144 reader's digest 08.2019
Jahren hatte uns Pattis Vater, der in
Kalifornien lebte, immer mal wieder
Mandeln geschickt. Kaum erfuhr er
von Purzels Vorliebe für diese Le-
ckerei, überschüttete er uns förmlich
damit. In der Nähe kalifornischer
Mandelplantagen entdeckte er ei-
nen Markt, wo man die bei uns teu-
ren Mandeln in Großhandelsmen-
gen abgab. Seither bekamen wir sie
sackweise, adressiert an „Purzelchen
Becklund“ – was bei unseren Postlern
jedesmal Gelächter auslöste.
An diesem Abend jedoch hatte
Purzelchen keinen Blick für die Man-
deln. Sie schmiegte sich an Patti und
schnüffelte ihre Handfläche ab – ein
Signal, dass sie nur von Hand gefüt-
tert werden wollte.
Zu jener Zeit litt Patti unter niedri-
gem Blutdruck, und ausgerechnet an
diesem Abend fühlte sie sich leicht
schwindelig. Sie hob einige Mandeln
auf, doch ihre Hand zitterte. In die-
sem Augenblick tat Purzel etwas Un-
erwartetes. Sie hob die Pranke, wölbte
sie unter Pattis Hand, um sie zu be-
ruhigen. Mit rührender Behutsamkeit
nahm Purzel so die Mandeln auf.Wieder Nachwuchs
Mit Herbstende 1994 begann ein
neues Überwintern für die große
Bärin. Als dann Mitte April 1995 die
Schneeschmelze begann, fragten die
Leute auch schon: „Ist sie wieder da?“
Seit Jahren schrieben wir in unse-
rer Zeitung über Bären im allgemei-
nen und Purzelchen im besonderen.Zunächst achtete Patti nicht darauf.
Dann bemerkte sie, daß die Katzen
stets auf den selben Punkt starrten.
Nun blickte auch Patti hin.
Tatsächlich: Zwischen den an den
Leinen aufgereihten Wäschestücken
klaffte eine Lücke. Ein rosa Bademan-
tel war verschwunden. Patti machte
sich auf die Suche.
„Jemand“, kam Patti halb belustigt,
halb verärgert zurück, „hat sich im
hohen Gras mit meinem Bademantel
ein weiches Ruhebettchen ausstaffiert.
Und dieser jemand“, sie deutete mit
dem Finger auf Stellen im Stoff, „hat
Pelzhaare hinterlassen.“
Sie trug den Bademantel ins Haus,
wusch ihn erneut und sicherte ihn
nunmehr mit mehr Wäscheklam-
mern auf der Leine ab. Während der
folgenden Stunde ging Patti viermal
nachschauen. Brav hing der Bade-
mantel an seinem Fleck. Beim fünften
Mal war er aber wieder weg. Erneute
Suche im Wald.
Diesmal erwischte Patti die Übeltä-
terin in flagranti. Sie lag auf dem Man-
tel. Ich hörte aus der Ferne Pattis ta-
delnde Stimme: „Schäm dich,Purzel!
Das ist mein Bademan tel und nicht
deiner! Hast du verstanden: Mein,
nicht dein!“
Verwundert ob solch ärgerlicher
Töne aus Pattis Mund, verließ Purzel-
chen ihre rosa Lagerstatt und trollte
sich in den Wald. Doch völlig unzer-
knirscht erschien sie zur gewohnten
Abendfütterung auf der Veranda.
Patti hatte Mandeln ausgestreut. Seit