P.M. History - 08.2019

(Tina Meador) #1

pitulieren, halten die Verteidiger vier
Wochen lang die Stellung. Zu den vielen
Toten, die die Invasoren zu beklagen
haben, zählt auch Dragut, der berüch­
tigte muslimische Korsar und Nachfol­
ger der Barbarossa-Brüder.
Als die Festung am 23. Juni endlich
fällt, haben die Belagerer wertvolle Zeit
verloren. Sie wissen, dass sie Malta ein­
nehmen müssen, bevor die Herbststür­
me ihre Nachschubwege kappen. An
eine Fortsetzung des Krieges bis in den
Winter ist auf der fast baumlosen Insel
nicht zu denken. Um Jean de la Valet­
te und dessen Kämpfer auch psychisch
zu zermürben, befestigen die Osmanen


nun die verstümmelten Körper getöte­
ter Ordensritter an Holzkreuzen und
lassen sie zu den Christen hinübertrei­
ben. Der Großmeister reagiert ebenso
kaltblütig wie brutal: Er lässt die abge­
schlagenen Köpfe osmanischer Gefange­
ner in Richtung seiner Feinde schießen.
Im glutheißen Sommer beginnt die
türkische Attacke auf die Machtzentrale
der Malteser, die sich über zwei Halbin­
seln erstreckt, die wie knochige Finger
in den Hafen ragen. Die Osmanen las­
sen sogar eigens 80 Kriegsschiffe über
Land in die Meeresbucht schleppen, um
die gegnerischen Bollwerke auch vom
Wasser her attackieren zu können.

Türkenkriege


Für einen kurzen Moment, Anfang
August, sieht es tatsächlich so aus, als
könnten die Angreifer die frommen Rit­
ter überwältigen. Sie haben sogar schon
eine Bresche in die Mauern geschlagen,
als plötzlich Panik in ihren Reihen aus­
bricht. Ein kaiserliches Entsatzheer ist
gelandet! Alles ist verloren! Die Männer
irren sich. In Wahrheit hat nur ein Rei­
tertrupp die Gelegenheit genutzt, das
kaum bewachte Lager der Türken zu
überfallen. Aber die Chance ist vertan.
Am 7. September 1565 erreicht dann
tatsächlich die langersehnte christliche
Verstärkung die Insel - rund 10 000
ausgeruhte Kämpfer. Nach einem letz­
ten blutigen Gefecht fliehen die Türken
zu ihren Schiffen. Nur die Hälfte ihrer
Männer hat überlebt.

D


ie Christenheit aber jubelt. Über­
all im Abendland läuten die Glo­
cken. Fortan ist Malta die "Insel
der Helden" und der "Schild Europas".
Hat man den Ritterorden vor der Bela­
gerung nur sehr zögerlich unterstützt,
fließen nun die Spenden. Die Malteser
nutzen das Geld, um am nördlichen Ufer
des Großen Hafen eine völlig neue, am
Reißbrett geplante Festungsstadt zu er­
richten. Und natürlich ist es Jean de la
Valette, der ihren Grundstein legt. Kurz
darauf stirbt er im Alter von 74 Jahren.
Der Kampf um das Mittelmeer geht
auch nach seinem Tod weiter. Und die
Zeit der Triumphe ist noch nicht vorü­
ber. Zwar verlieren die Venezianer 1571
Zypern, doch kurz darauf versetzt eine
christliche Flotte bei Lepanto (West­
griechenland) der osmanischen Flotte
einen vernichtenden Schlag. Danach
wagen die Sultane nie wieder den Griff
nach Westen.
Die Malteser regieren ihr Inselreich
noch bis 1798. Dann setzt Napoleon
Bonaparte der Ordensherrschaft ein
Ende. Maltas Hauptstadt trägt aber
noch immer den Namen jenes Mannes,
der sie einst gründete: Valletta. •

Joachim Teigenbüseher emp­
fiehlt allen, die mehr über die
Johanniter erfahren wollen.
das Buch .. Ritter im Exil" von
Karin Schneider-Ferber.

P.M. HISTORY-AUGUST 2019 41
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