P.M. History - 08.2019

(Tina Meador) #1

Türkenkriege


Im Sommer 1686 gehören sie zu ei­
ner Armee, die Ofen an der Donau be­
lagert, die wichtigste osmanische Fes­
tung in Ungarn. Als deren Besatzung
versucht, den Ring der Angreifer zu
sprengen, reitet Prinz Eugen den Tür­
ken so ungestüm entgegen, dass er in
deren Mitte gerät und seine Männer ihn
befreien müssen. Beim Sturm auf das
Bollwerk trifft ihn ein Pfeilschuss in die
rechte Hand. Doch schließlich gelingt
den kaiserlichen Truppen die Vertrei­
bung der Osmanen. Ofen wird später
zur westlichen Hälfte Budapests.

R


asch steigt der wagemutige Re­
gimentskommandeur in der Ar­
mee auf. Und die kennt fortan
nur noch ein Ziel: immer die Donau
stromabwärts. Denn wer einen Fluss­
abschnitt kontrolliert, beherrscht auch
die umliegenden Landstriche. Deshalb
wollen die kaiserlichen Truppen die
Festungen entlang des Ufers erobern.
Bei Mobacs in Südungarn entschei­
det Prinz Eugen im August 1687 die
Schlacht, als es ihm und seinen Män­
nern gelingt, die Verteidigungsanlagen
der Osmanen zu erstürmen. Damit en­
den mehr als eineinhalb Jahrhunderte
türkischer Herrschaft in der Region.
Der Lohn der dankbaren Ungarn: Die
Habsburger stellen fortan ihren König.

52 P.M. HISTORY -AUGUST 2019


Ein Jahr später nehmen die Kaiser­
lichen sogar Belgrad ein, und wieder
prescht Prinz Eugen mit dem Degen
voran. Doch auf die Euphorie folgt die
große Angst: Ludwig XIV. lässt Truppen
ins Rheinland einmarschieren.
Seit Jahren verleibt Frankreichs Kö­
nig seinem Land immer mehr Regionen
des deutsch-römischen Reichs ein, da-

den wird: in Italien. Doch er feiert kaum
Erfolge. Zu schlecht sind seine Truppen
ausgerüstet. Zur selben Zeit nutzen die
Türken die Schwäche der Kaiserlichen
und erobern Belgrad zurück. Eugens
Wahlheimat droht zwischen den zwei
Feinden zerrieben zu werden.
Dann, Anfang 1697, wendet sich
das Blatt. Der Kaiser sucht einen neu-

In seinem Wiener Schloss


erschreckt der General die Gäste


mit einem zahmen Löwen


runter Teile des Elsass, der Pfalz und
des späteren Saarlands. Sollte das so
weitergehen, wäre Ludwig XIV. bald in
der Lage, die Würde eines deutschen
Kurfürsten zu beanspruchen. Dann aber
würde das schier Undenkbare möglich:
Der Franzose könnte nach der Kaiser­
krone greifen! Der Herrscher in Wien
sieht sich zu einem Zweifrontenkrieg
gegen zwei Großmächte gezwungen:
im Westen gegen die Franzosen, im Os­
ten gegen die Osmanen. Ein Albtraum.
Während der folgenden neun Jahre
kämpft Prinz Eugen auf dem südlichen
Schlachtfeld des Gemetzels, das einmal
Pfälzischer Erbfolgekrieg genannt wer-

HERRSCHAFTLICH
ln Wien beauftragt
Prinz Eugen den
Architekten Johann
Lucas von Hilde­
brandt mit dem Bau
des prachtvollen
Schloss Belvedere

en Oberbefehlshaber für den nächs­
ten Feldzug in Ungarn. Eigentlich soll
Sachsens König August der Starke den
prestigeträchtigen Posten übernehmen.
Doch als August erfährt, dass die Po­
len ihn zu ihrem König gewählt haben,
lässt er seine Truppen einfach zurück.
Jetzt ist sein Stellvertreter am Zug -der
wortkarge, mit der Kriegsführung der
Osmanen vertraute Prinz Eugen.

N


ur: Dessen Truppen fehlt es mal
wieder an Nahrung, Kleidung
und Sold. Eugen weiß: "In ge­
fährlichen Zeiten bestehen Rat und
Tat in nichts anderem als in der Armee
und im Geld." In höchster Not beweist
der Feldherr sein Organisationstalent.
Er beschafft Darlehen aus den reichen
Niederlanden und England, lässt sich
über ein Netz von Spionen über jede
Bewegung seiner Gegner unterrichten
und treibt die Verbündeten dazu an,
ihre Truppen schneller aufmarschieren
zu lassen. Trotzdem kommen letztlich
nur rund 50 000 der zugesagten 80 000
Kämpfer zusammen.
Wie sollen sie gegen die mehr als
100 000 Soldaten des neuen Sultans
Mustafa II. bestehen? Eugens Stim­
mung sinkt weiter, als ihm sein Kaiser
befiehlt, er dürfe erst angreifen, nach­
dem er sich mit seinen Generälen ab­
gesprochen hat. Denn der 33-Jährige
steht im Ruf, zu rasch und kopflos vor­
zupreschen. Es wird anders kommen.
Im Sommer 1697 schleichen Ös­
terreicher und Osmanen über Wochen
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