Berliner Zeitung - 19.08.2019

(Rick Simeone) #1

Berlin


Berliner Zeitung·Nummer 191·Montag, 19. August 2019 (^11) ·························································································································································································································································································
VorhangauffürKarlshorst
DasalteTheater,einstal s„Russenoper“bezeichnet,sollbaldwiederfürKulturveranstaltungenöffnen.DochbisdahinistesnocheinweiterWeg
VonFlorianThalmann


W

er mit der S-Bahn
durch Karlshorstfährt,
sieht ihn sofort, den
markanten Bauzwi-
schen Ehrenfels- und Stolzenfels-
straße .EinTheatermitBühnenturm
auf demDach, früher„Russenoper“
genannt,geschlossenseit2007.Dass
sich hier bald wieder derVorhang
hebt,hoffenauchvieleKarlshorster.
Undtatsächlichwirdmomentan
einKonzeptfüreineneueNutzung
erarbeitet.DasGebäudeimHerzen
desLichtenbergerOrtsteilssollwie-
derzueinembelebtenöffentlichen
Ortwerden–darumkümmertsich
dieStiftungStadtkultur.„Mitdem
70-jährigen Jubiläum des Hauses,
das 1949 eröffnetwurde,wollenwir
dasTheaternunwiederetwasmehr
indenFokusrückenundesausdem
Dornröschenschlafholen“,sagtMi-
chaelWagnervomVorstand.
DerzeitlaufenGespräche,inde-
nen demHaus ein neues Leitbild
verpasst werden soll –ein Spielbe-
trieb imSinne einesEnsemblethea-
ters kann hier nicht mehr stattfin-
den. „Nach der Schließung wurden
die Räumlichkeiten, die eigentlich
fürMaske,RequisiteundGarderobe
genutzt wurden, der Karlshorster
Musikschule übergeben“, sagtWag-
ner.Man müsse dieRaumnutzung
neudenken.
DasTheater wurde 1948 aufBe-
fehldesChefsderrussischenMilitär-
administration gebaut, ist einer der


erstenTheaterneubautennachdem
zweiten Weltkrieg. Ins„HausderOf-
fiziere“ –soh ieß es nach derEröff-
nung–durftenallerdingsnurAnge-
hörige desMilitärs.Auf der Bühne
standenKünstlerwiederGeigerDa-
vid Oistrach und diePrimaballerina
Galina Uljanowa, eine Besetzung,
die zum umgangssprachlichenNa-
men „Russenoper“ führte.Erst ab
1963hatteauchdieübrigeBevölke-
rungZutrittzumTheater,dasfür Ki-
novorstellungen undKonzerte ge-
nutzt wurde.Nach derWende ging
der Bauand ie Howoge,die ihn

Fällt auf: Das Karlshorster Theater wurde 1948 gebaut. Der Bühnenturmbeherbergte einst dieKulissen, nun soll er als neuer Raum erschlossenwerden. STIFTUNG STADTKULTUR/SCHNITTGER

Etwa600 Gäste passen in den Saal des Karlshorster Theaters. STIFTUNG STADTKULTUR/HÖLZL

fortan an kulturelle Betreiber ver-
mietete.Der Theaterbetrieb endete


  1. Seitdem steht der 600 Gäste
    fassendeSaalmitdenrotbezogenen
    Sitzen leer–und der Zahn der Zeit
    nagt an demBau. „Wir haben kein
    Wasser,kein Licht, keineHeizung,
    keine Lüftung“, sagtPetraGrampe
    vonder Stiftung. DasInnenleben
    müsste saniertund generalüberholt
    werden: Im Bühnenturmhängen
    nochGestelleundScheinwerferaus
    dem regulären Spielbetrieb.Wenn
    dasKonzeptfürdieNeuausrichtung
    steht, könnten die Arbeiten 2022


oder 2023 beginnen, damit sich bis
2027derVorhanghebt.
Kuratorin FrancescaFerguson,
zuständig für die künstlerische Lei-
tung,möchteausdemHausei nmul-
tifunktionales Kulturzentrum ma-
chen, geeignet für raumüb ergrei-
fende Kunst- und Musiki nszenie-
rungen.„WirwollendasTheaterals
einederKulturstättenderStadtver-
ankern“,sagtsie.„UnddasZielistes,
eingemischtesPublikumanzuspre-
chen. Wenn man mit derBerliner
Kulturszene spricht, nehmen viele
dasHausgarnichtwahr–obwohles
mitderBahnwenigerals20Minuten
vomAlexanderplatzentferntliegt.“
UmdenBlickderBerlinerfürdas
Schauspielhaus zu schärfen, sind
verschiedene Veranstaltungen ge-
plant.DenAuftaktbildetderTagdes
offenenDenkmalsam8.September:
Hier wirdim30Meter hohen Büh-
nenturm–dort, wo eigentlichdie
Kulissen hängen –ein Musikpro-
grammgeboten.Aufdem Vorplatz
könnensichdieKarlshorsterderweil
auf einem Tanzboden austoben.
WeitereVeranstaltungenin der be-
nachbarten Theatergasse sind ge-
plant, darunter ein großes Schach-
turnieram7.Septemberundderbe-
reits zweite KarlshorsterWeinsom-
meram5.Oktober.

FlorianThalmannhofft auf
Unterhaltungfür normale
Bürger,nicht auf Hochkultur

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