Geo Epoche - 08.2019

(lu) #1

Preußens am Heck. Und so vertreiben
sich die Männer die Zeit mit Fischen,
Dösen und Spazierengehen.
Damit scheint der koloniale Tr aum
Brandenburg-Preußens endgültig ge­
scheitert. Er war ja ohnehin von Beginn
an aberwitzig - jener Plan eines deut­
schen Kurfürsten, mit den großen See­
mächten zu konkurrieren und in den
Überseehandel mit Gold, Elfenbein und
Sklaven einzusteigen, mit nur wenigen
für die Meere tauglichen Schiffen und
ohne geeignete Häfen an den Küsten.
Ein größenwahnsinniges Unterneh­
men, erdacht gut 30 Jahre zuvor und an­
getrieben von Gier und Skrupellosigkeit.


NACH DEM ENDE des Dreißigjährigen
Krieges 1648 war Brandenburg-Preußen
verwüstet, vielerorts hatten Städte und
Dörfer die Hälfte ihrer Einwohner ver-


FÜR DEN BAU der Bastion Großfriedrichsburg, die auf einem
küstennahen Hügel errichtet wird, lässt Kurfürst Friedrich Wilhelm
Hunderte Tonnen von Material nach Afrika schaffen

Ioren, unzählige Gehöfte lagen verlas­
sen. Kurfürst Friedrich Wilhelm, der
seit 1640 regierte, gewann durch den
We stfalischen Frieden zwar Gebiete hin­
zu - doch seine Besitztümer lagen weit
zersplittert, sie reichten vom Herzogtum
Kleve am Niederrhein bis nach Tilsit an
der Memel.
Um diese zerrissenen Ländereien zu
einen und unter seine Macht zu zwingen,
leistete sich der junge Fürst einen großen
Staatsapparat und ein stehendes Heer,
das bis 1656 auf22 000 Mann anwuchs.
Doch reichten Brandenburg-Preußens
Steuereinnahmen bald nicht mehr aus,
die vielen Beamten und Soldaten auf
Dauer zu bezahlen.

Daher suchte Friedrich Wilhelm
unentwegt nach neuen Geldquellen: Er
fö rderte das Gewerbe, siedelte Wo ll­
manufakturen, Zuckersiedereien und
eine Tabakfabrik um Berlin an, holte
französische Protestanten ins Land, die
den Unternehmergeist anspornen soll­
ten. Und er träumte davon, Handels­
posten außerhalb Europas zu erwerben
und in den Überseehandel einzusteigen.
Gar eine eigene Flotte aufzubauen.
Sein Vo rbild waren die Niederlan­
de, in denen der Kurfürst in der Jugend
einige Jahre verbracht hatte. Sie waren
die stärkste Wirtschaftsmacht zu jener
Zeit, besaßen Kolonien in Südamerika,
in Afrika und Asien, vor allem Indone-
Free download pdf