Berlin. Friedrich Wilhelm I.
verbietet, Eisen, Wolle und Le-
der aus Preußen nach Sachsen
zu exportieren. Zudem belegt
er Waren aus dem Nachbar-
staatmit hohen Zöllen, weil der
wirtschaftliche Aufschwung
Sachsen auch militärisch und
politisch immer stärker werden
lässt. 1721 verschärft er das
Embargo noch, sodass der Wa-
renaustausch fast zum Erliegen
kommt - auch zum Schaden
der preußischen Wirtschaft.
- ludwigsburg. Herzog Eber-
i" hard Ludwig von Württem-
_" <...; berg stattet seine langjährige
� � Mätresse Christina Wilhelmina
"§ von Würben (geborene von
i:
� Grävenitz) mit der Grafschaft
�
� � Welzheim aus. Wie auch in
J5 den anderen Te rritorien, die
..., � er ihr überlässt, reformiert
die kluge Frau dort die Ver-
waltung - und steigert so die
Erträge ihrer Gebiete.
- •
Wien. Die habsburgische
Prinzessin Maria Josepha und
Sachsens Kurprinz Friedrich
August heiraten. Der Bräuti
gam ist bereits fünf Jahre
zuvor der katholischen Kirche
beigetreten, denn er hofft,
später das Erbe der Habsbur
ger antreten zu können.
- IlD
Sachsen. Die Unzuverlässig
keit der sächsischen Post,
befindet August der Starke,
führe zu Einbußen in der
Staatskasse. Deshalb lässt er
überall im Land "Postmeilen
säulen" aufstellen, auf denen
die Fahrpläne der amtlichen
GEORG PHI LI PP TELEMANN
1681-1767
Kaum ein deutscher Komponist wird von seinen
Zeitgenossen so gerühmt wie Telemann, der 1721 als
Musikdirektor nach Hamburg kommt - und wohl keiner
ist produktiver. Rund 3600 Musikstücke, darunter
Kantaten, Opern und Konzerte, schreibt der Autodidakt
nieder und propagiert eine neue Form der Aufführung:
öffentliche Konzerte für das Bürgertum
Kutschen eingemeißelt sind;
die Bediensteten mahnt er zu
mehr Disziplin. So wird seine
Post innerhalb kurzer Zeit zum
leistungsfähigsten Beförde
rungssystem Deutschlands.
Finnland. Im Frieden von
Nystad beenden Schweden
und Russland den Großen
Nordischen Krieg: Das Zaren
reich erhält dauerhaft Zugang
zur Ostsee. Die Reichsfürsten
haben sich schon zuvor ver
traglich mit Stockholm geei
nigt. Preußen behält Teile sei
ner 1715 eroberten Gebiete.
- IiD
Halle. Auf Intervention ein
flussreicher Pietisten wird
Christian Wolff der Universität
verwiesen. Der Mathematiker
und Aufklärungsphilosoph hat-
te in einem Vortrag erklärt, die
chinesische Kultur sei beispiel
haft dafür, dass auch außerhalb
des Christentums eine hoch
stehende Moral existiere. We
nig später hilft Wolff Zar Peter
beim Aufbau der Russischen
Akademie der Wissenschaften.
Im römisch-deutschen Reich
prägt die unter anderem von
ihm vertretene Philosophie der
Aufklärung bald das Denken
vieler Gelehrter, Beamten und
mancher Fürsten: Sie vertrau
en darauf, dass der Mensch
allein durch die Vernunft befä
higt ist, die reale Weit zu er
kennen und zu verstehen.
e Jena. Der Dichter Johann
"" Christian "' Günther stirbt
� 27-jährig, wohl an Tuberkulose.
� Er hinterlässt 600 weitgehend
i: ." unbeachtete Gedichte mit
� 'ii rund 40 000 Versen. Mehr als
ein halbes Jahrhundert später
rühmt Johann Wolfgang von
Goethe die Bedeutung des
spätbarocken Meisters: Seine
Poesie sei "rhythmisch be
<JUem, geistreich, witzig". Vie
len gilt Günther als Vo rreiter
des "Sturm und Drang", der
literarischen Strömung der
frühen Goethezeit.
•ml
� Leipzig. Am Karfreitag
� präsentiert der Komponist
� Johann Sebastian Bach, seit
� � 1723 Musikdirektor der vier
� Stadtkirchen und Kantor
� der Thomasschule, erstmals
� seine "Johannespassion". Mit
.:J der drei Jahre � später urauf-
geführten Matthäuspassion
zählt sie zu den bedeutendsten
Werken der Barockmusik.
•Im
Stuttgart. Herzog Karl Alex
ander von Württemberg beruft
den jüdischen Kaufmann
Joseph Süß Oppenheimer als
"Hof-und Kriegsfaktor" zu
einer Art Finanzminister und
Finanzier in Personalunion.
Sogenannte "Ho�uden" dienen
mehreren deutschen Fürsten
als Kreditbeschaffer. Denn die
meisten christlichen Bankiers
sind nicht willens, den noto
risch klammen Herrschern
Geld zu leihen. Für jüdische
Unternehmer bedeutet diese
Position dagegen einen gewal
tigen sozialen Aufstieg. Nach
dem Tod des Herzogs fa llt
Joseph Süß Oppenheimer
einer auch ant�üdisch moti
vierten Intrige von Höflingen
zum Opfer. Er wird 1738 in
Stuttgart hingerichtet.