Reader\'s Digest Germany - 08.2019

(Elliott) #1
08.2019 reader's digest 17

sich Elizabeths Mutter ans Johns
Hopkins Hospital in Baltimore, eine
Klinik mit ganzheitlichem Ansatz.
Der erste Arzt erklärte Elizabeth,
dass ihre Symptome auf etwas hin-
deuteten, worüber sein Kollege Dr. Jay
Pasricha forsche. „Wir haben Patien-
ten aus der ganzen Welt, die zuvor
meist bereits fünf bis sechs Spezialis-
ten aufgesucht hatten“, berichtet
Dr. Pasricha.
Über einen Zusammenhang zwi-
schen überbeweglichen Gelenken
und Magen-Darm-Beschwerden so-
wie autonomen Funktionsstörungen
wie Schwindelgefühl beim Aufstehen
berichteten Fachzeitschriften bereits



  1. „Doch viele Ärzte kennen diese
    Verbindung nicht“, sagt Dr. Pasricha.
    Bis zum Jahr 2015 stellten er und
    seine Kollegen fest, dass einige ihrer
    Patienten neben JAG (die Abkürzung
    für überbewegliche Gelenke, Ma-
    gen-Darm-Beschwerden, autonome
    Funktionsstörungen) eine vierte Be-
    sonderheit hatten: Anzeichen einer
    Autoimmunerkrankung. Sie bezeich-
    neten das als JAG-A. Bis heute hat
    Dr. Pasrichas Team die Daten von
    mehr als 100 Personen mit entspre-
    chenden Symptomen analysiert.
    „Elizabeth war ein Paradebeispiel“,
    erinnert sich Dr. Pasricha. Die Ur-
    sache dieser Erkrankung war unklar,
    Dr. Pasricha vermutete jedoch, dass
    alle betroffenen Patienten eine gene-
    tische Prädisposition aufwiesen. Aus
    diesem Grund begann er, Patienten
    mit intravenösem Immunglobulin zu


behandeln. Fünf Tage lang erhielten
sie Antikörper aus Spenderblut. „Das
war kein Wundermittel. Und bei eini-
gen Patienten passierte nichts“, be-
richtet Dr. Jay Pasricha.
Als die Behandlung im Januar 2018
begann, nahm Elizabeth bereits flüs-
sige Nahrung zu sich und war wegen
Mangelernährung eingewiesen wor-
den. Nach einem vielversprechenden
Start – bereits nach den ersten Infu-
sionen stellte sich Stuhlgang ein –
reagierte sie auf die zweite Infusions-
reihe ungewöhnlich: Sie bewegte
Arme und Beine unaufhörlich und
konnte damit nicht aufhören. Des-
halb beendete Dr. Pasricha die zweite
Behandlung vorzeitig. Bei der nächs-
ten Behandlung verhielt sich Eliza-
beth noch extremer. Sie ging endlos
auf und ab, bis die Wirkung nach
einigen Stunden nachließ.
Doch statt aufzugeben, beschloss
das Team um Dr. Jay Pasricha, ein
anderes Immunglobulin-Präparat
auszuprobieren. Dieses Mal traten
keine neuen Nebenwirkungen auf.
Heute, ein Jahr später, erhält Eliza-
beth Infusionen nach einem festge-
legten Therapieplan. Sie gilt zwar
nicht als geheilt, doch Dr. Pasricha
und seine Kollegen hoffen, durch
Tests und weitere Studien mit Patien-
ten wie ihr, JAG-A schon bald besser
verstehen und behandeln zu können.
Und die 30-Jährige freut sich darauf,
sich eines Tages wieder als ehren-
amtliche Pflegerin um gerettete Tiere
kümmern zu können.
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