chen. Es ist still. Nicht mal zur
Christmette läuten Glocken.
Ziel der Rebellen sind zwei
To re im östlichen Te il der Stadt
mauer. Doch zuvor müssen sie den
Roten Turm einnehmen: ein zie
gelgemauertes Bollwerk, das gut
250 Meter vor den Wallanlagen
am Flussufer der lsar steht.
Mit einer der Kanonen, die
sie vom Te gernsee hierhergezerrt
haben, beginnen sie, auf den Turm
zu fe uern. Die dort postierten Sol
daten schießen zurück, verfehlen
in der Finsternis aber die Angrei
fe r. Dann räumt die Besatzung
plötzlich das Bollwerk, 45 Unifor
mierte ergreifen die Flucht.
Der Rote Turm ist in der
Hand der Bauern. Die verschan-
1705 J Bauernaufstand in Bayern
IN DER
NACHT zum
- Dezember
1705 attackie
ren die Bauern
von Süden
her den Roten
Turm, der die
lsarbrücke
nach München
schützt
zen sich nun hinter Zäunen
und Holzstapeln. Auch Michael
Püechl kauert dort, bereit zum
Sturm. Oben im Turm richten
andere Angreifer die erbeuteten
Kanonen auf die Wälle der Stadt.
Es ist zwei Uhr morgens, am
ersten Weihnachtstag 1705.
Aus dem Roten Turm kra
chen Salven.
D
ass der Konflikt um
die spanische Erb
folge Bayern er
reicht, liegt nur an
einem Mann: Kur
fü rst Maximilian Il. Emanuel. Seit
1680 ist der Herrscher aus dem
Geschlecht der Wirtelsbacher an
der Macht. Ein Verschwender,
prunksüchtig, leichtsinnig, der
sich zu Höherem berufen fühlt.
Die Königswürde will er erlangen
und im Kreis der Großmächte
mitspielen. Sein Vorbild, wie das
so vieler deutscher Fürsten jener
Zeit, ist Frankreichs LudwigXIV.
Als junger Regent hat Max
Emanuel im Krieg der Habsbur
ger gegen die Osmanen Ruhm
und Ehre erworben und erhielt
1685 sogar eine To chter Kaiser
Leopolds I. zur Frau (sie starb aber
bereits sieben Jahre später).
Als Frankreich 1688 in den
Südwesten Deutschlands einfiel,
kämpfte Max Emanuel erneut
aufseiten des Kaisers. Zehmau
sende bayerische Soldaten koste
ten seine Feldzüge das Leben, ein