aus: summers with the Bears; © 1999 Jack Becklund.
nachdruck genehmigt von hachette Books, new York
08.2019 reader's digest 135
schwarzer Bär heran. Ich entkam ihm
mit einem Dauersprint über drei Kilo-
meter – übrigens ein Laufrekord, den
ich nie wieder übertraf.
Kein Zweifel also: Bären sind nur
ungefährlich, wenn man sie sich vom
Leib halten kann. Wir verzichteten
also auf einen Komposthaufen und
blieben auf unserem Grundstück von
Bären verschont – bis zu unserem
zweiten Sommer in Grand Marais.
Ungebetene Gäste
Die Katzen, von Geräuschen vor dem
Haus aufgeschreckt, weckten mich am
späten Abend. Ich stand auf, um von
der Veranda aus vors Haus zu schauen.
lm grauen Halbdunkel, auf der Wiese
neben dem Kirschbaum, hockte da,
groß und frech, ein Riesenbär.
Meister Petz schien tief in die Be-
trachtung des von einem Ast herab-
hängenden Vogelfutterhäuschens
versunken. Plötzlich richtete er sich
auf seinen Hinterläufen auf, packte
das Futterhäuschen mit seinen bei-
den Vordertatzen, kippte es sachver-
ständig über Eck und ließ sich dann
genüsslich den gesamten Futtervorrat
in die Schnauze rieseln.
Von der Veranda hinunter stieß ich
wüste Schreie aus, ruderte wild mit
den Armen. Ramah, unser Labrador,
sekundierte mit wütendem Gebell,
hütete sich aber wohlweislich, dem
Eindringling näherzutreten. Der Bär
machte sich südwärts davon, lange
waren im knackenden Unterholz seine
weit ausholenden Sprünge zu hören.
hiesige Wochenblatt zu arbeiten, und
schließlich übernahmen wir den
Cook County News-Herald sogar selbst
- in vielfältiger Eigenschaft als Heraus-
geber, Verleger, Chefredakteur, Lokal-
reporter und Anzeigenbeschaffer.
Natürlich war uns klar, dass wir uns
da auf ein riskantes Abenteuer einlie-
ßen. Dennoch ahnten wir nicht, dass
uns das wirkliche Abenteuer brum-
mend auf vier Beinen heimsuchen
sollte – die Bären.
In der ersten Nacht in unserem
neuen Haus fand ich lange keinen
Schlaf. Ich öffnete die Glasschiebetür
zur Veranda, lauschte dem Bach,
dem Elbow Creek, und dem Heulen
der Kojoten aus der Ferne. Und wie-
der kamen mir die Bären in den Sinn.
Denn ich bin mit einem gesunden
Respekt vor Bären aufgewachsen. Als
Junge hieß mein Lieblingsbuch Wie
wird man ein guter Jäger? Darin las
ich: „Hungrige Bären sind rückhaltlos
aufdringlich und bedrohlich. Zu jeder
Jahreszeit ist ihr Verhalten unvorher-
sehbar.“ Eigene Erfahrungen bestätig-
ten diese Warnung.
Einmal begleitete ich den Oberförs-
ter, der im Wald eine alte Abfallhalde
untersuchen wollte. Wir saßen in
seinem Geländewagen, als plötzlich
einige Bären vorbeistapften, jeder so
groß wie ein VW-Käfer. Einer richtete
sich auf den Hinterbeinen zur vollen
Größe von gut drei Metern auf und
schaukelte kraftvoll unser Fahrzeug.
Ein anderes Mal – ich war beim Fo-
rellenangeln – schlich sich ein großer,