April/MAi 2019
Hotel Budget-hotels
Gerade hat Motel One in Leipzig sein drittes Haus ge-
startet – in der alten Hauptpost, vis-à-vis von Oper und
Universität, als Teil eines Mixed-Use-Konzepts mit Ser-
viced Apartments, Coworking, Restaurants, Tagungsräu-
men und Fitnesscenter. Das Thema Telekommunikation
wird hier ganz Motel-One-like in jeder Faser gespielt – ob
mit dem riesigen Lobby-Bild der „Geträumten Weltkarte“
des Leipziger Künstlers Paule Hammer oder den Leuchten
in Posthorn-Form. Im ebenfalls neuen Motel One Frank-
furt-Römer nahe der Paulskirche geht es um den Buch-
druck mit Bildern des Frankfurter Künstlers Hendrik Zim-
mer oder schwebenden Papierblättern in einer Leuchte.
GeGen HotelreGeln verstossen
Der Erfolg von Motel One hat die gesamte Hotellerie
beeindruckt. Nahezu jede größere Kette schickt sich
mittlerweile an, eine eigene, frische Budget-Marke im
Portfolio zu haben. Ähnlich wie die Radisson Hotel
Group vor einigen Jahren mit Prizeotel hat gerade auch
die Mutter von Steigenberger, die Deutsche Hospitality,
die kleine, dänische Gruppe Zleep Hotels mehrheitlich
gekauft. Damit will sie in den nächsten Jahren im skandi-
navischen Raum und darüber hinaus mit einem individu-
ellen, hyggelig-trendigen Economy-Konzept wachsen.
Der Hotelgigant Marriott hat vor wenigen Jahren sogar
erstmals in seiner Geschichte in Europa eine neue Marke
entwickeln lassen: Moxy – die hippe Budget-Boutiqueho-
tel-Marke, die nach eigenen Worten, „Spaß daran hat, gegen
die Hotelregeln zu verstoßen“. Wohnzimmerecken, grüner
Lifestyle und vor allem viel Spielatmosphäre kennzeichnen
die Lobbys, reduziert-kreative Lässigkeit wie Haken statt
Schränke die Zimmer. Und in gemeinschaftlichen Bügelräu-
men treffen Geschäftsreisende aufeinander. Wirklich „Bud-
get“, im Sinne von verschlankt, scheint hier nicht mehr viel
zu sein, erst recht nicht die Raten. Aber das ist bei Moxy
auch nicht mehr unbedingt Thema. Auch diese Marke kann
mittlerweile ihre eigene Story erzählen und gehört mit in-
zwischen 30 „Erlebnishotels“ in Nordamerika, Europa und
Asien und über 20 für 2019 in Paris, Nashville oder Boston
geplanten zu den Shootingstars von Marriott. Gerade hat
ein neues Haus in New York City, das Moxy NYC Chelsea,
auf 35 Etagen samt einem dreistöckigen Glasatrium mit
vertikalen Gärten eröffnet. Die Gäste betreten das Hotel
durch den dicht bewachsenen Putnam & Putnam Flower
Shop, eine Art „botanische Bibliothek“ mit Pflanzkästen,
die von der 4,5-Meter-Wand baumeln und über eine fahrba-
re Leiter erreichbar sind. Auf der ganzjährig geöffneten
Gartenter rasse mit Pizzaofen kann man ein eigens für Moxy
erfundenes Boccia-Trinkspiel erleben oder auf der Dachter-
rassen-Lounge in der 35. Etage der Manhattan-Skyline Tri-
but zollen. Der Anschluss Moxys an das neue, große Bonus-
programm Marriott Bonvoy™ ermöglicht schließlich neben
freien Übernachtungen auch 120.000 Erlebnisse.
KlassiKer zieHen mit
So viel New-Economy-Fieber hat auch die alten Hasen un-
ter Zugzwang gebracht – was das Segment endgültig verän-
dern wird. Die große Accor-Marke Ibis hat gerade im Januar
das Ende der Standards verkündet. Jedes der rund 1.100
Ibis-Häuser wird damit über kurz oder lang anders aussehen
- und jedes neue sowieso. Dafür haben drei verschiedene
Designbüros in Österreich, Brasilien und Thailand drei ver-
schiedene neue Linien entwickelt. Während „Agora“ mit
lokalen Künstlern und viel grünem Lifestyle arbeitet, um-
fasst das Konzept „Plaza“ etliche offene, terrassenartige Ele-
mente im Industrial Look und „Square“ viele Regale in der
Lobby, große Holzlampenschirme und klassisch-ruhig ge-
haltene Zimmer. Überall verschwindet die Rezeption und
die Gäste werden vom „Smile-Team“ offensiv begrüßt, ent-
spannt mobil an der Bar oder auf dem Sofa eingecheckt.
Ib is sucht mehr Gästekontakt, will sich für alle öffnen –
„für die Menschen nebenan, für mehr Interaktionen im
neuen Erlebnisraum Hotel“, sagt AccorHotels-CEO Sébas-
tien Bazin bei der Präsentation in Paris. Neben einem offe-
nen Lobby-Konzept umfasst dies vor allem den Fokus
oben:
Moxy
unten (2):
Ibis
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