P.M. History - 08.2019

(Tina Meador) #1

sperren. Daraufhin erklärt der Zar dem
Osmanischen Reich im April 1828 den
Krieg. Fast bis nach Konstantinopel rü­
cken seine Truppen vor. Im Friedens­
vertrag von Adrianopel muss der Sultan
der Autonomie Griechenlands zustim­
men. Das Gebiet des neuen Staates
entspricht in etwa dem des klassischen
Hellas, also der Peloponnes, Attika und
Mittelgriechenland.
Zum ersten Mal in der Geschichte
hat sich ein europäisches Volk ganz von
der osmanischen Herrschaft befreit.
Trotzdem gehen die Grabenkämpfe
in dem völlig verwüsteten Land wei­
ter. Das erste Staatsoberhaupt wird
ermordet. Deshalb entscheiden die
Großmächte 1832, aus Griechenland
eine Erbmonarchie zu machen. Auf der
Suche nach einem Regenten wird man
schließlich in Bayern fündig: mit Otto


von Wittelsbach, Sohn des Philhellenen
König Ludwig I. von Bayern.
Griechen aus allen Teilen des Lan­
des stehen am Kai Spalier, als der Prinz
am 6. Februar 1833 an Bord einer bri­
tischen Fregatte samt einem Heer von
Gelehrten und 3500 bayerischen Solda­
ten in der Hafenstadt Nafplio landet.

A


uf osmanischer Seite versuchen
die Sultane eiligst, ihr verbliebe­
nes Reich mit einem ehrgeizigen
Reformprogramm zu modernisieren -
zu spät. Das einst von den Europäern so
gefürchtete Imperium wird nur noch als
"kranker Mann am Bosporus" verspot­
tet. Seine Existenz hängt vom guten
Willen der Großmächte ab. Im Krim­
krieg (1853-1856) stehen England und
Frankreich - aus Furcht vor einer rus­
sischen Übermacht - den hoffnungslos

EIN BAYER IN ATHEN
Nachdem die Griechen
ihre Unabhängigkeit
errungen haben.
bekommen sie 1832
einen König: den bay­
erischen Prinzen Otto.
(Ankunft in Athen.
Peter von Hess, 1839)

Türkenkriege


unterlegenen Türken bei. Und auf dem
Berliner Kongress 1878 teilen europä­
ische Staatsmänner den Balkan auf,
ohne dass der Sultan noch ein Wört­
chen mitzureden hätte. Rumänien, Ser­
bien und Montenegro werden endgültig
unabhängig, Bulgarien erhält ein eige­
nes Fürstentum, steht aber formal wei­
ter unter osmanischer Herrschaft.
Damit hat das Osmanische Reich
fast sein gesamtes europäisches Territo­
rium verloren. Im Jahr 1922, nach der
Niederlage im Ersten Weltkrieg wird
der "Ewige Staat", so sein Wahlspruch,
schließlich ganz aufgelöst. •

Eva Lehnen wird künftig bei
jedem Münchenbesuch an
Navarino denken. Die .. Bavaria"
soll aus dem Erz türkischer Ka­
nonen gegossen worden sein.

P.M. HISTORY -AUGUST 2019 67
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