Reader\'s Digest Germany - 08.2019

(Elliott) #1

„Bitte lassen Sie mich nicht allein“,


bettelt Tabatha verzweifelt. „Ich lasse Sie


nicht im Stich“, versichert ihr Shaun


118 reader's digest 08.2019


kannte das Gefühl, wenn einem das
Wasser bis zur Nase reicht, und die
Unterströmung den Sand unter den
Füßen wegzieht. Als ihm das Wasser
bis zum Kinn reichte, blieb er stehen.
Fünf endlos scheinende Meter
trennten ihn von Tabatha und den
Jungen. So schwer es ihm fiel, er
machte kehrt.
„Bitte, lassen Sie mich nicht allein“,
bettelte Tabatha Monroe den kräftig
gebauten Fremden an.
„Ich lasse Sie nicht im Stich, ich bin
gleich wieder da“, versicherte er ihr.

E


twa zur gleichen Zeit kam
Roberta Ursrey, die Mutter
der Jungen, von der Toilette.
Sie schaute sich nach ihren
Kindern um und entdeckte die beiden
auf ihren Brettern im Meer. Vergeblich
forderte die Mutter ihre Söhne auf, zu-
rückzupaddeln. Dann warf Roberta
ihr Handy in den Sand und rannte ins
Wasser. Sie kämpfte gegen die Wel-
len an, um zu ihren Söhnen und der
Fremden zu gelangen.
„Ich helfe euch“, rief Roberta, „Ich
hole euch da raus.“ Sie packte die
Bretter und versuchte, diese in Rich-
tung Strand zu stoßen – vergeblich.

hatte Mühe, den Kopf über Wasser zu
halten. Sie geriet selbst in Panik, ließ
den Jungen los und paddelte, um sich
in Sicherheit zu bringen. Inzwischen
waren einige Teenager auf die vier
aufmerksam geworden. Ein großer
Junge, der im tiefen Wasser noch ste-
hen konnte, warf sich in die Wellen,
packte Brittany am Arm und zog sie
an den Strand.
Die Strömung trug Tabatha und die
Brüder indessen immer weiter aufs
Meer hinaus. Erschöpft und verzwei-
felt fragte sie sich, wie sie die beiden


Jungen retten sollte? Immer wieder
schlugen Wellen über ihr zusammen.
Voller Panik lief Brittany am Strand
auf und ab. Da blieb Shaun Jernigan,
der zu seinem Auto gehen wollte, ste-
hen. „Was ist los?“, fragte er.
„Meine Frau ertrinkt!“, sagte Brit-
tany und zeigte aufs Meer.
Nun sah auch Shaun die drei Köpfe.
Der hünenhafte Bauunternehmer zö-
gerte nicht und watete ins Wasser.
Auch wenn er allen Grund dazu ge-
habt hätte, sich nicht hineinzuwagen,
denn vor einem Jahr war er genau an
dieser Stelle von einer Rippströmung
erfasst worden und fast ertrunken. Er

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