von uwe ritzer
München– Jedes Unternehmen, das eini-
germaßen etwas auf sich hält, malt sich
selbst ein Leitbild. Mindestens. Manche
verfolgen erklärtermaßen sogar eine Visi-
on. Die Firma SGL Carbon zum Beispiel,
angesiedelt in der Spezialchemie und Spe-
zialist für Kohlenstoff. Jene Fasern also,
die besonders leicht und dennoch so fest
und strapazierfähig sind, dass sie an man-
chen Stellen sogar Stahl ersetzen können,
was wiederum in Fahrzeugen und Flugzeu-
gen Gewicht und damit Treibstoff sparen
hilft. „Wir arbeiten an den großen Themen
unserer Zeit“, lautet die Vision von SGL
Carbon, an „intelligenten, miteinander
vernetzten, effizienteren und nachhalti-
gen Lösungen“. Dumm nur, wenn man,
das Große im Blick, dann ganz profan am
Alltäglichen scheitert.
Ende vergangener Woche brachen uner-
wartete Chaostage in dem börsennotierten
Wiesbadener Unternehmen aus, das 5100
Menschen beschäftigt und hauptsächlich
der BMW-Erbin Susanne Klatten sowie
den Automobilkonzernen BMW und Volks-
wagen gehört. Im Neugeschäft mit Teilen
für Windenergieanlagen haben sich die
Manager derart verplant, dass SGL Carbon
seine Prognosen drastisch korrigieren
musste. Nicht nur für das laufende Jahr,
sondern bis einschließlich 2022 wurden al-
le bisherigen Vorhersagen über Umsatz
und Gewinn zu Schall und Rauch erklärt.
Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Köh-
ler, 58, verlässt vor diesem Hintergrund En-
de August das Unternehmen. Ein Rück-
tritt, heißt es offiziell. Die Lage deutet er-
fahrungsgemäß eher auf einen Rauswurf
hin, der zumindest in der Wortwahl einiger-
maßen gesichtswahrend abgewickelt wer-
den soll. Schließlich hatten dieselben Auf-
sichtsräte, die Köhlers Rücktritt nun umge-
hend und ohne bekannt gewordenen Wi-
derstand akzeptierten, erst im April den
Vertrag des seit 2014 amtierenden Vor-
standschefs bis 2022 verlängert.
So schnell kann es gehen, dass ein Unter-
nehmen plötzlich in einen Sog nach unten
gerät. Kaum waren die schlechten Bot-
schaften verbreitet, sackte der Kurs des im
Kleinwerteindex SDax gehandelten Aktie
von SGL Carbon um ein Drittel ab und da-
mit so stark wie in 16 Jahren zuvor nicht. Es
war auch die Quittung dafür, dass SGL Car-
bon noch vor wenigen Tagen Optimismus
verbreitet und so getan hatte, als wäre da
nichts.
Ende Juli ließ das Unternehmen verlau-
ten, man werde auch weiterhin für den In-
nenraum der Airbus-ReiheA 315sämtliche
Bodenplatten herstellen. Der entsprechen-
de Liefervertrag mit dem Flugzeugherstel-
ler wurde um drei Jahre bis Ende 2020 ver-
längert. Anfang August meldete SGL Car-
bon einen Umsatzzuwachs für das erste
Halbjahr 2019 um sechs Prozent auf 562
Millionen Euro. „Trotz der sich weltweit ab-
kühlenden Konjunktur haben wir speziell
in den Märkten Digitalisierung, Energie
und Chemie eine weiterhin hohe Nachfra-
ge nach unseren Lösungen“, sagte Vor-
standschef Köhler und bestätigte zugleich
alle Prognosen für 2019.
Nur gut zwei Wochen später erweisen
sie sich als Makulatur. Statt eines ausgegli-
chenen Konzernergebnisses erwartet SGL
Carbon 2019 wegen der vielen hauseige-
nen Rechenfehler im Windenergie-Ge-
schäft einen Verlust im hohen einstelligen
Millionenbereich. „In Anbetracht dieser
Entwicklung können die bisherigen Pro-
gnosen für 2020 bis 2022 nicht mehr auf-
rechterhalten werden“, so das Unterneh-
men in einer Pflichtmitteilung für die Bör-
se. Im Januar 2020 werde man eine neue
Prognose formulieren.
Am Montag schien zumindest der erste
Schock verdaut zu sein – der Aktienkurs
stieg bis zum Handelsschluss um 5,4 Pro-
zent. Das freut naturgemäß die Hauptakti-
onäre des Unternehmens, als da wären Su-
sanne Klatten, die über ihre Investmentge-
sellschaft Skion 27,5 Prozent der Aktien
hält und als Aufsichtsratschefin bei SGL
Carbon fungiert. Sowie BMW und Volkswa-
gen, die mit 18,4, beziehungsweise 7,4 Pro-
zent an dem Unternehmen beteiligt sind.
Nicht nur diese größten, sondern alle Aktio-
näre dürfte der Wertverfall des Werkstoff-
produzenten beunruhigen; immerhin ar-
beitet SGL Carbon mit einer Technologie,
der stets eine große Zukunft versprochen
wird. Doch mit knapp unter vier Euro ist
ein Anteilsschein derzeit weit entfernt von
jenen 14 oder gar 40 Euro, mit denen er
2017, beziehungsweise 2011 gehandelt wur-
de.
Skeptiker befürchten sogar, die Ent-
wicklung bei SGL Carbon könnte eine neue
Delle für die Branche der grünen Technolo-
gien im weitesten Sinne darstellen. Unter-
nehmen also, deren Produkte ökologisch
schonenderes Wirtschaften ermöglichen.
Materialien von SGL Carbon finden sich im-
mer häufiger in Fahr- und Flugzeugen, so-
wie Raumschiffen, in der Halbleiter- und
der Solartechnik sowie in Energiespeicher-
systemen. Sie helfen dabei, Ressourcen zu
sparen. Erst im Juli war SGL Carbon auch
in die Windenergie-Sparte eingestiegen,
wo sich nun zwischen den eigenen Erwar-
tungen und der Realität jene Kluft auftat,
die SGL Carbon wohl noch länger plagen
wird.
Die Börsenanalysten sind in heller Aufre-
gung. Christian Ost von der Baader-Bank
spekulierte, Hauptaktionärin Skion, also
Susanne Klatten, könnte anstreben, SGL
Carbon ganz von der Börse zu nehmen. Die
Investorin soll sich bereits an Ort und Stelle
in Wiesbaden ein Bild gemacht haben. Dort
wird intensiv über Restrukturierungsmaß-
nahmen nachgedacht. Der Aufsichtsrat hat
derweil die Suche nach einem neuen Vor-
standsvorsitzenden gestartet. Wie immer
in solchen Situationen drängt die Zeit; um
Ruhe und Stabilität ins Unternehmen zu
bringen, braucht es eine überzeugende
Strategie und eine Spitzenkraft, die den
Neuanfang nicht nur hinbekommt, son-
dern auch glaubwürdig verkörpert.
Tel Aviv– AngelaMerkel ist ihr Vorbild:
Der Verband der israelischen Industrie hat
Plakate mit dem Porträtbild der deutschen
Bundeskanzlerin entlang der Tel Aviver
Stadtautobahn Ayalon aufgestellt. Es tau-
chen auch der französische Präsident Em-
manuel Macron und US-Präsident Donald
Trump auf. Die Botschaft dazu: Diese Politi-
ker setzen sich für die Industrien ihrer Län-
der ein. Das verlangen die Unternehmer
auch von den israelischen Politikern, die
sich mitten im Wahlkampf vor der Parla-
mentswahl am 17. September befinden. Ih-
re Botschaft richtet sich aber auch an die is-
raelische Zentralbank und ihren noch neu-
en Chef, Amir Yaron. Die Vertreter der In-
dustrie fordern eine Intervention der Zen-
tralbank. Denn die israelische Wirtschaft
leidet unter der Stärke des Schekels, der in
diesem Sommer neue Höhen erklimmt.
Der Euro hat gegenüber dem Schekel
seit Jahresbeginn 7,5 Prozent an Wert ein-
gebüßt, der US-Dollar 5,5 Prozent und der
Schweizer Franken sechs Prozent. Das bri-
tische Pfund ist sogar auf 25-Jahres-Tief
gefallen. Die Stärke der eigenen Währung
macht die ohnehin schon schwierige Lage
der israelischen Produzenten nicht gerade
einfacher. Denn auch die Landsleute hal-
ten sich mit Käufen zurück. Touristen aus
Israel kehren mit vollen Taschen von ihren
Urlaubsreisen zurück, die meisten Produk-
te sind im Ausland billiger. Damit schwä-
chelte auch die Nachfrage im Land. Wie zu
Wochenbeginn veröffentlichte Zahlen des
Statistikbüros zeigen, ist der private Kon-
sum im zweiten Quartal im Vergleich zum
Jahresbeginn um 1,3 Prozent zurückgegan-
gen.
Außer den Währungsentwicklungen
und der geringen Kauflaune ihrer Lands-
leute machen den exportabhängigen Un-
ternehmen in Israel auch die jüngsten
Spannungen zwischen den USA und China
zu schaffen. Die beiden Staaten sind Isra-
els wichtigste Handelspartner. Als kleines
Land mit neun Millionen Einwohner und
einer offenen Wirtschaft ist Israel beson-
ders anfällig für globale Turbulenzen.
In den vergangenen Jahren hatte Israel
robuste Wachstumsraten, im vergangenen
Jahr lag der Anstieg des Bruttoinlandspro-
dukts bei 3,3 Prozent. Im ersten Quartal
gab es sogar noch einen Sprung auf 4,7 Pro-
zent, dem nun die Ernüchterung folgt.
Deutlich stärker als von Experten erwartet
schwächte sich das Wachstum im zweiten
Quartal auf ein Prozent ab. Die Exporte
von Gütern und Dienstleistungen sind von
9,9 im ersten auf 2,8 Prozent im zweiten
Quartal zurückgegangen. Experten sehen
noch keinen Grund für eine Alarmstim-
mung, aber Warnzeichen. Denn die erwar-
tete Hängepartie nach der Wahl im Septem-
ber bis zur Bildung einer neuen Regierung
dürfte ebenfalls das Konjunkturklima ver-
schlechtern.
Die Vertreter von Industrie und produ-
zierendem Gewerbe sehen sich schon seit
Längerem von der heimischen Politik ver-
nachlässigt und auf der Schattenseite
einer Entwicklung, in dessen Glanz sich
auch Israels Politik sonnt. Das kleine Land
hat es geschafft, mit seiner höchst leben-
digen Start-up-Szene als Konkurrenz zum
Silicon Valley in den USA wahrgenommen
zu werden. Dahinter steckt aber auch die
Politik, die auf diese neuen Technologien
setzt, statt traditionelle Industriebetriebe
zu fördern. Der Stellenwert der Industrie
nimmt seit Jahren ab. Der Anteil der Indus-
trie am Bruttoinlandsprodukt beträgt
noch 13,4 Prozent. Vor zwanzig Jahren war
es 20 Prozent.
Der Paradigmenwechsel zeigt sich auch
in der Exportstatistik. Erstmals überstei-
gen in diesem Jahr die Ausfuhren von
Dienstleistungen jene von Gütern. Bisher
wurden vor allem pharmazeutische Pro-
dukte, Medizintechnik und elektronische
Geräte exportiert. Zu den Dienstleistun-
gen zählen Produkte aus dem Hightech-Be-
reich wie Software und Leistungen im Be-
reich Forschung und Entwicklung. Ihre
Ausfuhr ist im Regelfall einfacher, weil sie
nicht das in Israel komplizierte Procedere
im Zollbereich und Sicherheitschecks in
Häfen oder Airports durchlaufen müssen.
Jede Verzögerung wirkt sich auf die Pro-
duktions- und Lieferkette aus. Außerdem
ist der Servicesektor nicht auf den Import
von Rohstoffen angewiesen, weil vor allem
Programmierarbeit in ihren Produkten
steckt.
Es drängen auch immer mehr Arbeits-
kräfte in den Hightechsektor, weil dort hö-
here Löhne gezahlt werden. Im Vergleich
zum Jahr 2003 sind die Gehälter im Tech-
bereich in Israel um durchschnittlich
57 Prozent gestiegen, während der durch-
schnittliche Verdienst lediglich um 40 Pro-
zent zugelegt hat. Im Servicebereich ist
auch die Produktivität höher.
Auch wenn Wahlkampf herrscht: Israels
Politik will Forderungen nach Importquo-
ten und Wechselkursinterventionen nicht
nachgeben und setzt weiter auf Hightech
statt auf klassische Industrieprodukte. Die
Plakatkampagne wird daran nichts än-
dern. alexandra föderl-schmid
Düsseldorf –Eine rauschendeFeier in
einer idyllischen Location, ein leckeres Buf-
fet, wunderschöne Dekoration und eine be-
eindruckende Miet-Limousine – die eige-
ne Hochzeit soll einzigartig und unvergess-
lich werden. Der sprichwörtlich schönste
Tag im Leben ist oft aber auch der teuerste
und verschlingt Tausende Euro, nicht sel-
ten Zehntausende. Muss die Hochzeit we-
gen eines Zwischenfalls verschoben oder
gar abgesagt werden, ist das nicht nur per-
sönlich tragisch, sondern möglicherweise
auch finanziell ein echtes Desaster.
Mit der zunehmenden Zahlungsbereit-
schaft der Paare steigt auch das finanzielle
Risiko – und damit der Bedarf, dieses abzu-
sichern. Hochzeitsversicherungen bieten
schon Allianz, Hanse Merkur, Zurich und
andere an. Die Ergo testet gerade, ob das
Ganze digital funktioniert.
Die Düsseldorfer Tochter der Mu-
nich Re hat vor einigen Monaten auf ihrer
Onlineplattform Innosure.me zu Versuchs-
zwecken eine Reihe neuer Angebote gestar-
tet. Kunden können dort einen Schutzbrief
für ihr Musikinstrument oder eine Police
gegen Flug- und Zugverspätungen kaufen,
auch Schäden an den Pflanzen im Garten
können abgesichert werden. Die höchste
Nachfrage verzeichnet Ergo bei der Hoch-
zeitsversicherung. „Wir sind uns sicher,
dass es dafür tatsächlich einen Markt
gibt“, sagte Mark Klein, Chief Digital Offi-
cer der Ergo.
Ob man diese Police wirklich braucht,
wird zumindest von Verbraucherschüt-
zern bestritten. Bei 10000 Euro Versiche-
rungssumme kostet sie schließlich rund
180 Euro, bei 25 000 Euro sogar 450 Euro.
Aber solche Kritik hindert den Versicherer
nicht daran, daraus ein Geschäft zu ma-
chen.
Kann die Feier wegen eines Unfalls,
einer unerwarteten Erkrankung, einer
Schwangerschaft oder eines Todesfalls
nicht stattfinden, übernimmt Ergo die Stor-
no- und Umbuchungskosten von bis zu
25000 Euro für Polterabend, Junggesellen-
abschied sowie standesamtliche und kirch-
liche Trauung. Die Versicherung leistet
auch beim Jobverlust, bei Eigentumsschä-
den von mindestens 5 000 Euro – oder
wenn einer der beiden Partner es sich auf
dem Standesamt spontan anders überlegt.
Die Onlineplattform ist so etwas wie das
Versuchslabor der Ergo, ein digitaler Sand-
kasten. „Vereinfacht kann man sagen: Wir
betrachten die Plattform als unsere Werk-
statt, in der wir neue Versicherungsproduk-
te ausprobieren“, sagte Klein. Das Konzept
dahinter: Statt bei seinem Direktanbieter
Ergo Direkt oder seinem Digitalversiche-
rer Nexible viel Zeit und Geld darauf zu ver-
wenden, neue Produkte mit unklaren Er-
folgsaussichten einzupflegen, baut und tes-
tet das Unternehmen Produktinnovatio-
nen lieber auf der Plattform. Hat eine Idee
Erfolg, nimmt Ergo sie in sein normales
Sortiment auf. Kommt eine nicht gut an,
hält sich der Schaden in Grenzen. „Wenn
wir sehen, dass ein Produkt funktioniert,
bauen wir es bei Nexible oder bei Ergo
nach und übertragen die bestehenden Ver-
träge an eine der beiden Gesellschaften“,
erläuterte Klein.
Die Cloudtechnik der Plattform ermög-
licht es, ein Angebot in zwei bis sechs Wo-
chen auf den Markt zu bringen. Der Versi-
cherer schaltet dann bei Google Anzeigen,
um potenzielle Kunden zu locken. „Dann
schauen wir, wie gut unsere Angebote an-
kommen, wie viele Personen sich informie-
ren und wie viele dann tatsächlich einen
Vertrag abschließen.“
Trotz der digitalen Oberfläche arbeitet
die Plattform nicht voll digital wie Ergos
Kfz-Versicherer Nexible. Das sei auch
nicht das Ziel, betonte Klein. „Das Konzept
ist, dass die Prozesse völlig anders ablau-
fen und viele Schritte bewusst manuell pas-
sieren.“ Auf diese Weise kann die Plattform
viel mehr neue Produkte testen, als das im
gleichen Zeitraum bei den anderen Kon-
zerngesellschaften möglich wäre. Mehr als
1000 Verträge will Klein pro Versuch ohne-
hin nicht haben.
Der neueste Testballon der Ergo ist eine
Kombipolice für online-affine Kunden.
„Damit ist ein junger, urbaner Mensch
rundum abgesichert“, sagte Klein. Das Pa-
ket soll eine Haftpflicht- und Unfallde-
ckung enthalten sowie die Absicherung
von Reiserisiken. Hinzu kommen eine Ex-
tra-Absicherung für Lieblingsgegenstän-
de und eine private Cyberversicherung.
c. bellmann, f. krieger
Berlin– Bundeswirtschaftsminister Peter
Altmaier (CDU) will eine Ministererlaubnis
für ein geplantes Gemeinschaftsunterneh-
men der Mittelständler Miba und Zollern
erteilen. Dies wurde der Deutschen Presse-
Agentur am Montag in Verhandlungskrei-
sen bestätigt. Die Erlaubnis ist demnach
mit Auflagen verbunden. Zuvor hatte die
Stuttgarter Zeitungdarüber berichtet. Der
Metallverarbeiter Zollern aus Sigmaringen
in Baden-Württemberg und der österrei-
chische Autoteileproduzent Miba hatten
einen Antrag auf eine Ministererlaubnis
für ein Gemeinschaftsunternehmen für
Gleitlager gestellt.
Das Bundeskartellamt hatte im Januar
den geplanten Zusammenschluss in die-
sem Geschäftsbereich verboten, weil die
Firmen besonders bei Gleitlagern für Groß-
motoren, wie sie etwa in Schiffen, Lokomo-
tiven oder Stromaggregaten zur Anwen-
dung kommen, sehr stark aufgestellt sei-
en. Durch den Zusammenschluss würde
für die Abnehmer eine wichtige Auswahlal-
ternative fehlen.
Der Antrag der beiden Mittelständler
war erst der 23. Antrag auf eine Ministerer-
laubnis, seitdem diese 1973 im Gesetz ver-
ankert wurde. Seitdem wurde in zehn Fäl-
len eine Erlaubnis erteilt, wenn auch oft
mit Auflagen. Wirtschaftsminister Sigmar
Gabriel (SPD) etwa hatte mit einer solchen
Erlaubnis den Verkauf der Supermarktket-
te Kaiser’s Tengelmann an Edeka gestat-
tet, der vom Kartellamt untersagt worden
war. Das Instrument der Ministererlaub-
nis soll es im Einzelfall ermöglichen, aus
besonderen Allgemeinwohlgründen einen
Zusammenschluss „ausnahmsweise“ zu
gestatten, der aus wettbewerblichen Grün-
den verboten worden sei.
Zollern und Miba hatten vor Konsequen-
zen für Standorte in Deutschland gewarnt,
falls Altmaier die geplante Gemeinschafts-
firma nicht erlaubt. „Wenn die Ministerer-
laubnis verweigert wird, müssen wir schau-
en, wie das Geschäft noch wirtschaftlich zu
betreiben ist“, hatte Zollern-Geschäftsfüh-
rer Klaus Erkes der Deutschen Presse-
Agentur gesagt. Das geplante Gemein-
schaftsunternehmen mit einem Gesamt-
umsatz von 300 Millionen Euro gäbe die
Möglichkeit, Forschungsstandorte in
Deutschland auszubauen. Der Fall passe
idealtypisch zur Industriestrategie, hatte
Erkes außerdem gesagt. Altmaier hatte im
Februar eine Industriestrategie vorgelegt.
Er will notfalls mit staatlicher Hilfe Arbeits-
plätze in Deutschland sichern. Angesichts
der zunehmenden Konkurrenz auf Welt-
märkten gerade aus China hatte Altmaier
gesagt, im Wettbewerb zwischen Asien,
den USA und Europa sei es notwendig, „na-
tionale Champions“ zu schaffen. Die Strate-
gie ist bei Wirtschaftsverbänden umstrit-
ten, vor allem weil sie den Mittelstand weit-
gehend außen vor lasse. dpa
Es kann schnell gehen,
dass ein Unternehmen in
solch einen Sog gerät
Starkes Stück
Die israelische Landeswährung Schekel steigt im Wert – und belastet damit die Industrie
Hochzeitspolice aus dem Sandkasten
Der Versicherer Ergo testet online schräge Versicherungsangebote
Voll verplant
SGL Carbon arbeitet mit einem Material, dem große Zukunftschancen prognostiziert werden. Doch nun bringen
Rechenfehler die Firma von Großaktionärin Susanne Klatten in heftige Schwierigkeiten. Der Chef muss gehen
Die Firmen Zollern und Miba
warnten vor Konsequenzen für
Standorte in Deutschland
Programmieren, forschen,
entwickeln: Das ist nun wichtiger
für die Wirtschaftsleistung
DEFGH Nr. 191, Dienstag, 20. August 2019 (^) WIRTSCHAFT HF3 19
Ein Mitarbeiter bereitet Rollen von Kohlenstofffasern für die Weiterverarbeitung vor. FOTO: DAVID RYDER/BLOOMBERG
Verbraucherschützer bestreiten, dass
man sich gegen den kurzfristigen Ausfall
der Trauung absichern muss. FOTO: REUTERS
Blick auf Tel Aviv: Die Nachfrage im Land schwächelt. FOTO: ODED BALILTY/AP
Kartellamt
ausgebootet
Ministererlaubnis ermöglicht
Joint-Venture für Gleitlager
Bekanntmachungen
Finden Sie Ihr Wunschangebot:
sz.de/wunschangebot
Immer richtig.
Ein Abo der SZ. Amtsgericht München, den
111 UR II 57/19 13.08.
Ausschließungsbeschluss
Der Grundschuldbrief über die im Grund-
buch des Amtsgerichts München, Gemar-
kung Nymphenbug, Blatt 10488, in Abtei-
lung III Nr. 4 eingetragene Grundschuld zu
80.000,00 EUR, eingetragener Berechtig-
ter: Herr Eckart Brandau, 92280 Kastl,
wird für kraftlos erklärt.