unserer Zeit. Die Astrologen sind stu
dierte Leute, Mediziner, Mathematiker,
Astronomen, die mit Rechen-und Mess
methoden den Himmel analysieren.
Durch ihre Herangehensweise grenzen
sie sich von den Propheten ab, die von
sich behaupten, ihre Erkenntnisse über
die Zukunft einfach zu "sehen", ohne sie
aufwendig "herausfinden" zu müssen.
L
ängst hatten die Menschen be
obachtet, dass die himmlischen
Gestirne auch die Erde beeinflus
sen - dass die Sonne alles Leben dort
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ermöglicht und der Mond für Ebbe und
Flut verantwortlich sein könnte. Wa
rum also sollten die Sterne nicht auch
den Wegjedes Einzelnen bestimmen?
Im christlich geprägten Europa be
gnügt man sich bis ins hohe Mittelalter
biblisch-bieder damit, dass Gott schon
alles weise nach Maß und Zahl geord
net habe und dass er einem jedem das
Leben beschere, was er verdient. Man
hütet sich, diese Gesetzmäßigkeiten
systematisch zu erforschen. Wer es ver
sucht, sieht sich rasch dem Vorwurf der
Gotteslästerung ausgesetzt.
Der längste Kaiser
Der Habsburger Friedrich II I. war von
1452 bis 1493 Kaiser des Heiligen
Römischen Reiches und bekleidete
dieses Amt länger als jeder andere
römisch-deutsche Herrscher. Er schuf
die Grundlage für den Aufstieg seiner
Dynastie. Seine Gattin Eleonore von
Portugal gebar sechs Kinder, von de
nen vier jedoch sehr früh starben.
Ab dem 14. Jahrhundert aber gera
ten solche Glaubenssätze ins Wanken.
An Universitäten, die allerorten gegrün
det werden, zerbrechen sich Gelehrte
die Köpfe über Planetenbewegungen.
Mit Spiegel-und Linsensystemen ver
sucht man, astronomische Daten zu ge
winnen. Doch nicht nur in der Astrono
mie (die anders als heute damals noch
nicht von der Astrologie zu trennen
ist) -in fast allen Wissensgebieten siegt
die Neugier über althergebrachte Denk
muster und Weltbilder. Sogar Kleriker
unterstützen auf einmal die Forschung.
Und gottgefällig werden die Astro
logen mit einer plausiblen Argumen
tation: Sie erklären, Gott habe mit den
Sternen Zeichen an den Himmel ge
stellt; die Menschen müssten Gottes
Willen darin erkennen.