sehen Patriarchen, Gregorios V., und
knüpft den fast SO-Jährigen in vollem
Ornat an der Pforte seiner Kirche auf.
Der Krieg wird auch deshalb so er
barmungslos geführt, weil ihn vor al
lem die Griechen als Religionskonflikt
verbrämen. Das Symbol ihres Freiheits-
Im Jahr 1823 bringt er per Schiff Geld,
Waffen und Medikamente auf die Ioni
schen Inseln in Westgriechenland. "Ich
komme nicht hierher, um mich politisch
zu engagieren. Ich bin hierher gekom
men, um ein Land zu retten", erklärt
er. Und stellt - obwohl militärisch völ-
Freiwillige aus ganz Europa
kämpfen für die Griechen
kampfes ist das Kreuz, das heute die
griechische Staatsflagge ziert.
Die Politiker in den europäischen
Hauptstädten schauen mit Sorge nach
Griechenland. Besonders Briten und
Franzosen sind eigentlich darauf be
dacht, das schwächelnde Osmanen
reich zu stützen. Denn sie fürchten,
dass andernfalls die Russen auf dem
Balkan und am Schwarzen Meer vor
dringen könnten. Doch die breite Öf
fentlichkeit bringt den Aufständischen
große Sympathien entgegen.
A
n Isar, Themse, Seine und Rhein
berauschen sich Adlige, Bürger,
Bauern und selbst Arbeiter an
der vermeintlichen Wiedergeburt der
Hellenen. Griechenland - die Wiege
der europäischen Kultur! Vielerorts
gründen sich Griechenhilfsvereine, die
Geld für die angeblich gerechte Sache
sammeln. Das Schicksal der Griechen
wird auf Theaterbühnen verhandelt, in
Gedichten, Gemälden, Büchern und un
zähligen Zeitungsartikeln. In München
ruft der Philosophie-Professor Friedrich
Thiersch zur Bildung einer deutschen
Legion für die Revolutionäre auf.
Über die Brutalität der Freiheits
kämpfer sehen die meisten Griechen
freunde, die Philhellenen, hinweg. Ihre
Empörung heben sie sich für die Türken
auf. Nachdem osmanische Soldaten am
- April 1822 auf der Insel Chios gelan
det sind und Zehntausende Griechen
ermordet oder versklavt haben, reisen
rund 1000 Freiwillige aus ganz Europa
gen Hellas, um Seite an Seite mit den
Aufständischen zu kämpfen.
Einer der feurigsten Griechenfreun
de ist der britische Dichter Lord Byron.
lig unerfahren- eine mehrere Hundert
Mann starke Truppe auf.
Die Aufständischen sind inzwischen
heillos zerstritten. Noch während der
Freiheitskampf andauert, entzünden
sich gleich zwei kurze griechische Bür-
Türkenkriege
gerkriege. Auch deshalb verschlechtert
sich 1825 ihre Lage dramatisch.
Der Sultan hat die Zeit genutzt, um
schlagkräftige Hilfe anzufordern: Ein
17 000 Mann starkes ägyptisches Expe
ditionskorps landet im Südwesten der
Peloponnes. Den modern bewaffneten
und von französischen Offizieren aus
gebildeten Soldaten haben die Griechen
kaum etwas entgegenzusetzen. Große
Teile der Halbinsel fallen an die Hohe
Pforte zurück.
Eine noch schlimmere Niederlage
droht auf dem Festland bei Messolon
gi. Seit Monaten belagern osmanische
Truppen die westgriechische Stadt. Die
rund 9000 eingeschlossenen Griechen
müssen Katzen, Hunde und Frösche es
sen. Als ein letzter Ausbruchsversuch
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