Neue Zürcher Zeitung - 17.08.2019

(Barry) #1

2INTERNATIONAL Samstag, 17. Au gust 2019


Ein Mannflüchtet vor demTränengasin Harare. PHILIMON BULAWAYO/REUTERS

Ausschreitungenin Simbabwe


(dpa/urf.)·DieRegierunginSimbabwe
hat ein Verbot einer Protestkund-
gebung der Opposition in der Haupt-
stadt Harare erzwungen.Ein Grossauf-
gebot anPolizeikräften war im Einsatz.
Augenzeugen berichteten von mehre-
renVerletzten, nachdem diePolizei mit
Tr änengas gegen einzelne Demonstran-
tengruppen vorgegangen sei.Videos in
sozialen Netzwerken zeigenPolizisten,
die mit Stöcken auf Protestierende ein-
schlagen.
Aufgerufen zum Protest hatte die
Oppositionspartei Movement for
Democratic Change(MDC).Auf das
Verbothin sagte die MDC die Demons-
tration kurzfristig ab. DiePartei um
Oppositionsführer Nelson Chamisa

will Präsident Emmerson Mnangagwa
zwingen, dieFührung desLandes an-
gesichts der gegenwärtigen schweren
Wirtschaftskrise an eine Übergangs-
regierung zu delegieren. DieRegierung
hatte den Protest als illegal bezeichnet
und war darin vom obersten Gericht be-
stätigt worden.
Das Land steht seit Jahren am
Rande desKollapses seiner Infrastruk-
tur.Wegen einer drohenden Nahrungs-
mittelkrise hat dasWelternährungspro-
gramm (WFP) vor kurzem Alarm ge-
schlagen. Rund fünf Millionen Men-
schen in Simbabwe sind demnach als
Folgen vonDürre, hohen Lebensmittel-
preisen und knappem Saatgut auf Hilfe
angewiesen.

Die AfD darf


mit 30 Kandidaten


antreten


flx.·Die AfD darf beider Landtagswahl in
Sachsen am1. September mit einer Liste
antreten, auf der 30 Namenstehen.Das
hat derVerfassungsgerichtshof desFrei-
staats amFreitag inLeipzig entschieden
und damit seinen vorläufigen Entscheid
vomJuli bestätigt. Mit dem Urteil bewah-
ren die Richter das Bundesland fürs Erste
vor einer politischen Krise.
Sachsens siebenköpfigerWahlaus-
schuss hatte AnfangJuli verkündet, dass
die Liste der AfD wegenFormfehlern
auf 18 von ursprünglich 61 Namen ge-
kürzt werden müsse. Das hätte diePartei
stark benachteiligt.In den Umfragen lag
sie damals wie heute mitetwa25 Pro-
zent knapp hinter der CDU.Das ent-
spricht bei 120 Abgeordneten imLand-
tag einem Anspruch auf 30 Sitze.
Die AfD hatte imJuli umgehend Be-
schwerden beim Bundesverfassungs-
gericht und beim sächsischenVerfas-
sungsgerichtshof eingereicht.Imersten
Fall wurde sie wegen Nichtzuständigkeit
abgewiesen, im zweitenFall erhielt sie
nun teilweiserecht: DieKandidaten 19
bis 30 sind endgültig zugelassen.
«Die Entscheidung desLandeswahl-
ausschusses zur Streichung dieser Lis-
tenplätze ist nicht mit den sächsischen
Wahlgesetzen vereinbar und verletzt die
Beschwerdeführer in ihremRecht auf
Chancengleichheit», heisstes in der Ur-
teilsbegründung. Nur die Plätze 31 bis 61
bleiben gestrichen, weil diePartei diese
regelwidrig blockweise zurWahl gestellt
hatte.Ohne das nun erfolgte Einschrei-
ten der Richter würde die AfD dasWahl-
ergebnis gewiss nicht akzeptieren und
derFreistaat den Urnengang mit einiger
Wahrscheinlichkeit wiederholen müs-
sen.Das unter AfD-Wählern verbreitete
Misstrauen gegen die demokratischen
Institutionen wäre vertieft worden.
Eigentlich sieht es das deutscheRecht
vor, eineWahl erst hinterher zu überprü-
fen. Die Leipziger Richter betonten, dass
sie an diesem Prinzip festhielten. InAus-
nahmefällen aberkönntenVerfassungs-
beschwerden auch vorher zulässig sein,
nämlich dann, wenn einWahlorgan klar
rechtswidrig entscheide und der sich dar-
aus ergebende voraussichtlicheFehler
ausserordentliches Gewicht habe.Das
war hier offenkundig derFall.
SachsensWahlausschuss hatte die
Kandidaten 19 bis 30 gestrichen, weil
die AfD ihren Listenparteitag an zwei
Terminenundmit mehrerenVersamm-
lungsleitern abgehalten hatte. Darin
hatte das Gremium einen Verstoss
gegen den «Grundsatz der Einheitlich-
keit» gesehen.Zu Unrecht, wie dieRich-
ter nun entschieden.
AfD-Landeschef Jörg Urban be-
grüsste die Kritik der Richter amWahl-
ausschuss.Zugleich kündigte er an, die
Auseinandersetzung nicht auf sich be-
ruhen zu lassen. SeinePartei strebe eine
Änderung des sächsischenWahlgesetzes
an und werde versuchen, einen Untersu-
chungsausschuss einzusetzen.

Suizid von Jeffrey Epstein
bestätigt
(afp)· DieAutopsie des Leichnams des
US-MultimillionärsJeffrey Epstein hat
nach US-Medienberichten bestätigt,
dass der 66-Jährige Suizid begangen
hat. Der wegen mutmasslicher Sexual-
verbrechen angeklagte Epstein habe
sich laut dem Obduktionsbericht er-
hängt, berichteten mehrere US-Medien.
Der frühere Investmentbanker war am
Samstag tot in seiner Gefängniszelle in
NewYork aufgefunden worden. Unter-
dessen haben zwei weitereFrauen eine
Zivilklage gegen Epsteins Erben einge-
reicht. In der bei einem Bundesgericht
in NewYork eingereichten Klageschrift
heisst es, dass die beidenFrauen vor 15
Jahren von Epstein sexuell missbraucht
worden seien. Die zwei mutmasslichen
Opfer fordern Schadenersatz in Höhe
von 100 Millionen Dollar.

IN KÜRZE


Nordkorea


setzt Raketentests fort


(dpa)· Nordkorea habe amFreitag zwei
Raketen mit kurzerReichweite von
seiner Ostküste aus in Richtung offe-
nes Meer abgefeuert, teilten Südkoreas
Streitkräfte mit. Nach ersten Analysen
dürfte es sich um ballistischeRaketen
gehandelt haben, sagte ein Sprecher des
Verteidigungsministeriums. Das nord-
koreanischeKomitee fürdie friedliche
Wiedervereinigung des Landes hatte
Südkorea kurz zuvor dafür kritisiert, ge-
meinsame Manöver mit den USA abzu-
halten.Das Gremium erklärte,es wür-
denkeine innerkoreanischen Gesprä-
che mehr stattfinden.Das Präsidialamt
in Seoul rief das abgeschottete Nachbar-
landauf, jeglicheRaketentests zu stop-
pen, umdie militärischen Spannungen
auf derkoreanischen Halbinsel nicht zu-
sätzlich zu verschärfen. Seoul hatte die
Raketentests des Nachbarn zuletzt als


Trump hält an Recht
auf Waffenbesitz fest
(dpa)· Bei seiner erstenWahlkampf-
veranstaltung seit den Massakern von
ElPaso undDayton hat US-Präsident
DonaldTr ump generellen Einschrän-
kungen beimWaffenbesitz eineAbsage
erteilt. Er sprach sich für mehr Ein-
richtungen für psychisch Kranke aus.
Er wolle es für gesetzestreue Bürger
nicht schwieriger machen, sich selber
zu schützen. Zu Monatsbeginn hat-
ten zwei Schützen in ElPaso (Texas)
und inDayton (Ohio)einBlutbad an-
gerichtet. Insgesamt kamen 31 Men-
schen ums Leben. In den USAkommt
esregelmässig zu Angriffen dieser Art.
DieFälle in ElPaso undDayton sorg-
ten für eine erneute Diskussion über
dasWaffenrecht im Land. Donald
Tr ump machte dieWaffengewalt in
den USA am Donnerstag an psychisch
kranken Menschen fest, nicht an der
leichtenVerfügbarkeit von Kriegs-
waffen wie etwa Schnellfeuergeweh-
ren.Letzteres sehenKritikerals das
eigentliche Problem.

Berlin für neue staatliche
Seenot rettungsmission
(dpa)· Die deutsche Bundesregierung
macht sich für eine neue staatliche See-
notrettungsmission im Mittelmeer nach
demVorbild der EU-Operation Sophia
stark. Es gebe aber zurVerteilung geret-
teter Flüchtlinge in der EU derzeitkeine
Einigung, sagte Regierungssprecher
Steffen Seibert amFreitag. Laut dem
Bundesinnenminister Horst Seehofer ist
es unerlässlich, Menschen vor dem Er-
trinken zuretten. Angesichts der jüngs-
ten Hängepartie um dasRettungsschiff
«Open Arms» pochte auch die EU-Kom-
mission aufverbindliche Lösungen für in
Europa ankommende Flüchtlinge.Zu-
vor hatten sich sechs europäische Staa-
ten zurAufnahme von Menschen von
dem blockiertenRettungsschiff «Open
Arms» bereit erklärt. Nach Angaben
von Italiens Premierminister Giuseppe

AUFGEFALLEN


Kopenhagen sagt


«No deal» zu Trump


Rudolf Hermann·Von Immobilien soll der Mann ja etwas ver-
stehen, auch wenn er inzwischenineinem anderen Bereich tä-
tig ist. Dennoch mutet das Geschäft, mit dem er neuerdings ge-
rüchteweise inVerbindung gebracht wird,etwas seltsam an.Auf
jedenFall blieb den dänischenPolitikern amFreitag beimFrüh-
stück das Croissant im Halse stecken, als sie davon erfuhren:
Der amerikanische PräsidentTr ump trage sich mit dem Gedan-
ken, Grönland zu kaufen, weshalbseine Berater Nachforschun-
gen in diese Richtung lanciert hätten, hiess es etwa bei CNN.
Aus Dänemark, zu dessenKönigreich Grönland als weit-
gehend selbstverwaltetesTerritorium gehört, hiesses prak-
tischunisono, es müsse sich wohl um einenWitz handeln. Zur
Sicherheit wurde nachgeschoben, dass eineVeräusserung der
eisbedeckten Insel, die immerhin 98 Prozent der Fläche des
dänischenKönigreichs ausmacht, wenn auch bloss 1 Prozent
der Bevölkerung, ganz und gar undenkbar sei. DieVorstellung,
dass man rund 50 000 dänische Bürger an die USA verkaufen
werde, sei vollkommenerWahnsinn,sagte einPolitiker. Nicht
nur um die Bürger dürfte es ausKopenhagenerPerspektive je-
doch gehen, sondern vor allem auch um die strategischeLage
Grönlands. Diese sichert dem Kleinstaat nämlich einen Platz
amTisch der Arktis-Anrainer, wo auch Grossmächte wie die
USA undRussland sitzen. DiesePosition Grönlands ist es aller-
dings auch, welche die Insel fürWashington interessant macht.
Umso mehr, als die USA in der Arktis jahrelang ziemlich
passiv dem militärischenAufrüstenRusslands und demVor-
dringen Chinas auf neueVerkehrswege zugeschaut haben.
EinWeckruf kam, alsPeking vorJahresfrist über Infrastruk-
tur-Finanzierung in Grönland einenFuss in dieseTür stellen
wollte. Die grönländischeRegionalregierung zeigte sich da-
für offen, dennsie benötigt solche Investitionen. Die USA je-
doch, die in Grönland dieThule-Luftwaffenbasis unterhalten,
undDänemark wurden davon kalt erwischt. Amerika nimmt
Grönland nun plötzlich wieder wahr.AusTr umps vorgeschla-
genem Handel dürfte dennoch nichts werden – auch wenn die-
ser sich selbst als «vielleicht talentiertester Dealmaker» sieht.

«Machtdemonstration» gegen die ge-
meinsamen Militärmanöver mit den
USA gewertet.

Conte vom Donnerstag handelt es sich
umFrankreich, Deutschland, Rumänien,
Portugal, Spanien und Luxemburg.

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Donnerstag,19. September2019, Zürich
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