Neue Zürcher Zeitung - 17.08.2019

(Barry) #1

18 ZÜRICH UNDREGION Samstag, 17. Au gust 2019


BUNDESHAUS-REDAKTION


Geht es um den Nationalrat,blickt man
in anderen Kantonen neidisch nach
Zürich.Vielleicht nicht unbedingt so


sehr wegen derFrauenund Männer, die
den Kanton derzeit in Bernrepräsentie-
ren, sondernvielmehr wegen der schie-
renAnzahl.Wo eine Glarnerin oder ein


QUELLE: SOTOMO NZZ Visuals/brt.

–10 links –5 Mitte 5rechts 10

GPS SP EVP GLP CVP BDP FDP SVP

Chantal Galladé
(seit Dezember2018: Daniel Frei*)

Jürg Stahl
(seit Juni 2019: Therese Schläpfer*)

Natalie Rickli
(seit Juni 2019: Martin Haab*)

*Zudiesen Nachgerückten gibt es keine Daten.

Median ZürcherNationalräte Median gesamter Nationalrat

PolitischeAusrichtung der 35 Zürcher Nationalratsmitglieder (hervorgehoben) im Jahr 2018


Die Zürcher Abordnung politisiertinsgesamtweiter links als der Nationalrat


Pointiert bis


blass – Zürcher


im Nationalrat


Der Kanton Zürich stellt di e grösste Delegation im


Bundeshaus. Aber Grösse ist nicht alles. Welche der


35 Damen und Herren in den letzten vier Jahren


aufgefal len sind und welche nich t – die Bilanz der NZZ.


Mehr Frauen


auf vorderen


Listenplätzen


sho. · Am Freitag sind die Listen-
nummern für jene 24 Parteien und
Gruppierungen ausgelost worden, die
heute im Nationalrat nicht vertreten
sind. Insgesamt liegen 32 Listen vor, drei
weniger als für dieWahlen 2015. Die
AnzahlKandidierende erreicht mit 966
dennoch knapp einen neuen Höchst-
stand gegenüber demRekordvon 2003,
weil auf mehr Listen 35Personen kan-
didieren. Der Anteil der Kandidatinnen
liegt mit 43 Prozent so hoch wie noch
ni e. Auf den ersten fünf Listenplätzen
treten im Schnitt 50 ProzentFrauen
an, auch das ist ein neuerRekord. Die
Wahllisten werden ab dem 23. Septem-
ber zugestellt, sind aber bereits einseh-
bar unter http://www.wahlen.zh.ch.

Nationalratswahlen


vom 20. Oktober 20 19

Nidwaldner nur gerade einen einzigen
Namen hinschreiben kann, dürfen Zür-
cherinnen und Zürcher 35 Linien fül-
len. So vielePersonen kann der bevöl-
kerungsreichste Kanton in die grosse
Kammer entsenden. Diese umfasst 200
Personen und ist folglich zu gut einem
Sechstel zürcherisch.
Geht es um den Nationalrat, blickt
man in anderen Kantonen neidisch nach
Zürich.Vielleicht nicht unbedingt so
sehr wegen derFrauen und Männer, die
den Kanton derzeit in Bernrepräsentie-
ren, sondernvielmehr wegen der schie-
renAnzahl.Wo eine Glarnerin oder ein

Nid waldner nur gerade einen einzigen
Namen hinschreiben kann, dürfen Zür-
cherinnen und Zürcher 35 Linien fül-
len. So vielePersonen kann der bevöl-
kerungsreichste Kanton in die grosse
Kammer entsenden. Diese umfasst 200
Personen und ist folglich zu gut einem
Sechstel zürcherisch.
Eine ausführlichereWürdigung erfah-
ren an dieser Stelle 10 Nationalrätinnen
und -räte,die in den letztenJahren aus
unterschiedlichen Gründen aufgefallen
sind. Die übrigen 25Damen und Herren
haben wir ganz grob in vier Kategorien
eingeteilt: dasMittelfeld, die Hinterbänk-
ler, die Newcomer und die Abtretenden.
Diese zehn sind in der zu Ende
gehenden Legislatur herausgestochen:

Absteigender Langzeit-Nationalrat

Martin Bäumle (glp.)
ist in denletztenJahren
vor allem dadurch aufge-
fall en, dass er nicht mehr
aufgefallen ist. Lange
war er als Gründer und
Präsident der Grünlibe-
ralen in den Medien und
auch im Bundeshaus schier omniprä-
sent gewesen. Spätestens nach seinem
Rücktritt alsParteipräsidentim Som-
mer 2017 hat er sich jedoch stark zurück-
genommen. Er ist auch weniger präsent:
Bäumle gehört zu den Nationalräten, die
am meistenAbstimmungen verpassen.
Auf seinerWebsite datiert der erste Bei-
trag unter «Aktuell» von 2015. Doch die
Lust amPolitisieren hat er augenschein-
lich nicht verloren: Bäuml e kandidiert
für eine weitere Legislatur als National-
rat. Es wäre bereits seine fünfte.Thema-
tisch widmet er sich unverändert insbe-
sondere der Umwelt- und der Energie-
politik.

Der grüneVielredner

Balthasar Glättli (gp.)
hat sich in Bern nach acht
Jahren fest etabliert und
verfügt als Fraktions-
chef der Grünen über
Gewicht. Neben Präsi-
dentinRegulaRytz ist er
das bekannteste Gesicht
der aufstrebendenPartei. Glättli lässt es
sich auch nicht nehmen, bei prominen-
ten Themen als Sprecher seinerPartei
aufzutreten. Er ist auch ausserhalb des
Parlaments gut vernetzt. In der Sicher-
heitspolitik vertritt er seine Minderheits-
positionvehement. Er gilt alskommuni-
kativ, aber mitunter wenigkompromiss-
fähig und angriffig. Laut dem «Beobach-
ter» hatte Glättli in den letztenJahren
mit Abstand am meistenRedezeit im
Parlament – nämlich 10 Stunden und 45
Minuten. Er ist dossierfest, argumentiert
aber teilweise ausufernd.Danebenreicht
Glättli eifrigVorstösse ein. Der (Fast-)
Berufspolitikerkonnte sich neben den
kl assischen «grünen»Themen auch in
den Bereichen Migration und Cyber-
sicherheit profilieren.

Der omnipräsente «Absenzenkönig»

RogerKöppel (svp.)ist
nach vierJahren nicht im
BernerPolitbetrieb an-
gekommen – aber ver-
mutlich war das auch
gar nicht sein Ziel. Er ist
nicht derTyp Parlamen-
tarier, der inKommis-
sionssitzungen Detailfragen wälzt oder
Kompromisse zimmert.Köppels natür-
liches Habitat ist vielmehr die Bühne –
was naturgemäss manchenRatskollegen
stört. Zurzeit klappert er als Ständerats-
kandidatalle Zürcher Gemeinden ab. Im
Parlament ist ervor allem präsent, wenn
eines seiner Lieblingsthemen – allen
voran Europapolitik und Zuwanderung


  • verhandelt wird.Dann stehter mit
    langen, flammendenVoten bereit.Sonst
    glänzt er vor allem durch Abwesenheit.
    Kürzlich kürten ihn die CH-Media-Zei-
    tungen zum «Absenzenkönig», weil er
    mehr als jede fünfte Abstimmung ver-
    passte. SeineRechtfertigung geriet zum
    Angriff:Das «ausufernde Berufsparla-
    ment» beschäftige sich mit sich selbst
    und wolle mit einem «antiliberalen Sit-
    zungswesen» voll Berufstätige abschre-
    cken. Mit solchenAussagen sichert sich
    Köppel seineSVP-Gefolgschaft.


Die beliebteParteisoldatin

Tiana Angelina Moser
(glp.)ist eine Grünlibe-
rale der ersten Stunde.
Zuerst hatte sie sich
in der Kantonalpartei
einen Namen gemacht,
bevor sie 2007 auf die
nationale Ebene wech-
selte, als damals jüngste Nationalrätin.
Sie ist derzeit dieFraktionspräsidentin,
die am längsten im Amt ist.In den letz-
ten achtJahren hat sie sich Einfluss und
ein breites Netzwerk erarbeitet. Ihre
eigenenVorstössekonzentrieren sich
auf Umwelt- undTierschutzfragen, wo-
bei sie lange vor der aktuellen Debatte
die Regulierung vonPestiziden anregte.
Moser wird auch beiWirtschaftsthemen
wahrgenommen, obwohl sie inkeiner
der einschlägigenKommissionen sitzt.
2015 war sie laut SRF dieParlamenta-
rierin, die am wenigstenvon derPar-
teilinie abgewichen ist.Trotzdem sucht
Moserregelmässig denAustausch mit
anderenParteien und gilt als integrie-
rende Persönlichkeit. Einzig bei derSVP
eckt sie teilweise an. Im Herbst kandi-
diert Moser auch für den Ständerat.

Der einflussreicheYoutuber

Thomas Matter (svp.)
hat sich in den fünfJah-
ren als Nationalrat pri-
mär in der eigenenPar-
tei, der SVP, beacht-
lichen Einfluss erarbei-
tet. Ein erstes Anzeichen
dafür, dass derBanker

Kandidat für höhereWeihen ist, kann
man darin erkennen, dass er 2014 für
denSVP-Vordenker himself nachrut-
schenkonnte: alt Bundesrat Christoph
Blocher. Heute sitzt Matter in allen ent-
sche idenden Leitungsgremien derPar-
tei. Im politischen Alltag gehört er in sei-
ner Partei zu jenem kleinen Kreis, der in
Finanz- und Steuerfragen sowie generell
in derWirtschaftspolitik denTon angibt.
Hierkann er auch imParlamenteine ge-
staltendeRolle spielen.Dabei stehen
ihm jedoch Magdalena Martullo-Blo-
cher undThomasAeschi vor der Sonne,
sind sie doch fürParlamentarier anderer
Parteien die erste Ansprechstation.Mat-
ter ist bestrebt, seinenRadius auszuwei-
ten und etwa auch in Europa- und Asyl-
fragen mitzumischen. Über diese und
weitereThemen spricht erregelmässig
auf seinemYoutube-Kanal namens «In
den Sümpfen von Bern». Das sagt nicht
nur viel über seine Ambitionen und sein
Sendungsbewusstseinaus,sondern auch
über seineWertschätzung gegenüber
demParlament.

Die pointierte Monothematikerin

Priska Seiler Graf (sp.)
zählt nach ihrer ers-
ten Amtszeit zwar noch
nicht zu den grossen
Drahtzieherinnen. Doch
in der Sicherheitspolitik
hat sich dieSozialdemo-
kratin in ihrerFraktion
bereits eine Leader-Rolle erarbeitet.
Seiler Graf hat Chantal Galladé abge-
löst, die lange als Sicherheitsexpertin
der SP galt, inzwischenaber zurück-
getreten und später zur GLP übergelau-
fen ist. Noch hat Seiler Graf nicht Gal-
ladésRenommee erreicht, doch andere
Sicherheitspolitiker sagen, sie habesich
schnell eingearbeitet und vertrete ihre
Position pointiert.Vereinzelt wird kriti-
siert, ihr fehle der strategische, langfris-
tige Blick. Zwar vertritt Seiler Grafrela-
tiv s trikt die SP-Linie, ist aber trotzdem
offen fürKompromisse.Neben ihrem
Fokus Sicherheitspolitik hat sie bisher
vor allemThemen bewirtschaftet, die
für sie als Stadträtin von Kloten wichtig
sind: Fluglärm undFirmensteuern.Dass
sie tendenziell monothematisch politi-
siert,könnte ihr dabei imWeg stehen,
in Bern weiter an Einfluss zu gewinnen.

Der unbeirrbare Exot

Hans-UeliVogt (svp.)
gehört insgesamt zu
den auffälligen Zürcher
Nationalräten, ganz be-
sonders aber innerhalb
seinerPartei. Die«Welt-
woche» hat ihn jüngst als
«intellektuellenAussen-
seiter» bezeichnet. In derTat ist er in der
SVP alsRechtsprofessor, Städter und
Homosexueller ein Exot und Einzelgän-
ge r. Kommt hinzu, dass er sich als ausge-
sprocheneigenständigerKopf erwiesen
hat, womit er sich in anderen Parteien
Respekt verschafft hat.Vogt istresistent
gegenüber Druckversuchen derPartei-
spitze, was nichtSVP-typisch ist: Gegen
den erklärtenWillen von oben war er
federführend an derAusarbeitung eines
Gegenvorschlags zur Konzer nverant-
wortungsinitiative beteiligt, an dem er

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