120 reader's digest 08.2019
Foto: MitFreundlicher genehMiguung vonrobertaursreysich an ein Ehepaar
Mitte 20, Derek und
Jessica Simmons, und
erklärte ihnen die Si‑
tuation. Sofort spra‑
chen sie weitere Leute
an, die das Drama bis
dahin passiv verfolgt
hatten.
„Schaut nicht nur
zu! Zeigt, dass ein Fun‑
ken Menschlichkeit in
euch steckt!“, forderte
Derek sie auf. Und das
Unerwartete geschah:
Fremde Menschen
wateten in die Wellen,
reihten sich in die Kette
ein, fassten einander an den Händen,
fest entschlossen, alle lebend zum
Strand zurückzubringen.J
essica Simmons ist nicht
groß, dafür aber eine außerge‑
wöhnlich gute Schwimmerin.
Während ihr Mann Derek wei‑
tere Helfer rekrutierte, schnappte sie
sich zwei Bodyboards und schwamm
damit an der Menschenkette entlang.
Doch bis zu den erschöpften Schwim‑
mern waren es noch rund acht Meter.
Ein großer Mann am Ende der Kette
fragte sie: „Schaffen Sie es, die Leute
bis hierher zu bringen?“
„Ja, ich denke schon“, antwortete
Jessica. Als sie sich umdrehte, sah sie
ihren Mann dicht hinter sich.
„Ich konnte dich doch nicht allein
lassen“, sagte er nur.Da entdeckte Shaun zwei Polizis‑
ten. Doch die Beamten weigerten sich
zu helfen. Sie versuchten sogar, die
Leute davon abzuhalten, zu helfen.
Der stellvertretende Polizeichef Chad
Lindsey erklärte später im Fernseh‑
interview, dass sie es für zu riskant
gehalten hätten, jemanden zu den
Jungen hinausschwimmen zu lassen.
Shaun ignorierte die Polizisten und
bat weitere Strandbesucher um Hilfe.
Sie hielten sich aneinander fest, um in
der Strömung nicht den Halt zu verlie‑
ren. Das brachte sie auf die Idee, vom
Strand bis zu den Schwimmern eine
Menschenkette zu bilden. Solange das
entfernteste Glied mit denen verbun‑
den blieb, die fest auf Sand standen,
konnte ihnen nichts passieren.
Dazu mussten sie natürlich mehr
sein – sehr viel mehr. Shaun wandte
Roberta Ursrey besucht ihre Mutter Barbara Franz (links)
im Krankenhaus