Frankfurter Allgemeine Zeitung - 05.08.2019

(Dana P.) #1

SEITE 28·MONTAG, 5. AUGUST 2019·NR. 179 Sport FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


Dämpfer für VfB Stuttgart

Trotz einer 2:0-Führung hat der VfB
Stuttgart in der Zweiten Fußball-Bundes-
liga den ersten kleinen Dämpfer hinneh-
men müssen. Im schwäbischen Duell
beim 1. FC Heidenheim kam der Auf-
stiegsfavorit am Sonntag nicht über ein
2:2 hinaus. Vor 15 000 Zuschauern erziel-
ten Hamadi Al Ghaddioui und Holger
Badstuber die Treffer für die Stuttgarter.
Doch dann glichen Robert Leipertz und
VfB-Kapitän Marc Oliver Kempf per Ei-
gentor noch aus. An der Spitze der Zwei-
ten Liga stehen punktgleich der Karlsru-
her SC und Erzgebirge Aue. (dpa)

FC Everton holt Talent Kean
Stürmertalent Moise Kean wechselt vom
italienischen Fußball-Rekordmeister Ju-
ventus Turin zum Premier-League-Klub
FC Everton. Der 19 Jahre alte italieni-
sche Nationalspieler unterschrieb bei
den Toffees einen Vertrag bis zum Jahr


  1. Über die Ablösesumme wurde Still-
    schweigen vereinbart. (dpa)


Ebbinge gewinnt Traber-Derby

Weltmeister Rick Ebbinge hat das 124.
deutsche Traber-Derby gewonnen. Der
Niederländer siegte am Sonntag auf der

Trabrennbahn Mariendorf mit seinem
dreijährigen Hengst Velten von Flevo
beim wichtigsten Rennen in Deutsch-
land. Über 1900 Meter verwies das Ge-
spann den Italiener Alessandro Goccia-
doro mit Juan Bros sowie Rancoon mit
Rudolf Haller im Sulky auf die Plätze.
Am Vortag hatte 12:10-Wettfavoritin La
Grace mit dem achtmaligen deutschen
Fahrer-Champion Michael Nimczyk
(Willich) im Sulky das erstmals seit 1989
ausgetragene Stuten-Derby gewonnen.
(dpa)

Schneller Este
Der Este Ott Tänak hat die Rallye Finn-
land gewonnen und seine Führung in der
WM-Gesamtwertung ausgebaut. Im
Toyota setzte sich Tänak vor den Finnen
Esapekka Lappi (Citroën) und Jari-Mat-
ti Latvala (Toyota) durch. Titelverteidi-
ger Sebastian Ogier (Frankreich/Citro-
ën) und der WM-Zweite Thierry Neu-
ville (Belgien/Hyundai), Tänaks erste
Verfolger in der Gesamtwertung, muss-
ten sich mit den Plätzen fünf und sechs
zufriedengeben. (sid)

Schrötter macht Punkte

Motorradpilot Marcel Schrötter ist beim
Grand-Prix in Brünn mit einem sechsten
Platz in die zweite WM-Saisonhälfte ge-

startet. Der Landsberger kämpfte am
Sonntag vor rund 85 000 Fans zu Beginn
des Moto2-Rennens um einen Podest-
platz und lag lange aussichtsreich auf
der dritten Position. In der Schlussphase
des Rennens fiel er dann aber noch zu-
rück. Dank der Punkte in Brünn verbes-
serte sich Schrötter in der WM-Wertung
um eine Position und reist als WM-Fünf-
ter am kommenden Wochenende zum
Österreich-Grand-Prix nach Spielberg.
Der Spanier Álex Márquez setzte sich in
der WM durch einen weiteren Sieg von
seinen Verfolgern ab. (dpa)

Wie „Löwinnen“
Die Beachvolleyballer Nils Ehlers und
Lars Flüggen haben beim Major-Tur-
nier in Wien das Halbfinale verpasst.
Das Hamburger Duo unterlag am Sams-
tag in der Runde der besten acht Teams
den Amerikanern Philip Dalhausser
und Nicholas Lucena 0:2. Eine Woche
nach dem zweiten Platz beim Fünf-Ster-
ne-Turnier in Tokio mussten sich
Ehlers/Flüggen nun mit dem geteilten
fünften Platz begnügen. Am Tag zuvor
hatten Olympiasiegerin Laura Ludwig
und ihre neue Partnerin Margareta Ko-
zuch zwar ebenfalls das Halbfinale ver-
passt, mit dem Viertelfinaleinzug aber
die bisher beste Plazierung ihrer ge-
meinsamen Karriere erzielt. (dpa)

InKürze


Grand Prix von Ungarn in Budapest (70
Runden à 4,381 km/306,630 km):1. Hamil-
ton (Großbritannien) - Mercedes 1:35:03,796
Std., 2. Verstappen (Niederlande) - Red Bull
+17,796 Sek., 3. Vettel (Heppenheim) - Ferrari
+1:01,433 Min., 4. Leclerc (Monaco) - Ferrari
+1:05,250, 5. Sainz Jr. (Spanien) - McLaren +
1 Rd., 6. Gasly (Frankreich) - Red Bull + 1 Rd.,


  1. Räikkönen (Finnland) - Alfa Romeo + 1 Rd.,

  2. Bottas (Finnland) - Mercedes + 1 Rd., 9. Nor-
    ris (Großbritannien) - McLaren + 1 Rd., 10. Al-
    bon (Thailand) - Toro Rosso + 1 Rd., 11. Perez
    (Mexiko) - Racing Point + 1 Rd., 12. Hülken-
    berg (Emmerich) - Renault + 1 Rd., 13. Mag-
    nussen (Dänemark) - Haas + 1 Rd., 14. Ricciar-
    do (Australien) - Renault + 1 Rd., 15. Kwiat
    (Russland) - Toro Rosso + 2 Rd., 16. Russell
    (Großbritannien) - Williams + 2 Rd., 17. Stroll
    (Kanada) - Racing Point + 2 Rd., 18. Giovinaz-
    zi (Italien) - Alfa Romeo + 2 Rd., 19. Kubica
    (Polen) - Williams + 3 Rd. -Ausfälle:Grosjean
    (Frankreich) - Haas (50. Rd.).
    Pole Position:Verstappen - 1:14,572 Min.
    Schnellste Rennrunde: Verstappen -
    1:17,103 Min.
    Fahrer-Wertung: 1. Hamilton 250 Pkt., 2. Bot-
    tas 188, 3. Verstappen 181, 4. Vettel 156; Lec-
    lerc 132.


Foto dpa

FRANKFURT(dpa). Im Zuge der interna-
tionalen Doping-Ermittlungen um die so-
genannte „Operation Aderlass“ hat es
eine Hausdurchsuchung bei einem weite-
ren deutschen Arzt gegeben. Wie die
Staatsanwaltschaft Innsbruck am Sams-
tag mitteilte, durchsuchten Strafverfolger
das Haus des Mediziners in der Nähe der
bayerischen Stadt Rosenheim und vernah-
men ihn. Mit den Doping-Vorwürfen in
Zusammenhang stehende Substanzen sei-
en bei der Durchsuchung nicht gefunden
worden.
Während der Nordischen Ski-Weltmeis-
terschaften in Innsbruck und Seefeld hat-
ten österreichische und deutsche Behör-
den Razzien durchgeführt, unter ande-
rem auch bei einem deutschen Sportarzt
in Erfurt. Er gilt als mutmaßlicher Draht-
zieher eines vermuteten internationalen
Netzwerkes und sitzt in München in Un-
tersuchungshaft. Bisher sind in dem Blut-
Doping-Skandal Namen von 21 Sportlern
aus acht Ländern und fünf Sportarten be-
kannt.
Ausgangspunkt für die jüngste Haus-
durchsuchung waren nach Angaben der
Innsbrucker Staatsanwaltschaft die Aussa-
gen des beschuldigten österreichischen
Sportlers Johannes Dürr und seines ehe-

maligen Trainers H. Sie hätten angege-
ben, von dem Arzt Marc S. das im Sport
verbotene Medikament und Blutdoping-
mittel Erytropoietin (Epo) erhalten zu ha-
ben.
Der als Beschuldigter geltende Arzt
habe die Vorwürfe bestritten und befinde
sich auf freiem Fuß. Bei ihm sichergestell-
tes Datenmaterial werde noch ausgewer-
tet. Gegenüber der
ARD gab der Arzt an,
keine Befürchtungen
zu haben, zur Rechen-
schaft gezogen zu wer-
den. Er habe Epo in
seinem ganzen Leben
weder bestellt, noch
gekauft noch verkauft.
Auch die Verabrei-
chung und unentgeltli-
che Weitergabe sind strafbar. Die Behör-
den sind sich allerdings sicher, mit ihren
Ermittlungen auf der richtigen Spur zu
sein: „Für uns ist es eine verdichtete Be-
weislage, sonst hätten wir kein so massi-
ves Mittel wie die Durchsuchung ge-
wählt“, sagte Staatsanwalt Thomas Wil-
lam gegenüber der „Süddeutschen Zei-
tung“. Die Staatsanwaltschaft hat den
Durchsuchungsbefehl am Geburtstag des
79 Jahre alten Mediziners umgesetzt.

Formel-1-Ergebnisse


NINGBO(dpa). Enttäuscht über die
im ersten Anlauf verpasste Olympia-
Teilnahme reisen die deutschen Volley-
ballerspielerinnen aus China ab. Nach
Niederlagen gegen den EM-Dritten
Türkei (1:3) und Olympiasieger China
(1:3) beim interkontinentalen Qualifi-
kationsturnier in Ningbo muss das jun-
ge Team von Bundestrainer Felix Kos-
lowskis nachsitzen. „Da gehen auch
schon ein bisschen die Gedanken hin“,
sagte Sportdirektor Christian Dünnes
vor dem Rückflug in die Heimat am
Montag. Im Januar werden die letzten
Plätze für Tokio 2020 vergeben. Der er-
folgreiche Schlusspunkt mit dem 3:0
am Sonntag gegen Tschechien war zu
wenig. Denn nur der Gruppensieger si-
cherte sich definitiv die Reiseerlaubnis
nach Japan im nächsten Jahr. „Aktuell
sieht es so aus, als ob wir unsere Haus-
aufgaben machen“, lobte Dünnes je-
doch den insgesamt überzeugenden
Auftritt der Deutschen in Fernost. Die
Türkei und China waren jedoch eine
Nummer zu groß. Der EM-Achte prä-
sentierte sich aber auch ohne Libera
Lenka Dürr (Karriereende) und die
verletzte Außenangreiferin Hanna
Orthmann (Oberschenkelprobleme)
gegen die beiden Volleyball-Schwerge-
wichte in starker Form. „Spielerisch
insgesamt sehr überzeugend“, resü-
mierte Dünnes. Mit der Türkei sei das
Team „auf jeden Fall auf Augenhöhe“
gewesen. Auch gegen China habe das
Team „sehr gut mitgehalten.“ Der Sieg
über Tschechien war sportlich bedeu-
tungslos, aber zumindest ein Zeichen
von Widerstandsfähigkeit. „Es war ein
sehr, sehr gutes Spiel. Wir hatten über
die ganze Zeit die Kontrolle über das
Spiel“, sagte Jennifer Geerties, die mit
15 Punkten beste deutsche Angreiferin
war. Vom 23. August bis zum 8. Sep-
tember sind die Deutschen nun bei der
Europameisterschaft gefordert. Im Ja-
nuar findet dann die kontinentale
Olympia-Qualifikation statt, die sich
an der Europa-Rangliste nach der EM
orientiert. Acht Teams kämpfen dann
um nur noch eine Olympia-Zulassung.

F.A.Z. FRANKFURT. Mick Schuma-
cher hat erstmals in der Formel 2 ein
Rennen gewonnen. Am Sonntag setzte
sich der 20-jährige Pilot beim 16. Sai-
sonrennen auf dem Hungaroring vor
den Toren von Budapest mit einem Vor-
sprung von 1,4 Sekunden durch. Im
Sprintdurchgang behielt Schumacher
im Prema-Boliden von der Pole-Positi-
on aus die Führung bis ins Ziel. Schu-
macher, Debütant in der sogenannten
Sprungbrettliga, ließ sich vom Druck
des Japaners Nobuharu Matsushita
(Carlin) nicht aus der Ruhe bringen, er
leistete sich nicht einen Fehler wäh-
rend der spannenden Jagd auf dem
Hungaroring, die Sergio Sette Camara
(DAMS) aus Brasilien als Dritter been-
dete. „In den letzten Runden hat mein
Herz ziemlich schnell geschlagen“, sag-
te Schumacher, „die Reifen bauten ab,
ich hatte die ganze Zeit Druck. Ich bin
sehr glücklich.“ In der Gesamtwertung
kletterte der Sohn von Formel-1-Re-
kordweltmeister Michael Schumacher
auf den elften Platz (45 Punkte). Nyck
de Vries (ART/196) aus den Niederlan-
den führt weiterhin vor Nicholas Latifi
(DAMS/166), der das Hauptrennen am
Samstag gewonnen hatte. Schumacher
bestätigte mit seinem Sieg den Trend
der vergangenen Wochen. In vier der
vergangenen fünf Rennen gewann er
Punkte. Am Samstag war er von Start-
platz vier nach einem Qualifying auf
nasser Piste zwar „nur“ Achter gewor-
den. Doch das Ergebnis bescherte ihm
die Pole-Position. Die besten acht fah-
ren sonntags in umgekehrter Reihenfol-
ge los.

D


ie Spannung lässt nicht nach.
Dank einer cleveren Taktik sei-
nes Teams hat Lewis Hamil-
ton am Sonntag den Großen
Preis von Ungarn vor Max Ver-
stappen gewonnen. Erst in den letzten
Runden konnte der fünfmalige For-
mel-1-Weltmeister im Mercedes den Nie-
derländer (Red Bull) überholen. „Das war
eine phantastische Leistung des Teams.
Ich wusste nicht, ob ich es schaffen würde.
Ich bin in jeder Runde auf Qualifying-Ni-
veau gefahren“, sagte Hamilton nach sei-
nem siebten Sieg auf dem Hungaroring.
Mit seinem 81. Grand-Prix-Erfolg stellte
er den Rekord von Michael Schumacher
ein. Ferrari-Pilot Sebastian Vettel gelang
es kurz vor dem Ende noch, seinen Team-
kollegen Charles Leclerc von Rang drei zu
verdrängen: „Aber wir wissen, dass wir zu
langsam sind. Wir brauchen gute Ideen
für die zweite Saisonhälfte.“
Jetzt ist es quasi amtlich. Red Bull hat
hinter dem Branchenführer Mercedes die
erste Verfolgerrolle übernommen mit
Verstappen als Anführer. Sein makelloser
Start in Ungarn und die Behauptung an
der Spitze bis zur 67. von 70 Runden zeug-
ten von der jüngsten Entwicklung des Boli-
den. Auch auf Strecken mit mittelschnel-
len Kurven ist der Rennwagen des österrei-
chischen Teams fast gleichwertig. Dieser
Schritt hatte sich angedeutet. Aber nur
Verstappen mochte Fahrkunst und Fahr-
barkeit vereinen. In der Konstrukteurswer-
tung wird Mercedes sich kaum Sorgen ma-
chen müssen. Was aber, falls Verstappen
ein Lauf gelingt im zweiten Teil der Sai-
son? Verfeinerungen rund um das Chassis
samt eines Kraftschubs im Heck von an-
geblich 25 PS sind in Planung.
Verstappen kreiste am Sonntag allein
mit Hamilton in der Siegerklasse. Valtteri
Bottas hätte noch im Spiel sein können
nach seinem Erfolg im Qualifikationstrai-
ning über den Weltmeister. Doch der Fin-
ne verlor kurz nach dem Start Form und
Fassung seines Frontflügels bei Berührun-
gen mit Hamilton und Leclerc, dann Rang
zwei an seinen Teamkollegen und nach
dem fälligen Boxenstopp samt Nasenwech-
sel den Sieg aus den Augen (8.). Wieder
vergab er, diesmal nicht allein schuldig,
die Chance, Hamilton näher zu kommen
mit dem identischen Auto. Und so wird
sich in der Sommerpause bis Ende August
der Eindruck weiter verstärken, Bottas sei
nicht der weitaus Zweitbeste, gar ein
Wechselkandidat im Silberpfeil-Team.
Auf Verstappen ruhen die Hoffnungen,
trotz seines größeren Rückstands von 69
Punkten in der Fahrerwertung hinter Ha-
milton. Hält er die Formel 1 in Atem?
Zumindest Ferrari ist die Luft in Un-
garn ausgegangen. Von der ersten Runde
an konnten weder Leclerc noch Vettel in
den Kampf um den Sieg eingreifen. Nach
25 Runden lag das Duo 18 Sekunden hin-
ter dem Führungsduo. An der Fähigkeit
der Piloten lag das kaum. Der SF90 bietet
zu wenig Abtrieb. Hätten die Fahrer das
Auto an die Grenze getrieben, der Reifen-
abrieb wäre durch das Rutschen in den
Kurven noch größer geworden. Insofern
sausten die Roten hilflos hinterher, mit
der vagen Hoffnung, Fahrfehler oder tech-
nische Defekte könnten die Schnellsten
aus der Bahn werfen und ihnen einen Er-
folg bescheren. Lange nicht mehr hat Fer-
rari die Zuschauerrolle übernehmen müs-
sen beim Blick auf den Zweikampf an der
Spitze. Vettel freute sich zumindest über
den Sprung auf das Podium im letzten Mo-
ment dank einer späten Ein-Stopp-Strate-
gie. Eine Minute Rückstand aber entspre-
chen einer Deklassierung.
Hamilton gegen Verstappen: Erst die Ni-
vellierung der Boliden führte zum ersehn-
ten Duell dieser Fahrer. Schon bis zum ers-
ten Boxenstopp raste der Champion in
Schlagdistanz hinter dem Jungstar her. Im
Verlauf der Reifenwechsel-Arie fuhr sich
Verstappen nach seinem früheren Stopp
einen Vorteil heraus. Aber Hamilton kon-
terte, tauchte zur Rennmitte formatfül-
lend im Rückspiegel des Red Bull auf und
jagte Verstappen im Angriffsmodus vor
dessen stimmgewaltiger Fangemeinde
durch die Kurven. 39. Runde: Attacke vor
der ersten Kurve, Verstappen wehrt sich
erfolgreich, verliert im folgenden Kurven-
geschlängel die Ideallinie und bietet Ha-
milton den nächsten Ansatz. Der schießt
rechts vorbei – zu schnell. Er kehrt nach
dem Ausflug auf den Asphalt neben der

Strecke wieder in der Ausgangsposition zu-
rück. Die orange Zone auf den Tribünen
jubelt. Längst sieht sie ihren Max als
Mann der Zukunft, als Weltmeister von
morgen. Mercedes wagt es am Sonntag
nicht, dem Spiel der Kräfte die Freiheit zu
nehmen. Bottas hätte, vom letzten Rang
schon auf Platz neun vorgefahren, als
Bremsklotz eingesetzt werden können.
„Wir sind zwei da vorne“, hatte Hamilton
vor dem Grand Prix gesagt. Aber Bottas
machte beiden Platz. Obwohl er die
schmerzhaften Rechenspiele kennen dürf-
te: Falls Verstappen die nächsten neun
Grands Prix gewönne und Hamilton je-
weils Zweiter würde, reisten beide zu ei-
nem Showdown nach Abu Dhabi. Ein
schöner Traum. Unrealistisch.
In Ungarn musste Mercedes an die
Grenze gehen, nicht nur der Pilot. Da
qualmte es in den Oberstübchen der Inge-
nieure und Taktiker. Was tun, wenn man
an dem formidablen Verstappen auf der
Strecke nicht vorbeikommt? Für ein halb-
wegs ungefährdetes Manöver muss der
Hintermann auf dem winkeligen Kurs
etwa 1,5 Sekunden schneller sein pro Run-
de. Also entschloss sich Mercedes, auf ei-
nem anderen Weg Hamilton Flügel zu ver-
leihen. In der 48. Runde wurden seinem
Mercedes „frische“, weichere Reifen mon-
tiert. „Lewis war nicht überzeugt“, sagte
Teamchef Toto Wolff, „wir haben ihm ge-
sagt, dass es sich ausgeht.“ Falls er pro
Runde eine Sekunde schneller fahren wür-

de als Verstappen. „Wir wären hinter Ha-
milton zurückgefallen“, antwortete Red
Bull auf die Frage ihres jungen Chefpilo-
ten, warum die Taktik nicht kopiert wur-
de. Und so begann das Duell auf Distanz.
Hier der Jäger mit neuen Pneus, schnelle-
ren Gummis und der Ansage, in der letz-
ten Runde am Holländer vorbeifliegen zu
können. Dort der Gejagte mit dem Gedan-
ken im Hinterkopf, sein Glück in der
Flucht zu finden, aber auf zweifellos nach-
lassenden Reifen. Max am Limit, Hamil-
ton im Temporausch, mit schnellsten Run-
den, zwischenzeitlich mit dem Streckenre-
kord im Grand Prix. Zehn Touren noch,
zwölf Sekunden Rückstand, der Champi-
on um mehr als eine Sekunde schneller.
„Er wird kein Gummi mehr auf dem Rei-
fen haben“, ruft der Renningenieur Hamil-
ton zu. „Ich weiß nicht, wie lange meine
Reifen noch halten“, antwortet der Brite.
Die Kommandozentrale überspielt die Sor-
ge: „Egal, fahr!“ Sechs Runden vor dem
Ende sieht Hamilton den Red Bull vor
sich, in der viertletzten übernimmt er bei-
nahe im Vorüberfahren die Führung. Ver-
stappen holt sich neue Reifen, um den Zu-
satzpunkt für die beste Rennrunde zu ge-
winnen. Schnellster Mann ist zuvor ein an-
derer, Vettel. Er setzt den Schlusspunkt, in-
nen vorbei in der ersten Kurve an dem
stürmischen Leclerc. Ein mutiges, ein cle-
veres Manöver, das die Hackordnung korri-
giert. Die „Alten“ haben sich erfolgreich
gewehrt. Diesmal.

Staatsanwalt schlägt zu


Ein weiterer deutscher Arzt unter Doping-Verdacht


Johannes Dürr

Volleyballteam


muss nachsitzen


Schumachers


erster Sieg


Nervenstark zum


Erfolg in der Formel 2


Auf der letzten Rille


Zum Glück gezwungen:Lewis Hamilton gewinnt mit Hilfe des Teams zum siebten Mal in Ungarn. Foto Reuters

Der neue Jäger:Max Verstappen (links), nicht Valtteri Bottas Foto AFP

Nur dank cleverer Taktik kommt Mercedes-Pilot Hamilton auf dem Hungaroring noch an Herausforderer


Verstappen im Red Bull vorbei. Vettel wird trotz Platz drei deklassiert.Von Anno Hecker, Frankfurt

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