Neue Zürcher Zeitung - 17.08.2019

(Barry) #1

26 WIRTSCHAFT Samstag, 17. Au gust 2019


Momentanwarten Farmermit derBestellung von Landmaschinen. DANIEL ACKER/BLOOMBERG

Deere muss seine Kosten senken


(awp/Reuters)·Deere kürze seinen Ge-
winnausblick um rund 100Mio.$, der
Umsatz solle 2019 zudem nur noch um
4 und nicht mehr um 5% wachsen, teilte
der im US-Bundesstaat Illinois behei-
mateteKonzern amFreitag mit. Deere
korrigierte damit zum zweiten Mal bin-
nen drei Monaten denAusblick. Der
Konzern wolle dieKosten erneut unter
die Lupe nehmen, teilte er weiter mit.
Bereits im Mai hatte Deere mitge-
teilt, die Produktion in seinenFabriken
in Illinois und Iowa um 20% zu kürzen.
DieKosten seien aber immer noch zu
hoch, hiess es nun.Auch dieKonkur-
renten Agco und CNH Industrial hat-
ten wegen der schwächelnden Nach-
frage ihre Produktion heruntergefahren.

So rgen um den Zugang zu wichtigen
Exportmärkten und die Nachfrage etwa
nach Sojabohnen hätten vieleBauern
dazu gebracht, mit der Bestellung gros-
ser Landmaschinen erst einmal zu war-
ten, beklagte Deere-Chef Samuel Allen.
Neben dem vonPräsident DonaldTrump
vom Zaun gebrochenen Handelskonflikt
ha tten denFarmern auch Überflutungen
nach heftigenRegenfällen imFrühjahr
zu schaffen gemacht.
Der Handelskonflikt zwischen den
USA und China hat zu einem Einbruch
der Nachfrage aus derVolksrepublik
nach Sojabohnen aus denVereinigten
Staaten geführt.Für den US-Heimat-
markt erwartet Deere eine Stagnation
der Nachfrage nachLandmaschinen.

Nvidia


übertrifft Erwartungen


(awp/dpa)·Der Grafikkarten-Spezia-
list Nvidia hat im vergangenen Quartal
die Erwartungen der Börse übertrof-
fen,obwohl sein Geschäft erneut ge-
schrumpft ist. Die Aktie legte im nach-
börslichen Handel am Donnerstag zeit-
weise um mehr als 6% zu. Der Umsatz
von Nvidia in dem EndeJuli abgeschlos-
senen zweiten Geschäftsquartal fiel im
Jahresvergleich um 17% auf knapp
2,6 Mrd. $.Das war allerdings mehr,als
Analytiker erwartet hatten – und ein
Plus von16% imVergleich zumVor-
quartal. Dies nährte Hoffnungen, dass
es für Nvidia wieder aufwärtsgeht. Der
Quartalsgewinn halbierte sich unterdes-
sen auf 552 Mio.$. Im Geschäft mit Gra-
fikkarten vor allem für Gamer sank der
Umsatz um 27% auf 1,3 Mrd. $. In die-
sem Bereich macht sich nach wie vor
das Ende des Bitcoin-Booms bemerk-


IN KÜRZE


Six plant keinen Zukauf
einer EU-Börse
(awp)·Die SIX Group plantkeine Zu-
käufe von Börsen.Vielmehr suche die
Gruppe weiter nach Übernahmekandida-
ten im Bereich derFinanzinformationen,
sagte ein Sprecher der Schweizer Börsen-
betreiberin amFreitag auf Anfrage von
AWP zu einem Bericht der Nachrich-
tenagentur Bloomberg. Diese hatte am
Donnerstag unter Berufung auf «gut in-
formierte Kreise» berichtet,dass die Bör-
senbetreiberin SIXSwiss Exchange den
Kauf einer europäischen Börse erwäge,
sollte sich derVerlust der EU-Börsenan-
erkennung länger hinziehen oder die Si-
tuat ion verschärfen. DieRede war von
der spanischen Bolsas y Mercados Espa-
ñolesSA oder derWiener Börse.

Roche-Manager zahlt Bus se
wegen Insiderhandels
(awp)·Ein ehemaligerRoche-Mana-
gerund die amerikanischeFinanzauf-
sicht SEC haben sich in einemVerfah-
ren wegen Insiderhandels rund um die
Übernahme des US-Unternehmens
Spark auf dessen Einstellung geeinigt.
Der Manager wurde dabeimit einer
Busse in Höhe von 79 614 $ belegt. Zu-
dem muss er den illegal erlangten Ge-
winn aus den Aktientransaktionen in
Höhe von159228 $ an die SEC zahlen,
wie die Behörde am Donnerstagabend
mitteilte. Der Mann war gemäss den An-
gaben 25Jahre lang fürRoche tätig.

Türkischer Pensionsfonds
will British Steel kaufen
(awp/dpa)·Eine Tochter des türkischen
Pensionsfonds Oyak soll den insolventen
Stahlproduzenten British Steel überneh-
men.Das teilte die britischeRegierung
am Freitag mit. Die Ataer Holding habe
ein akzeptablesAngebot füralle Teile des

Exportüberschuss
ist no ch grösser ge worden
(awp/Reuters)·Der von US-Präsident
DonaldTrump vielfach kritisierteExport-
überschuss derEU-Länder im Handel mit
den USA hat sich im ersten Halbjahr ver-
grössert. DieAusfuhrvonWaren in die
USA übertraf die Einfuhren von dort um
fast 75 Mrd. €, wie das Statistikamt Euro-
stat amFreitag mitteilte. Im Vorjahres-
zeitraum betrug der Überschuss ledig-
lich 67 Mrd. €.Trump hat das Defizit sei-
nes Landes imWarenhandel mit der EU
immer wieder angeprangert. Er hat des-
halb wiederholt mit Strafzöllen auf euro-
päischeAutos gedroht.Davon wären vor
allem deutscheAnbieter wieVolkswagen,
BMW undDaimler betroffen.

zweitgrössten britischen Stahlherstellers
vorgelegt. Beide Seiten wollen nun in
exklusivenVerhandlungen die Einzel-
heitender Übernahme klären. Oyak ist
derPensionsfond der türkischen Streit-
kräfte und besitzt Anteile am grössten
türkischen Stahlproduzenten Erdemir.

bar – mit demKurseinbruch fielen auch
die Käufe von Grafikkarten weg,mit
denen Einheiten der Kryptowährung
erzeugt wurden. Der Umsatz mit Chips
für Rechenzentren schrumpfte um14%
auf 655 Mio.$

HERAUSGEGRIFFEN


Alte Stehklos, zerkratzte


Lavabos, schäbiges Mobiliar


DominikFeldges·EinBlick in die WC-Räumlichkeiten sagt
oft mehr über den Zustand eines Restaurants aus als einer
auf die Speisekarte. Dies trifft ganz besonders auf Italien zu,
wo Traditionen viel gelten und bei der Zusammenstellung der
Menus gerne an Altbewährtemfestgehalten wird. Solangedie
Qualität stimmt, will man sich darüber ohnehin nicht beschwe-
ren. Man freut sich, dass die Spaghetti alle vongole und das
Bistecca al limone noch genau gleich gut schmecken wiebeim
letzten Besuch vor drei oder fünfJahren.Dass die Speisekarte
schon etwas vergilbt ist und dieRestauranteinrichtung min-
destens seit fünfzehnJahrenkeine Auffrischung mehr erfah-
ren hat, übersieht man grosszügig. Beim Gang auf dieToilette
erschaudert man hingegen:Das lästige Stehklo existiert noch
immer, die Türe der Kabine lässt sich nur mit Mühe verschlies-
sen, und dasLavabo ist zerkratzt.
In Italien sind solche Zustände leider auch in vielen gut
frequentierten Lokalen Alltag.Offenbar haben die Besitzer
weder für die Erneuerung der Gaststube noch fürRenovatio-
nen derToiletten Geld.Dass esreiner Geiz oder Profitgier ist,
welche die Gastronomen von Investitionen abhält, mag man
nicht annehmen. Es wäre eine böse Unterstellung.
Nein, die Krise in der italienischen Gastronomie ist wohl
traurigeRealität – wie in vielen anderen Lebensbereichen des
Belpaese. Zeitungsberichte zeugen seitJahren davon. Die Ur-
sachen sind schnell gefunden. Es fehlt vielen Betrieben an Ein-
nahmen. Die Pro-Kopf-Ausgaben fürRestaurantbesuche sta-
gnieren in Italien seit langem bei 1200€pro Jahr. Der jährliche
Durchschnittsumsatz proGaststätte liegt mit rund 220000 €
laut Angaben der EU-Statistikbehörde deutlich unter dem
deutschen, dem französischen und dem spanischen Niveau,
das jeweils 300000 €beträgt. In Grossbritannien sind es sogar
über500000 €. Vordiesem Hintergrund wundert einen auch
nicht,dass immer mehr Lokale in Italien vorabvom Geschäft
mit Pizzenleben. Dieses preisgünstige Gericht ist bei Italie-
nern laut Umfragen mit Abstand ersteWahl, wenn sie auswärts
essen. Doch Geld verdienen lässt sich damit kaum.

NACHRUF

Der Sache


verpflichtet


HEINZ KARRER *

Während fast vierzig
Jahren hat der1934 im
waadtländischen Pom-
paples geborenePierre
Borgeaud denWinter-
thurer Maschinenkon-
zern Gebrüder Sulzer
AG geprägt. 1960 trat
der an derETH zum Maschineninge-
nieurAusgebildete bei derFirma Sul-
zer ein und stieg bis1975 sukzessive
zu deren Generaldirektor auf. 1988
schliesslich wurde Pierre Borgeaud Prä-
sident desVerwaltungsrates, den er bis
im Jahr 2000 anführte. Seine Zeit beim
Sulzer-Konzern, der zeitweise über
30 000Mitarbeitendebeschäftigte, war
geprägt von einem starken Umbau unter
gro ssen Herausforderungen wie de n Öl-
krisen von1973 und1979/80 sowie dem
weltweitenRückgang der Nachfrage
nach Investitionsgütern.
Neben seinem grossen beruflichen
Engagement war Pierre Borgeaud auch
politisch aktiv. Er war freisinniger Ge-
meinderat inWinterthur und präsi-
dierte von1978 bis1986 den dama-
ligenVerein Schweizerischer Maschi-
nenindustrieller (heuteSwissmem).Da-
nach war Borgeaud von1987 bis 1993
Präsident des Schweizerischen Han-
dels- und Industrievereins (genannt
Vorort), der Vorgängerorganisation
von Economiesuisse, dem Dachver-
band der SchweizerWirtschaft. Zudem
war er von1987 bis1994 Mitglied des
Bankrats der Schweizerischen Natio-
nalbank. Später übernahm er dann das
Präsidium der Interessengemeinschaft
Schweiz-Sowjetunion.
In Borgeauds Zeit als Präsident des
Vororts fielen die von ihm aktiv befür-
worteten positiven Entscheide zum Bei-
tritt der Schweiz zur Uno und zu den
Bretton-Woods-Institutionen wie auch
zumLandverkehrsabkommen und zur
leistungsabhängigenSchwerverkehrs-
ab gabe (LSVA). Borgeaud kämpfte
engagiert und sehr eindrücklich auch für
den(von den Stimmbürgern schliesslich
knapp abgelehnten) Beitritt der Schweiz
zum Europäischen Wirtschaftsraum
(EWR) und trat dafür1992 auch auf
dem Bundesplatz auf.
Pierre Borgeaud überzeugte durch
seine nüchterne und analytische Heran-
gehens- und Argumentationsweise. Er
fühlte sich stets der Sache verpflichtet
und ging ihr auf den Grund. Im Her-
zen und im Denken blieb er immer der
Ingenieur.Auch in schwierigen und kriti-
schen Situationen bewahrte erRuhe und
Gelassenheit – undRespekt gegenüber
seinen Mitmenschen. Nun ist mit ihm
eine für die SchweizerWirtschaft mass-
gebende Stimme für immer verstummt.

*Heinz KarreristPräsident von Economiesuisse,
demDachverbandder Schweizer Wirtschaft.

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