Die Welt Kompakt - 19.08.2019

(Steven Felgate) #1
men hatte: Noch autoritärer sein,
im Umgang mit den Spielern weni-
ger Kumpeltyp als zu Beginn seiner
Amtszeit. Fiete Arp gehörte gegen
Hertha nicht mal zum Aufgebot,
Jérôme Boateng spielte weder im
DFB-Pokal noch gegen Berlin. Es
wird in den kommenden Monaten
immer wieder Härtefälle geben,

jetzt, wo der Kader nach den Zu-
gängen Ivan Perisic, Coutinho und
Cuisance breiter ist und Kovac
mehr Optionen bietet.
Über Cuisance sagte Glad-
bachs Trainer Marco Rose: „Er
hat Verhaltensweisen an den Tag
gelegt, die er bei seinem neuen
Arbeitgeber sicher nicht an den

Tag legen wird.“ Die Konkurrenz
für den 20-Jährigen ist im Mittel-
feld der Bayern enorm.

DEFENSIV-SCHWÄCHEN
ABSTELLEN

Gegen Berlin verspielten die Bay-
ern erneut eine Führung und

zeigten sich defensiv phasenwei-
se anfällig. Sie ließen Hertha vor
den Innenverteidiger Niklas Süle
und Benjamin Pavard zu viel
Raum. Kovac muss hier je nach
Gegner entscheiden: Spielen wir
mit einem Sechser oder mit zwei
Sechsern? Bislang setzt er auf ei-
nen, Thiago, mit zwei dynami-
schen Mittelfeldspielern davor.
„Wir haben immer noch viel zu
verbessern“, sagte Süle. Immer
mal wieder leisten sich die Bay-
ern recht einfache Ballverluste,
die dem Gegner Möglichkeiten
eröffnen. Der zuletzt lange ver-
letzte Stareinkauf Lucas
Hernández dürfte zeitnah sein
Startelf-Debüt geben und lang-
fristig mit Süle das Innenvertei-
diger-Duo bilden.

OFFENSIVKONZEPT
ENTWICKELN

Den Bayern fehlt immer wieder
mal die Kreativität, der überra-
schende letzte Pass. Zum Teil
fehlt es an Tempo, die Münchner
Angriffe sind dann durchschau-
bar. Hier kann gerade Coutinho
enorm helfen. Seine Mitspieler
loben Alphonso Davies, das Ta-
lent habe sich in der Vorberei-
tung gut entwickelt. Doch für Da-
vies wird es jetzt schwierig.

WEITERE ZUGÄNGE ABWÄGEN

Klubchef Karl-Heinz Rummenig-
ge und Sportdirektor Hasan Sali-
hamidzic ließen Freitag weitest-
gehend offen, ob weitere Spieler
kommen. Präsident Uli Hoeneß
sagte am Wochenende bei Sky:
„Jetzt ist unser Kader so kom-
plett oder so gut aufgestellt, wie
wir uns das vorgestellt haben. Wir
hatten Anfang Juli einen zu klei-
nen Kader. Den haben wir jetzt
durch drei Transfers in den letz-
ten Wochen oder Tagen aufge-
füllt, und ich glaube auch mit
Qualität aufgefüllt.“ Nun könne
Kovac „in aller Ruhe mit diesem
Kader bis Weihnachten arbeiten“.
Zuletzt gab es Gerüchte um eine
Rückkehr Mario Mandzukics als
„Back-up“ für Lewandowski, doch
ein Wechsel des Kroaten von Ju-
ventus Turin zu den Münchnern
ist aktuell kein Thema.

AFP/GETTY IMAGES

/JOSE JORDAN

übernahm Leipzig das Komman-
do und führte die Berliner zeit-
weise vor. Nach einem Fehler von
Unions Torwart Rafal Gikiewicz
erhöhte der überragende Marcel
Sabitzer für die Gäster (31.). Noch
vor der Pause war das Spiel ent-
schieden: Nationalspieler Timo
Werner erzielte nach einer star-
ken Kombination das 3:0.
Auch nach der Pause war ein
Klassenunterschied zu sehen.
Das Team des neuen Trainers Ju-
lian Nagelsmann agierte viele cle-
verer als der Aufsteiger und zog,
wenn es sein musste, das Tempo

immer wieder an. Wie in der 69.
Minute: Nach einem Flügelwech-
sel köpfte Sabitzer den Ball in
den Fünfmeterraum der Berliner.
Dort stand Zugang Christopher
Nkunku völlig frei und drückte
den Ball zum 4:0 über die Linie.
Nicht einmal der vierte Gegen-
treffer schadete der Stimmung
im Stadion. Die Union-Fans feier-
ten weiter sich, ihre Mannschaft
und die Gewissheit, endlich in
der Bundesliga zu spielen.
Deutlich knapper ging es in
Frankfurt zu. Die Eintracht emp-
fing am Sonntagnachmittag Hof-

fenheim und siegte dank ein frü-
hen Tores von Martin Hintereg-
ger 1:0 (1:0). Der Österreicher
verwandelte eine Flanke von Filip
Kostic nach 36 Sekunden volley
zur Führung. Und damit auch zur
Entscheidung. Frankfurt, das be-
reits fünf Pflichtspiele hinter sich
hat, knüpfte dagegen dank hoher
Einsatzbereitschaft und starker
Physis an die gute Vorsaison an.
Was fehlte, waren Abschlussstär-
ke und Durchschlagskraft in der
Offensive.
Ein Problem, das die Verant-
wortlichen längst erkannt hatten

und sich „um zwei, drei Stürmer
bemüht“ haben, wie Sportvor-
stand Fredi Bobic verriet: „Mit
Bas Dost haben wir das so hinbe-
kommen, wie wir uns das vorge-
stellt hatten.“ Der 30-jährige Nie-
derländer, der von 2012 bis 2016
in Wolfsburg erfolgreich auf To-
rejagd gegangen war und für
Sporting Lissabon in 84 Spielen
76 Treffer erzielte, gehörte beim
Spiel am Sonntag gegen Braga
schon nicht mehr zum Mann-
schaftskader. Die Vertragsunter-
zeichnung in Frankfurt wird
Montag erwartet. lwö/step

Union eine Lehrstunde


der Klubgeschichte einen deutliche Niederlage. Der Stimmung tut dies aber keinen Abbruch


DIE WELIE WELIE WELT KOMPAKTT KOMPAKT MONTAG, 19. AUGUST 2019 SPORT 27


V


on dem als „Shot heard
’round the world“
(Schlag, der rund um die
Welt gehört wurde) gehuldig-
ten Homerun hatte er noch nie
etwas gehört. Selbst der Name
von Bobby Thomson, der sich
mit jenem Schlag in den Ge-
schichtsbüchern der nordame-
rikanischen Baseball-Liga ver-
ewigte, war Max Kepler, 26, bis
vor zwei Tagen kein Begriff.
„Nein, ich kannte weder die
Story noch den Batter“, gestand
der Profi in den Diensten der
Minnesota Twins, nachdem er
selbst Eingang in die Rekordan-
nalen gefunden hatte. Die Wis-
senslücke des Berliners hat sich
nun aber geschlossen.
Beim 4:3-Auswärtssieg gegen
die Texas Rangers schlug Kep-
ler seinen 33. Homerun in die-
ser Saison. Der Punktgewinn
war ein historischer. Denn jetzt
hält er alleine den Bestwert un-
ter den in Europa geborenen
Spielern. Kepler übertraf die 68
Jahre bestehende Marke des für
ihn bislang nichtssagenden
Bobby Thomson. Der vor neun
Jahren verstorbene Rechtshän-
der hatte in Schottlands Fuß-
ball-Hauptstadt Glasgow das
Licht der Welt erblickt. Als
Zweijähriger wanderten seine
Eltern mit ihm in die USA aus.
Zwei Jahrzehnte später debü-
tierte Thomson in der Major
League Baseball (MLB).
Den Höhepunkt seiner Kar-
riere erlebte er im Meisterjahr
1951, als er 32 Bälle aus den Sta-
dien katapultierte. Zugleich
schrieb er mit dem letzten
Homerun – dem „Shot heard
’round the world“ – seinen Hel-
denepos. Im letzten Inning
machte er für die New York Gi-
ants gegen die Brooklyn Dod-
gers mit seinem Treffer aus ei-
nem 0:3 ein 4:3 und sicherte den
Giants den Titel der National
League. Auf den Schultern trug
man ihn aus der Arena.
Bei Keplers Rekordschlag
ging es weniger emotional zu.
Eher nüchtern bemerkte der
Outfielder hernach: „Ich erwar-
te wirklich nie viel von mir. Ich
gehe auf den Platz, mache mich
an die Arbeit und versuche, das
Beste rauszuholen.“ Man muss
kein Prophet sein, um vorher-
zusagen, dass Keplers 33. Ho-
merun nicht dessen letzter in
der laufenden Saison gewesen
sein wird. Bis zu den Play-off
bleiben 39 Partien. Den Titel
gewannen die Twins zuletzt vor
28 Jahren. Kepler traut seinem
Team, aktuell viertbestes der
Liga, den Coup zu: „Ich glaube
fest daran, dass wir den Titel
holen können.“ Er wäre der ers-
te Deutsche. gm

Keplers


historischer


Homerun


Baseballstar bricht 68
Jahre alten Rekord
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