Süddeutsche Zeitung - 10.08.2019

(avery) #1
Seine letzten drei Präsidenten sind
demDeutschen Fußball-Bund (DFB)
vorzeitig abhanden gekommen. Theo
Zwanziger (oben),
im Amt ab 2004,
übergab 2012 –
auch im Lichte an-
schwellender Kri-
tik an seinem Auf-
treten – vorzeitig
an Wolfgang
Niersbach (Mitte).
Doch Niersbach
stolperte dann be-
reits im Novem-
ber 2015 über die
Sommermärchen-
Affäre rund um
die WM 2006.
Sein Nachfolger
Reinhard Grindel
(unten) wiederum
hielt sich lediglich
bis April 2019.
Nach diversen Un-
geschicklichkeiten in seiner Amtszeit
stolperte Grindel über die Annahme
einer Luxusuhr. FOTOS: GETTY, REUTERS, DPA

Chancen hatte sich Ute Groth kaum einge-
räumt, als sie ihre Initiativbewerbung für
das vakante Präsidentenamt im DFB ab-
schickte. Dazu ist Ute Groth, 60, von Beruf
Bauplanerin und ehrenamtlich Präsiden-
tin der DJK TuSA 06 Düsseldorf mit 1400
Mitgliedern, zu sehr Realistin. Aber sie
wollte den Amateurvereinen mehr Gehör
im Deutschen Fußball-Bund verschaffen



  • und eine Debatte über die Besetzung des
    Spitzenpostens anregen. Ob sich der DFB
    mit ihrer Bewerbung befasst hat, hat Groth
    nicht erfahren. Klar ist nur: Am 21. August
    will der Verband seinen Kandidaten oder
    seine Kandidatin für das Amt präsentie-
    ren, die Wahl ist für den 27. September vor-
    gesehen. Unabhängig vom Ausgang seien
    Veränderung nötig, glaubt Ute Groth.


SZ: Frau Groth, die Aktionsgemeinschaft
„Rettet die Amateurvereine“ hat sich gera-
de für Sie als DFB-Präsidentin ausgespro-
chen. Als Vereinspräsidentin würden Sie
die „Sorgen und Nöte“ besser kennen als
die meisten Funktionäre, heißt es. Aber
kommt das nicht zu spät?
Groth: Die unterstützen meine Kandida-
tur, das ist lieb. Aber das hat jetzt tatsäch-
lich keinen Sinn mehr, die Wahlkampfhilfe
benötige ich nicht mehr. Das Thema mei-
ner Kandidatur hatte sich für den DFB ja of-
fenbar von Anfang an erledigt. Am 1. Au-
gust musste schon ein Antrag mit Namen
an den DFB-Bundestag geschickt werden.
Und da sich keiner vom DFB bei mir gemel-
det hat, nehme ich nicht an, dass ich zu den
Kandidaten gehöre.
Ganz sicher wissen Sie aber nicht, ob Sie
auf der Shortlist der Kandidaten stehen,
die der DFB erstellt hat?
Nein. Das ist Geheimsache. Ich hatte zwei
Kontakte mit dem DFB: Gleich am Anfang
nach meiner Bewerbung im Mai. Und dann
gab es noch einen persönlichen Kontakt
mit Herrn Rainer Koch, dem DFB-Vize-
präsidenten, auf dem Verbandstag Nieder-
rhein im Juni. Er sagte mir, das Amt des
DFB-Präsidenten sei ein ganz wichtiger
Posten, es gehe um viel Geld, da müsste
man Wirtschaftsfachmann sein, das wür-


den sich die wenigsten zutrauen. Ich habe
das so interpretiert: Die halten dich für ein
zu kleines Licht.
Wurden Sie denn von Ihrem Landesver-
band zur Kandidatur vorgeschlagen? Das
wäre ja die Voraussetzung gewesen.
Ich bin an den Landesverband herangetre-
ten. Der Antrag wurde fristgerecht einge-
reicht, ist am betreffenden Tag dann aber
nicht verhandelt worden. Das Verfahren
ist ein bisschen intransparent.
Andererseits müssen Sie einen Nerv ge-
troffen haben. Sonst gäbe es ja unter ande-
rem den Wahlaufruf der Aktionsgemein-
schaft „Rettet die Amateurvereine“ um
den früheren Unterhachinger Vereins-
chef Engelbert Kupka nicht.

Dass so viel Rückmeldung von der Basis ge-
kommen ist, hat mich tatsächlich über-
rascht. Zumal meine Bewerbung in den
ersten zwei Wochen ja gar nicht öffentlich
bekannt war; ich hatte anfangs nur den
Vereinskollegen Bescheid gesagt, dann hat
eine regionale Zeitung hier in Düsseldorf
das Thema aufgegriffen – und plötzlich ka-
men Reaktionen von Leuten aus den Ama-
teurvereinen aus ganz Deutschland. Wir
wollen jetzt zumindest langfristig ein bun-
desweites Netz der Vereine aufbauen, die
da auf einer Wellenlänge sind. Der Tenor
war fast immer derselbe: Zum einen ist da
das Gefühl, dass die Abläufe beim DFB
nicht mehr transparent sind. Zum anderen
die Sorge, dass sich die Amateure nicht
mehr vom DFB vertreten fühlen. Im DFB
sind knapp 25 000 Amateurvereine und
56Profivereine bei den Männern organi-
siert. Das Hauptaugenmerk aber liegt auf
dem Profibereich, in dem das Geld umge-
setzt wird. Das heißt: Es dreht sich alles um
den Glitzer und den Glamour, aber nicht
mehr um das, was an der Basis passiert.
Vermutlich versteht die Basis auch nicht
mehr, warum sich die DFB-Präsidenten
nicht an der Spitze halten. Theo Zwanzi-
ger verkürzte seine Amtszeit, Wolfgang
Niersbach zog die Konsequenzen aus dem
Sommermärchen-Skandal 2006, und im
April trat Reinhard Grindel wegen einer
geschenkten Uhr zurück.
Auch das habe ich den Reaktionen entnom-
men: Was die Leute ärgert, ist der Klüngel
an der Spitze des DFB. Von der Vereins-
ebene aus betrachtet, sieht das so aus: Wir
brauchen alle Vorbilder, auch wir Vereins-
vorsitzende, und wenn es an der Spitze Un-
gereimtheiten gibt, dann ist das auch für
uns nicht gut. Denn das hat ja Auswirkun-
gen auf unser aller Ansehen.
Am Geld allein kann es ja nicht liegen,
wenn viele unzufrieden sind. Insgesamt
investieren der DFB und seine Landesver-
bände doch rund 120 Millionen Euro pro
Jahr in den Amateurfußball.
Ja, das steht auf der Homepage. Aber was
machen die damit? Sie bieten Fortbildun-
gen an, haben Websites mit dem Angebot

für Trainingseinheiten, und es ist prima,
dass man aufFußball.dejetzt alle Amateur-
Ergebnisse bekommt. Aber das hilft doch
nicht bei der täglichen Arbeit mit unseren
Jugendlichen! Wir müssen die Spiele orga-
nisieren, müssen Übungsleiter finden, wir
bezahlen für die Fortbildung, wir bezahlen
Strafen und Beiträge. Wenn alle sieben Jah-
re dann mal der DFB-Bus vorbeikommt,
dann begeistern sie damit 20 Jugendliche.
Finde ich schwierig, das Thema.
Wo würde sich Ihr Verein, die DJK TuSA
06 Düsseldorf, konkrete Hilfe erhoffen?
In Deutschland sind viele Vereine jetzt
100Jahre alt, da mangelt es an Infrastruk-
tur. Nun muss der DFB natürlich nicht da-
für sorgen, dass unsere Anlagen saniert
werden, da helfen ja die Städte und Ge-
meinden. Aber er könnte helfend eingrei-
fen. Wenn man ein tolles Projekt im Verein
hat und zum Beispiel den Mädchenfußball
stärken will und dafür zusätzliche Kabi-
nen braucht: Warum kann man da keinen
direkten Förderantrag beim DFB stellen?
Hat sich der DFB nach der Bewerbung mal
mit Ihnen über Ihre Ideen unterhalten?
Am Anfang schrieb die Personalabteilung

des DFB zurück, dass meine Bewerbung
eingegangen sei, dass das Schweizer Perso-
nalberatungsbüro Egon Zehnder einen ge-
eigneten Kandidaten suchen soll; ich solle
mich bitte dazu bereiterklären, meine Un-
terlagen weiterzugegeben. Das war der ei-
ne Kontakt. Dann hatte ich noch Fragen
zur Satzung, wie man auf eine Kandidaten-
liste kommt, und ein Justiziar des DFB hat
mit mir telefoniert.

Gerade hat der DFB eine Strukturreform
angekündigt, bei der das Präsidentenamt
eingeschränkt wird. Zwischen wirtschaft-
lichen und gemeinnützigen Aufgaben soll
deutlicher getrennt werden. Was glauben
Sie: Ist das der richtige Weg?
Das heißt, dass das Amt des DFB-Präsiden-
ten beschnitten wird. Wer von beiden hat
dann den Einfluss auf die Verteilung der

Gelder? Ich persönlich glaube, dass eine
Teilung der Aufgaben besser wäre als eine
Beschneidung der Kompetenz, eine Dop-
pelspitze, in der sich eine Person um den
Amateurbereich und eine andere um den
Profibereich kümmert – in enger Zusam-
menarbeit, mit schöner Verzahnung und
guten Ideen. In einem klassischen Verein
arbeitet man ja grundsätzlich auch so, und
das funktioniert.
Sie hatten sich von Anfang an nur eine
Minimalchance bei dieser Präsidenten-
kür gegeben. Sie wollten dem DFB auch
Denkanstöße geben und provozieren. Ist
das gelungen?
Das glaube ich schon. Es ist noch nie vorge-
kommen – ich beobachte das ja schon ein
Weilchen –, dass im Vorfeld einer DFB-Prä-
sidentenwahl öffentlich darüber disku-
tiert wurde, wer da jetzt ins Amt kommt
und was er können soll.
Geheim ist die Kandidatenliste ja immer
noch!
Ja, aber zumindest habe ich jetzt mal die
Frage gehört: Was haben Sie eigentlich für
ein Programm? Darüber wurde früher auch
nie debattiert. Auch dass man sich jetzt da-
mit beschäftigt, wer die Delegierten sind,
wie das Prozedere verläuft – da, denke ich,
habe ich schon ganz gute Arbeit geleistet.
Es wurde zumindest darüber geredet,
was es in 119 Jahren DFB noch nie gab –
nämlich eine Frau als Präsidentin.
Ja, aber Fußball ist noch immer eine Män-
nerdomäne. Deshalb finde ich das nicht
verwunderlich. Erstaunlich ist eher, dass
sich mal jemand freiwillig von unten, von
der Basis, gemeldet hat. Bei mir war das ja
ganz spontan: Nach dem Rücktritt von
Herrn Grindel saß ich auf der Couch und
habe mich geärgert. Deshalb wollte ich
mich einmischen, wollte was tun. Dann las
ich in derSüddeutscheneinen Kommen-
tar, in dem stand, dass für das DFB-Präsi-
dentenamt kein Studium der Raketenwis-
senschaften nötig ist. Da habe ich gedacht:
Warum suchen die denn nur in Fußballer-
kreisen? Das kann eigentlich jeder.

interview: barbara klimke

„Nach dem Rücktritt von
Herrn Grindel wollte ich
etwas tun, mich einmischen“

von christof kneer

Berlin – Christian Gentner weiß nur aus
Erzählungen, dass die Fans von Union Ber-
lin nach dem Schlusspfiff auf den Rasen ge-
stürmt sind. Es gibt beeindruckende Bil-
der von diesem Moment, allerdings muss
man dazusagen, dass man darauf das Sta-
dion ebenso wenig sieht wie den Rasen,
man sieht nur Menschen, Menschen, Men-
schen. Wer Wimmelbilder liebt, darf sich
gerne die Mühe machen, unter Tausenden
das Gesicht von Christian Gentner zu su-
chen. Er wird es nicht finden.
Gentner, 33, war nicht mehr dort unten,
als die Menschen den Rasen fluteten. Er
war unmittelbar nach dem Schlusspfiff in
die Kabine geflüchtet, dank einer hilfrei-
chen Empfehlung der Stadionordner. „Die
haben uns gleich rausbegleitet“, sagt
Christian Gentner schmunzelnd. In den
Katakomben des Stadions an der Alten
Försterei haben die Spieler des gerade ab-
gestiegenen VfB Stuttgart dann gehört,
wie Union Berlin draußen den Bundesliga-
aufstieg feierte. Sehen wollten die Stuttgar-
ter das verständlicherweise nicht, Gentner
hat sich diese Bilder bis heute nicht ange-
schaut. Er sagt: „Mich hat unser Abstieg
bis in den Urlaub verfolgt.“


Unser Abstieg, sagt Christian Gentner
immer noch. Während es das sagt, sitzt er
in der Loge des 1.FC Union Berlin und
schaut auf ebenjenen Rasen, über den die
Menschen vor acht Wochen noch hergefal-
len sind. Später im Gespräch wird Gentner
erzählen, was sie bei Union in der neuen
Saison mit ihm vorhaben, er soll im Mittel-
feld die Kollegen führen und gerne auch
mal einen jener Läufe wagen, die über die
Jahre zu seinem Markenzeichen geworden
sind. Einen dieser Läufe hat er kürzlich
erst vorgeführt, im Mittelfeld ist er aufge-
brochen und losgerannt, und als der Ball
vom rechten Flügel in den Strafraum kam,
war Gentner schon da und hat den Ball ins
Tor gegrätscht.
Ein schönes Tor war das, nur gebracht
hat es halt nicht so viel. Es war ein Tor für
den VfB Stuttgart im Relegationshinspiel
gegen Union Berlin (2:2). Im Rückspiel
(0:0) sind die Stuttgarter dann abgestie-
gen, Wimmelbild inklusive.
Gentners Geschichte ist eine der kurio-
sesten des Transfersommers. Vereinfacht
gesagt geht sie so: Der langjährige Kapitän
des VfB Stuttgart muss den VfB verlassen,
weil er nicht mehr gut genug ist für den
Zweitligisten. Hierauf wechselt er zu
einem Erstligisten, der ihn für gut genug


hält, um dort eine maßgebliche Rolle zu
spielen. Und dieser Erstligist ist wiederum
genau der, der den VfB Stuttgart erst zum
Zweitligisten gemacht hat.
LeGentenennen sie Christian Gentner
in Stuttgart, er gehört schon jetzt zu den
ewigen VfBlern, auf dem Cover des dicken
125-Jahre-Jubiläumsbandes ist er oben
rechts drauf, er ist dort besser zu erkennen
als Jürgen Klinsmann oder Guido Buch-
wald. Und nun ist diese VfB-Legende also
plötzlich een Baliner, wa.
Die Geschichte von Christian Gentner
ist aber auch eine Geschichte darüber,
dass es sie nicht mehr gibt: die Romantik,
von der die Fankurven immer noch träu-

men. Gentner selbst ist übrigens auch kein
Romantiker, er hätte das nie eingefordert:
dass sie ihm beim VfB folklorehalber noch
mal einen neuen Vertrag geben. „Dass die
Verantwortlichen nicht mehr mit einem
fast 34-Jährigen planen, dessen Vertrag
ausläuft, das kann man aus meiner Sicht
nachvollziehen“, sagt Gentner. Stuttgarts
neue Verantwortliche, der Sportvorstand
Thomas Hitzlsperger und der Sportdirek-
tor Sven Mislintat, haben ja auch Andreas
Beck und Dennis Aogo, beide 32, mit ein
paar knappen Sätzen aus der Stadt hinaus-
begleitet, sie wollen in der zweiten Liga
nicht mehr so viele Spieler im Kader ha-
ben, die vor dem Wimmelbild ins Stadion-

innere flüchten mussten. Gentner ver-
steht das.
Was er nicht versteht, und zwar bis heu-
te nicht: Warum es nach der verlorenen
Relegation noch mal eine Woche gedauert
hat, bis sein Bauchgefühl eine amtliche Be-
stätigung erhielt. „Ich habe schon im März
gespürt, dass sie nicht mit mir weiterma-
chen wollen“, sagt er, „und ich hätte mir
schon gewünscht, dass sie mir das früher
offen sagen.“ Gentner ist sogar kurz in den
Urlaub gefahren nach dem Abstieg, dann
kam er für einen Abend nach Stuttgart zu-
rück, und da haben ihm Hitzlsperger und
Mislintat dann die unfrohe Botschaft über-
bracht. „Wirklich schlecht“ sei das gelau-

fen, sagt Gentner, „und die Verantwortli-
chen wissen auch, dass ich das so sehe“.
Gentner hat insgesamt 17 Jahre beim
VfB gespielt, er war vielleicht der letzte
treue Husar der Liga, und er findet, die Ver-
antwortlichen hätten ihm ruhig vertrauen
können. Er hätte sich schon weiter reinge-
hauen im Abstiegskampf, er hätte schon
weiter seine Läufe gemacht, auch wenn er
gewusst hätte, dass es im Sommer zu Ende
geht. Aber natürlich weiß er auch, dass Ver-
antwortliche das Recht haben, anders zu
denken. Beim VfB wollten sie Ruhe im Ver-
ein haben, sie wollten nicht, dass die ent-
scheidende Saisonphase womöglich über-
lagert wird von Dankbarkeitsdebatten.
Thomas Hitzlsperger ist nicht als kühler
Abwickler bekannt, aber er wollte halt
nicht, dass es heißt: Wie können die nur
den treuen Gentner verjagen, und das mit-
ten im Abstiegskampf? Können die damit
nicht bis nach Saisonende warten?

Am Ende hat nun ausgerechnet der
1.FC Union von diesem Dilemma profi-
tiert. „Es gab auch die Möglichkeit, nach
Australien oder in die USA zu wechseln“,
sagt Gentner, „aber weil ich in Stuttgart so
spät Klarheit hatte, war die Vorlaufzeit zu
kurz. Mit Familie hätte so ein Abenteuer
besser vorbereitet werden müssen.“
So gesehen hat es Gentner ironischer-
weise seinem VfB zu verdanken, dass er
nun noch mal die Chance hat, neben einer
regionalen auch eine überregionale Legen-
de zu werden. Er ist zweimal deutscher
Meister geworden, ohne je für den FC Bay-
ern oder den BVB gespielt zu haben, er hat
das mit dem VfB und dem VfL Wolfsburg
geschafft. 377 Erstligaspiele stehen in sei-
ner Personalakte, damit führt er die Liste
der noch aktiven Profis an, abgesehen von
Claudio Pizarro (472), der aber wahrschein-
lich nicht gilt, weil er ja niemals aufhört. In
dieser Saison könnte Gentner in den erlese-
nen 400er-Klub aufrücken, er könnte
Klaus Augenthaler (404) überholen oder
Pierre Littbarski (406).
„Mein Körper gibt mir im Moment das
Signal: Okay, wir können noch ein biss-
chen“, sagt Gentner. Mit Unions Verant-
wortlichen hat er vereinbart, dass sie im
Winter mal schauen, ob er vielleicht sogar
noch ein weiteres Jahr seine Läufe startet.
In der Spiele-Rangliste könnte es dann in
Richtung Gerd Müller (427) gehen.
Der Erstligaspieler Christian Gentner
wird auf jeden Fall weiter beobachten, wie
es seinem VfB in der zweiten Liga geht.
Thomas Hitzlsperger hat schon mal ange-
deutet, dass man sich LeGente in Zukunft
wieder beim VfB vorstellen könnte, in ei-
ner noch nicht exakt definierten Rolle.
Gentner mag das nicht ausschließen, „ich
bin kein nachtragender Mensch“, sagt er,
aber er will sich das lieber schriftlich ge-
ben lassen. Mit dem Sportvorstand Micha-
el Reschke und dem Präsidenten Wolf-
gang Dietrich hat er schon mal eine Zusam-
menarbeit nach seinem Karriereende ver-
einbart, aber unpraktischerweise sind die
beiden inzwischen kein Sportvorstand
und kein Präsident mehr.
„Ich hätte das schriftlich fixieren lassen
sollen“, sagt Christian Gentner, „das ist die
Lehre, die ich daraus gezogen habe. Für
mündliche Zusagen ist die Fluktuation ein-
fach zu hoch.“ Im Profifußball. Beim VfB.
Und der Einzige, der wirklich für Kontinui-
tät und Treue steht, der spielt jetzt für Uni-
on Berlin.

Dortmund– Borussia Dortmund verklei-
nert weiter seinen zuletzt überbesetzten
Kader: Angreifer Maximilian Philipp, 25,
wechselt zu Dynamo Moskau und erhält
beim russischen Erstligisten einen Vier-
jahresvertrag. Der Japaner Shinji Kaga-
wa, der in der Rückrunde an Besiktas Is-
tanbul ausgeliehen war, schließt sich mit
Vertrag bis 2021 dem spanischen Zweitli-
gisten Real Saragossa an. Der 30-Jährige
bestritt 148 Erstliga-Spiele für den BVB
und wurde mit dem Klub je zwei Mal
Meister und DFB-Pokalsieger.
Für Kagawa und Philipp gab es in Dort-
mund nach den Verpflichtungen von Juli-
an Brandt (Leverkusen) und Thorgan Ha-
zard (Mönchengladbach) kaum noch Aus-
sicht auf Spielpraxis. Für Philipp erhält
der BVB offenbar eine Ablöse von 20 Milli-
onen Euro, er war 2017 für etwa die selbe
Summe vom SCFreiburg gekommen. Dy-
namo Moskau gab zudem die Verpflich-
tung des ehemaligen Schalke-04-Profis
Roman Neustädter bekannt.
Dortmund hatte zuvor in diesem Som-
mer bereits Verteidiger Abdou Diallo (Pa-
ris SG/32 Millionen), Sebastian Rode
(Frankfurt/vier Millionen) und Alexan-
der Isak (San Sebastian/sechs Millionen)
verkauft sowie André Schürrle (Spartak
Moskau), Jeremy Toljan (Sassuolo) und
Felix Passlack (Sittard) verliehen. Christi-
an Pulisic war bereits vor einem halben
Jahr an den FC Chelsea veräußert worden
(60 Millionen Euro), er ist aber erst jetzt
nach London gewechselt. dpa, sz

hat Christian Gentner für den
VfBStuttgart (278) und den
VfL Wolfsburg (99) bestritten.
Der einzige noch aktive Profi
mit mehr Einsätzen: Claudio
Pizarro (472). Auf Rang drei
der Liste folgt Manuel Neuer
(372). Insgesamt die meisten
Bundesliga-Spiele bestritt
Karl-Heinz Körbel (602), alle
für Eintracht Frankfurt.

DFB-Pokal – 1.Runde


DEFGH Nr. 184, Samstag/Sonntag, 10./11. August 2019 HF2 SPORT 39


BVB-Duo geht


Shinji Kagawa nach Saragossa,
Maximilian Philipp zu Dynamo Moskau

377


Erstligaspiele


Zurück im Wimmelbild


Der Stuttgarter Langzeit-Kapitän Christian Gentner spielt jetzt für
den Klub, der den VfB in die zweite Liga befördert hat: für Union Berlin.
Ein erstaunlicher Karriereschritt, der über beide Standorte viel erzählt

Sein letzter Jubel im Trikot mit dem Brustring: Im Relegationshinspiel gegen Union Berlin erzielte
Christian Gentner das 1:0 für den VfB. Nach dem Rückspiel war er dennoch abgestiegen –
und soll jetzt bei Union jene Rolle spielen, die sie ihm beim VfB nicht mehr zutrauen.FOTO: EIBNER / IMAGO

„Die Leute ärgert der Klüngel an der Spitze“


Um auf die Probleme der Amateurvereine hinzuweisen, gab Ute Groth eine Spontanbewerbung um das vakante DFB-Präsidentenamt ab. Ein Gespräch darüber, was dann geschah


Enttäuscht war er schon von
Hitzlspergers Entschluss. Aber:
„Ich bin nicht nachtragend.“

„DFB-Präsident, das kann eigentlich jeder“: Aber die ehrenamtliche Vereinsvorsit-
zendeUte Groth, 60, passt dem DFB wohl eher nicht ins Profil. FOTO: H. SCHOON / DPA

Und raus bist du


Freitag
KFC Uerdingen – Bor. Dortmund
SV Sandhausen – B. Mönchengladbach
FC Ingolstadt 04 – 1. FC Nürnberg

Samstag
Alemannia Aachen – Bayer Leverkusen 15.30
SV Drochtersen/Assel – FC Schalke 04 15.30


  1. FC Kaiserslautern – FSV Mainz 05 15.30
    SC Verl – FC Augsburg 15.30

  2. FC Magdeburg – SC Freiburg 15.30
    FC 08 Villingen – Fortuna Düsseldorf 15.30
    Wacker Nordhausen – Erzgebirge Aue 15.30
    TuS Dassendorf – Dynamo Dresden 15.30
    Viktoria Berlin – Arminia Bielefeld 15.30
    Würzburger Kickers – TSG Hoffenheim 18.30
    SSV Ulm – 1. FC Heidenheim 18.30
    KSV Baunatal – VfL Bochum 18.30
    Atlas Delmenhorst – Werder Bremen 20.45


Sonntag
VfL Osnabrück – RB Leipzig 15.30
Waldhof Mannheim – Eintr. Frankfurt 15.30
VfB Eichstätt – Hertha BSC 15.30
Germania Halberstadt – Union Berlin 15.30
SV Rödinghausen – SC Paderborn 15.30
VfB Lübeck – FC St. Pauli 15.30


  1. FC Saarbrücken – Jahn Regensburg 15.30
    FSV Salmrohr – Holstein Kiel 15.30
    FC Oberneuland – SV Darmstadt 98 15.30
    SV Wehen Wiesbaden – 1. FC Köln 18.30
    Chemnitzer FC – Hamburger SV 18.30
    MSV Duisburg – Greuther Fürth 18.30
    Montag
    Hallescher FC – VfL Wolfsburg 18.30
    KarlsruherSC – Hannover 96 18.30
    Hansa Rostock – VfB Stuttgart 18.30
    Energie Cottbus – FC Bayern 20.45

Free download pdf