Türkenkriege
kindlichen Figur abzulenken. In die
sem Aufzug hatte er vom französischen
Monarchen forsch ein militärisches
Kommando verlangt - und war binnen
weniger Minuten abgefertigt worden.
Ein Schock. Denn damit versperrte ihm
der König seinen einzigen Ausweg aus
einem trostlosen Dasein bei Hofe.
P
rinz Eugen trägt zwar einen
klingenden Namen. Aber er ent
stammt nur einer Nebenlinie des
Adelsgeschlechts von Savoyen, dessen
Herzogtum strategisch günstig zwi
schen Alpen und Mittelmeer liegt. Sei
ne Kindheit verbrachte Eugen am Hof
von Ludwig XIV., dem sein bewunderter
Vater als Heerführer diente. Doch der
hochbegabte Feldherr starb bereits, als
der Junge zehn Jahre alt war. Dadurch
verlor seine Mutter, eine ehemalige Ge
liebte des Königs, ihren gesellschaftli
chen Einflu ss. Interesse an ihren sieben
Kindern zeigte sie ohnehin nie.
So wuchs Eugen, isoliert im golde
nen Käfig von Versailles lebend, einer
Welt der Intrigen, zu einem misstraui
schen Einzelgänger heran. Liselotte von
der Pfalz, eine Schwägerin des Königs,
wird sich in einem Brief sehr unvor
teilhaft an ihn erinnern: "Prinz Eugen
ist ein kleines, mutwilliges, schmutzi
ges Bübchen gewesen. Ein kurz aufge
schnupftes Näschen, ziemlich langes
Kinn und so kurze Oberlippen, dass er
den Mund allezeit ein wenig offen hat
und zwei breite, doch weiße Zähne se
hen lässt; ist gar nicht groß, schmal von
Taille, aber die Augen waren schön."
Frauen verachtet Eugen. Dem Hof
klatsch zufolge interessieren ihn attrak
tive Pagen weit mehr. Statt Geistlicher
zu werden, wie es seine Großmutter für
ihn vorsieht, hegt Eugen den sehnlichen
Wunsch, eine Karriere beim Militär ein
zuschlagen. Als der König ihm die Er
füllung dieses Traums verweigert, hält
den Prinzen nichts mehr in Frankreich.
Die Audienz beim Kaiser ist Eugens letz
te Chance auf ein Leben als "honnete
homme", also als ehrenhafter Diener
hoher Ideale wie Tapferkeit und Opfer
mut. Auf ein Leben wie sein Vater.
Doch als der junge Prinz Leopold
gegenübersteht, bietet sich ihm ein
48 P.M. HISTORY -AUGUST 2019