Neue Zürcher Zeitung - 17.08.2019

(Barry) #1

Samsta g, 17. Au gust 2019 ZÜRICH UND REGION 19


Die Abtretenden


Der eine hat in Bern eineKürzestkar-
riere hingelegt, die anderen blicken
auf zwei bzw. drei Legislaturen zurück.
Diese drei Zürcher Nationalräte treten
im Herbst nicht mehr an.
Hans Egloff (svp.)hat sich in sei-
nen acht BernerJahren vor allem als
Ein-Themen-Politiker einen Namen
gemacht.Als Präsident des Hauseigen-
tümerverbands sorgt er sich um alle
Fragen rund ums Haus – vom Eigen-

mietwert über das Mietrecht bis zur
Raumplanung.
DanielFrei (glp.)ist ziemlich spät,
erst Ende 2018 nachgerückt – damals
all erdings noch als Sozialdemokrat –,
nun verzichtet er auf eine erneute Kan-
didatur. Im Mai hatte er fürAufruhr ge-
sorgt, weil er zur GLP wechselte. Er gab
in Bern bisher einVotum ab und blieb
auch mit sechsVorstössen eher zurück-
haltend.

ThomasWeibel (glp.)verabschiedet
sich nach zwölfJahren aus demParla-
ment. Er hat sich vor allem in der Sozial-
und Gesundheitspolitik engagiert. Einer
seiner bekanntestenVorstösse verlangte,
dass Patienten für eine Behandlung auf
der Notfallstation 50Franken bezahlen
müssen, um Bagatellfälle zu vermeiden.
Das Rampenlicht hatWeibel nicht ge-
sucht,er gilt als fleissiger Schaffer im Hin-
tergrund, derkeineDebatte verpasste.

Die Newcomer


Eines haben sie alle gemeinsam: Sie sas-
sen zuerst auf der Ersatzbank und wur-
den erst in der laufenden Legislatur ein-
gewechselt. Doch während einige einen
Schnellstart hingelegt haben, brauchen
andere etwas länger, um zumFeld auf-
zuschliessen.
Niklaus-Samuel (Nik) Gugger
(evp.)hat in den letzten zweiJahren the-
matisch zwarrelativ breit politisiert und
sich zu vielem geäussert, sein Schwer-
punkt lag aber auf der Cybersicherheit.
Er gilt bis anhin als wenig vernetzt, ob-
wohl er denAustausch grundsätzlich su-
che – was auch dem Umstand geschul-
det sein dürfte, dass er einer kleinenPar-
tei angehört.

Fabian Molina (sp.)weist viele Ge-
meinsamkeiten mit seinerParteikollegin
Mattea Meyer auf: Er entstammt dem-
selben jungsozialistischen Umfeld, auch
ihm trauen viele eine beachtliche Kar-
riere zu, auch erreicht fleissigVorstösse
ein , genaugenommen sogar noch fleis-
siger.Molina hat sich in seinem ersten
Jahr im Nationalrat in derAussenpoli-
tik gekonnt in Szene gesetzt.
PhilippKutter (cvp.),Nationalrat seit
Mitte 2018, hat in derFrakt ion schnell sei-
nen Platz gefunden und bringt sich laut
Kollegen intern aktiv ein. Insbesondere
in derFamilienpolitik wird er über die
Parteigrenzen hinaus wahrgenommen.
Ihm wird attestiert, dass er sich für einen

«Frischling»auf dem bundespolitischen
Parkettrelativ sicher bewege.
Martin Haab (svp.)undTherese
Schläpfer (svp.),vereidigt erst imJuni,
sind dieamtsjüngsten Nationalrats-
mitglieder. Der Landwirt Haab istRats-
kollegen mit seinem erstenVotum zur
Trinkwasser- und zurPestizidinitiative
aufgefallen. Schläpfer konzentriert
sich ebenfallsauf einenSVP-Klassiker:
die Asylpolitik. Sie ist bekannt gewor-
den, als sie alsGemeindep räsidentin
von Hagenbuch im «Blick» beklagte,
wie eine eritreischeFamilie die Steu-
ern in die Höhe treibe. Ihre ersteTat in
Bern:eine Interpellation zumFamilien-
nachzug.

Die Hinterbänkler


DiesePolitiker haben in den vergan-
genenvier Jahren eine eher diskrete
Rolle gespielt. Sie haben als Neulinge
im Rat noch nichtTritt gefasst und
brauchen mehr Zeit, um sich einzu-
arbeiten. Oder vielleicht sind sie auch
schlicht am falschen Ort.
Angelo Barrile (sp.)hatte sich
nach seinerWahl vor vierJahren da-
mit abzufinden, dass es in der sehr be-
liebten Gesundheitskommissionkei-
nen Platz für den Neuling hatte. Das
bedeutet, dass der Hausarzt viel Zeit
und Energie aufwenden muss, um mit
seinenThemen Gehör zu finden.Nach
anfänglichen Schwierigkeiten hat er in-
zwischenTrittgefasst.
Thomas Hardegger (sp.)politi-
siert seit achtJahren im Bundeshaus
und führt die SP-Delegation in derVer-
kehrskommission an.Er arbeitet solide,
ist aber nicht der Mann für die knalli-
gen Kommentare. In den vergangenen
Monaten hat ihm seine Skepsis gegen-
über5G-Antennen eine grössereVisi-
bilität gebracht.

Min Li Marti (sp.)ist eine seriöse
und pragmatische Chrampferin. Bei
der SP müssensich die Neuenihren
Platz an der Sonne hart erarbeiten.
Marti versucht sich mit Gleichstel-
lungsthemen zu profilieren. Bei ihr
dürfte es einfach noch Zeit brauchen,
bis sie sich in der Bundespolitik eta-
blieren kann.
Barbara Steinemann (svp.)hat
sich vor allem der Sozialhilfe- undAus-
länderthematik verschrieben.Auf die-
sem Feld geben jedoch andereTenöre
in der SVP denTon an. Sie gehe
manchmal ungeschickt vor, heisst es
in der eigenenFraktion. In derFreizeit
ist Steinemann häufig klimafreundlich
unterwegs:Für ihr Velo hat sie eigens
ein GA gekauft.
MauroTuena (svp.)wird auch in
anderenFraktionen für seine sympa-
thische Art geschätzt.Thematisch auf-
gefallen ist er bisher jedoch nicht. Er
kann sich schnell in Dossiers einlesen,
was offenbar auchParteikollegin Mag-
dalena Martullo-Blocher schätzt. Er

darf die Unternehmerinregelmässig
in der wichtigenWirtschaftskommis-
sion vertreten.
Bruno Walliser (svp.) zählt zu
jenenSVP-Politikern, die für ihrePar-
teiarbeit mit einem guten Listenplatz
belohnt wurden. Der Kaminfeger hat
die ganze Ochsentour gemacht, war
Gemeindepräsident und Kantonsrat,
bevor er nach Bern kam. Hier zer-
reisst erkeine grossen Stricke. Der
Parteihygiene dient es indes, dass nicht
nur prominente Quereinsteiger, son-
dern auch Leute wieWalliser zum Zug
kommen.
Claudio Zanetti (svp.)ist auf Twit-
ter viel aktiver als imParlament. Dort
zieht er gegen die Klimajugend, den
Islam und dieFeminisierung insFeld
–ininsgesamt fast 80000 Tweets und
damit fast doppelt so vielen wie US-
Präsident DonaldTrump. Er wäre lie-
ber Journalist geworden alsPolitiker,
sagte er jüngst der «Republik». Manch-
mal legt er auch in derSVP-Fraktion
den Finger auf den wunden Punkt.

Das heterogene Mittelfeld


So unterschiedlich die Ambitionen der
Zürcher Nationalräte, die sich im Mit-
telfeld verorten lassen, so unterschied-
lich ist auch ihrAuftritt:Wir analysie-
ren, wer im Hintergrund wirkt, wer das
Rampenlicht sucht, wer amAufstieg
arbeitet und wer es sich aufseinerPosi-
tion gemütlichgemacht hat.
DorisFiala (fdp.)ist vor allem me-
dial sehr präsent. Als Präsidentin der
FDP-Frauen bringt sie sich zunehmend
in die Gender-Debatte ein, was sich be-
sonders vor den Bundesratswahlen gut
beobachten liess. Engagiert hat sie sich
zudem als Mitglied des Europarats,
dessen Schweizer Delegation sie vor-
übergehend präsidierte. Bei den Sach-
ge schäften ist sie weniger aufgefallen.
Bastien Girod (gp.)ist in Bern
ebenfalls eine altbekannte Grösse. Der
erst 38-Jährige kandidiert bereits für
seine vierte Amtszeit, wobei er früher
aktivistischer und auffälliger unterwegs
war als zuletzt. SeineThemen sind die-
selben geblieben: allen voran Umwelt
und Energie. Er aspiriert auf ein Exeku-
tivamt, ist allerdings 2017 mit demVer-
such, Zürcher Stadtrat zu werden, par-
teiintern gescheitert.
Alfred Heer (svp.),seit zwölfJahren
im A mt, hat sich als polyvalenter Kriti-
ker einen Namen gemacht. Er prangert
nicht nur dieKorruption im Europarat
an,dem er angehört,sondern steht meist
auch offen dazu, wennihm in derPartei
etwas nicht passt. Zureden gabenseine
Rückzüge: 2017 wollte erFraktionschef
werden und 2019 Ständeratskandidat –

krebste aber jeweils vor der entschei-
dendenAusmarchung zurück.
Mattea Meyer (sp.)hat sich in ihren
ersten vierJahren in BernRespekt ver-
schafft und gehört in ihrerPartei zu den
aufstrebenden Kräften.Als sie in dieeher
unbeliebteFinanzkommission eingeteilt
wurde, liess sie sich nicht entmutigen,
sondern arbeitete sich schnell in die tro-
ckenenThemen ein.Auch ihre über 40
persönlichen Vorstösse zeigen, dass sie
zu deneifri geren Ratsmitgliedern zählt.
Martin Naefs (sp.)liebstes Betäti-
gungsfeld ist dieAussenpolitik. Beim
wichtigsten Geschäft muss er allerdings
ge rade den Spagat üben: Naef ist Co-
Präsident der Neuen Europäischen Be-
wegung Schweiz, die vehement für das
vorliegendeRahmenabkommen mit der
EU eintritt, das seinePartei gemeinsam
mit den Gewerkschaften ablehnt.
Hans-Peter Portmann (fdp.)
konnte sich mit zunehmenderDauer
der Debatte um dasRahmenabkommen
mit der EU stärker in Szene setzen. Die
FDP machte denAussenpolitiker in die-
sem zentralenThema zumWortführer
im Nationalrat. Portmann schreckt vor
keiner Konfrontation zurück.Gelegent-
lich vergreift er sich imTon – etwa wenn
er der Gegenseite mangelnde Dossier-
kenntnis und Schlimmeres vorwirft.
KathyRiklin (cvp.)politisiert seit
zwanzigJahren im Nationalrat und
hat sich insbesondere in der Bildungs-
und derAussenpolitik etabliert. Zuletzt
schien sie sich eher auf demRückzug
zu befinden,nicht zuletzt unter dem

Druck der eigenenPartei. AnfangJahr
dann die überraschendeWendung:Rik-
lin kandidiert doch noch einmal, aber
nicht auf der CVP-Liste, sondern bei
der ChristlichsozialenVereinigung.
Gregor Rutz (svp.)gehört zu den
soliden und etablierten Berner Grössen
seinerPartei. AlsJurist spielt er oft eine
Rolle, wenn dieSVP gegen straffällige
Ausländer oderVölkerrecht insFeld
zieht. Medial gewandt, kannRutz immer
wieder publikumsträchtigeThemen aufs
Tapet bringen,von der Medienabgabe für
Firmen bis hin zuTempo 30. Ganz nach
vorne hat es den ehemaligenSVP-Gene-
ralsekretär bisher jedoch nicht gedrängt.
Regine Sauter (fdp.)hat s ich bisher
primär in der Sozial- undWirtschafts-
politik eingebracht. Bei der letzten (ge-
scheiterten) Reform der Altersvor-
sorgekonnte die Direktorinder Zür-
cher Handelskammer alsWortführe-
rin der FDP im Nationalrat zwar eine
prominenteRolle spielen, dieVorlage
aber nicht in ihrem Sinn beeinflussen.
Si e agiert eher zurückhaltend, sowohl
gegenüber den Medien als auch gegen-
über den anderenParteien.
Rosmarie Quadranti (bdp.)verfügt
zwar alsFraktionschefin über einen ge-
wissen Einfluss in Bern, aufgrund der
geringen Grösse der BDP-Abordnung
bleibt dieser jedoch begrenzt.Trotzdem
(oder deswegen) wird sie von vielenPar-
lamentariern geschätzt. Sie beackert ein
breitesThemenfeld,fürAufsehen sorgte
etwa ihr Engagement für dieTranspa-
renzinitiative.

trotz internen Anfeindungen weiterhin
fes thält.Damit hat er auch dasPoten-
zial, imParlament Allianzen zu schmie-
den. In derRegel istVogt aber stramm
auf Parteikursunterwegs, etwa mit der
von ihmerdachten Selbstbestimmungs-
initiative, die 2018 gescheitert ist.Vogt
kämpft hart, bleibt aber auch im Eifer
des verbalen Gefechts höflich.


Die linkeWucht


Jacqueline Badran
(sp.) fällt allein schon
durch ihre Erscheinung


  • wehende Mäntel, laute
    Stimme – auf. In Bern
    findet sie Gehör durch
    ihren wachen Geist, ihr
    Wissen und ihr pädago-
    gisches Geschick.Es gebe in der Schweiz
    nur wenigePolitiker, die es mitBadran
    punkto Überzeugungskraft aufnehmen
    könnten, sagte einmal derPolitgeograf
    Michael Hermann. Es sei enorm,welche
    Wucht sie mit ihrenAuftritten zu ent-
    wic keln vermöge.Wer gegen sie argu-
    mentativ bestehen will, muss parat sein.
    Auch thematisch hat sie in ihren acht
    Jahren im Bundeshaus ihreSpuren hin-
    terlassen. Beinahe hätte sie es geschafft,
    die LexKoller zu verschärfen. Bundes-
    rat und Nationalrat unterstützten ihre
    Motionen,erst der Ständerat lehnte sie
    nach vehementem Lobbying derWirt-
    schaft ab.Auf Kurs ist sie hingegen mit
    ihremVorstoss, der verlangt, wichtige
    Infrastrukturen wie Wasserkraftwerke
    vor unerwünschten ausländischen Über-
    nahmen zu schützen.Fraktionskollegen
    beschreiben sie als teamfähig,selbst
    wenn dies gegen aussen anders erschei-
    nen möge.


Der umsichtige Dirigent


BeatWalti (fdp.)führt
die FDP-Bundeshaus-
fraktion umsichtig und
mit ruhiger Hand. Er
schaffe es gut, die ver-
schiedenen Persönlich-
keiten im Nationalrat
auf eine Linie zu brin-
gen, heisst es aus derFraktion. Dies ist
bei den freisinnigenRatsmitgliedern,
die nur allzu gerne auf ihre Meinungs-
freiheit pochen,keine einfache Sache.
Zu seinen Erfolgsgeschichten gehören
die geräuschlosabgewickelteWahl von
Karin Keller-Sutter in den Bundes-
rat sowie die Begleitung der Steuer-
vorlage. Bei dieser war der AHV-Teil
in derFraktion zunächst sehr umstrit-
ten,am Schluss stand die Fraktionprak-
tisch geschlossen dahinter. Dabei hilft
ihm die gute Zusammenarbeit mitPar-
teipräsidentinPetra Gössi. Gegen aus-
sen wirktWalti ausgesprochen nettund
sanft, doch fraktionsinternkönne er
durchaus klareAnsagen machen.Sein
Handicap ist, dass er alsWirtschafts-
anwalt und mehrfacherVerwaltungs-
rat viel weniger Zeit für diePolitik zur
Verfügung hat als dieFast-Berufspoli-
tiker in Bern.


DerverbandsstarkeFreisinnige


Hans-Ulrich Bigler
(fdp.)hat sich dank sei-
ner Funktionals Direk-
tor des Schweizeri-
schen Gewerbeverban-
des quasi von Amtes
wegenrelativ schnell in
der Bundespolitik eta-
bliert.Wenn die FDP-Fraktion oder der
Nationalrat über einThema diskuti ert,
welches das Gewerbe betrifft,dann wis-
sen alle, bei welchenroten Linien ein
Referendum des kampferprobtenVer-
bands droht.Unter Bigler hat die Orga-
nisationan Schlagkraft gewonnen. Da-
bei sind diePositionen vonFraktion
und Verband nicht immer deckungs-
gleich, aber bei den grossen Geschäf-
ten wie der gescheiterten Renten-
reform AHV 2020 ziehen sie in der
Regel am gleichen Strick.Wegen sei-
ner Art desPolitisierens, die als dog-
matisch wahrgenommen wird, fällt
es Bigler schwer, parteiübergreifend
Allianzen zuschmieden. Seinen nächs-
ten Kampf führt er gegen den zwischen
Arbeitgeberverband und Gewerkschaf-
ten ausgehandeltenKompromiss in der
zweiten Säule.


ZÜRCHER INVENTAR


Der Leu


regiert


Zürich


JohannaWedl·«Auf der halbvollende-
ten Terrasse erheben sich trotzig gewal-
tige Löwen, das grimmige Antlitz zum
See hinaus gewendet. Sie sollen dem
ankommenden Fremdling Ehrfurcht
vor der Stadt einflössen.» In blumigen
Worten berichtete die NZZ am 3.Juli
1887 über die anstehendeEröffnung der
Quaianlagen. Bei den aufgebautenTie-
ren handelte es sich selbstredend nicht
um lebendeRaubkatzen. Die beiden
Gipsmodelle hatte der berühmte Bild-
hauer Urs Eggenschwylergeschaffen.Er
unterhielt am Milchbuck einen Privat-
zoo, zu dem auch Löwen gehörten. Mit
ihnen spazierte erregelmässig durchs
Niederdorf, bis diePolizei demTreiben
Einhalt gebot.
Präsent waren Löwen in Zürich
schon vieleJahrhunderte vor Eggensch-
wylers Spaziergängen. Als Schildhalter
im ZürcherWappen seien sie schon seit
dem Ende des15.Jahrhunderts bezeugt,
sagt Karin Huser, Leiterin derAbteilung
individuelleKundendienste beim Zür-
cher Staatsarchiv, auf Anfrage. So sind
zum Beispiel auf einer Glasmalerei von
Lux Zeiner aus denJahren zwischen
1490 und1500 Löwen mit dem Zürcher
Wappen abgebildet. DasAussehen des
Wappentieres ist übrigens nirgends fest
definiert, es veränderte sich imLaufe
der Zeit stetig.
Noch heute ist der Löwe in Zürich
omnipräsent. Besonders erwähnens-
wert ist das steinerne Exemplar des
Bildhauers Karl Geiser, das beim Neu-

mühlequai vor dem Gebäude der kanto-
nalenVerwaltung steht. So mächtig der
Löwe ist, hat er dennoch einen «Feh-
ler»: Die Stellung seinerFüsse ist falsch,
denn Löwengehen nicht imPass-, son-
dern im Kreuzgang (rechtesVorderbein
und linkes Hinterbein bewegen sich par-
allel).Auch einige von Eggenschwylers
Löwenskulpturen sind bis heute ste-
hen geblieben. Eine befindet sich beim
Hafen Enge, eine andere ist beim Ge-
meinschaftszentrum in Seebach placiert.
Aber nicht nur als Skulptur ist das
Raubtier in Zürich zu sehen.Auch der
lokale Eishockeyklub, die ZSC Lions,
haben sich ihn als Maskottchenausge-
sucht.Weiter begegnet man demRaub-
tier an oder auf der Strasse («Löwen-
Apotheke», «Löwenstrasse»),Bäcke-
reien verkaufen «Züri Leu»-Pralinés.
Der Löwe war, ist und bleibt eine
Inspirationsquelle.«Man geht davon
aus, dass die Löwen imWappen spä-
ter Künstler dazu bewogen haben, die
Figur bildnerisch umzusetzen», sagt
Karin Huser vom Staatsarchiv.Warum
Zürich ausgerechnetauf den Löwen ge-
kommen ist, weiss auch sie nicht.Das
Staatsarchiv werde zwar häufig danach
gefragt.Wissenschaftlich sei jedoch
kein Grund für dieWahl nachgewie-
sen. «GewisseTiere sind fürWappen
generell sehr beliebt, darunter auch der
Adler, der Bär und eben der Löwe», sagt
Huser.Als König derTiere symbolisiere
er Kraft und Stärke.
Selbst wenn Städte wieWinterthur
und auch der Kanton Thurgau den
Löwen im ‹Wappen ›tragen:Wir finden,
diesesköniglicheTier gehört definitiv in
das Zürcher Inventar.

Einen wissenschaftlich
erwiesenen Grund,
warum Zürich
ausgerechnet auf den
Löwen gekommen ist,
gibt es nicht.
Free download pdf