Türkenkriege
"türkisiert", auf den Wandvertäfelun
gen von Boudoirs und Kabinetten tum
meln sich Kamele und schnauzbärtige
Turbanträger. Man findet sie auch auf
Vasen und Tabakdosen.
Damen der Gesellschaft wollen sich
als Sultana sehen, gehen erst zum Kos
tümball und posieren dann in orienta
lischem Putz für ihr Porträt. In Weimar
wirbt das "Journal des Luxus und der
Moden" für "robes a Ia turque". All
zu fremdartig soll es dann aber doch
nicht sein. Die Damen tragen Korsage
und Korkenzieherlocken. Für den tür
kischen Chic genügen turbanartige
Kopfwickel, loser Überrock und breiter
Gürtel. So lässt sich Madame de Pom
padour 1753 auf Kissen gesunken beim
Kaffeegenuss malen.
K
affee stammt vermutlich aus Ost
afrika, gilt aber als türkisches
Getränk, da es über das Osmani
sche Reich in den Westen gelangt. Ein
französischer Reisender bringt 1644
erstmals eine größere Menge
Bohnen mit. An Reiz ge
winnt das bittere Gebräu
aber erst, als osmanische
Gesandtschaften das stil
volle Zeremoniell des Kaffee
trinkens mit Porzellantasse und
Damastserviette vorführen. 1673
eröffnet ein
Holländer in Bremen das wohl erste
Kaffeehaus in deutschen Landen.
Auch in den Gärten wütet die Tür
kenmode. In Parkanlagen ahmen Pavil
lons die Form prächtiger osmanischer
Zelte nach, und um 1760 entsteht im
englischen Kew die erste Dekomoschee
Europas. Der pfälzische Kurfürst lässt
sich ab 1779 eine Moschee in seinen
Schlossgarten in Schwetzingen bauen.
Bei den Details nimmt er es nicht so ge
nau. Die Gebetsrichtung stimmt nicht,
und es fehlt der Brunnen für die rituelle
Waschung. Aber Muslime versammeln
sich hier ja ohnehin nicht. Den ersten
echten Moscheebau auf deutschem Bo
den bringt erst viel später ein anderer
Krieg hervor: 1915 wird für alliierte
muslimische Gefangene in Wünsdorf
ein Gebetshaus errichtet.
B
esonders beliebt in den Barock
gärten sind bunte Tulpen - auch
sie ein Import aus dem Reich
der Osmanen. Die ersten Samen
brachte wahrscheinlich um 1555 der
römisch-deutsche Gesandte mit. Er
nannte die Pflanzen tulipans. Wohl
ein Übersetzungsfehler. Der Diplomat
hielt vermutlich die Beschreibung der
Blumen für ihren Namen: tülbend, wie
ein Turban. Die Türken nennen das Ge
wächs Iaie. Solche Missverständnisse
gibt es immer wieder.
Als der osmanische Gesandte zum
Empfang in Berlin 1763 einen "türki
schen" Marsch vorgespielt bekommt,
konstatiert er angeblich: "ist nicht tür-
kisch". Tatsächlich tun die Europä
er sich schwer mit den fremden
Harmonien. Der französische
Schriftsteller Jean Dumont
vergleicht sie mit "dem
Geheul eines Halunken
auf der Folter". Allerdings
kennt man im Westen lange
kaum etwas anderes als die
Töne der Mehterhäne, die auf
dem Schlachtfeld mit Becken,