teten Reichtum, um auf der von ihnen
besetzten Insel Rhodos eine mächtige
Festung zu errichten. So gewaltig war
die Anlage, dass selbst Mehmed der
Eroberer sie nicht einnehmen konnte.
Sein Scheitern mehrte nur den Ruhm
des Ordens, der sich jetzt verstärkt da
rauf konzentrierte, die Heiden auf See
zu bekämpfen. Aus Rittern wurden all
mählich Piraten. Ihre Gefangenen ver
kauften sie - oder zwangen sie auf die
Ruderbänke ihrer Galeeren.
Doch auch die Osmanen schick
ten Schiffe aus, um ihrerseits Jagd auf
Christen zu machen. Sie "flogen über
das Meer dahin, wie der Vogel Greif
auf seine Beute herabstößt", schrieb ein
Chronist. "Wie die Biene über den Ho
nig und die Ameisen über das Hirsekorn
herfallen, so griffen sie von allen Seiten
an und setzten den Giauren (Ungläubi
gen, Anm. d. Red.) zu, dass denen das
ganze weite Meer noch zu eng erschien."
Vor allem ein Brüderpaar war es,
das die abendländischen Seefahrer
TRIUMPH Nach dem Abzug
der Belagerer brach Jubel aus
(Charles-Philippe Lariviere. 1842)
in Schrecken versetzte: Arudsch und
Chaireddin Barbarossa (den Beinamen
verdankten sie ihren roten Bärten). An
fangs operierten sie von der tunesischen
Insel Djerba aus, später kontrollierten
sie weite Abschnitte der nordafrikani
schen Küste. Muslimische Korsaren wie
sie überfielen nicht nur Schiffe, sondern
auch Inseln und sogar Städte. Jedes Jahr
verschleppten sie Tausende Christen in
die Sklaverei. Besonders hart traf es
Süditalien, Sizilien und Mallorca. Der
Terror der sogenannten Barbaresken
sollte bis ins 19. Jahrhundert andauern.
G
efährlicher für die Christenheit
aber war jener Mann, der 1520
den Thron in Konstantinopel
bestieg: Süleyman I., den man später
einmal "den Prächtigen" nennen soll
te. Kurz nach seinem Amtsantritt be
fahl der neue Sultan dem Großmeister
der Johanniter in einem Brief, Rhodos
freiwillig zu übergeben. "Wenn du klug
bist", schrieb der osmanische Herr
scher, "wirst du meine Freundschaft ei
nem grausamen Krieg vorziehen." Der
oberste Ritter ließ es darauf ankom
men. Doch Süleyman triumphierte, wo
Mehmed II. gescheitert war. Nach einer
sechsmonatigen Belagerung mussten
die Johanniter Ende 1522 ihren Stütz
punkt auf Rhodos räumen.
Acht Jahre später akzeptierten sie
das Angebot von Kaiser Karl V., sich
auf Malta niederzulassen, "damit sie
nicht fernerhin gezwungen seien, auf
der Erde umherzuirren", wie es in dem
Vertrag hieß, den sie mit dem Habsbur
ger schlossen. Im Gegenzug mussten sie
ihm die Treue schwören - und seinem
Statthalter in Sizilien jedes Jahr zu Al
lerheiligen einen Falken schenken.
Die frommen Ritter waren in den
ersten Jahren nicht sonderlich begeis
tert von ihrer neuen Bleibe. Verglichen
mit Rhodos war Malta ein ziemlich
P.M. HISTORY -AUGUST 2019 39