Aus: AARP The MAgAzine (FebRuAR-MäRz 2017); © 2017 AARP
104 ReAdeR's digesT 08.2019Ein künstliches Kniegelenk ist – ver-
einfacht gesagt – ein rundum beweg-
liches Scharnier, das Femur (Ober-
schenkelknochen) und Tibia (Schien-
bein) verbindet. Bei dem Eingriff
entfernt man beschädigtes Knorpel-
gewebe, verbindet Knochengewebe
und eine Prothese mit den Kno-
chen. Die Operation dauert etwa eine
Stunde und wird unter Vollnarkose
oder Lokalanästhesie durchgeführt.
Es gibt mehr als 150 Kniemodelle
zur Auswahl, wobei die meisten Pro-
thesen aus poliertem Titan oder ei-
ner Kobalt-Chrom-Legierung sowie
hochwertigen Kunststoffen bestehen
und jahrzehntelang halten. Viele
Experten sind der Meinung, dass es
bei den meisten Patienten nicht auf
die Art der Prothese ankommt. „Der
Arzt braucht die nötige Erfahrung mit
dem Prothesenmodell“, sagt Professor
Dr. Sven Ostermeier, Leitender Ortho-
päde des EndoProthetikZentrums der
Gelenk-Klinik in Gundelfingen. „Der
Patient muss Vertrauen in den Arzt
und seine Erfahrung haben.“WANN IST EINE OPERATION
NICHT RATSAM?
Ein künstliches Kniegelenk ist im
Allgemeinen sicher und in vielenDiese Geräusche stammen nicht von
einem Haus, das renoviert wird, son-
dern aus einem OP-Saal in Philadel-
phia, USA. Dort setzt der Orthopäde
Dr. Matthew Austin mit seinem Team
gerade eine Knieprothese ein.
Drei Stunden später ist der Pati-
ent, Bauunternehmer Ralph Gabriel,
69, wieder wach und scherzt bereits
mit seiner Familie. Eigentlich wollte
er sich nicht operieren lassen. Aber
durch jahrelanges Fliesenlegen wurde
der Knorpel in seinem rechten Knie
zerstört. Weil Knochen auf Knochen
rieb, litt er ständig unter Schmerzen.SCHMERZREDUKTION
Das menschliche Knie ist besonders
anfällig für Verschleiß. Jeder Schritt,
jeder Sprung, jedes Übereinander-
schlagen der Beine übt Druck auf
das Gelenk aus. Da die durchschnitt-
liche Lebenserwartung gestiegen ist
und die Generation 50 plus aktiv ist,
leiden immer mehr Menschen unter
Knieschmerzen. Dagegen helfen kurz-
fristig Gewichtsreduktion, physikali-
sche Therapie, Kniebandagen, Sprit-
zen und Nahrungsergänzungsmittel.
Bei chronischen Schmerzen oder Gon-
arthrose (Arthrose im Knie) kann ein
künstliches Gelenk die Lösung sein. FoTo: (voRige seiTe) © shuTTeRsTockE
ine Bohrmaschine surrt, Späne fliegen aus einem präzise
gesetzten Loch. Aus einer Kartuschenpistole quillt Zement
und verbindet zwei Oberflächen miteinander. Immer wieder
schlägt ein Hammer auf Metall. Im Hintergrund werden permanent
Messwerte und Teilgrößen ausgetauscht.