Reader\'s Digest Germany - 08.2019

(Elliott) #1

empfunden, die ja rund 80 Prozent der
Befragten für ungerecht halten. „Wenn
Mieten zunehmend unerschwinglich
werden, geht es für Normalverdiener
um ihr Zuhause, ihre Heimat. Da stellt
sich die Frage: Hat man als normaler
Bürger noch ein Bleiberecht in der In-
nenstadt oder wird man vertrieben?“,
sagt der Experte.
Auch bei Einkommen und Renten
klafft die Schere weit auseinander –
und das nicht nur gefühlt. Laut einer
Studie des Deutschen Instituts für
Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin
sind die Realeinkommen von 1991 bis
2016 zwar gewachsen, doch zugleich
sind der Anteil der Menschen mit
niedrigen Einkommen, das Armuts-
risiko sowie die Ungleichheit der Ein-
kommen gestiegen.
Dax-Konzerne weisen höhere Ge-
winne aus, während die Arbeitsverhält-
nisse von Arbeitern und Angestellten


prekärer werden. „Das erleben die
Menschen als einen Mangel an Wert-
schätzung und als zutiefst ungerecht“,
meint Grünewald.

Vor Gericht geht es
(meist) gerecht zu

Die Justiz kommt in unserer Umfrage
vergleichsweise gut weg: 57 Prozent
der Befragten halten die Urteile deut-
scher Gerichte für gerecht. Etwa jeder
Dritte ist skeptisch. Für Psychologe
Grünewald manifestiert sich in dieser
Skepsis das Gefühl: Die Kleinen fängt
man, die Großen lässt man laufen.
Schlupflöcher für Unternehmen,
Gesetze, die nicht für alle gleicher-
maßen gelten und der Dieselskandal
sorgten für Unmut. „Mit Recht haben
Diesel-Käufer das Gefühl, sie werden
bestraft und nicht die Industrie, die
getrickst und gefälscht hat“, sagt er.

Menschen


mit Kindern


sollten bei


der Rente


besser-


gestellt sein,


finden


69 %

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