Süddeutsche Zeitung - 10.08.2019

(avery) #1
Fotos: Mauritius, Imago, privat (Kindertipp)

Optimales Licht
Licht ist ziemlich wichtig. Und zwar
vor allem die Richtung. Man stellt
sich zum Beispiel nicht mit dem Rü-
cken zum Fenster oder zur Sonne,
sondern so, dass man das Licht ins
Gesicht bekommt. Wenn der Hinter-
grund zu hell ist, macht man seinem
eigenen Gesicht einen Schatten –
und dann wird’s kein gutes Selfie.

Beste Handyhalterung
Für ein Selfie darf man nur eine
Hand benutzen. Wenn man mit der
anderen auch noch am Auslöser rum-
fummelt, dann ist am Ende der zwei-
te Arm groß im Bild. Deswegen bas-
telt man sich aus der einen Hand ei-
ne Handy-Halterung: Dafür klemmt
man das Handy zwischen den klei-
nen und den Zeigefinger. Den Dau-
men braucht man beweglich vor
dem Display, um den Auslöser zu
drücken. Mittel- und Ringfinger
stützen das Handy von hinten, da-
mit es nicht in der Hand umkippt.

Langer Arm
Wenn man ein Zweier-Selfie ma-
chen will, hält man das Handy etwas
seitlich, sodass zwei nebeneinander
passen. Bei einem ganz normalen Ei-
ner-Selfie kann man das Handy
ziemlich frontal vor sich halten oder
auch eher ein bisschen von oben.
Dann sieht man nämlich oft besser
aus. Niemals macht man ein Selfie
von unten. Das ist die sogenannte
Froschperspektive. Aus der sehen ei-
gentlich alle doof aus.

Selfie-Gesicht
Man kann natürlich gucken, wie
man will, aber es gibt schon typische
Selfie-Gesichter. Das bekannteste
ist das sogenannte Duck-Face. Das
heißt übersetzt „Entengesicht“. Da-
bei macht man den Mund ein biss-
chen wie einen Schnabel, wobei ich
sagen würde, man macht eher einen
Knutschmund. Gut sieht es auch
aus, wenn man den Kopf ein biss-
chen schräg hält. Die „Schokoladen-
seite“ – also die, von der man besser
aussieht – ein bisschen zur Kamera
drehen.

Richtig gucken
Bei den Vorbereitungen zum Selfie
guckt man natürlich schon auf den
Bildschirm, um zu checken, ob alles
gut aussieht und alles drauf ist. Aber
wenn man dann das Foto macht,
nicht vergessen: Jetzt in die Linse gu-
cken, sonst sieht es so aus, als ob
man nicht richtig dabei wäre, irgend-
wie doof.
protokoll: patricia pantel

Vor dem U-Bahn-Eingang, an der
Bushaltestelle,neben der Park-
bank: Keinen anderen Müll wer-
fen Menschen so selbstverständ-
lich auf den Boden und in die Na-
tur wie aufgerauchte Zigaretten.
Eigentlich kann die Polizei für
weggeschnippte Kippen eine
Strafe verhängen, bis zu 100 Eu-
ro. Bloß: Das passiert fast nie.
Und um zu verrotten, brauchen Zi-
garettenfilter zehn bis 15 Jahre.
Biofilter, die es seit ein paar Jah-
ren neu auf dem Markt gibt und
sich innerhalb eines Monats zer-
setzen, haben sich nicht durchge-
setzt. Und selbst damit bleiben
Probleme. Die Filter sollen ja ge-
rade Giftstoffe aus dem Tabak
aufnehmen. Am Ende stecken in
Zigarettenstummeln so viele,
dass manche Forscher von „Son-
dermüll“ sprechen. Die Giftstof-
fe werden in Böden und Flüssen
ausgewaschen. Manche Tiere ver-
wechseln die Stummel mit Nah-
rung. Eine Initiative aus Berlin
will all das ändern. Sie nennt sich
„Die Aufheber“ und schlägt ein
Pfandsystem auf Zigaretten vor –
wie bei Getränkedosen. 20 Cent
pro Zigarette. Praktisch könnte
dasso funktionieren:Zu jeder Pa-
ckung Zigaretten würde ein ge-
ruchsdichter Taschenaschenbe-
cher ausgegeben, den man – so-
bald er mit 20 Kippen gefüllt ist –
in einem Automaten abgibt und
sein Pfand zurückbekommt. gca

Asim lümmelt auf seinem Lieblings-


platz. Von hier kann er weit in den


Park schauen, über sich nichts als


freien Himmel. Michael Kozdon


nickt zufrieden. Er war es, der für


den Sumatra-Tiger Asim diesen


Platz im Londoner Zoo geschaffen


hat. Michael Kozdon ist Architekt.


Ein ungewöhnlicher Architekt, denn


er entwirft Häuser für Tiere.


Brauchen die das überhaupt? Die

besten Höhlen und Nester bauen


sich Tiere doch selbst? Schon, aber


das gilt für die freie Natur. Im Zoo ist


das anders. Im Zoo sind andere Be-


dingungen als dort, wo die Tiere nor-


malerweise leben. Im Zoo ist weni-


ger Platz, da ist es kälter oder wär-


mer. Und: Im Zoo geht es immer


auch darum, dass die Besucherin-


nen und Besucher etwas zu sehen be-
kommen.
„Ich habe versucht, alle unter-
schiedlichen Bedürfnisse unter ei-
nen Hut zu bekommen“, sagt Archi-
tekt Michael Kozdon. „Die der Tiere,
der Gäste und die der Zoo-Direkti-
on.“ Um zu erfah-
ren, was die unter-
schiedlichen Tiere
brauchen, hat der
Zoo-Architekt viel
mit den Tierpfle-
gern gesprochen.
Wie bewegen sich die Tiere? Was
brauchen sie, um gesund zu blei-
ben? Was, um sich nicht zu sehr zu
langweilen?
Das Ergebnis für Asim sieht aus
wie ein riesiger Vogelkäfig: Ein ex-

trem starkes Stahlnetz, das sich in
großen Bögen über das Areal wirft.
Gut für die Tiger, die weit hinausgu-
cken können. Perfekt für die Besu-
cherinnen und Besucher, die Asim
und die anderen Tiger beobachten
können – von der anderen Seite.
Kozdon lernt aus
Fehlern von früher.
Das alte, elegante
Pinguin- Schwimm-
becken mit den spi-
ralförmigen Ram-
penrutschen etwa
hat sich als ziemlicher Flop erwie-
sen. Die Pinguine rutschten nicht,
das Becken war zu flach zum Tau-
chen. Für den neuen Pinguin-
Strand hat Kozdon den Keller eines
alten Hauses zum Pool umgebaut.

Tief genug zum Tauchen und mit di-
cken Fensterscheiben zum Zugu-
cken. Dazu noch extra Glashöhlen,
in die Kinder, die den Pinguinen
noch näher sein wollen, hineinkrab-
beln können. Ins Tigergehege konn-
te man früher von oben reinschau-
en, die Tiere zwischen Betonmauern
und Wassergräben beobachten. Das
machte viele Tiere nervös. Bei Koz-
don gibt es so was nicht mehr. Statt-
dessen: einen extra Tiger-Rückzugs-
raum. Ruhe und Entspannung sind
wichtig. Denn in modernen Zoos wer-
den die Tiere auch geschützt und ge-
züchtet. Im neuen Gehege etwa wur-
den fünf Tigerbabys geboren. Das ist
viel für einen Zoo – und zeigt, dass
sie sich wohlfühlen. Sumatra-Tiger
sind vom Aussterben bedroht.

Ein gutes Gehege macht immer
beide Seiten glücklich. Der Felsen
im Tigergehege zum Beispiel hat ei-
ne eingebaute Fußbodenheizung.
Das erinnert die Tiger an die Hitze
im Regenwald. Sie legen sich gern
dorthin. Aber der Felsen ist eben
auch direkt vor eine breite Glaswand
gebaut. Von der anderen Seite kön-
nen die Besucherinnen und Besu-
cher die Tiger ganz genau beobach-
ten.
Oder der Fleisch-Flaschenzug, an
dem gewaltige Brocken zur Fütte-
rung in die Luft gezogen werden.
Nicht einfach für Asim, da ranzu-
kommen. Er muss erst klettern,
dann springen und schließlich im
Flug schnappen: ein Spektakel –
und direkt im Besucherblickfeld.

Beim Gehege des Komodo-Dra-
chen musste Kozdon vor allem des-
sen extrem empfindliche Haut und
Schreckhaftigkeit berücksichtigen.
Die exotischen Echsen brauchen
Sonnenlicht und Temperaturen um
die 40 Grad. Als Dach des Geheges
hat der Architekt eine Art aufgeblase-
nes Kissen konstruiert, das ultravio-
lettes Licht durchlässt und zugleich
gut isoliert.
Um den Echsen Ruhe zu gönnen,
arbeitet Kozdon mit einem kleinen
Trick. In dem Gang vor dem Gehege
ist es dunkel. „Absichtlich, so kann
man die gefährlichen Tiere besser
beobachten“, erklärt Michael Koz-
don. „Außerdem sind in dunklen
Räumen Menschen ganz automa-
tisch leiser.“ bettina schütz

Perfektes


Selfie


Von Pauline, 13

Danachkann man sich nur noch
Hundeohren reinbasteln.
Und davor? Was man für ein
gutes Selfie wirklich braucht

Aktuell


Kippenpfand


Jeden Tag werden in


Deutschland 204


Millionen Zigaretten


geraucht. Viele


Stummel landen in


der Natur. Was man


dagegen tun kann


Fußbodenheizung für den Tiger


Menschen lieben Terrassen, Balkone und Wohnküchen.


Aber wie baut man Häuser für Tiere? Unterwegs mit einem Zoo-Architekten


Gefährlich nicht nur für Menschen: Manche
Tiere verwechseln die Kippen mit Nahrung.

Geruchsdichter Taschenaschenbecher: So
ähnlich könnte ein Pfandsystem aussehen.

Kindertipp


Alle drin? Jedes
Tierbraucht etwas
anderes, um sich
wohlzufühlen.
Was alle brauchen:
Platz

Wie bekommt der
Komodo-Drache die nötige
Ruhe? Mit einem Trick

Illustration: Massimo Caccia, from „C’è posto per tutti”, Topipittori, 2011
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