Neue Zürcher Zeitung - 17.08.2019

(Barry) #1

24 PANORAMA Samsta g, 17. Au gust 2019


ZAHLENRÄTSEL NR. 189

SPIELREGELN«KR INGEL»:Die Ziffern 1
bis 7 sind so einzutragen, dass sie i n jeder
Reihe einmalvorkommen.Zwischenzwei
Feldern gilt: Ausgefüllt er Kreis: Eine Zahl
ist das Doppelte der anderen. Leerer Kreis:
Eine Zahl is t um 1 grösser als die andere.
Kein Kreis: Keine der beiden Eigenschaften
trifft zu.

Auflösung:
Zahlenrätsel Nr. 188

Die Schweizer Luftwaffe setzt auf Wiesel


Auf dem MilitärflugplatzMeiringen sol len die RaubtierchenMäuse fressen –denndiese lockenGreifvögel an


FLAVIAVON GUNTEN


Die Bilder der Notlandung des Flugs
1549 der US Airways auf dem Hudson
River in NewYork gingen um dieWelt.
Captain Chesley «Sully» Sullenberger
konnte am15.Januar 2009 die Maschine
mit 150Passagieren und5Besatzungs-
mitgliedern an Bord sicher notwassern,
nachdem beideTriebwerke wegenVo-
gelschlags ausgefallen waren. Kanada-
gänse hatten sich darin verfangen. Sol-
che Zwischenfälle mitVögelnkönnen
auch auf dem Militärflugplatz Mei-
ringen im Berner Oberland passieren.
Rund zwanzig Greifvögel– vor allem
Rotmilane und Habichte – sowie einige
Graureiher undRaben ziehen über dem
Gebiet des Flugplatzesihre Bahnen.
Kommen sie einemJet zu nahe, kön-
nen sie insTriebwerk gesaugt und zer-
fetzt werden. Im schlimmstenFall fällt
das Triebwerk aus. Der Pilot muss not-
landen, oder derJet stürzt sogar ab.


«Gefahrvon Unfällen steigt»


In der 78-jährigen Geschichte des Flug-
platzes Meiringen stürzte glücklicher-
weise noch nie einJet wegenVogel-
schlags ab. Allerdings verursachenVö-
gel im Schnitt ein Mal proJahr Sach-
schäden wie abgerissene Antennen
oder Lichter. «Und die Gefahr von Un-
fällen steigt», sagt HanspeterWyss, der
beim Flugplatzkommando Meiringen
für Umweltfragen zuständig ist. Dies,
weil immer mehrRotmilane rund um
den Flugplatz unterwegs seien.Der Bio-


loge LivioRey von der Schweizerischen
Vogelwarte Sempach bestätigt die Be-
obachtung vonWyss: «DerRotmilan
breitet sich aus in der Schweiz.» Bis vor
wenigenJahren zogen dieRotmilane im
Herbst nach Spanien und Südfrankreich
und kehrten imFrühling zum Brüten
zurück in die Schweiz.Weil dieWinter
durch denKlimawandelhier aber mil-
der werden, bleiben nun vor allem die
älterenTiere in der Schweiz.Damit sind
si e auch nicht den oft tödlichen Gefah-
ren einerReise in den Süden ausgesetzt.


Die Folge:Der Bestand wird nicht dezi-
miert, sondern wächst.
Die Gefahr vonVogelschlag lässt sich
mindern, indem man die Greifvögel ver-
grämt. In Meiringen ist das seitJahr-
zehnten dieAufgabe des Pistenwar-
tes.Auf einemFahrzeug mit einer Kan-
zel, ähnlich demPapamobil desPapstes,
patrouilliert er über den Flugplatz. Ent-
deckt erVögel, verscheucht er sie mit
pyrotechnischen Knallpatronen,oder er
lässt aus einemLautsprecher die Stim-
men ihrerFeinde erklingen.ImFalle des
Rotmilans sind das dieRufe des Uhus
oder des Habichts. Laut Wyss reicht
diese Massnahme allein aber nicht aus.
Darum engagierte die Luftwaffe vor
fünf Jahren für den Flugplatz Meiringen
eineMauserin.DenndieGefahrvonVo-
gelschlag wird auch kleiner, wennman
den Greifvögeln die Nahrung entzieht.
In Meiringen sind das dieWühlmäuse,
die sich durch dieWiesen des Flugplat-
zes graben. 3000 Mäuse fing die Mau-
serin innert zweiWochen. «IhreAktion
nützteaber nur kurzfristig» , sagt Wyss.
«Die Mäuse vermehrten sich schnell
wieder.» Dauerhaften Erfolg verspricht
sich Wyss von einem anderen Helfer-
lein: demWiesel. Das schlanke, tag- und
nachtaktiveTiersolldenGreifvögelndie
Mäusewegfressen.

Cristina Boschi,Wildtierbiologin und
Geschäftsführerin der Stiftung WIN
Wieselnetz, prüfte vor dreiJahren, ob
das Geländedes Flugplatzes überhaupt
als Lebensraum fürWiesel taugt. Ihr
Fazit: Jagdgebiete sind vorhanden, aber
Unterschlüpfe fehlen. Diese sind nötig,
damit dieTiere ihreJungen aufziehen
und sich geschützt vorFüchsen, Grau-
reihern und Greifvögeln ausruhenkön-
nen. Solche Unterschlüpfe werden nun
im November gebaut: Die Flugplatz-
mitarbeiter undPächter errichten rund
fünfzigSteinhaufen, die jeweils einen
Meter hoch sind und einenDurchmesser
von drei Metern aufweisen. Gegner hat
diese Massnahmekeine. Die Pächter
sind zufrieden, wenn weniger Mäuse
unterwegs sind. Und dieWiesel beschä-
digen die Infrastruktur von Menschen
nicht: «Manche Leute verwechselnWie-
sel mit Steinmardern.Aber nur Letztere
knabbern zum Beispiel Leitungsteile
von Autos an», sagt Boschi.

Ergebnisse nach einem Jahr


In den vergangenenJahren wurden
immer wieder einzelne Hermeline,eine
Art vonWiesel,auf dem Gelände des
Flugplatzes beobachtet.Boschi erwar-
tet, dass, sobald die Steinhaufen ange-

legt sind, Hermeline aus der Umgebung
zuwandern,bleiben – und sich fortpflan-
zen. NeueWiesel werdenkeine ausge-
setzt. Denn dieTiere verlassen laut
Boschi denAussetzungsort, wie Unter-
suchungen bei anderenWildtieren ge-
zeigt haben.
Das Problem mitVogelschlag be-
steht bei jedem Flugplatz, auf der gan-
zen Welt. Von 2008 bis 2015 registrierte
die Internationale Zivilluftfahrt-Orga-
nisation 97751Meldungen vonVogel-
schlag in 91 Staaten, darunter auch die
Schweiz. 90 Prozent allerVorfälle pas-
sierten während der Start-,Anflug- und
Landephasen – also im Bereich der
Flugplätze.
Auf die Wiesel-Lösung setzt seitJuni
2018 auch der Militärflugplatz Emmen
bei Luzern. DieVerantwortlichenkon-
trollierten erstvor wenigenWochen,
wo, wie und wann dieWiesel die Stein-
haufen bewohnen.Die Auswertungder
Daten steht noch aus. In Meiringen wird
man sich bei der Evaluation auf dieVö-
gel konzentrieren. Der Pistenwart wird
beobachten und notieren, wie sich die
Zahl derVögel verändert. ErsteVerän-
derungenerwartetWyss zirka einJahr
nach demBau der Steinhaufen.DieKos-
ten von 20000 Franken für die Aktion
trägt dasVerteidigungsdepartement.

Damit sichdie Hermelineauf dem Gelände des Flugplatzes Meiringenvermehren, will man Unterschlüpfefür sie bauen. ALAMY

Radioaktive Stern-Asche rieselt auf die Erde nieder


Forscher finden amSüdpol Staub voneiner Supernova, die vorzwei bis drei Millionen Jahrenexplodiert ist


THORSTEN DAMBECK


Die nähere Umgebung des Sonnen-
systems beherbergt nicht nur Nachbar-
sterne und deren Planeten.Sie ist zudem
angefüllt mit denWolken des interstella-
ren Mediums. Diese enthalten Staubpar-
tikel, die in das Sonnensystem eindrin-
gen und Informationen über Sterne mit
sich tragen, die längst vergangen sind.
Die Signatur einerSupernova,die einst
vor unsererkosmischen Haustür explo-
dierte, haben Physiker nun im Eis der
Antarktis aufgespürt.


Aus Schmelzwassergefilt ert


DerFundgelangeinemdeutsch-österrei-
chis chenTeam um DominikKoll von der
Technischen Universität München. Die
Forscher hatten rund 500 Kilogramm
Schnee von der deutschenKohen-Sta-
tio n erhalten. Diese liegt im antarkti-
schen Binnenland, einige hundert Kilo-
meter vom Meer entfernt. Gekühlt und


in Styroporboxen verpackt gelangte die
eisigeFracht nach München.Aus dem
Schmelzwasser wurden die winzigen
interstellaren Staubpartikel herausgefil-
tert.Weitere Präparationsschritte erfolg-
ten amHelmholtz-Zentrum Dresden-
RossendorfundamWienerAtominstitut.
DenPhysikerngingesdarum,dasIso-
topEisen-60nachzuweisen,dasmiteiner
Halbwertszeit von 2,6 MillionenJahren
zerfällt. Eisen-60 gilt als Indikator für
Supernovae,die in jüngerer Zeit statt-
gefunden haben.Das Isotop wird durch
Kernreaktionen erzeugt, wenn ein Stern
gegen Ende seines Lebens explodiert.
Die Schockwellen der Explosion schleu-
derndasradioaktiveIsotopdanninForm
von eisenhaltigem Staub insWeltall.
Mit dem in München stehenden
AMS-Beschleuniger (Accelerator Mass
Spectrometry) lassen sich selbst winzige
Eisen-60-Konzentrationen aufspüren.
Obwohldie Forscher im Schmelzwas-
ser und in den verwendetenFiltern nur
zehn Eisen-60-Atome nachweisenkonn-

ten, erhärteten dieResultate das Super-
no va-Szenario. Eine alternative Erklä-
rung, nämlich dass ein vorbeiziehen-
der alternder Stern durch heftige Ster-
nenwinde die Erdekontaminiert haben
könnte , weisen dieForscher zurück.
Eine solchePassagekönne das dauer-
hafte Signal nicht erklären.
Die Forscher aus München hatten
schon vor einigenJahren Eisen-60 nach-
gewiesen, damals in Sedimenten aus der
Tiefsee.Aus dem hohen Alter der Pro-
ben schlossensie, dass das Eisen-Isotop
von einem sonnennahen Stern stammen
muss, der vor zwei bis drei MillionenJah-
ren explodierte. Die durch die Explosion
ausgelösteSchockwellekatapultierteden
eisenhaltigenStaubrelativ raschzurErde,
wo er sich am Meeresgrund ablagerte.
DerjetztuntersuchteSchneeisthingegen
höch stens 20Jahre alt. Die neuen Mes-
sungen zeigen daher, dass auch nach dem
Abebben der Schockwelle immer noch
Sternenstaub auf die Erde rieselt.Laut
GuntherKorschinek von der TU Mün-

chen ist das darauf zurückzuführen, dass
unserSonnensystemseitrund50000Jah-
ren durch eine lokale interstellare Wolke
fliegt,diemiteisenhaltigemSternenstaub
angereichert ist. Dieser Staub dürfte zu-
mindest teilweise von der Supernova
stammen, die vor zwei bis drei Millionen
Jahren explodierte.

Auch Spurenauf demMond


Die gleiche Sternexplosion hat wohl
auch Spuren auf dem Mond hinterlas-
sen. Denn vor dreiJahren berichtete
ein Team um LeticiaFimiani,ebenfalls
aus München, über Mondgestein, das
die Apollo-Astronauten mitgebracht
hatten.Auch diese Proben zeigten die
Eisen-60-Signatur. Zwar kann das Iso-
top auf dem fast luftlosen Mond auch
durchReaktionen mitkosmischer Strah-
lung entstehen. Diese Quellekönne
aber nur einen sehr kleinenAnteil des
Eisenvorkommens auf dem Mond erklä-
ren, so Korschinek.

Eine Milliarde


Instagrammer


gegen Fake-News


Die Nutzer des Dienstes können
bald Falschnachrichtenmelden

JOCHEN SIEGLE

Der Social-Media-Dienst Instagram will
Ern st machen im Kampf gegenFalsch-
nachrichten: Der populäreFacebook-
Ableger hat sich dem Ziel verschrieben,
Fake-News nachhaltig von der Insta-
gram-Plattform zu verbannen,und l ässt
dafür nun seine Nutzer vermeintliche
Falschinformationen melden.Wie Spre-
cher des Silicon-Valley-Unternehmens
bekanntgaben, haben alle Instagram-
Nutzer balddie Möglichkeit, mutmass-
lich «irreführende Botschaften» anzu-
zeigen, indem sie über einemPost auf
drei Punkte klicken und diesen damit als
«unangemessenen Inhalt»melden.Welt-
weit nutzen über eine Milliarde Men-
schen Instagram.
Beiträge mit «falschen Inhalten»,die
jedoch nicht gegen die Richtlinien des
Web-Services verstossen, sollen nicht
gelöscht werden.Vielmehr will das be-
sonders unter jüngeren Social-Media-
Nutzern florierendeFotonetzwerk die
Verbreitung und dieReichweite von
Beiträgen mit potenziellenFalschinfor-
mationeneinschränken.Dazusollenent-
sprechendePosts nach einerausführ-
lichen Prüfung nicht mehr bei den ein-
gesetzten Hashtags und Hashtag-Sei-
ten dargestellt werden und auch von
der «Explore»-Seite verbannt werden.
Dadurch sollen fragwürdige Posts und
Inhalte nur für direkteFollower be-
stimmter Instagrammer sichtbar sein.
Für Nicht-Follower sollen die «falschen
Inhalte» dadurch möglichst überhaupt
nicht verfügbar sein.Warneinblendun-
gen, dass es sich bei einem Inhalt um
eine gemeldeteFalschinformation han-
deln könnte, gibt es nicht.
Wie wirkungsvoll dieses Prozedere ist,
wirdsichinderPraxiszeigenmüssen.Ins-
besondere bleibt es eine enorme Heraus-
forderung, Inhalte auf ihre Richtigkeit zu
überprüfen. Instagram beziehungsweise
dieMuttergesellschaftFacebooklässtlaut
eigenen Angaben die beanstandeten In-
halte durchFact-Checker vonPartnerfir-
men überprüfen. Die neueFake-News-
Meldefunktion istzunächstnur in den
Vereinigten Staaten verfügbar, soll aber
noch diesen Monat auch international
aktiviert und sukzessiveallen Instagram-
Nutzern zurVerfügung gestellt werden.
LautFirmenangabenplantFacebookder-
zeit verschiedene weitere Massnahmen
und technische Updates, um die Flut von
Falschnachrichten einzudämmen.
Facebook hat die letztenJahre viel
Kritik einstecken müssen wegen der
VerbreitungvonFake-News.InderFolge
hat es seine Anstrengungen im Kampf
gegenFalschnachrichten deutlich ver-
stärkt.DennochflutenFalschinformatio-
nenundabsichtlichgestreuteFake-News
nach wie vor das Netz,wie verschiedene
Experten und Studien festhalten.

Kommen Greifvögel
einem Jet zu nahe,
können sie ins
Triebwerk gesaugt
werden. Im
schlimmsten Fall muss
der Pilot notlanden.
Free download pdf