56 reader's digest 08.2019Europas
seltsamste
Steuern
Auf dem ganzen Kontinent findet der
Fiskus immer neue Wege, den Bürgern
das Geld aus der Tasche zu ziehen
illustriert von stephen Collinsvon David ThomasS
teuern gibt es schon sehr lange. Bereits in der Bibel ist
im 1. Buch Mose zu lesen, dass der Pharao ein Fünftel
der Getreideernte für sich behielt. Seither finden Regie-
rende immer skurrilere Möglichkeiten, von ihren Un-
tertanen Steuern zu erheben. Römische Kaiser besteu-
erten Urin. Russische Zaren erhoben einst eine Bartsteuer. Im
Mittelalter ließen englische Könige ihren Rittern die Wahl: Ent-
weder leisteten sie Dienst im Heer des Königs, oder sie zahlten
ein „Schildgeld“ – eine Abgabe, die ihnen den Kampf ersparte.
Über die Jahrtausende hat sich erstaunlich wenig geändert.
Wir zahlen noch immer Steuern, und manche davon sogar
für Aberwitziges. In der belgischen Stadt Mechelen wird bei-
spielsweise eine besondere Abgabe verlangt: Eltern, die ihre
Kinder nicht an der Schulspeisung teilnehmen lassen wollen,
sondern ihnen etwas zu essen mitgeben, müssen dafür täg-
lich 50 Cent pro Kind abgeben. Damit werden die Lehrer
bezahlt, welche die Kinder beim Essen beaufsichtigen.