Türkenkriege
Himmels" und blieben. Der Kaiser war
zu schwach, sie daran zu hindern.
Tatkräftig vergrößerten die Sultane
dann ihren europäischen Besitz, mach
ten gar 1368 das rund 200 Kilometer
westlich vom Bosporus gelegene Adria
nopel zur neuen Hauptstadt ihres Rei
ches (heute Edirne). Sie griffen weiter
nach Norden aus, besiegten serbische,
albanische und bulgarische Fürsten -
oder arrangierten sich mit ihnen. Denn
eine osmanische Oberhoheit schien
manchem christlichen Machthaber at
traktiver als die ewigen Reibereien mit
Byzanz. Besonders das einfache Volk
fand das türkische Joch recht erträg
lich. "Die Osmanen verlangten weniger
Steuern. Und sie waren ihren christli
chen Untertanen gegenüber verständ
nisvoll und entgegenkommend", so der
britische Historiker David Nicolle.
S
elbst Europas Adel musste diesen
verwerflichen "Heiden" auch gute
Seiten zugestehen. Der Diplomat
Bertrandon aus Burgund urteilte etwa
nach einer Spionagetour durch den Ori
ent: "Die Türken sind sehr gesellig und
fröhlich und singen gerne Heldenlie
der. Wer bei ihnen leben will, darf nicht
grüblerisch oder melancholisch sein.
Das Osmanische Reich
11111 1300 c===J 1481
c:::J 1324 c===J 1683
c===J 1361 c:::J 1913
c===] (^1451) [����J Türkei heute
Wien•
Untereinander sind sie sehr fürsorglich
und vertrauensvoll." Bertrandons Fazit:
"Ich habe bei den Türken mehr Freund
schaft gefunden und ihnen mehr ver
traut als den Griechen."
König Sigismund von Ungarn indes
hatte keine Sympathien für die Osma
nen übrig. Wie sollte es auch anders
sein, regierte er doch einen bedrohten
Frontstaat. Aufgeschreckt von der Ex-
Stattdessen erbte 1451 der 19-jährige
Mehmed li. den Thron und bereitete die
entscheidende Offensive vor.
Kaum an der Macht, ließ der junge
Sultan seinen erst einjährigen Bruder
Ahmed im Bad ertränken. Nebenbuhler
in der eigenen Familie prophylaktisch
aus dem Weg zu räumen sollte zum
Markenzeichen des osmanischen Re
gierungsstils werden. Lieber ein sehnet-
Mehmed galt als würdevoll
und zurückhaltend, aber wehe,
wenn er zu uiel getrunken hatte
pansion des Sultanreichs, trommelte er
eine gewaltige Armee aus ganz Europa
zusammen, die zuerst Konstantinopel
und anschließend auch noch Jerusalem
von den Ungläubigen befreien sollte.
Doch im September 1396 gingen
diese späten Kreuzritter bei Nikopolis so
tapfer wie blind den türkischen Truppen
in die Falle und wurden aufgerieben.
Zweimal noch versuchten Kreuzfah
rerheere, die im Kern aus ungarischen
Truppen bestanden, den Aufstieg der
Osmanen zu stoppen, aber ohne Erfolg.
KASPISCHES
MEER
ler Brudermord als ein langer Bruder
krieg -das war die brutale Staatsräson
hinter dieser institutionalisierten Untat.
Dem byzantinischen Kaiser Kon
stantin XI. musste sehr bald klar wer
den, dass er als Nächster an der Reihe
war. Nördlich von Konstantinopel ließ
Mehmed auf der europäischen Seite in
Rekordzeit eine Festung bauen, deren
Kanonen den Bosporus sperren konn
ten. Als Konstantin 1452 versuchte,
vom Sultan die Zusicherung zu erhal
ten, dass dies nicht der erste Schritt
Weg zum Weltreich
Zenta
1697
Mohcksv �
1526 ,n,
SCHWARZES MEER
Der Aufstieg der Osmanen be
gann um 1300 mit einem kleinen
Stammesfürstentum südöstlich
von Konstantinopel. Nach und
nach unterwarfen die Sultane
auch weite Te ile von Kleinasien
und dem Balkan. 1389 besiegten
sie die Serben auf dem Amselfeld,
sieben Jahre später schlugen sie
bei Nikopolis ein Kreuzfahrerheer
zurück. Unter Mehmed II. waren
sie schließlich stark genug, um die
byzantinische Hauptstadt einzu
nehmen. Nach diesem Tr iumph
wuchs das Reich weiter: Selim I.
(1 51 2-1 520 ) eroberte Syrien,
Ägypten und Arabien. Sein Sohn
Süleyman I. (1 520 -1566) Ungarn,
Siebenbürgen und Nordafrika.
Rom.
.Tunis
- Belgrad
Otranto•
Athen
Lepanto� •
1571
- Navarino
Malta MITTELMEER
- Tripolis
Der Maßstab variiert in dieser Perspektive.
32 P.M. HISTORY -AUGUST 2019
' .Rhodos
Alexandria.
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•Damaskus