Neue Zürcher Zeitung - 17.08.2019

(Barry) #1

16 SCHWEIZ Samstag, 17. August 2019


Im Liechtensteiner Post-Skandal


gerät jetzt die Regierung unter Druck


Die Postchef s haben Millionen in den Sand gesetzt – und sollen dennoch ungeschoren davonk ommen


GÜNTHER MEIER


Nicht nur die SchweizerischePost mit
ihremPostauto-Debakel steht im Zwie-
licht.Auch imFürstentum Liechtenstein
sorgt ein Skandal der dortigenPost AG
für Unmut.Rund 25 MillionenFranken
habenVerwaltungsrat und Geschäfts-
leitung derPost AGin Liechtenstein von
2011 bis 20 15 durch den Zukauf auslän-
discherFirmen in den Sand gesetzt.
Seit eine parlamentarische Unter-
suchungskommission (PUK) diese
Akquisitionen und das daraus fol-
gende finanzielle Desaster aufarbeitete,
herrscht in der Öffentlichkeit überwie-
gend die Meinung vor, die inzwischen
aus ihren Ämtern ausgeschiedenen
Verantwortlichen sollten zurRechen-
schaft gezogen werden. Der neueVer-
waltungsrat dagegen entschied aufgrund
der nach seiner Einschätzung geringen
Erfolgschancen, auf eine Klage zu ver-
zichten.Auch dieRegierung,die das
Land Liechtenstein als Mehrheitsaktio-
när zu vertreten hat, verzichtete bisher
auf eine Klage,weil nach ihrerAuffas-
sung dasLandkeinen selbständigen An-
spruchauf einen Schadenersatz besitze.


Verjährung droht


Sowohl dieRegierung als auch derVer-
waltungsrat sind nun durch einen Be-
richt der Geschäftsprüfungskommis-


sion (GPK) unter Druck geraten. Die
Parlamentskommission stützt sich auf
einRechtsgutachten. Eskommt zum
Schluss,dassVerantwortlichkeitsklagen
nicht aussichtslos wären, weil es Indi-
zien für «teilweise gravierende Pflicht-
verletzungen sowohl auf Ebene desVer-
waltungsrates als auch der Geschäfts-
leitung» gebe.Deshalb empfiehlt die
GPK demVerwaltungsrat, eine Klage
gegen die ehemaligen Organe zu er-
heben.Auch drängt sie dieRegierung,

«mit zeitlicher Dringlichkeit» ebenfalls
eine Klage bis spätestens 23.August
2019 einzureichen, dem letztenTermin
vor derVerjährungsfrist.
Das finanzielle Debakel der Liechten-
steinischenPost, die sich imJahr 20 00 von
der SchweizerPostabnabelteund vom
Staatsbetrieb in eineAGumgewandelt
wurde, begann schon wenigeJahre nach
dieser Neuausrichtung. DiePost AGbe-
absichtigte 2007, denRückgang des her-

kömmlichenPostgeschäfts mit neuen
Geschäftsfeldern zukompensieren. Dem
Einstieg in die elektronischePost mit dem
«Liezertifikat», das dieAuthentizität elek-
tronischer Dokumente garantieren sollte,
warkein Erfolg beschieden. Beim zwei-
tenVersuch, denKunden eine elektroni-
sche Plattform zurVerfügung zu stellen,
konnten die erwarteten Umsätze eben-
falls nicht erreicht werden. Die Lösung
des Problems erblickte diePost AGin der
Übernahme einer etabliertenFirma so-
wie in einerAusweitung des Marktgebie-
tes im deutschsprachigen Europa, weil im
Fürstentum nicht das nötigeVolumener-
reicht werdenkonnte.

Fatale Europastrategie


Obwohl schon nach der ersten fehl-
geschlagenenKooperation einVerlust
von 2,5 MillionenFrankenresultiert hatte,
wich diePost nicht von ihrer Strategie ab.
Wohl nicht zuletzt deshalb, wie der PUK-
Bericht kritisiert,weilsowohl imVerwal-
tungsrat wie in der Geschäftsleitung ent-
sprechendesKnow-how fehlte. Nach dem
Kauf einer österreichischenFirma stellte
sich heraus, dasskein Kapital vorhanden
war und sich die «Software am Ende des
Lebenszyklus» befand. Ungeachtet des
sich abzeichnenden Desasters kaufte die
Post eine deutscheFirma dazu, obwohl
diese überschuldet war.Alle über diese
Firmen lancierten Projekte erwiesen sich

laut PUK-Bericht als defizitär und muss-
tenabgeschrieben werden – gesamthaft
rund 25 MillionenFranken.
Der Geschäftsleitung wird derVor-
wurf mangelnder Sachkenntnisse ge-
macht,demVerwaltungsrat vorgehalten,
sich nicht mit der nötigen Sorgfalt um
den Kauf und dieIntegration der aus-
ländischen Unternehmen gekümmert zu
haben.Die Regierung schliesslich musste
die Kritik entgegennehmen, nicht einge-
schritten zu sein, als die Eigenkapital-
quote derPost unter den in der Beteili-
gungsstrategie festgelegten unterenWert
abgesunkenwar. DieseVorwürfetau-
chen nun im neuesten GPK-Bericht wie-
derum auf, weshalb in der Öffentlichkeit
wenigVerständnis für die Entscheidung
vonVerwaltungsrat undRegierung auf-
gebracht wird, auf eine Klage gegen die
verantwortlichen Organe zu verzichten.
Das Parlament wird die GPK-Kritik
nach derSommerpause wohl kaum zu
den Akten legen.Entscheidend dürfte
sein, wie sich derVerwaltungsrat ver-
halten wird. DieRegierung selbst liess
durch den zuständigenWirtschaftsminis-
terDaniel Risch verlauten, dass sie wei-
terhin am Klageverzicht festhalte,weil
es materiellkeine neuen Erkenntnisse
zu den Erfolgsaussichten einer Klage
gebe.Auf weitereFragen muss sich auch
Risch selbst einstellen. Er gehörte vor der
Übernahme seinesRegierungsamtes der
Geschäftsleitung derPost AGan.

Daniel Risch
Wirtschaftsminister
PD von Liechtenstein

Genf wird zum


Ethikzentrum


fürdigitale Fragen


Stiftung will Standards definier en


ras.·Führungsleute von namhaften
Unternehmen haben sich fürden «Swiss
Global Digital Summit» am 2. Septem-
ber in Genf angemeldet – unter ihnen
die CEO von Adecco, Credit Suisse,
UBS, Migros, Roche, SwissRe,Zurich
Insurance, Swisscom und SBB. Mit da-
bei sind auch die Präsidenten der Hoch-
schulenETH und EPFL sowieVertreter
aus den Chefetagen von Google, Hua-
wei, IBM, Microsoft, Uber und Siemens.
Bundespräsident Maurer istfür dieEr-
öffnungsrede eingeplant. Ziel desTr ef-
fens ist es, den Grundstein zu legen für
eine Organisation, die sich mit ethischen
Fragen befasst, welche die Digitalisierung
der Gesellschaft aufwirft.
Ein Entwurf für ein Grundsatzpapier
liegt gemäss gutunterrichteten Quellen
vor. Demnach geht es darum, im opti-
mistischen Geist des technischenFort-
schritts ethische Standards zu formulie-
ren, um die heiklen Aspekte derrasanten
Entwicklung zu meistern. Stichworte da-
für sind künstliche Intelligenz, dieAuto-
matisierung sowie die Ansammlung und
Verwendung persönlicherDaten.Dafür
sollen Lösungen im marktwirtschaftlich-
freiheitlichen Sinn gefunden werden.
Der internationalenAusrichtung ent-
sprechend, wählten die Initianten Genf
mit seiner humanitärenTr adition als
Standort.Damit ist die Hoffnung ver-
bunden, der Schweiz einen wichtigen
Platz imWettbewerb um die Digitalisie-
rung zu verschaffen.Vorgesehen ist, dass
die Ex-Bundesrätin Doris Leuthardden
Vorsitz der neuen Stiftung übernimmt.

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