Reader\'s Digest Germany - 08.2019

(Elliott) #1
Bescheiden
Kurz vor seinem Tod fragte ein Reporter George Bernard Shaw,
welche Persönlichkeit aus der Gegenwart oder der Geschichte er
gern sein würde, wenn er noch einmal zur Welt käme.
Der irische Schriftsteller antwortete: „Ich wäre gern der Mann,
der George Bernard Shaw hätte sein können, aber nie war.“
r. D.

122 reaDer's Digest 08.2019


er Barbara aus dem Wasser und legte
sie zwischen das Paar.
Justin schaffte es, zur Kette zu
schwimmen, sich einzuhaken und
dafür zu sorgen, dass seine Groß-
mutter an Land gebracht wurde. Der
Mann neben ihm griff nach seiner
Hand – und hörte ein Knacken, als ob
ein Knochen brach. Kurz zuckte der
Mann zurück, doch Justin sagte nur:
„Ist schon gut“.
Kurz darauf trugen Justin und ein
Fremder Barbaras leblosen Körper
zum Strand, wo sie Salzwasser er-
brach. Später erklärte sie, ihr verstor-
bener Mann Carl habe ihr zugeredet,
als sie bewusstlos war. Man behielt
Barbara einige Tage im Krankenhaus,
aber erst nach Monaten erholte sie
sich. Später stellte sich heraus, dass sie
einen dritten Herzinfarkt erlitten hatte.
Nun trieb noch Tabatha unge-
fähr sechs Meter von der Kette ent-
fernt kraftlos im Wasser. Neben ihr
schwamm Bryan, der Vater der Jun-
gen. „Halt durch“, redete Bryan auf sie
ein. „Ich halte dich fest.“
Shaun und die anderen Mitglieder
der Menschenkette erkannten, dass


sie die Kette in die Richtung verle-
gen mussten, in die Tabatha abtrieb.
Nach einem kurzen Durcheinander
hatte sich die Kette neu formiert. Ein
ausgeruhter Schwimmer bahnte sich
den Weg zu ihr. „Halt dich an meinem
Arm fest.“
Er zog Tabatha bis zur Kette, die sie
zum sicheren Strand reichte. Wäh-
renddessen entkam Bryan der Strö-
mung aus eigener Kraft. Er spürte wie-
der Sand unter den Füßen. Wie durch
ein Wunder hatten es alle geschafft.

D


ie meisten Retter blieben
anonym: der Teenager, der
Brittany an Land half, der
junge Schwimmer, der Taba-
tha zur Menschenkette brachte, das
asiatische Paar. Jeder hätte es ver-
dient, für seinen Einsatz ausgezeich-
net zu werden. Die Familie Ursrey ist
diesen Menschen unendlich dankbar.
Alle haben mitgeholfen, ihre Familie
vor dem Ertrinken zu retten.
„Die Menschen, die an jenem Tag
an den Strand kamen, waren Engel
auf Erden“, fügt Roberta hinzu. „Sie
sind unsere Helden.“
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