P.M. History - 08.2019

(Tina Meador) #1
MODERN Der Erbauer des ersten
Eddystone-Turms hatte verkün­
det, dass dieser .auf ewig stehen"
werde. Tatsächlich befindet sich
heute auf dem Riff schon das
vierte Seezeichen seiner Art. Auf
dem Bild wird gerade das Funda­
ment errichtet (um 1880)

Wie tückisch das Eddystone-Riff vor
der englischen Hafenstadt Plymouth
wirklich war, wusste wohl niemand
so gut wie Henry Winstanley. Im Jahr
1695 zerschellten dort nacheinan­
der zwei seiner Schiffe. Der Reeder
wollte nicht warten, bis seine ganze
Flotte auf den Grund des Ärmelkanals
gesunken war. Und so beschloss er,
einen Leuchtturm zu bauen - auf den
ersten Blick ein irrwitziges Unter­
fangen. Denn als Fundament für das


ABGEBAUT John Smeatons
Turm, der 1759 seinen Dienst
aufnahm (r.), war komplett aus
Stein und deshalb besonders
stabil. Doch um 1870 hatten ihn
die Wellen unterspült. Er wurde
an Land versetzt, wo man ihn
immer noch besichtigen kann

Seezeichen taugte nur ein einziger
kleiner Felsen, und der ragte auch
noch schräg aus den Wellen. Win­
stanley schreckte das nicht: Jeden Tag
ruderten er und seine Männer sechs
Stunden aufs Meer hinaus, arbeiteten
eine Weile, und ruderten dann wieder
zurück. Nach dem ersten Sommer
hatten sie gerade einmal zwölf Löcher
in das Gestein geschlagen und darin
lange Eisenstangen verankert. Als der
Bau endlich in die Höhe wuchs, wurde

Winstanley von französischen Freibeu­
tern verschleppt. Doch Ludwig XIV.
ließ ihn wieder gehen. Ab 1698 brann­
te Licht im Turm, und solange er stand,
wurde das Riff keinem Schiff mehr
zum Verhängnis. Fünf Jahre später zog
allerdings ein Unwetter auf. Winstan­
ley ließ sich auf seine Insel übersetzen,
um dort den .gewaltigsten Sturm aller
Zeiten" zu erleben. Danach waren
beide verschwunden - der Turm und
sein Erbauer.

P.M. HISTORY -AUGUST 2019 91
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