocken. Die jüngs-
te Ausschreibung für Windprojekte sei
erneut massiv unterzeichnet gewesen,
teilte die Bundesnetzagentur am Freitag

mit. Ausgeschrieben waren Windprojek-
te mit insgesamt 650 Megawatt Leis-
tung. Gebote habe es aber nur für
208Megawatt gegeben. Grund seien
fehlende Flächen und zu lange Genehmi-
gungsverfahren, beklagte der Stadtwer-
ke-Verband VKU. Häufig würden Vorga-
ben enger als nötig ausgelegt. Fänden
sich keine Wege aus der „Ausbaukrise“,
dann drohe nicht nur der Windkraft,
„sondern auch dem Projekt Energiewen-
de insgesamt die Puste auszugehen“,
warnte VKU-Chefin Katherina Reiche.
Nach jüngsten Zahlen der Branche wa-
ren im ersten Halbjahr nur 86 Windrä-
der(FOTO: DPA)gebaut worden, so wenig
wie nie in diesem Jahrtausend. miba

Berlin– Die Bundesregierung strebt
eine stärkere Förderung kleiner und
mittlerer Höfe bei der EU-Agrarfinanzie-
rung an. Dazu würden „zu gegebener
Zeit“ Vorschläge mit Blick auf die Regeln
nach 2020 vorgelegt, heißt es in einer
Antwort des Agrarministeriums auf eine
Grünen-Anfrage. Bisher erhalte ein Pro-
zent der Betriebe mehr als 20 Prozent
der Direktzahlungen. Zuerst berichtete
dieNeue Osnabrücker Zeitungdarüber.
Daten von 2016 zufolge waren es 3300
Betriebe, die zusammen etwa 991 Millio-
nen Euro aus Brüssel bekamen – darun-
ter vor allem Großbetriebe in den östli-
chen Bundesländern. Insgesamt fließen
rund 4,5 Milliarden Euro an Direktzah-
lungen nach Deutschland. Der Grünen-
Agrarexperte Friedrich Ostendorff nann-
te die bisherige Finanzierung „extrem
ungerecht“, weil wenige Betriebe große
Teile der Subventionen erhielten. dpa

Frankfurt– Die Lufthansa hat sich nach
einer langen rechtlichen Auseinanderset-
zung mit dem ehemaligen Chef der Flug-
begleitergewerkschaft UFO, Nicoley
Baublies, auf einen Vergleich geeinigt.
Demnach muss Baublies nur einen klei-
nen Teil der 235000 Euro zurückzahlen,
die Lufthansa von ihm forderte. Bau-
blies hatte jahrelang sowohl von der
Gewerkschaft als auch von der Flugge-
sellschaft ein Gehalt bezogen, obwohl er
nicht mehr flog. Beide Seiten bestätigten
am Freitag einen Bericht desSpiegel.
Baublies war nach langen internen Que-
relen bei UFO zurückgetreten. Ein weite-
res Gerichtsverfahren, bei dem es um
zwei in den Vorstand berufene Funktio-
näre geht, verhindert derzeit, dass UFO
Tarifverhandlungen führen kann. Luft-
hansa verweigert zudem seit längerem
Gespräche mit dem Hinweis auf die
unklare rechtliche Lage. jfl

Bildschirmferien


Sie suchen Ihr Kind?
Schauen Sie doch mal
im Apple-Store nach

Hoffnung für


Sparverträge


Düsseldorf– Der tschechische Milliar-
där Daniel Kretinsky ist mit seinen Plä-
nen für eine Übernahme des Handelsrie-
sen Metro gescheitert. Seine Investment-
gesellschaft EPGC verfehlte nach eige-
nen Angaben das selbst gesteckte Ziel
von 67,5 Prozent der Stammaktien, das
Kretinsky zur Bedingung für seine Offer-
te gemacht hatte. EPGC habe nur 41,7
Prozent der Aktien eingesammelt, teilte
die Gesellschaft am Freitagabend mit.
Kretinsky, der im vergangenen Jahr
zusammen mit seinem Investment-Part-
ner Patrik Tkac bei Metro eingestiegen
war, wollte den Konzern ganz überneh-
men und letztlich von der Börse neh-
men. Dazu hatte er 16 Euro pro Stamm-
aktie geboten. Aufsichtsrat, Manage-
ment und zwei Großaktionäre des Düs-
seldorfer Konzerns hatten die Offerte
indes als zu niedrig abgewiesen.
EPGC hält rund 17,5 Prozent der Metro-
Anteile. reuters

Chefs haben die
Möglichkeit, Büros
etwas cooler zu machen

Psychologie des Störens

Nervensägen und Außenseiter


DerTrend geht zu Großraumbüros und Home-Office. Dabei ist das klassische Mehrpersonenbüro
mit drei bis fünf Kollegen oft sinnvoller – solange die Richtigen zusammensitzen

Berlin– Die deutschen Exporte haben
im Juni erneut an Schwung verloren. Sie
sanken um 0,1 Prozent zum Vormonat,
wie das Statistische Bundesamt mitteil-
te. Ökonomen hatten genau mit diesem
Rückgang gerechnet, nach einem Plus
von 1,3 Prozent im Mai. Die Importe
stiegen im Juni um 0,5 Prozent. Der
exportabhängigen deutschen Wirtschaft
machen die Zollkonflikte, die Abküh-
lung der Weltkonjunktur und Risiken
wie der Brexit zu schaffen. Im Vergleich
zum Juni 2018 brachen die Ausfuhren
sogar um acht Prozent ein und damit so
stark wie seit fast drei Jahren nicht
mehr. Grund hierfür sei allerdings auch
ein Statistikeffekt, hieß es beim Amt.
Nach dem ersten Halbjahr steht damit
ein mageres Wachstum von 0,5 Prozent
zu Buche. Der Branchenverband BGA
hatte jüngst seine Prognose etwa hal-
biert und rechnet für 2019 noch mit
einem Exportplus von 1,5 Prozent. Die
Bundesregierung erwartet nur noch ein
Plus von 0,5 Prozent. reuters

Sommer, Sonne, Inflation


DiePreise für Pauschalreisen hierzulande schwanken stark, das erschwert der EZB die Arbeit


26 WIRTSCHAFT HMG Samstag/Sonntag,10./11. August 2019, Nr. 184 DEFGH


Metro-Übernahme geplatzt


Tatort Büro: Je mehr Menschen zusammensitzen, desto größer ist die Ablenkung und desto schwieriger die Konzentration. FOTO:MIKE KONONOV / UNSPLASH

Egal, ob Mallorca, Benidorm oder
Adria: Wenn sich deutsche Touristen
am Strand erholen, beeinflusst das den
Verbraucherpreisindex.FOTO: GETTY

Energiewende in Gefahr


Exporte schwächeln


Mehr Geld für kleine Höfe


Lufthansa schließt Vergleich


ZWISCHEN DEN ZAHLEN KURZ GEMELDET

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