Frankfurter Allgemeine Zeitung - 05.08.2019

(Dana P.) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen MONTAG, 5. AUGUST 2019·NR. 179·SEITE 19


KAUNAS/VILNIUS, 4. August (dpa).
Litauen ist bisher ein nahezu weißer
Fleck auf der Weltkarte der Automobilin-
dustrie. Doch nun siedeln sich in dem Bal-
tenstaat im Nordosten Europas zwei deut-
sche Zulieferer an. So hat Hella in Rekord-
zeit eine Produktionsstätte hochgezogen,
Continental will sein erstes Werk in der
zweiten Jahreshälfte 2019 in Betrieb neh-
men. Die litauische Regierung hofft nun
im internationalen Standortwettbewerb
auf einen Sogeffekt und die Ansiedlung
weiterer Zulieferer. „Der Automobilzulie-
fersektor ist schrittweise gewachsen und
hat einen Schub durch Hella und Conti-
nental bekommen“, sagte der litauische
Wirtschaftsminister Virginijus Sinkevici-
us in Vilnius. Mindestens 120 Millionen
Euro wollen die beiden deutschen Bran-
chengrößen in der Wirtschaftszone der
zweitgrößten Stadt Kaunas investieren,
bis zu 3000 Arbeitsplätze sollen in den
kommenden Jahren entstehen.
Litauen versucht seit einiger Zeit, Zulie-
ferer ins Land zu holen. Gut 40 Unterneh-
men, die Autoteile herstellen und im Jahr
2018 einen Gesamtumsatz von 400 Millio-
nen Euro erzielten, sind schon in dem
größten Baltenstaat aktiv. Fast die Hälfte
davon haben sich im Baltic Automotive
Components Cluster vereint, darunter Na-
men wieYazaki, Schmitz Cargobulloder
Littelfuse. Angelockt wurden viele von
den niedrigen Arbeitskosten, die weit un-
ter dem Niveau in Deutschland und dem
anderer klassischer Standorte der Automo-
bilindustrie in Osteuropa liegen.
Nach Angaben der britischen Unter-
nehmensberatung Cushman & Wakefield
kostet Arbeit in Litauen 14 Prozent weni-


ger als in Polen und 30 Prozent weniger
als in Tschechien, nicht zuletzt wegen der
angespannten Arbeitsmarktlage in bei-
den Ländern. Auch für den Licht- und
Elektronikspezialisten Hella aus Lipp-
stadt ist der Personalaspekt einer der aus-
schlaggebenden Gründe für den neuen
Standort in Litauen gewesen. „Hier sind
gut qualifizierte und motivierte Arbeits-
kräfte zu – aus unserer Sicht – fairen
Lohnkosten verfügbar“, sagte Michael Ja-
recki, Geschäftsführer von Hella Litauen,
bei einem Rundgang durch das im Juli
2018 eröffnete Werk. Kaunas sei logis-
tisch vorteilhaft, besitze Tradition im Ma-
schinenbau und verfüge mit der Techni-
schen Universität über eine Hochschule
mit Werkbankanschluss. Hochautomati-
siert stellt Hella unweit des Flughafens
der 300 000-Einwohner-Stadt Lichtelek-
tronik-Baugruppen her. In Kürze soll die
Produktion erweitert werden.
Ähnliche Argumente waren auch für
die Continental AG entscheidend, die nur
einen Steinwurf von Hella entfernt ein
neues Werk errichtet. Fertigen will der
Dax-Konzern aus Hannover Elektronik-
komponenten, die Produktion soll noch in
diesem Jahr starten. Mit Kosten von 95
Millionen Euro gilt das Werk als größte
Neuerrichtung einer Produktionsstätte in
Litauens Geschichte. Die SchweizerMi-
kronGruppe, die Automatisierungslösun-
gen für die Autoindustrie produziert, kün-
digte im Frühjahr den Bau einer Produkti-
onsstätte in Kaunas an. Offen bleibt, wel-
che Auswirkungen die Ansiedlung weite-
rer Zulieferer haben wird. Deutsche Wirt-
schaftsvertreter beklagen seit längerem ei-
nen Fachkräftemangel in Litauen.

Autozulieferer lieben Litauen


Nach Hella und Continental hofft das Land auf Sogeffekt


MENLO PARK, 4. August (dpa). Die
Facebook-Apps Instagram und Whatsapp
bekommen einen Namenszusatz, der ihre
Zugehörigkeit zum Konzern deutlich
macht. Sie sollen künftig „Instagram von
Facebook“ und „Whatsapp von Face-
book“ heißen, wie ein Sprecher des Netz-
werks dem Online-Technologieportal
„The Information“ am Wochenende bestä-
tigte. Der Schritt hätte keine Auswirkung
auf die Funktionsweise der Apps, wäre
aber ein politisches Signal.
Kritiker fordern die Zerschlagung des
mächtigen Online-Netzwerks, und eine
der angesprochenen Varianten ist die Ab-
spaltung von Instagram und Whatsapp.
Zudem prüfen amerikanische Wettbe-
werbshüter nach Informationen des „Wall
Street Journal“, ob Facebook seinerzeit
die beiden Start-ups gekauft hatte, um Ri-
valen auszuschalten. Eine Zerschlagung
Facebooks wurde schon zum Thema für
die amerikanische Präsidentenwahl 2020.
Unter anderem die demokratische Anwär-
terin Elizabeth Warren hat sich die Ab-
spaltung von Instagram und Whatsapp
auf die Fahnen geschrieben.
Facebook hatte die Foto-Plattform Ins-
tagram 2012 für etwa eine Milliarde Dol-
lar übernommen und den Chatdienst
Whatsapp gut zwei Jahre später für rund
22 Milliarden Dollar. Beide agierten zu-
nächst weitgehend eigenständig unter
dem Dach des Konzerns, zuletzt nahm
Facebook-Chef Mark Zuckerberg sie je-
doch verstärkt unter seine Kontrolle. Die
Gründer von Instagram und Whatsapp ha-
ben Facebook inzwischen verlassen.
Zuckerberg kündigte auch an, Whats-
app sowie den zweiten Facebook-Chat-
dienst Messenger und die entsprechende
Funktion von Instagram auf eine gemein-
same technische Plattform zu bringen.
Auch das würde eine mögliche Abspal-
tung erschweren. Die Details des Umbaus
sind noch unklar. Es zeichnet sich aber ab,
dass der Grundpfeiler eine strikte Kom-
plett-Verschlüsselung der Inhalte werden
soll, wie sie bei Whatsapp üblich ist.
„The Information“ hatte schon zuvor
unter Berufung auf interne Firmenunter-
lagen vom vergangenen Herbst berichtet,
dass Nutzer des Online-Netzwerks ver-
stärkt Inhalte bei Instagram und Whats-
app teilen – was Sorgen um einen Bedeu-
tungsverlust der Haupt-App von Face-
book geschürt habe. Ein Hinweis auf die
Namensergänzung „von Facebook“ für
die beiden Dienste war von einer Soft-
wareentwicklerin schon im März im Pro-
grammcode entdeckt worden. Zu einem
ähnlichen Zusatz greift Facebook auch
bei seiner Plattform Workplace für die
Kommunikation am Arbeitsplatz.

lid.NEW YORK,4. August. Nach einer
Serie von Niederlagen vor kalifornischen
Gerichten zeigt sich Bayer mittlerweile of-
fener dafür, die Rechtsstreitigkeiten um
das Unkrautvernichtungsmittel Glypho-
sat und etwaige damit verbundene Krebs-
risiken mit Vergleichen zu beenden. Der
Vorstandsvorsitzende Werner Baumann
hat sich lange gegen solche außergericht-
lichen Einigungen gestemmt und gesagt,
Bayer würde allenfalls geringfügigen Zah-
lungen zustimmen. Anlässlich der Vorla-
ge von Quartalszahlen vor wenigen Tagen
schlug er aber etwas andere Töne an und
sagte, Bayer könnte einen Vergleich in Er-
wägung ziehen, solange er „finanziell ver-
nünftig“ sei und einen endgültigen
Schlussstrich unter die juristischen Aus-
einandersetzungen setze. Bei den Gesprä-
chen über einen Vergleich spielt der ame-
rikanische Staranwalt Kenneth Feinberg
eine zentrale Rolle. Er wurde im Mai von
einem Richter in San Francisco als
Schlichter eingesetzt, um zwischen Bayer
und den Klägeranwälten zu vermitteln.
Wie Feinberg dieser Zeitung sagte, hat
er sich seither mit Vertretern beider Sei-
ten getroffen. Die Gespräche seien aber
noch in einem „sehr vorläufigen“ Stadi-
um. Und es sei noch nicht absehbar, ob
und wann es zu einer Einigung kommen
könnte. Es gebe auch keinen festgelegten
Zeitrahmen. Aber Feinberg machte auch
deutlich, dass er einen Vergleich für un-
ausweichlich hält: „Diese Fälle schreien
nach einer vernünftigen außergericht-
lichen Lösung.“ Der Rechtsstreit sei al-
lein wegen der schieren Menge an Klagen
„problematisch“, und Gerichte seien gar
nicht in der Lage, ein solches Volumen zu
bewältigen. Genau deshalb habe der Rich-
ter in San Francisco, bei dem allein Hun-
derte von Glyphosat-Klagen gebündelt
sind, ihn bedrängt, mit den beteiligten
Parteien eine Einigung außerhalb des Ge-
richtssaals auszuhandeln.
Die Zahl der Klagen steigt weiterhin ra-
sant an. Bayer bezifferte sie bei der Vorla-
ge der Ergebnisse auf 18 400, das sind
5000 mehr als noch drei Monate zuvor.


Feinberg wundert dieser Anstieg nicht, er
verweist darauf, wie aggressiv Anwälte
im amerikanischen Fernsehen ihre Diens-
te anbieten, um weitere Kläger zu rekru-
tieren: „Ich sehe hier ständig Werbung.“
Nach Feinbergs Vorstellung werden die
Schlichtungsgespräche im Idealfall dazu
führen, dass alle Klagen in ganz Amerika
außergerichtlich beigelegt werden, also
nicht nur die in San Francisco. Um eine
Chance zu haben, dies zu erreichen, müs-
se zunächst einmal eine „Struktur“ für ei-
nen potentiellen Vergleich gefunden wer-
den, also zum Beispiel festgelegt werden,
welche Art von Fällen überhaupt an-
spruchsberechtigt sei. Feinberg sagt, er
rechne es Bayer hoch an, sich auf diese
Schlichtung einzulassen und „kreativ“ au-
ßerhalb des Gerichtssaals nach Lösungen
zu suchen.Die Deutschen haben bislang
drei Glyphosat-Prozesse in Amerika hin-
ter sich und alle drei verloren. Die Un-
krautvernichtungsmittel mit Markenna-
men wie „Roundup“ gehören ihnen seit
der Übernahme des amerikanischen Wett-
bewerbers Monsanto im vergangenen

Jahr. Die Kläger leiden an Krebs und ma-
chen Monsantos Herbizide dafür verant-
wortlich. In allen drei Prozessen haben
die Geschworenen den Klägern Schaden-
ersatz zugesprochen und Monsanto auch
zur Zahlung einer zusätzlichen Strafe
(„Punitive Damages“) verurteilt. Das bis-
lang spektakulärste Urteil kam im Mai,
als zwei krebskranke Ehepartner im kali-
fornischen Oakland mehr als zwei Milliar-
den Dollar zugesprochen bekamen.
Mittlerweile sind in allen drei Fällen
die zu zahlenden Summen von den zustän-
digen Richtern deutlich reduziert wor-
den, sie liegen nun jeweils im zweistelli-
gen Millionen-Dollar-Bereich. Hochge-
rechnet auf alle Klagen wären solche Be-
träge freilich noch immer eine gewaltige
finanzielle Belastung für Bayer. Jenseits
der Reduzierung der Beträge haben die
Richter die Entscheidungen der Geschwo-
renen im Grundsatz aufrechterhalten.
Bayer versucht daher weiterhin, die Urtei-
le in Berufungsverfahren ganz zu kippen.
Der Konzern stellt sich beharrlich auf
die Position, Glyphosat sei sicher. Dies

würde auch durch Hunderte von Studien
belegt. Dagegen sagte der Richter in San
Francisco unlängst, nach seiner Auffas-
sung hätten beide Seiten „glaubwürdiges
Beweismaterial“ zu der Frage vorgelegt,
ob Glyphosat Krebs verursache oder
nicht. Schlichter Feinberg sagt, er habe
sich bislang mit diesen wissenschaftli-
chen Fragen noch nicht allzu sehr befasst.
Dies werde aber im Laufe der Gespräche
gewiss eine Rolle spielen.
Der nächste Glyphosat-Prozess soll am


  1. August in Monsantos Heimatstadt St.
    Louis beginnen. Erstmals wird also ein
    Verfahren außerhalb Kaliforniens stattfin-
    den, wo die Gerichte als klägerfreundlich
    gelten. Der Anwalt des Ehepaars, das den
    dritten Prozess gewonnen hat, sagte die-
    ser Zeitung unlängst, ihm mache der Orts-
    wechsel keine Sorgen. Es sei für ihn ver-
    kraftbar, wenn Bayer einige Fälle in St.
    Louis gewinne. Zudem habe er außerhalb
    Kaliforniens auch Mandanten in einer
    Reihe anderer Bundesstaaten wie Florida
    und Hawaii, wo er sich in einer guten Aus-
    gangsposition sehe.


hpe.MÜNCHEN,4. August. Am Flug-
hafen der Mietwagen, in der Stadt die
U-Bahn und der Elektro-Stehroller – so
sieht sie oft aus, die Mobilitätswelt von
heute. Immer mehr Menschen verzichten
in den Metropolen auf das eigene Auto.
Auf den Trend weg vom Eigentums- und
Vermögensschutz hin zur Absicherung
der individuellen Mobilität müsse sich
die Versicherungswirtschaft einstellen,
sagt Axel Theis, im Konzernvorstand der
Allianz für das Deutschland-Geschäft zu-
ständig, im Gespräch mit der F.A.Z. Der
Kunde reise von A nach B mit ganz unter-
schiedlichen Verkehrsmitteln: „Wir wol-
len das gesamte Ökosystem versichern.“
Während Europas größter Versiche-
rungskonzern gerade den neuen Online-
Versicherer „Allianz Direct“ ins Rennen
schickt, wird in Italien eine ganz neue
Versicherungspolice getestet. DieAlli-
anznennt das Pilotprodukt „My Mobili-
ty“ und kann per App auf dem Smart-
phone abgeschlossen werden. „Es ist
eine Mischung aus Reiseversicherung
und Assistance-Dienstleistung. Für vor-
aussichtlich 1 bis 5 Euro am Tag ist der
Kunde rundum sorglos auf seiner gesam-
ten Reise, ganz gleich ob jemand Carsha-
ring oder Bikesharing nutzt“, sagt Theis.
Es dürfte laut Theis nur eine Frage der
Zeit sein, bis das Produkt nach abge-
schlossener Pilotphase auch in Deutsch-
land verfügbar sei. Schon vor Jahren ließ
Konzernchef Oliver Bäte in Italien die
Entwicklung des Internetgeschäfts „vor-
denken“, indem er Policen vom Budget
des Kunden abhängig machte. Der Versi-
cherungsnehmer entscheidet, wie viel
Geld er monatlich ausgeben möchte, die
Allianz liefert den Versicherungsschutz.
Italien wurde so zur Blaupause für die
„Big-Data“-Strategie des Konzern. Auch
Telematik-Tarife wurden zuerst jenseits
der Alpen angeboten. Sie gewähren Auto-
fahrern einen Bonus, wenn diese umsich-
tig und unfallfrei unterwegs sind und ih-
ren Fahrstil von einer App überwachen
lassen. Vor knapp drei Jahren wurden zu-
erst Fahranfänger umgarnt, mit durch-
wachsenem Erfolg, wie Theis eingesteht:
„Die Allianz hat in Deutschland bis jetzt
rund 100 000 Verträge und ich hatte mir,
ganz ehrlich, noch mehr versprochen.“
Künftig rechne er mit stärkerem Wachs-
tum, auch deshalb, weil die Altersbe-
schränkung aufgehoben sei.

Auf die nächste große Veränderung
im Mobilitätsgeschäft, das autonome
Fahren, bereitet sich die Allianz nach
den Worten von Theis akribisch vor. In
einigen Jahren werden Roboter-Autos
dank ihrer ausgeklügelten Technik so gut
wie keine Unfälle mehr bauen. Heute
sind noch zwei Drittel aller Schäden von
Menschen verursachte Kollisionsschä-
den. Weil sich die Versicherungsprämie
nach der Schadenquote bemisst, dürften
die Einnahmen der Versicherer schrump-
fen. Natürlich würden auch vollautomati-
sierte Fahrzeuge in Zukunft versichert,
sagt Theis. Es werde sicherlich weniger,
aber angesichts der kostspieligen Tech-
nik auch teurere Schäden geben.
Für die Versicherer wird sich der Fo-
kus von der Kfz-Haftpflichtversiche-
rung hin zur Produkthaftpflicht verschie-
ben. In vielen wichtigen Märkten der Al-
lianz reiche der heutige Rechtsrahmen
aus, sagt Theis: „Dort besteht eine ver-
schuldensunabhängige Gefährdungshaf-
tung für den Eigentümer oder Halter ei-
nes Fahrzeugs. Sollte also ein autono-
mes Fahrzeug einen Unfall verursachen,
haftet zunächst der Eigentümer oder
Halter dieses Fahrzeugs, ganz unabhän-
gig vom Verschulden. Damit ist dessen
Kfz-Haftpflichtversicherer erster An-
sprechpartner für den Unfallgeschädig-
ten und wird den Schaden regulieren.
Sollte sich herausstellen, dass der Scha-
den aufgrund eines Fahrzeugfehlers ver-
ursacht wurde, kann der Kfz-Haftpflicht-
versicherer gegebenenfalls beim Herstel-
ler des Fahrzeugs Regress nehmen.“ Die-
se Haftungsregeln stellten sicher, dass
dem Geschädigten auch bei Unfällen
mit Beteiligung von autonomen Fahrzeu-
gen schnell geholfen werden könne.
Mit den selbstfahrenden Autos sind zu-
dem neue Risiken zu erwarten. So stellt
sich die Frage nach der Datensicherheit
der elektronischen Systeme in den Autos
mehr denn je. „Selbstfahrende Autos,
die per Software überwacht und gesteu-
ert werden, können ein attraktives An-
griffsziel von Hackern sein, die durch
Manipulationen enorme Schäden anrich-
ten. Cyber-Versicherungen werden dann
eine ganz andere Rolle spielen als heu-
te“, sagt Theis: „Unser Geschäft ist das
Risiko. Jetzt ändern sich die Risiken, des-
wegen ändern wir unser Geschäft.“

tp.ROM,4. August. Ein neuer nationaler
Champion der Baubranche entsteht in Ita-
lien unter dem Arbeitstitel „Progetto Ita-
lia“ (Projekt Italien). Dazu wird Italiens
Branchenprimus Salini Impregilo mit der
bisherigen Nummer zwei Astaldi fusio-
niert. Salini Impregilo hatte gerade eine
Halbjahresbilanz für 2019 mit einem Um-
satz von 2,6 Milliarden Euro und einem
Nettogewinn von 63 Millionen Euro vor-
gelegt. Astaldi steckt dagegen in einem
Vergleichsverfahren. Während Salini bis-
her mehr als 90 Prozent seines Umsatz im
Ausland erzielte, etwa mit dem Bau des
neuen Panama-Kanals, litt Astaldi unter
dem Stillstand der öffentlichen Investiti-
onsprojekte in Italien.
Italiens Baubranche hat nach Angaben
des Branchenverbandes Ance in den ver-
gangenen elf Krisenjahren 120 000 Un-
ternehmen und 620 000 Arbeitsplätze
verloren, weil die jährlichen Bauinvesti-
tionen inzwischen um 35 Prozent niedri-
ger liegen als 2008. Italiens Politiker spre-
chen zwar immer von öffentlichen Inves-


titionen, doch kommen diese Bauprojek-
te nicht voran. Der Wert der brachliegen-
den öffentlichen Projekte mit einem Bau-
volumen oberhalb von 100 Millionen
Euro wird auf rund 36 Milliarden Euro
beziffert.
Bei Progetto Italia übernimmt nun die
öffentliche Finanzgesellschaft Cassa De-
positi e Prestiti den größten Teil des Risi-
kos. Sie beteiligt sich mit 250 Millionen
Euro an einer Kapitalerhöhung von insge-
samt 600 Millionen Euro. Die Finanzhol-
ding Salini Costruttori beteiligt sich mit
50 Millionen Euro, drei Großbanken mit
150 Millionen Euro. Weitere 150 Millio-
nen Euro sollen auf dem Aktienmarkt
eingeworben werden. Im Gegenzug gibt
es neue Kreditlinien der Banken von
mehr als 900 Millionen Euro, und Kredi-
te von 170 Millionen Euro für Salini Imp-
regilo werden verlängert. Zugleich kann
mit einer Kapitaleinlage von 225 Millio-
nen Euro der Baukonzern Astaldi aus
dem Vergleichsverfahren herausgekauft
werden.

Kenneth Feinberg vermittelt


in Amerika als Schlichter


zwischen Bayer und


Klägeranwälten – und hofft,


einen Schlussstrich unter die


Rechtsstreitigkeiten zu setzen.


Die Allianz


testet neue Policen


Veränderte Mobilität erfordert andere Versicherungen


Alles Facebook


oder was?


Ein neuer Bauriese in Italien


Der Branchenprimus und die Nummer zwei fusionieren


„Die Glyphosat-Fälle schreien nach Vergleich“


Glyphosat auf künftiger Baumwolle:Ausbringung des Pflanzenschutzmittels im amerikanischen Arkansas Foto Imago

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